Für Kai ist sein Opa, der bereits auf beachtliche 100 Lebensjahre verweisen kann, sein aller größter Held. Er überlebte den Krieg und das, ohne dabei auch nur einen einzigen Menschen getötet zu haben. ...
Für Kai ist sein Opa, der bereits auf beachtliche 100 Lebensjahre verweisen kann, sein aller größter Held. Er überlebte den Krieg und das, ohne dabei auch nur einen einzigen Menschen getötet zu haben. Wäre sein Opa nicht gewesen, wäre der Krieg sogar nie beendet worden. Zumindest hat er das seinem Enkel immer so erzählt. Kais Großvater wird nun allerdings dement und vergisst dabei auch oft seine eigene Vergangenheit. In der Hoffnung, seinem geliebten Opa helfen zu können, unternimmt der Junge eine Reise in die Geschichte mit ihm. Dabei muss Kai Stück für Stück erfahren, dass sein Großvater mit seinen Erzählungen nicht immer ganz ehrlich zu ihm war.
Krieg und Demenz als die bestimmenden Themen des Buches werden einfühlsam und äußerst kindgerecht beschrieben. Die Geschichte ist geprägt von einer wunderbaren Beziehung zwischen Enkel und Großvater, die mit Humor, Wärme und gegenseitigem Verständnis dargestellt wird.
Frerk wünscht sich nichts sehnlicher als einen Hund. Am besten einen großen, mit dem er durch die Nacht reitet und der ihn beschützt, wenn die anderen Kinder ihn wieder einmal ärgern. Stattdessen findet ...
Frerk wünscht sich nichts sehnlicher als einen Hund. Am besten einen großen, mit dem er durch die Nacht reitet und der ihn beschützt, wenn die anderen Kinder ihn wieder einmal ärgern. Stattdessen findet er im Sand ein Ei, aus dem seltsame kleine Zwerge schlüpfen. Diese kleinen, neuen Bewohner stellen sein Leben und seine gewohnten Strukturen dabei gehörig auf den Kopf...
Frerk kann einem beim Lesen fast leidtun. Eine von unzähligen Allergien geplagte Mutter, ein nicht sehr gesprächiger Vater und die Kinder in der Schule, die ihn hänseln, all das gehört zum Alltag von Frerk. Dennoch schließt man den Jungen schnell ins Herz, man hat Mitleid mit ihm und möchte unbedingt mehr über ihn erfahren. Der Roman wirkt frisch, unterhaltsam, auch nachdenklich stimmend, von Wendungen durchzogen und im nächsten Moment kindlich belustigend und fantasieanregend. Wortneuschöpfungen wie “Taschenkralle” (anstelle von Hand) verleihen dem Buch noch einmal einen ganz besonderen Charme. Aber auch die Handlung selbst überrascht oft, beispielsweise, als dem Ei plötzlich anfangen Haare zu wachsen und kleine Zwerge aus ihm schlüpfen. Ich empfand es als ein weitestgehend humorvolles Buch, das sich definitiv lohnt, zu lesen.
Seitdem sich Familie Pittel einen neuen Staubsauger zugelegt hat, veränderte sich das Leben aller Familienmitglieder drastisch. Frau Pittel ist einem Putzwahn verfallen und saugt alles weg, was ihr vor ...
Seitdem sich Familie Pittel einen neuen Staubsauger zugelegt hat, veränderte sich das Leben aller Familienmitglieder drastisch. Frau Pittel ist einem Putzwahn verfallen und saugt alles weg, was ihr vor die Nase kommt, Staub, Dreck und Laub, bis hin zu Läusen und Blumen. Ihr Mann und ihre Kinder Laura und Robert erkennen sie einfach nicht wieder. Doch liegt das nur an ihrem neuen “Ratz-Fatz-x-weg 23"? Und welche Rolle spielen die Tropfen in dem mysteriösen Goldfläschchen? Die beiden Geschwister treten gemeinsam mit Lauras Freundin Gerti eine abenteuerliche und heikle Reise in die Wüste an, um den Machenschaften der Firma “GRÜNDLICH” auf die Schliche zu kommen und damit gleichzeitig ihren Eltern zu helfen.
Die Geschichte begeistert durch eine mitunter komisch anmutende und amüsante Schreibweise (z.B. Nervennotfallteam, Haifischmauldüse, …) und entwickelt dabei eine zunehmende Spannung. Wahrheit und Fiktion der Schilderungen werden geschickt gemischt und werfen immer wieder neue, begründete Fragen auf. Die Illustrationen unterstreichen den Inhalt des Buches an einigen Stellen auf eine äußerst lustige und gelungene Weise.
Der Roman von Finn-Ole Heinrich dreht sich um die kleine Paulina, welche von allen eigentlich nur Maulina genannt wird, weil sie ziemlich gerne und oft wütend wird und für ihr Leben gern mault. Daher hat ...
Der Roman von Finn-Ole Heinrich dreht sich um die kleine Paulina, welche von allen eigentlich nur Maulina genannt wird, weil sie ziemlich gerne und oft wütend wird und für ihr Leben gern mault. Daher hat sie ihr altes Zuhause auch Mauldawien genannt, ein ganzes Königreich, welches ihr allein gehört und in dem sie die Königin ist. Dort lebte sie mit ihren Eltern und ihren beiden Schildkröten. Doch vor Kurzem trennten sich Maulinas Eltern, weshalb sie nun mit ihrer Mutter in eine muffige Plastikwohnung ziehen musste. Sie ist wütend auf alles, aber besonders auf ihren Vater, den sie kurzerhand nur noch „den Mann“ nennt. Zunächst will Maulina nichts von der neuen Schule und den neuen Freunden wissen und setzt alles daran, damit sie und ihre Mutter wieder nach Mauldawien zurückkehren können. Doch eines Morgens steht Paul vor ihrer Tür, der eine Straße weiter in einer Jugendwohngruppe lebt, und die beiden beginnen sich anzufreunden. Zusammen mit ihm schmiedet sie Pläne, um ihr altes Reich zurückzuerobern. Allerdings ist das Leben nicht immer so, wie man es gerne haben möchte. Das wird Maulina unmissverständlich bewusst, als ihre Mutter ihr eröffnet, dass sie an einer schweren Krankheit leidet. Ganz schlimm, aber zum Glück gibt es ja auch noch den „General für Käse“, der ihr stets mit Rat und Tat zur Seite steht.
Mir hat das Buch von Finn-Ole Heinrich beim Lesen ungemein viel Spaß und auch Zeiten des Nachdenkens bereitet, Heiteres und Tragisches wechseln sich miteinander ab. Paulina präsentiert sich als besonders ideenreiches Kind, welches ihre Fantasiewelt auch gerne mit ihren Freunden und ihrer Familie teilt. Davon abgesehen ist ihr größtes Hobby das Maulen, sodass es verständlich ist, dass sie von Zeit zu Zeit einen “Maul” bekommt. Die Geschichte zeigt dabei auch auf, wie schwer sich Erwachsene oft tun, offen mit ihren Kindern über Probleme, Krankheiten oder schwierige Situationen zu sprechen. Kein Wunder also, dass Maulina durch mangelnde Informationen völlig falsche Schlüsse zieht, welche entsprechende Folgen für ihre Familie und Freunde mit sich bringen.
Besonderen Charme hatte für mich das Detail, dass die 84 Topfpflanzen, welche Maulina und ihre Mutter besitzen, als kleine Illustrationen im Buch versteckt sind. Diese können gefunden und auf den ersten und letzten Seiten abgehakt werden, sobald man eine von ihnen entdeckt.
Das Kinderbuch erzählt von der 8-jährigen Helsin, welche ihren Platz im zwischenmenschlichen Miteinander sucht und vor allem lernen muss, ihre Impulse und und oft affektgeladenen Reaktionen und Wutausbrüche ...
Das Kinderbuch erzählt von der 8-jährigen Helsin, welche ihren Platz im zwischenmenschlichen Miteinander sucht und vor allem lernen muss, ihre Impulse und und oft affektgeladenen Reaktionen und Wutausbrüche zu kontrollieren. Während ihre Klassenkameraden, Lehrerin und Adoptiveltern bereits Strategien zum Umgang mit ihren Gefühlsachterbahnen entwickelt haben, gestaltet sich die Situation noch einmal deutlich komplizierter, als ein neuer Junge in ihre Klasse kommt und Helsin am ersten Tag wegen ihres Namens sichtlich ärgert. Zudem plagen Helsin ihre “Spinner”.
In einem Moment innerer Erregung verletzt Helsin den Jungen und stiehlt ihm versehentlich seinen Leguan. Als sie jedoch mit dem neuen Jungen namens Louis ein Referat halten muss, erfährt sie, dass auch er aus Skandinavien stammt, genau wie sie. Im Verlauf ihrer Zusammenarbeit an dem Projekt lernen sie sich besser kennen, verbringen Zeit miteinander und treffen sogar Louis' Großvater, der selbst mit “Spinnern” zu kämpfen hatte. Das einzige Problem, das bleibt, ist, dass Helsin immer noch den Leguan bei sich zu Hause behält, was für einige unangenehme Überraschungen sorgt.
Es ist der Schreibstil des Buches, der mich wahrhaft ansprach, er wirkte angemessenen einfühlsam, altersadäquat und gut verständlich. Die nachvollziehbaren Beschreibungen der Gefühle und Gedanken Helsins in ihrer Detailvielfalt begeistern dabei in nachhaltiger Weise. Besonders, weil Höfler für ihren Roman Helsin einen personalen Erzähler gewählt hat, erlangt der Leser den Eindruck, in Helsins Inneres eindringen zu können. Es zeigt zudem auf, wie aus Rivalen letzten Endes doch noch Freunde werden können und greift die Thematik „Adoption“ mit all ihren Facetten auf. Erfrischend präsentierte sich der etwas „andere“ Hauptcharakter, mit welchem gearbeitet wurde, eine Art kleiner ”Systemsprenger”, der sich die Sympathie des Lesers erst erkämpfen muss, sofern es der Leser zulässt. Mir fiel es mir an manchen Stellen schwer, Helsin wirklich ins Herz zu schließen, was vielleicht an ihren teilweise wenig nachvollziehbaren Reaktionsmustern lag, verbunden mit einer Hilflosigkeit der Personen in ihrer nächsten Nähe diesem Auftreten gegenüber. Man muss dem Mädchen jedoch eine angenehme Charakterentwicklung zugute kommen lassen. Am Anfang der Geschichte akzeptiert sie ihre Gefühle wie sie sind, lässt ihnen freien Lauf und widmet sich und ihnen auch keinerlei Selbstreflexion, wohingegen sie zum Ende hin eine Chance sieht, ihre Spinner zu besiegen. Darüber hinaus haben die Kapitelüberschriften, wenn auch passend gewählt, meist ein wenig zu viel vom Inhalt vorweggenommen, sodass keine wirkliche Spannung aufkam.