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Veröffentlicht am 26.06.2020

Berührend und interessant

Ich bleibe hier
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Zum Inhalt:
In dem schönen beschaulichen Bergdorf in Südtirol lebt Trina mit ihren Eltern. Die politische Lage ist hier nicht einfach, so kann Trina nach ihrer Ausbildung zur Lehrerin nicht arbeiten, da ...

Zum Inhalt:
In dem schönen beschaulichen Bergdorf in Südtirol lebt Trina mit ihren Eltern. Die politische Lage ist hier nicht einfach, so kann Trina nach ihrer Ausbildung zur Lehrerin nicht arbeiten, da die Faschisten sie nicht unterrichten lassen. Doch Trina unterrichtet heimlich in Kellern und Scheunen und begibt sich somit in Gefahr. Auch ihr Mann Erich macht sich so seine Gedanken und sucht verzweifelt Verbündete gegen den Bau des geplanten Staudamms. Als sich die Bevölkerung von Graun von 1939 bis 1943 entscheiden muss ob sie in ihrer Heimat bleiben, die von den Faschisten geführt wird oder nach Deutschland gehen wählen Trina und Erich ihre Heimat. Feindseligkeit, Verlust, Krieg und Vertreibung prägen Trinas Leben

Meine Meinung:
Marco Balzano hat einen schönen, jedoch unverblümten Schreibstil. Der Leser betrachtet Trinas Leben durch die Erzählung der Protagonistin, die dies ihrer Tochter, die sie immer wieder schmerzlich vermisst, schreibt oder gedanklich erzählt. Man begleitet Trina von ihrer Kindheit bis ins Alter und erfährt so, wie sie sich immer wieder den Widrigkeiten des Lebens stellen muss.
Geschichtliche Ereignisse werden dem Leser auf bedrückende Weise näher gebracht. Es wird schnell klar, dass ein Leben in Graun, bzw. der ganzen Region Südtirol (Alto Adige), bedingt durch seine Lage und den politischen Interessen, nicht einfach war. Ich konnte mich gut in Trina hineinversetzen und ihre Trauer, Wut, Enttäuschung, Angst und auch ihre Kraft nachempfinden. Was aber steht im Mittelpunkt der Geschichte? Trinas Lebensgeschichte oder die Planung und das Bauen des Stausees um Graun? Das wiederrum hat der Autor geschickt mit geschichtlichen Fakten verwoben. Obwohl der Autor am Ende des Buches ausdrücklich betont das es ihn hier nicht um die Geschichte von Graun direkt ging, sondern so wörtlich zitiert aus dem Buch:
„Hätte ich nicht sofort den Eindruck gehabt, dass die Geschichte dieser Gegend und des Staudamms sich dafür eignete, hier eine private und persönliche Geschichte anzusiedeln, in der sich die historischen Abläufe spiegeln und die die Möglichkeit bot, ganz allgemein über Verantwortungslosigkeit, über Grenzen, über Machtmissbrauch und die Bedeutung des Wortes zu sprechen, dann hätte ich trotz der Faszination, die dieser Ort auf mich ausübt, nicht genug Interesse aufgebracht, um diese Ereignisse zu studieren und einen Roman darüber zu schreiben.“ Gerade aber das Coverbild von dem Kirchturm in der Mitte des Sees und die Geschichte Grauns hat mein Interesse an diesem Buch geweckt und ich wurde nicht enttäuscht.

Fazit:
Ein Buch das berührt und gleichzeitig die geschichtlichen Abläufe der Region Südtirol dem Leser näher bringt.

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Veröffentlicht am 20.05.2020

Geschichten sammeln kann gefährlich sein

Die Geschichtensammlerin
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Zum Inhalt:
1989 lebt die 10-jährige Ileana mit ihren Eltern in Bukarest. Oft gibt es sehr wenig zu essen, Wasser und Strom sind ebenfalls Mangelware. Doch Ileana und ihre Familie gleichen das mit Geschichten ...

Zum Inhalt:
1989 lebt die 10-jährige Ileana mit ihren Eltern in Bukarest. Oft gibt es sehr wenig zu essen, Wasser und Strom sind ebenfalls Mangelware. Doch Ileana und ihre Familie gleichen das mit Geschichten aus. Ileana ist immer begierig auf neue Geschichten, die sie in ihrer Sammelmappe aufschreibt, immer wieder verändert und die ungeschminkte Wahrheit mit einfließen lässt. Doch dies ist gefährlich wie sie eines Tages lernen muss, ihr geliebter Onkel Andrei, ein Schriftsteller, ist verschwunden. Ihre Eltern machen sich Sorgen, nicht nur um Andrei, nein auch um Ileana. Als sie auch noch bemerken dass ihre Wohnung verwanzt ist, wird Ileana alleine in ein Bergdorf zu ihren Großeltern geschickt. Dort ist sie sicher, so glauben ihre Eltern. Doch der Securitate, Ceausescus Schergen, ist das kleine Bergdorf bald ein Dorn im Auge. Und Ileana muss sich die Frage stellen ob sie ihrer eigenen Familie noch trauen kann.

Meine Meinung:
Das Cover ist schlicht und trotzdem sehr wirkungsvoll. Man sieht auch auf dem ersten Blick, dass es in der Story um ein Mädchen geht. Die Schriftstellerin Jessica Kasper Kramer schreibt in der Ich-Perspektive aus Sicht der 10-jährigen Ileana. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen. Geschichtliches und Story sind gut aufeinander abgestimmt. Gekonnt gibt Jessica Kasper Kramer die damaligen Zustände des Ceausescu-Regime wider, so spürt der Leser auch die Beklemmung und die Angst der Bevölkerung. Denn die Angst vor dem Regime zieht sich mit einem roten Faden durch das Buch. Zwischen der eigentlichen Geschichte um Ileana enthält das Buch Märchen und Geschichten, die Ileana sich ausdenkt, oder die sie gehört hat. Die Protagonistin Ileana wird wissbegierig, verschwiegen und auch sehr mutig dargestellt und ich konnte mir ihr Leben bildhaft vorstellen. Das hat mich oft während des Lesens daran erinnert wie dankbar ich bin, in einem Land ohne Angst zu leben und in dem man seine Meinung frei äußern darf.

Fazit:
Ein interessantes Buch um ein mutiges Mädchen, aufgewachsen zu einer Zeit da die Angst vor der Regierung das Leben bestimmt.

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Veröffentlicht am 11.05.2020

Emilias süße Verführung

Kann Gelato Sünde sein?
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Zum Inhalt:
Die 60-jährige Emilia hat Sehnsucht nach ihrer Tochter Julia, die in Kalabrien studiert. Kurzerhand beschließt die Hobbybäckerin ihre Tochter zu besuchen. Leider entspricht Julias Bericht nicht ...

Zum Inhalt:
Die 60-jährige Emilia hat Sehnsucht nach ihrer Tochter Julia, die in Kalabrien studiert. Kurzerhand beschließt die Hobbybäckerin ihre Tochter zu besuchen. Leider entspricht Julias Bericht nicht so ganz den Tatsachen und Emilia muss feststellen, dass Julia der Liebe wegen in einem kleinen Dorf versucht ein Agriturismo Hotel auf die Beine zu stellen. Auch Emilia erliegt dem Zauber des Dorfes Pizzo und versucht sich dort ein Standbein aufzubauen, dabei hat sie die Rechnung ohne Gasparo, den Bürgermeister des Dorfes und zugleich Julias Schwiegervater in spe gemacht, der das Dorf zur gesunden Lebensweise zwingt.

Meine Meinung:
Cover und Titel des Buches von Tessa Hennig haben mich angesprochen. Die Autorin besticht mit ihrem leichten Schreibstil, der mich auch ab und zu schmunzeln ließ. Protagonisten und Landschaft sind realitätsnah beschrieben, trotzdem fand die Autorin auch noch Platz für ein kleines bisschen Übersinnlichem, was aber gut zu der Geschichte passte. Die Story selbst fand ich gut ausgebaut, versucht doch Julia ihren Weg in ihre Zukunft zu finden, der nicht gerade bequem ist. Auch Emilia, die Hauptprotagonistin überzeugt mit ihrem Wunsch sich ihren Traum zu erfüllen und in der Nähe ihrer Tochter zu sein. Dass sie dabei allerdings gegen den Widerstand des Bürgermeisters kämpfen muss hätte sie nicht erwartet, schließlich wollen alle doch nur das Beste für das Dorf und auch den Tourismus beleben. Klischeehaftes wie Mafiosi, Temperament etc. versteht die Autorin gut in die Handlung einzubauen. Ja, der Geschmack von Emilias Torten hat meine Zunge gekitzelt, ich habe Kalabriens Hitze gespürt und mich mit den Einwohnern Pizzos gut unterhalten. „Kann Gelato Sünde sein?“ hat mich gut unterhalten und ist eine perfekte Erholungslektüre von einem stressigen Alltag.

Fazit:
Lockere Erholungslektüre für kurzweilige Lesestunden

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Veröffentlicht am 04.05.2020

Happy End – Ja oder Nein?

Die Mitte ist ein guter Anfang
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Zum Inhalt:
Eva verbringt bei ihrer Freundin Carla ein paar Tage in Spanien. Dort überreicht Carla ihr ein Päckchen von Evas langjährigen Lebensgefährten Arne.
Unverhofft hält Eva einen Verlobungsring ...

Zum Inhalt:
Eva verbringt bei ihrer Freundin Carla ein paar Tage in Spanien. Dort überreicht Carla ihr ein Päckchen von Evas langjährigen Lebensgefährten Arne.
Unverhofft hält Eva einen Verlobungsring in den Händen. Und plötzlich steht Evas Leben auf dem Kopf. Jetzt nach 20 jährigem Zusammenleben und der fast erwachsenen, gemeinsamen Tochter auf einmal Heiraten? Die Sache hat doch bestimmt einen Haken?
Eva ist sich völlig unsicher ob sie den Heiratsantrag annehmen soll. Sicher, ihre 15-jährige Tochter Frida ist völlig aus dem Häuschen, ihre Eltern jedoch sind nicht gerade begeistert. Die Ehen ihrer Freundinnen scheinen gerade zu zerbrechen und selbst ihre Eltern haben plötzlich Eheprobleme. Und da ist ja auch noch dieser sympathische Henry Hagemann.

Meine Meinung:
Mein zweites Buch das ich von der Autorin Fanka Bloom lese.
Der Schreibstil ist locker, gespickt mit etwas Humor. Die Geschichte wartet mit diversen Eheproblemen/Lebensgemeinschaftsproblemen auf und zeigt, wie es nun einmal im richtigen Leben ist, dass nach einigen Jahren meist die Luft raus ist, jetzt heißt es sich zusammenraufen oder trennen. Selbst die Protagonistin Eva zweifelt in ihrer Partnerschaft und nun will Arne sie heiraten. Evas Gedankengänge sind gut nachvollziehbar, auch Arnes Argumente für die Ehe kann ich durchaus verstehen. So kommt es zu einem ständigen auf und ab bei Eva und ihren Gefühlen, und deshalb weiß der Leser, trotz Hochzeitsvorbereitungen nicht ob es am Ende zu einer Hochzeit kommen wird. Leider hat mich Jedoch dieses ständige hin und her mit der Zeit etwas genervt, obwohl das Buch damit, und den diversen Hochzeitsvorbereitungen die Evas Freundinnen für sie unternehmen, lebendig gehalten wurde. Ich konnte mich weder mit Eva noch mit einer ihrer Freundinnen identifizieren, dazu fehlte mir etwas mehr Tiefgang, den ich auch nicht zwischen den Zeilen finden konnte.

Fazit:
Locker geschriebenes Buch über die Mitte des Lebens und den damit verbundenen (Ehe-)Problemen

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Die Kindheit lebt nochmal auf

Zwei Wochen im Juni
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Zum Inhalt:
Die zwei Schwestern Ada und Toni müssen nach dem Tod ihrer Mutter das Elternhaus räumen, da sie es zum Verkauf anbieten. Dafür haben Sie sich für zwei Wochen im Juni vorgenommen. Zusätzlich ...

Zum Inhalt:
Die zwei Schwestern Ada und Toni müssen nach dem Tod ihrer Mutter das Elternhaus räumen, da sie es zum Verkauf anbieten. Dafür haben Sie sich für zwei Wochen im Juni vorgenommen. Zusätzlich zu dieser Bürde, haben die beiden Frauen auch noch ihre eigenen privaten Probleme, die sie der anderen gegenüber verschweigen. Natürlich finden sich da Sachen, die die beiden Frauen zurück in ihre Kindheit führen und sie in ihren Erinnerungen schwelgen lassen. Glückliche Momente als Familie, bis der Vater sie verließ. Die Aufregung im Haus als der russische Maler Maxim, von ihrem Vater beauftragt ein Portrait der beiden Mädchen zu malen, bei ihnen wohnte. Der Garten, der von ihrer Mutter gehegt und gepflegt wurde. Die tollen Abendkleider ihrer Mutter. Zum Schluss finden die beiden einen Brief ihrer Mutter der an sie gerichtet ist und mit Überraschungen aufwartet.

Meine Meinung:.
Die Schriftstellerin Anne Müller schreibt in einem ruhigen, bildhaften Stil, der ein flüssiges Lesen des Buches garantiert. Man kann sich das Haus, den Garten und das Wetter wunderbar vorstellen. Es wird beschrieben wie Ada und Toni die Sachen packen, entsorgen und sich ihren Erinnerungen und dem Verlust stellen. Dennoch fehlte mir etwas mehr Wärme und Gefühl, so konnte ich leider keinen richtigen Bezug zu den Protagonistinnen und ihren Gefühlen herstellen, dies ist wohl der Seitenanzahl des Buches geschuldet.

Fazit:
Eine Geschichte der Erinnerungen, des Verlustes und des Loslassens, die jedoch bei mir nicht lange nachhallt

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