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Veröffentlicht am 09.03.2021

Freundschaft bis über den Tod hinaus

Das Leben ist zu kurz für irgendwann
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Zum Inhalt:
Terry muss ihren dementen Vater Eugene kurzfristig aus dem Pflegeheim mitnehmen, auf der Rückfahrt schaut sie bei ihrer besten Freundin Iris vorbei um ihr einen Geburtstagskuchen zu bringen, ...

Zum Inhalt:
Terry muss ihren dementen Vater Eugene kurzfristig aus dem Pflegeheim mitnehmen, auf der Rückfahrt schaut sie bei ihrer besten Freundin Iris vorbei um ihr einen Geburtstagskuchen zu bringen, doch Iris ist nicht da, statt dessen findet Terry einen Brief. Hals über Kopf macht sich Terry mit Vater im Schlepptau auf den Weg um gerade noch rechtzeitig Iris am Hafen von Dublin einzuholen. Iris leitet an Multiple Sklerose und ist auf den Weg in die Schweiz um sich mit Würde von der Welt zu verabschieden. Terry muss sich schnell entscheiden und so begleitet sie ihre Freundin auf ihren Weg in die Schweiz. Auf ihrer Fahrt von Irland über England und Frankreich in die Schweiz erleben sie so einiges und Terry beginnt sich mit ihrem eigenen Leben auseinander zu setzen.

Meine Meinung:
Das Cover ist ein echter Blickfang mit seinen unterschiedlichen Blautönen und den beiden Frauen mit einem Koffer. Geschrieben ist das Buch aus der Sicht von Terry, die ein gepflegtes Zuhause und Planung liebt und stets für ihren Mann und ihre erwachsenen Töchter zu jeder Zeit da ist. Ganz untypisch für sie reist sie ihrer Freundin hinterher und lässt sich damit auf eine chaotische Reise ein. Ihr Ziel ist es Iris von ihrem Vorhaben abzubringen, doch diese verbietet sich jede Einmischung und bittet darum ihren Wunsch zu akzeptieren. Iris ist eine starke Frau, die ihr Leiden nie an die große Glocke gehängt hat, aber nun die Zeit für gekommen hält einen würdevollen Abgang zu erleben. Eugene, der an Demenz leitet, läuft so nebenbei mit. Hauptsächlich geht es in diesem Buch eigentlich um Terry, die während dieses Roadtrips über sich selbst hinaus wächst und plötzlich die Zeit findet ihr bisheriges Leben zu überdenken. Sie muss lernen, dass ihr Wunsch ihre beste und einzige Freundin nicht zu verlieren egoistisch ist und sie deren Vorhaben respektieren muss, auch wenn sie es nicht gerne tut. Eine Freundschaft fürs Leben bis über den Tod hinaus.
Die Autorin Ciara Geraghty präsentiert ein ernstes Thema in einem lockeren und flüssigen Schreibstil, dies gelingt dadurch, dass sie das Hauptaugenmerk auf Terry legt. Die einzelnen Kapitel tragen Überschriften mit Fahrschulregeln, eine Hommage an Terrys Vater Eugene, der als Taxifahrer gearbeitet hat. Während mich die meisten Seiten zwar gut unterhalten haben, fehlte mir etwas die Tiefe. Das Ende gefiel mir am besten, so fand z.B. nicht nur Terry die Begegnung mit einem ehemaligen Kollegen von Eugene sehr aufschlussreich, sondern auch ich.

Fazit:
Eine lockere Geschichte über die Entwicklung einer Frau, die ihre Freundin auf den letzten Roadtrip begleitet.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 01.03.2021

Arm und Reich

Die Verlorenen
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Zum Inhalt:
London 1754 die junge, ledige Krabbenverkäuferin Bess muss aus Mangel an finanziellen Mitteln ihre neugeborene Tochter Carla im Foundling Hospital abgeben. Fortan spart sie um ihr Kind später ...

Zum Inhalt:
London 1754 die junge, ledige Krabbenverkäuferin Bess muss aus Mangel an finanziellen Mitteln ihre neugeborene Tochter Carla im Foundling Hospital abgeben. Fortan spart sie um ihr Kind später dort wieder abzuholen. Sechs Jahre später ist es endlich soweit, doch Clara ist nicht mehr da, sie wurde einen Tag nach der Abgabe im Heim angeblich von Bess wieder abgeholt. Ein Alptraum für Bess die sich auf die Suche nach ihrem Kind begibt. Durch Zufall findet sie ihr Kind das jetzt in gutem Hause lebt und eine andere Frau Mutter nennt. Durch eine Lüge erschwindelt sie sich das Vertrauen der Anderen und muss entscheiden was besser für ihr Kind ist, ein Leben im goldenen Käfig oder in Armut als Krabbenverkäuferin?

Meine Meinung:
Das Cover hat mich sofort mit seinem kräftigen Blau und der Frau mit dem Baby auf dem Arm in einem verschlossenen Käfig in seinen Bann gezogen. Dies ist der 2. Roman der Autorin Stacy Halls, allerdings wurde der Erste noch nicht in Deutschland übersetzt veröffentlicht.
Die Beschreibung der Örtlichkeiten, Kleidung und Lebensumstände sind detailreich. Der Schreibstil ist flüssig und ich konnte sofort in die Geschichte eintauchen. In die Hauptprotagonistin Bess konnte ich mich gut hinein versetzen, sie wirkte für ihr Alter sehr entschlossen und tatkräftig auf eine liebevolle Art. Stellte ich mir die Frage: Warum tut sie das?“, so wurde diese später immer beantwortet. Clara/Charlotte empfand ich als tapferes Mädchen, dass aus Liebe auch andere Lebensumstände in Kauf nehmen würde. Bei Alexandra war ich zwiespältig, ihre kalte, spröde Art irritierte mich am Anfang, doch nachdem ich erfahren hatte welche Dämonen sie plagen konnte ich sie etwas besser verstehen. Zwei Mütter die in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten leben und beide das gleiche Kind auf ihre Art lieben wie wird das enden?
Anhand des Klapptextes hatte ich mir vorgestellt das Bess eine aufwändige Suche nach ihrem Kind anstellen müsste und einen ungleichen Kampf in der Gesellschaft kämpfen müsste, doch dem war nicht so. Relativ rasch fand Bess ihre Tochter Clara, es gelang ihr mühelos in eine Rolle zu schlüpfen und auch bei ihren weiteren Plänen erhielt sie immer irgendwelche Unterstützung, es funktionierte alles zu einfach. Dennoch konnte mich die Story mit ihrem flüssigen Schreibstil, der detailreichen Beschreibung und Emotionen für sich gewinnen und ich musste es in einem Rutsch durchlesen.

Fazit:
Ein fesselnder Roman der mit einer gewissen Leichtigkeit für kurzweilige Lesestunden sorgt.

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  • Cover
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Veröffentlicht am 25.02.2021

Die Gabe des Bienenjungen

Das Flüstern der Bienen
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Zum Inhalt:
Die alte Nana Reija genießt ihren Lebensabend in ihrem Schaukelstuhl vor der Hütte, doch etwas lässt sie eines Tages zum Fluss unter der Brücke gehen, dort macht sie eine seltsame Entdeckung. ...

Zum Inhalt:
Die alte Nana Reija genießt ihren Lebensabend in ihrem Schaukelstuhl vor der Hütte, doch etwas lässt sie eines Tages zum Fluss unter der Brücke gehen, dort macht sie eine seltsame Entdeckung. Ein neugeborener Junge übersät mit lauter Bienen und wie durch ein Wunder ist er unversehrt, bis auf eine Missbildung. Zunächst sind die abergläubischen Dorfbewohner vom mexikanischen Dorf Linares misstrauisch. Simonopio wird der Junge liebevoll von Nana Reija und den Besitzern der Hazienda, Beatriz und Francisco Morales, genannt und erhält bei ihnen samt den Bienen ein Zuhause. Zwar wird er wegen seine Missbildung nie sprechen können und doch versteht er mehr von der Natur als alle anderen. Während die Revolution, die spanische Grippe und die Gesetze den Menschen das Leben erschweren ist es Simonopio, der mit seiner Gabe seinen Paten und den Bewohnern der Hazienda das Leben und die Existenz rettet. Doch es droht Gefahr und Simonopio weiß nicht ob er sie abwenden kann.

Meine Meinung:
Auf dem Cover bestimmen Orangen und ihre Blüten, die Bienen anziehen, das Bild und ist gut zu dem Inhalt gewählt. Geschrieben ist das Ganze wie eine Geschichtenerzählung schlicht, wortgewandt und interessant, teilweise aus dem Auge eines Betrachters teilweise aus der Sicht des Sohnes der Morales. Dadurch waren Sprünge in verschiedenen Begebenheiten vorprogrammiert und erhöhten die Spannung, wollte ich doch unbedingt wissen wie es weitergeht, egal welches Ereignis gerade erzählt wird.
Simonopio ist mir ans Herz gewachsen mit seiner ruhigen und naturverbundenen Art, mit der er es schaffte, dass seine Paten seinem Urteil vertrauten. Auch die Gutsbesitzer Beatriz und Francisco Morales konnten mich für sich einnehmen, gaben Sie doch diesen ungewöhnlichen Jungen ein Zuhause, waren sich ihrer Verantwortung gegenüber ihren Angestellten bewusst und behandelten sie gut. Nana Reija spielte eher eine Nebenrolle wie sie stets tagein, tagaus fest in ihrem Schaukelstuhl saß. Hauptsächlich geht es um die Hazienda und ihre Bewohner, die sich freuen können das Simonopio zu ihnen gehört. Natürlich darf auch der Bösewicht in Form des Arbeiters Espiricueta nicht fehlen, der nur auf seine Gelegenheit wartet. Dies wird immer wieder erwähnt und so weiß man, dass irgendwas passieren wird. Durchweg konnte mich die mexikanische Autorin Sofia Segovia mit ihrer Geschichte in ihren Bann ziehen, allerdings habe ich mir das Ende etwas anders vorgestellt und so schließe ich mit einem Zitat von Simonopio: „ Hör genau hin und gib Acht was das Leben dir sagt.“

Fazit:
Eine außergewöhnliche, wunderbare Erzählung die mich in ihren Bann gezogen hat.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Ein Spiel mit der Macht

Der Fall des Präsidenten
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Zum Inhalt:
Der ehemalige US-Präsident Douglas Turner reist nach Griechenland um dort einen Vortrag zu halten. Doch bereits am Flughafen erwartet ihn eine böse Überraschung. Mit den Worten: „ Ich verhafte ...

Zum Inhalt:
Der ehemalige US-Präsident Douglas Turner reist nach Griechenland um dort einen Vortrag zu halten. Doch bereits am Flughafen erwartet ihn eine böse Überraschung. Mit den Worten: „ Ich verhafte Sie im Auftrag des Internationalen Strafgerichtshofs wegen Kriegsverbrechen“ wird er in Haft genommen, mit dabei Dana Marin als Vertreterin des Internationalen Strafgerichthofs (International Criminal Court (ICC)). Sofort geht ein Video über die Szene in den Medien herum. Ein Aufschrei in der Welt folgt, die EU-Staaten sind irritiert, die Amerikaner empört und drohen mit Sanktionen, schließlich erkennen Sie den ICC nicht an. Eine heikle Sache in der sich kein Land der Welt gerne hineinziehen lässt. So hat Dana Marin nicht nur gegen Verleumdung, Schikane und den Behörden zu kämpfen sondern sieht sich auch mit den politischen Spielchen konfrontiert. Ein ungleicher Kampf beginnt.

Meine Meinung:
Das Cover wirkt düster und mit der platzierten Patrone weißt es auf Gewalt hin. Der Titel „Der Fall des Präsidenten“ ist schlau gewählt, denn ohne Textangabe könnte man sowohl ein Verfahren meinen als auch den politischen Niedergang, was sich auch in dem Buch darstellt. Vorrangig geht es um den ehemaligen US-Präsidenten Douglas Turner der angeklagt werden soll, aber auch die Wiederwahl des derzeitigen Präsidenten ist somit in Gefahr. Der Schreibstil war für mich am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, der Wechsel zwischen Szenen war nicht immer zu erkennen da es nur einen Absatz gab. Aber nach der Eingewöhnungsphase ging das Lesen dann mühelos. Sofort beginnt die Geschichte ohne großen Vorspann. Spannend verfolgte ich welche Folgen die Verhaftung des ehemaligen Präsidenten nicht nur auf die Mitglieder des Strafgerichtshofes und auf Dana Marin, der Hauptprotagonistin, sondern auch für einzelne Staaten hat. Dana Marin wird mehr und mehr in eine Rolle gedrängt, die sie eigentlich nicht innehaben wollte, dennoch stellt sie sich mit kühlem Kopf und couragiert mit Hilfe des Anwalts Vassilios ihrer Aufgabe. Bedrängt von den Medien und den unterschiedlichsten Meldungen in den sozialen Netzwerken, muss sie sich aber auch die Frage stellen: „Wem kann ich vertrauen?“. Marc Elsberg beschreibt in seinem fiktiven Roman hervorragend wie die Supermacht und die einzelnen Staaten in so einem Fall reagieren könnten, welche politischen Spiele gespielt werden, die Angst und Zweifel die der Whistleblower hat und wie geschickt die Menschen über die sozialen Medien mit bearbeiteten Bildern und falschen Texten manipuliert werden.

Fazit:
Ein spannungsreicher, interessanter und faszinierender Politthriller der für fesselnde Lesestunden sorgt.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Interessante Familiengeschichte

Wo wir Kinder waren
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Zum Inhalt:
Die Nachfahren und Haupterben des Gründers der Spielzeugfabrik Langbein in Sonneberg/Thüringen treffen sich in dem ehemaligen Wohngebäude der Familie um es für eine Vermietung auszuräumen. ...

Zum Inhalt:
Die Nachfahren und Haupterben des Gründers der Spielzeugfabrik Langbein in Sonneberg/Thüringen treffen sich in dem ehemaligen Wohngebäude der Familie um es für eine Vermietung auszuräumen. Während Eva und Jan noch in diesen Gemäuern aufgewachsen sind, war Iris aus dem Westen nur einmal für die Sommerferien zu Besuch.
Gegründet wurde die Firma während der Kaiserzeit, erreichte ihren Höhepunkt in der Weimarer Republik, überstand die beiden Weltkriege, erlebte die Teilung Deutschlands und wurde verstaatlicht. Nach der Rückführung an der Familie musste jedoch Konkurs angemeldet werden.
Zwar herrscht bei den Dreien eine gewisse Verbitterung, doch während sie die Wohnungen entrümpeln kommen so einige Erinnerungen auf und vor allem der Kampfgeist und das Durchhaltevermögen der Familie dringen wieder in ihr Bewusstsein.

Meine Meinung:.
Zu Beginn des Buches ersteigert Eva eine seltene Langbein-Puppe im Internet. Ein weiterer Mitbewerber treibt den Preis in die Höhe, Eva vermutet ihren Cousin Jan oder ihre Cousine Iris dahinter. Dadurch merkt man das zwischen den Dreien eine gewisse Spannung vorliegt. Dies gibt sich aber während die drei das Haupthaus ausräumen.
Liebevoll beschreibt die Autorin Kati Naumann die Geschichte der Familie und der Firma Langbein von der Kaiserzeit bis jetzt, dabei wird das Zeitgeschehen gut eingebaut. Der Leser spürt regelrecht die Hoffnung und die Kraft die diese Familie ausstrahlt, begleitet den Entwicklungsprozess der Spielzeugfirma und das Leben der Familie.
Ausgangspunkt der Geschichte ist die heutige Zeit in der die drei durch ihre Fundstücke zurück in die Vergangenheit blicken, Fragen die sie dabei aufwerfen versuchen sie zu beantworten. Hier hat die Autorin gekonnt die Vergangenheit eingeblendet. Eine Sache wird entdeckt, man stellt sich darüber Fragen und schon blickt man in die damalige Zeit erfährt eine Geschichte rund um diesen Gegenstand oder die Fragen die sich die drei gestellt haben. So gibt es immer wieder einen Wechsel zwischen den Zeiten. Für mich war Flora die Hauptprotagonistin, die Großmutter der drei, die ihren Mann immer wieder Mut machte und den Leitspruch der Familie immer wieder sagte: „Die Firma ist das Herz der Familie“ und sie selbst neben der Arbeit in der Fabrik auch noch die Küche zur „Seele der Familie“ machte. Ich konnte mich wunderbar in diese Geschichte vertiefen, die auch bei mir einige Erinnerungen auslöste. Ich wollte ständig wissen wie es weiter geht aber gleichzeitig nicht dass das Buch endet. Kati Naumanns Schreibstil ist so gelungen, dass ich mich gut mit ihren Geschichten identifizieren kann.

Fazit:
Wunderbar gefühlvolle und authentische geschriebene Familien- und Firmengeschichte der Fam. Langbein.

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