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Veröffentlicht am 21.03.2022

Autorinnenstimme wird weiter geschärft

Worlds Collide
7

Nachdem es bei mir schon große Begeisterung heraufbeschworen hat, als von Anabelle Stehl, die ich bereits seit ihren Blogger-Zeiten kenne, die „Away“-Reihe erschienen ist, ist natürlich die zweite Reihe ...

Nachdem es bei mir schon große Begeisterung heraufbeschworen hat, als von Anabelle Stehl, die ich bereits seit ihren Blogger-Zeiten kenne, die „Away“-Reihe erschienen ist, ist natürlich die zweite Reihe immer noch besonderer, denn da heißt es endgültig zu beweisen, dass man keine Eintagsfliege ist. Schon in der ersten Reihe ist deutlich aufgefallen, dass Stehl sich eine ganz eigene Autorinnenstimme angeeignet hat und diese schärft sich mit „Worlds Collide“ noch einmal mehr und dennoch sind die Reihen nicht miteinander zu vergleichen und das ist das zweite geforderte Talent, dass man eine Stimme hat, sich aber dennoch ständig neu erfindet.

Die „World“-Reihe spielt in der Welt der Influencer. Nun wahrlich nicht meine eigene Lebenswelt und wahrscheinlich muss ich zugeben, dass ich tendenziell eher vorurteilbehaftet bin, weil ich richtig ehrliche Stimmen da viel zu selten entdecken. Mit Anne Pätzold habe ich aber auch K-Pop entdecken dürfen und habe mich darauf einfach eingelassen und wurde belohnt. So ist es mir jetzt auch bei „Worlds Collide“ gegangen, denn es war schon faszinierend, mit Fiona und Demian hinter die Kulissen zu blicken. Zumal sie beide auch völlig unterschiedliche Teile dieser Welt darstellen, weswegen der Buchtitel auch so perfekt gewählt ist, denn es treffen wirklich zwei Menschen aufeinander, die auf einem Portal gemeinsam unterwegs sind, aber dennoch nicht unterschiedlicher darüber denken könnten. Für Fiona war Social Media eine Möglichkeit, aus ihrem Leben auszubrechen und das zu finden, worauf es im Leben wirklich ankommt. Für Demian ist es nur Mittel zum Zweck, denn eigentlich will er nur auf seinen Traum hinarbeiten, an einer besonderen Akademie für Astronomie angenommen zu werden, denn das ist, wofür er brennt. Hiermit werden dann auch die persönlichen Unterschiede zwischen Demian und Fiona verdeutlicht, denn er ist Wissenschaftler, er zerdenkt alles, Fiona ist der kreative Kopf, sie entscheidet aus dem Bauch heraus, immer ihren Instinkten folgend. Dennoch ist es keine „Frenemies“-Geschichte, denn man merkt deutlich, dass Demian dafür auch gar nicht der Typ ist. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck und als er erstmals etwas bei Fiona etwas erahnt, was er ihr aberkannt hat, da will er das wiedergutmachen.

Alleine an diesem Abschnitt dürfte man schon gemerkt haben, dass mich die Figuren an sich schon vollkommen fasziniert haben. Ich habe weder bei Fiona noch bei Demian alles mittragen können, was sie tun und was sie denken, aber das ist auch gar nicht die Aufgabe. Es ist einfach die Aufgabe, dass ich die Charaktere verstehe, mich in sie hineinversetzen will, um dann mit ihnen zu leiden. Das ist definitiv gelungen. Bei Fiona ist es natürlich vor allem ihre schwere Kindheit und besonders das Verhältnis zu ihrer Mutter, was mich als Leserin sehr mitgenommen hat. Ich fand es gut, dass hier konsequent eine toxische Beziehung inszeniert wurde, ohne am Ende ein unrealistisches Happy End zu erzwingen, denn das hätte zu dieser Geschichte nicht gepasst. Es war verdammt hart mitzuerleben, wie Fionas Mutter denkt und handelt, aber es war in sich konsequent und es war der entscheidende Teil, der Fionas Reise zu sich selbst ausgelöst hat. Bei Demian sieht es so düster gar nicht aus, weil er eine herzensgute Familie hat und dennoch hat auch er seine Dämonen, weil er den einen großen Traum hat, der ihm bislang verwehr wurde und weil er sich deswegen nicht gut genug fühlt, vor allem für seine Familie nicht. Das Schöne bei Demian ist aber, er ist jemand, der zu seinen Fehlern steht und das erkennt man sofort. Durch Fionas Perspektive wird anfangs ein feindliches Bild gezeichnet, doch das kann er mit seiner eigenen Perspektive schnell aufheben, denn es ist klar, dieser Kerl kann nichts Böses wollen. Er handelt nicht immer geschickt, vermutlich auch, weil er immer erst alles genau bedenken muss und dann die Abfahrt verpasst, aber es sind eben die Gegensätze, die hier spannend sind, weil die beiden einen Weg finden, daraus Gemeinsamkeiten zu machen und das ist es doch eigentlich, was Beziehungen zentral ausmachen sollte.

Fiona und Demian haben wahrlich keine Wirbelwind-Romanze und auch extreme Erotik wird hier nicht geboten, aber das ist auch Teil von Stehls Stil. Ihr geht es mehr um das Zwischenmenschliche, um die emotionale Ebene und das respektiere ich sehr, weil es auch Raum für die Themen schafft. Neben dem Einblick in die Welt der Influencer geht es auch um Cancel Culture, eben auch um toxische Themen und diese müssen ja erstmal so transportiert werden, damit sie mit mir als Leserin etwas machen und das ist geschafft worden. Gerade Fiona ist auch eine Figur bei Social Media, die ich mir da immer wünsche, weil man ihre ehrlichen Absichten wirklich gut nachvollziehen können. Aber es ist dennoch eine komplizierte Welt und ich bin gespannt, welche Höhen und Tiefen uns noch geboten werden. Letztlich hatte ich auch noch ein paar Fragezeichen zu einigen Kleinigkeiten, aber alles in allem hat mich das beim Lesen nicht wirklich gestört, weil die Geschichte an sich dennoch rund war.

Fazit: „Worlds Collide“ ist bislang definitiv das beste Buch von Anabelle Stehl und auch ohne Vergleiche ist es eine wirkliche Hausnummer. Hier hat es sich gelohnt, dass es so viele Seiten geworden sind, denn es wird alles schön rund und zufriedenstellend erzählt. Die Themen bekommen den Raum, den sie verdient haben und dabei bleibt es dennoch stets kurzweilig. Das Buch kann ich also wirklich nur von Herzen empfehlen, auch weil es in dem Genre New Adult sich deutlich positioniert bekommt.

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Veröffentlicht am 01.12.2020

Für ein Debüt überzeugend

Breakaway
6

Es ist manchmal ganz schön verrückt, wie klein die Buchwelt sein kann. Da habe ich vor einigen Jahren den Buchblog von Anabelle Stehl entdeckt, dem ich bis heute treu geblieben bin. Und auf einmal veröffentlicht ...

Es ist manchmal ganz schön verrückt, wie klein die Buchwelt sein kann. Da habe ich vor einigen Jahren den Buchblog von Anabelle Stehl entdeckt, dem ich bis heute treu geblieben bin. Und auf einmal veröffentlicht sie selbst ein Buch und das auch noch in dem Genre, das in den letzten zwei Jahren den Großteil meiner gelesenen Bücher ausgemacht hat. Ich wusste zwar, dass sie mit vielen der deutschen Autorinnen befreundet ist, die sich schon auf dem deutschen Buchmarkt etablieren durfte, aber trotzdem rechnet man da nicht mit. Aber natürlich war es Ehrensache, dass ich ihren Debütroman „Breakaway“ lesen würde.

Die größte Erleichterung ist für mich sicherlich, dass es für das erste beendete und veröffentlichte Buch eine wirklich sehr beachtliche Leistung ist. Es hätte nämlich nichts schlimmeres geben können, als dass ich das Buch ganz schrecklich gefunden hätte. Das ist mir und ihr zum Glück erspart geblieben, aber trotzdem wird es jetzt hier auch keine Begeisterungsstürme geben, da man dem Debüt eben auch ein paar typische Debütkrankheiten anmerkt. Ich habe in der letzten Zeit vermehrt festgestellt, dass es mir unheimlich schwerfällt, mich richtig mit einer Figur zu identifizieren, wenn ihre Vergangenheit zu einem riesigen Geheimnis aufgebauscht wird, denn es wird von ihr ein essenzieller Teil einfach ausgespart. Autoren stehen immer vor der Wahl, ob sie Geheimnisse einbauen, um einen gewissen Spannungseffekt zu erzeugen. Aber ich sehe es so, dass New Adult kein Spannungsroman, geschweige denn ein Krimi sein muss, von daher würde ich immer für transparente Figuren plädieren. Bei Lia standen nun leider die Geheimnisse im Vordergrund, weswegen es mir wirklich schwer gefallen ist, eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Darunter hat auch zwangsweise die Liebesgeschichte zu Noah etwas gelitten, denn wenn sie ihrem Gegenüber nicht alles von sich gibt, wie soll da diese besondere Magie entstehen?

Bei Noah hat dagegen nahezu alles gestimmt. Er war die transparente Figur, die ich mir gewünscht habe. Er mag zwar letztlich eine ganz schreckliche Menschenkenntnis haben, aber trotzdem ist man durch seine Perspektive fleißig mit in den Fallen gelaufen und das beweist mir, dass er uns Leser mit auf eine Reise genommen hat. Da bedeutet es dann nicht, dass ich alles so sehen muss, wie er das tut, aber es ist zumindest nachvollziehbar für mich, warum er tut, was er tut. Wo er ein wenig schlecht aussah, waren sicherlich seine überzogenen Reaktionen auf gewisse Entwicklungen. Hier kommt aber gleich der zweite Knackpunkt ins Spiel. Eine NA-Roman lebt von gewissen Wendungen und dramatischen Entwicklungen, aber es ist sicherlich mit eines der größten Herausforderungen in diesem Genre, denn entweder man will zu viel und es wirkt völlig überdramatisiert oder aber man macht aus einer Mücke aus einen Elefanten und dann passt es auch nicht wirklich. Aber gewisse Elemente zu kreieren, in denen man nachvollziehen kann, warum sich für das Paar nun ein Scheidepunkt in ihrer Beziehung ergibt, das ist reine Übungssache und ich bin frohen Mutes, dass sich Anabelle da noch deutlich steigern wird.

Nach diesen stilistischen Mängeln möchte ich aber dennoch noch einmal hervorheben, dass es so viele Gründe gibt, warum man „Breakaway“ definitiv eine Chance geben sollte. Zunächst einmal spielt die Geschichte tatsächlich in Deutschland, dass wir das noch erleben dürfen! Weiterhin sind wirklich schöne Momente entstanden, sei es bei der Kunstausstellung, wo ein toller Bogen zu Lias Entwicklung eingeschlagen wird, der am Ende grandios aufgelöst wird, sei es die Aufdeckung von Lias Geheimnis, deren Beschreibung mich innerlich tief mitgenommen hat oder so viel mehr. All das konnte nur entstehen, weil Anabelle Stehl sich jetzt zurecht Autorin schimpfen kann und ich bin sehr glücklich, dass sie tatsächlich schreiben kann und ich mich auf jedes weitere Buch von ihr freuen werde.

Fazit: „Breakaway“ ist unterm Strich für ein Debüt bemerkenswert, denn erstmal zu beweisen, dass das Zusammengetippte auch tatsächlich ein druckwürdiges Ergebnis ist, ist schon die große Anfangshürde. Natürlich krankt das Buch noch an einigen Stellen, sei es bei der Figurenzeichnung, sei es beim Fingerspitzengefühl, wie viel Drama wo nötig ist, aber das Wichtigste ist einfach, dass es eine Geschichte ist, die einen mit auf eine Reise nimmt.

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Veröffentlicht am 29.03.2021

Vertraut und doch einzigartig wie immer

Durch die kälteste Nacht
5

Brittainy C. Cherry schreibt ihre Bücher zwar in Reihen, aber das war nur selten eine Garantie dafür, dass diese auch inhaltlich einen Zusammenhang haben. Für mich persönlich ist das aber immer ein unschlagbares ...

Brittainy C. Cherry schreibt ihre Bücher zwar in Reihen, aber das war nur selten eine Garantie dafür, dass diese auch inhaltlich einen Zusammenhang haben. Für mich persönlich ist das aber immer ein unschlagbares Argument, weil ich Figuren gerne über einen längeren Zeitraum begleite. Nun scheint mit der Compass-Reihe aber genau das geliefert zu werden, weswegen ich mich auf „Durch die kälteste Nacht“ besonders gefreut haben. Aber wem mache ich eigentlich etwas vor? Ich hätte das Buch natürlich so oder so gelesen!

Die Bücher von BCC sind der Autorin immer schnell eindeutig zuzuordnen, was einerseits für Qualität steht, weil sie eine ganz eigene Art des Schreibens hat, aber es bietet leider auch die Gefahr zu ähnlich zu sein. Bei „Durch die kälteste Nacht“ kann man leider nicht verheimlichen, dass sich einige parallele Elemente zu Romance Elements, aber auch den Einzelbänden ergeben. Dennoch ist es mir wichtig zu betonen, dass letztlich doch jede Geschichte ihren eigenen Charme entwickelt. Seien sich die Figuren oder auch Handlungsmomente manchmal ähnlich, so sind die Entwicklungen zwischendurch gänzlich anders. Dennoch erwische ich mich inzwischen schon mal bei dem Gedanken, dass ich BCC gerne mal ganz anders erleben würde, denn sie hat so schöne Sachen zu sagen, das sollte doch auch in einem anderen Rahmen möglich sind. Ich denke da beispielsweise an Colleen Hoover, die ebenfalls grandios mit der Sprache umzugehen weiß und sich ständig neu erfindet.

Nun aber konkret zu „Durch die kälteste Nacht“. Ich mochte Kennedy und Jax auf Anhieb und das aus unterschiedlichen Gründen. Sie will man am liebsten ständig nur in den Arm nehmen, weil man miterlebt, wie sie von ihrem Ehemann behandelt wird und was für Dämonen sie heimsuchen, während bei ihm der weiche Kern, der nach außen hin harte Schale zeigt, durch seinen Kollegen Connor immer wieder deutlich wird. Die beiden alleine, aber auch zusammen bekommt schnell eine ganz neue Dimension, denn wir dürfen miterleben, wie sie sich als Kinder kennengelernt haben. Die Szenen sind zuckersüß, aber vor allem grandios einzigartig, weil gerade bei der kindlichen Kennedy deutlich wird, was für seltene Figuren sie schaffen kann. Diese sind unangepasst, mutig und so mitten im Leben, wie man sich das immer wünschen würde, weswegen ich sie immer gerne erlebe. Zwar ist somit der Kontrast zur heutigen Kennedy extrem, aber man spürt, dass ein Teil von ihrem kindlichen Selbst noch da ist und den will man endgültig wieder zum Vorschein bringen. Mit dieser gemeinsamen Vergangenheit im Hinterkopf ist es dann auch leichtes Spiel in der Gegenwart, wo die Funken nur so sprühen.

Dennoch wird „Durch die kälteste Nacht“ nicht als mein Liebling in Erinnerung bleiben. Zuletzt habe ich von BBC die Chances-Reihe gelesen und habe „Wie die Stille vor dem Fall. Erstes Buch“ heiß und innig geliebt. Das muss ich dann auch nicht rational begründen, denn es ist oft ein Bauchgefühl, welche Figuren, welche Paarung mich einfach noch intensiver auf ihre Reise mitnimmt. Und bei so vielen schon veröffentlichen Büchern ist wohl auch völlig klar, dass ich nicht alle Werke gleich lieben kann, aber ein Leseerlebnis sind sie wirklich immer wert! Bei „Durch die kälteste Nacht“ habe ich aber dennoch ein paar Argumente, um diesen eher durchschnittlichen Eindruck zu unterfüttern. Das ist zum einen das Erzähltempo. Am Anfang zieht sich vieles, während am Ende alles Schlag auf Schlag geht. Ich finde es normalerweise packender, wenn es immer mal wieder Höhepunkte gibt, um den Leser so gleichmäßig bei der Stange zu halten. Und ein zweites Argument ist sicherlich, dass einiges sehr intensiv, anderes eher lasch auserzählt wurde. Da haben wir grandiose Nebencharaktere wie Joy oder Connor, die mit wenigen Sätzen ein Eigenleben entwickeln, aber dann haben wir auch eher Antagonisten wie Derek, Cole oder auch Penn, die sehr stereotyp und manchmal auch nicht nachvollziehbar gestaltet sind. Auch inhaltlich hat das dann Auswirkungen, weil manche Entwicklungen mich tief innen drin berühren, während andere wie lästige Schikane wirken.

Fazit: „Durch die kälteste Nacht“ hat zwar recht penetrant zwischendurch mich denken lassen „Kenne ich!“ und dennoch entwickelt die Geschichte letztlich noch ihren ganz eigenen Charakter. Dennoch nicht mein Liebling von BCC, weil der Funke nicht so überspringen wollte, wie bei vorangegangenen Paarungen. Dennoch wie immer eine bedingungslose Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Leider nahezu inhaltsleer

Dreams of Yesterday
5

L.H. Cosway ist auf dem deutschen Buchmarkt keine neue Entdeckung, da sie bei Lxy schon mehrere ihrer Werke veröffentlicht hat. Diese haben mich aus diversen Gründen nicht auf den ersten Blick angesprochen, ...

L.H. Cosway ist auf dem deutschen Buchmarkt keine neue Entdeckung, da sie bei Lxy schon mehrere ihrer Werke veröffentlicht hat. Diese haben mich aus diversen Gründen nicht auf den ersten Blick angesprochen, aber das Cover von „Dreams of Yesterday“, Auftakt zu einer neuen Dilogie, hat mich direkt angesprochen, da es verträumter und irgendwie ernsthafter als ein halbnackter Mann auf dem Cover daherkommt.

Nach den ersten Seiten habe ich mir innerlich applaudiert, dass ich es mit Cosway versuche, denn der Einstieg hat mir wirklich hervorragend gefallen. Ich fand sowohl Evelyn, kurz Ev, und Dylan extrem interessant. Sie hat mich ganz oft an mich selbst erinnert, auch mit ihrem vermeintlich sonderlichen Hobby des Gärtnerns. Auch Dylan, der alle Duftstoffe nach Bestandteilen filtern kann, das wirkte auf Anhieb so, als ob wir es hier in diesem Buch nicht mit x-beliebigen Figuren zu tun haben, sondern mit wirklichen Charaktertypen, mit denen man mitleiden und –fühlen kann. Mir hat es auch auf Anhieb gefallen, dass Ev und Dylan tiefgründige Unterhaltungen führen, nur hat sich genau das alles nur als Finte herausgestellt, die mich völlig auf die falsche Fährte mit diesem Buch geführt hat.

Ich habe mich zu Beginn natürlich gewundert, dass das Buch sehr dünn ist, zumal es auch für die üblichen Lxy-Preise auf den Markt kommt, aber dennoch bin ich jetzt am Ende schon fast etwas entsetzt, wie wenig Inhalt dieses Buch eigentlich hat. Nach dem süßen Kennenlernen von Ev und Dylan nämlich passiert im Grunde nicht mehr viel. Die beiden stürzen sich in eine Beziehung, in der sie völlig unverantwortlich Sex haben, obwohl sie doch ach so erwachsen inszeniert worden sind und ansonsten geht es nur noch darum, wie sie noch mehr Sex miteinander haben und wie außen rum ein paar Gefahren drohen, mehr aber auch nicht. Zudem gingen auch die Entscheidungen der beiden immer mehr den Bach runter. Vor allem von Dylan bin ich sehr enttäuscht worden. Hatte ich doch zu Beginn das Gefühl, bei ihm einen kleinen Philosophen versteckt zu haben, so hat sich doch eigentlich gezeigt, dass er extrem oberflächlich denkt und meint, etwas Besseres verdient zu haben und das Bessere scheint nur Geld zu sein. Ev hat bei diesen Gedanken zwar nicht mitgezogen, aber so richtig eine eigene Meinung haben durfte sie eben auch nicht.

Zum Ende hin gibt es dann auch noch einmal einen Knall (der im Übrigen fast komplett im Klappentext verraten wird) und dann ist das Buch auch schon vorbei und ich habe für mich leider nichts mitnehmen können, außer Verärgerung. Im zweiten Band wird es nun einen Zeitsprung geben und dann wird die Liebesgeschichte von Dylan und Ev zu Ende erzählt. Ich bin relativ schnell zum Schluss gekommen, dass es hier keine Dilogie hätte geben dürfen. Es wäre viel sinniger gewesen, den ersten Teil etwas zu kürzen und dafür die gesamte Geschichte in einem zu erzählen. Denn das Ergebnis von Band 1 ist in meinen Augen überhaupt nicht würdig, so aufwendig und vor allem so teuer produziert zu werden. Das mag jetzt sehr hart klingen, aber es gibt viele tolle Reihen, die wegen mangelnden Interesses nicht weiter übersetzt und veröffentlicht werden und es ist schade, dass das auf Kosten von solchen Büchern geht, die zwar ganz nett sind, aber eben auch definitiv nicht mehr.

Fazit: Nach „Dreams of Yesterday“ fällt es mir extrem schwer einzuschätzen, ob ich die Autorin Cosway tatsächlich beurteilen kann, weil ich mich viel mehr darüber geärgert habe, dass hier tatsächlich eine Dilogie veröffentlicht wird, obwohl Band 1 kaum Inhalt hat. Zwar habe ich mich auch über die Charaktere und einige Entscheidungen aufgeregt, aber ich bin überzeugt, dass Cosway hier mit einem Buch mich mehr abgeholt hätte. So aber nicht.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Rollt den Teppich für weitere Teile aus

Dunbridge Academy - Anywhere
4

Nachdem mich Sarah Sprinz mit der „What If“-Reihe doch zunehmend (Band 1 war noch mit viel Luft nach oben) begeistert hat, war für mich vollkommen klar, ihr auch bei der nächsten Reihe zu folgen. Die „Dunbridge ...

Nachdem mich Sarah Sprinz mit der „What If“-Reihe doch zunehmend (Band 1 war noch mit viel Luft nach oben) begeistert hat, war für mich vollkommen klar, ihr auch bei der nächsten Reihe zu folgen. Die „Dunbridge Academy“-Reihe ist zwar wieder etwas weiter von meinem Alter entfernt, aber da mich das bei Jugendbüchern auch nicht beeinträchtigt, habe ich dort überhaupt kein Problem gesehen. Wie gefällt mir nun also der Auftakt?

Der Einstieg in das Buch ist mir wirklich gut gelungen, denn sowohl Emma als auch Henry sind beides Figuren, die direkt Sympathien erzeugen. Auch die Idee, das Geschehen an einem Internat spielen zu lassen, hat wirklich etwas. Auch wenn die Schulform für mich selbst nie etwas gewesen wäre, so habe ich im Jugendbereich doch einiges gelesen, was an Internaten gespielt hat. Angefangen bei Hanni & Nanni und schließlich bis zu Harry Potter, da war schon einiges dabei und ich habe es immer als tolles Setting empfunden, weil es nach den Schulverpflichtungen eben nicht nach Hause geht, sondern auch dann alle zusammenbleiben, was natürlich auch ganz andere Konflikte schürt. Als Emma dann ihre ersten Schritte an der Dunbridge Academy macht, da war es mir zunächst fast unheimlich, wie nett alle waren. Da war ich richtiggehend erleichtert, als die ersten Wolken in Form von Valentine oder Olive aufzogen, denn wo hätte ich sich sonst groß das Konfliktpotenzial heraus ergeben sollen? Aber die Einbindung des Alltags, die ganzen Möglichkeiten herum, da war doch einiges, was Harry Potter und Co schnell gerecht wurde und weswegen das Setting mich auch wirklich in den Bann gezogen hat.

Auch wenn ich für Emma und Henry auch nach Beendigung des ersten Bandes noch Sympathiesternchen verteilen würde, so haben manche Entscheidungen, die ihnen in den Schoß gelegt wurden, für mich nicht so gut gepasst. Bei Sprinz erinnere ich mich noch gut an den ersten Band, wo ich die weibliche Protagonistin oft hätte schütteln mögen. Deswegen war sie mir nicht per se unsympathisch, aber einiges war doch sehr fragwürdig. Und daran musste ich in Bezug auf Emma und Henry nun auch wieder denken, wobei es eigentlich vor allem um ihn geht, denn er steckt in einer Beziehung mit Grace, als er Emma kennenlernt. Da Grace entgegen vieler Vorurteile als wunderbarer Mensch gestaltet wurde, ist mir eigentlich noch mehr ins Auge gefallen, dass Henry viel zu spät einen Schlussstrich gezogen hat. Dennoch ist es insgesamt ein schwieriges Thema, weil es keine konkrete Definition in einer Beziehung gibt, wann der Betrug anfängt, da es ganz individuell ist. Aber da hier deutlich gezeigt wurde, dass Grace anschließend ordentlich leiden musste, fand ich es doch etwas fragwürdig und das war leider so Zwischenkapitel, wo sich für mich das Blatt zu wenden drohte.

Weiterhin war auffällig, dass die Figuren doch recht erwachsen agiert haben, was ich sehr gut verstehen kann, denn Sprinz ist eben auch keine 17 mehr, da passt es eigentlich, dass sich eine gewisse Reife unweigerlich einschleicht. Das hat mir auch gefallen, weil gerade die persönlichen Krisen, die Emma und Henry für sich durchleiden musste, so wirklich sehr gut umgesetzt wurden, ohne dass die Momente durch kindische Entscheidungen torpediert wurden. Dennoch gab es dann manchmal Rückfälle in ein Verhalten, was ich als sehr pubertär empfunden habe. Da war die Balance nicht immer gut. Zuletzt ist es noch so, dass der Roman die inhaltlichen Höhepunkte nicht gleichmäßig verteilt hat. Während es am Anfang sehr gemächlich zugeht, was man mit dem Argument des Einfindens in die Geschichte noch relativieren kann, wird nämlich erst am Ende richtig aufs Pedal gedrückt. Dort geht es richtig Schlag auf Schlag, was aber zwangsweise den Eindruck mit sich bringt, dass einigen Momenten nicht mehr die Zeit eingeräumt wurde, die sie verdient gehabt hätten. Am Anfang also zu brav, am Ende zu viel wollend. Dadurch sind für mich auch kleinere Fragezeichen übrig geblieben, die angesichts der Tatsache, dass es eine Reihe ist, vielleicht noch mehr aufgenommen werden. Aber es ist auch nicht dramatisch.

Insgesamt würde ich aber dennoch zum Fazit kommen, dass ich hier lieber etwas niedriger bewerte, weil ich für die Reihe noch viel Potenzial sehe und das sollte Lob genug sein. Es war ein guter Einstieg, ja, aber auch ein etwas holpriger vom Aufbau und von einigen Handlungsentscheidungen her. Zudem habe ich jetzt schon los auf die weiteren Paare und da das bereits jetzt geschafft wurde, sehe ich die Zukunft an der Stelle rosig.

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