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Veröffentlicht am 06.05.2019

Ein Buch voller Emotionen

Das Honigmädchen
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Zum Buch:
Die alleinerziehende Camille glaubt sich täglich in dem väterlichen Delikatessenhandel beweisen zu müssen. Als sie den Rotstift bei einer südfranzösischen Honigmanufaktur ansetzen will, stoppt ...

Zum Buch:
Die alleinerziehende Camille glaubt sich täglich in dem väterlichen Delikatessenhandel beweisen zu müssen. Als sie den Rotstift bei einer südfranzösischen Honigmanufaktur ansetzen will, stoppt ihr Vater sie und verlangt von ihr, mit den Worten: „Mach einfach mal Urlaub“, das sie persönlich die Honigmanufaktur im französischen Loursacg inspiziert. Da Maries Vater kurzfristig die Ferien mit seiner Tochter abgesagt hat, muss sie ihre pubertierende Tochter, die sich seit der Trennung von ihr entfremdet hat, mitnehmen. Als sich auch noch ihr nerviger Nachbar Tobias anschließt, ist Camille alles andere als glücklich. Der Empfang des Honigherstellers Henri Lampert ist zudem auch nicht von Freundlichkeit geprägt. Doch was Camille in Loursacq erlebt, hätte sie sich nie vorstellen können.

Meine Meinung:
Die Autorin Claudia Winter erzählt hier nicht nur eine Wohlfühlgeschichte, nein hier muss man auch zwischen den Zeilen lesen. Landschaft und Gefühle der Protagonisten werden von ihr wunderbar beschrieben. Hier hat mich vor allem fasziniert, wie authentisch sie die Gefühle von Camille als Mutter beschreibt, wenn die Worte ihrer Tochter sie bis ins Herz treffen. Ich spüre Camilles Wut, als Maries Vater kurzfristig den Urlaub absagt, aber zu feige ist es Marie selbst zu sagen. Und ich empfinde mit Marie, wie enttäuscht sie von der ganzen Situation ist, vor allem da sie ja auch nicht alles weiß. Ich freue mich für sie, als sie ihre Liebe zu den Bienen entdeckt. Ich habe Mitleid mit Henri, der sein Leben lang mit dem Makel seiner Geburt von den Dorfbewohnern nie richtig akzeptiert wurde. Und natürlich gibt es auch noch eine Liebesgeschichte. Wir erfahren einiges über Bienen und nebenbei etwas Geschichtliches über die „filles à boche“. „Das Honigmädchen“ hat mich auf jeden Fall gut unterhalten.

Fazit:
Claudia Winter hat hier wieder einen wunderbaren Roman geschrieben, der sämtliche Gefühle in dem Leser weckt. Eine Wohlfühlgeschichte mit geschichtlichem Touch.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Nichts ist wie es scheint

Auris
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Klapptext:
Die kleinste Abweichung im Klang einer Stimme genügt dem berühmten forensischen Phonetiker Matthias Hegel, um Wahrheit von Lüge zu unterscheiden. Zahlreiche Kriminelle konnten mit seiner Hilfe ...

Klapptext:
Die kleinste Abweichung im Klang einer Stimme genügt dem berühmten forensischen Phonetiker Matthias Hegel, um Wahrheit von Lüge zu unterscheiden. Zahlreiche Kriminelle konnten mit seiner Hilfe bereits überführt werden. Hat der Berliner Forensiker nun selbst gelogen? Allzu freimütig scheint sein Geständnis, eine Obdachlose in einem heftigen Streit ermordet zu haben. Die True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge, darauf spezialisiert, unschuldig Verurteilte zu rehabilitieren, will unbedingt die Wahrheit herausfinden. Doch als sie zu tief in Hegels Fall gräbt, bringt sie nicht nur sich selbst in größte Gefahr.

Zum Buch/Meine Meinung:
Vorneweg einmal, dieses Buch ist nach einer Idee von Sebastian Fitzek entstanden, was schon einmal den Kauf dieses Buches forciert.
Das Buchcover mit seinem weißen Hintergrund und der roten Schrift mit dem Titel "Auris" wirkt schlicht und dennoch faszinierend.
Schon ab dem ersten Kapitel gibt es Spannung, als man den Phonetiker Matthias Hegel bei einem Einsatz begleitet, in dem er zwei Kindern das Leben rettet. Und das nur, weil er ein paar Sätze des Geiselnehmers gehört hat. Als Phonetiker der akustische Beweisführungen macht, hat er ein gutes geschultes Ohr. Deshalb passt der Titel „AURIS“ was „Ohr“ bedeutet sehr gut. Jula Ansorge, die mit ihren Podcasts auf unschuldig Verurteilte aufmerksam macht, erkennt Widersprüche im Fall Hegel und nimmt sie dessen Fall an. Nebenbei versucht sie ihr eigenes Trauma und den Tod ihres Bruders zu verarbeiten. Geschickt wird zwischen Gegenwart und Vergangenheit gesprungen, was die Geschichte lebendig hält. So erfährt der Leser was Jula passiert ist und weshalb sie daran interessiert ist, genaueres über die Umstände von damals zu erfahren. Doch ist Jula durch ihr Trauma leicht zu manipulieren? Diese Frage stellt sich der Leser am Ende des Buches, das noch mit einigen Überraschungen aufwartet und somit auf den zweiten Teil neugierig macht.
Während mich die Szenen mit dem Protagonisten Matthias Hegel fasziniert haben und ich diese total spannend waren, konnte mich die Hauptprotagonistin Jula Ansorge nicht fesseln. Sie wirkte auf mich teilweise etwas naiv im Umgang mit ihren Vermutungen und kam zu leicht an wichtige Informationen. Sicher, nur so konnte die Geschichte flüssig weiterlaufen aber hier hatte ich oft das Gefühl, es geht mehr um eine nahtlose Erzählung als um einen spannenden Thriller. Ich hatte aufgrund des sehr guten Anfangs etwas mehr erwartet, mir fehlte zwischendrin die wirklich gute fesselnde und spannende Schreibweise. Ich kann es nur so formulieren: „Ein Buch mit Matthias Hegel, wie er seine Fälle bearbeitet und löst in der Schreibweise wie am Anfang würde ich sofort kaufen, während ein Buch über die Podcasterin Jula Ansorge mich nicht groß interessiert.“ Und deshalb tue ich mir mit einer Punkte/Sterne Vergabe nicht leicht, ich bin zweigeteilt, auf der einen Seite würde ich 4 Sterne vergeben, auf der anderen Seite nur 3 Sterne. Da es aber keine 3,5 Sterne gibt werde ich mich auf 3 Sterne festlegen, da der größere Teil mit Jule zu tun hat.

Fazit:
Spannende Geschichte mit einigen Wirrungen, die mich nach dem starken Anfang leider nicht dauerhaft fesseln konnte.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Eine Frau, die auf ihre Art die Familie zusammen hält

Der Zopf meiner Großmutter
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Zum Inhalt:
Mit knapp 6 Jahren lebt der kleine Maxim mit seiner russischen Großmutter und dem asiatischen Großvater als sogenannte Kontingentflüchtlinge in einem Flüchtlingswohnheim. Wenn seine Großmutter ...

Zum Inhalt:
Mit knapp 6 Jahren lebt der kleine Maxim mit seiner russischen Großmutter und dem asiatischen Großvater als sogenannte Kontingentflüchtlinge in einem Flüchtlingswohnheim. Wenn seine Großmutter nicht gerade gegen die Ärzte, die die Krankheiten ihres Enkels nicht erkennen wollen, ihre Mitbewohner und deren Religion oder dem deutschen Schulsystem wettert, ist diese voll und ganz damit beschäftigt Max zu behüten, den sie gerne als debilen Idioten bezeichnet, der keine allzu große Lebenserwartung hat. Bis eines Tages ein neues Ereignis sie erschüttert, doch Margarita packt die neue Situation auf ihre Art an und übernimmt wie gewohnt die Führung.
Kurz aus dem Klapptext: „Meine Großmutter, mein Großvater, seine Geliebte und ich. »Ich kann mich genau an den Moment erinnern, als mein Großvater sich verliebte. Es war klar, dass die Großmutter nichts davon mitkriegen sollte. Sie hatte schon bei geringeren Anlässen gedroht, ihn umzubringen, zum Beispiel, wenn er beim Abendessen das Brot zerkrümelte.«“

Meine Meinung:
Dies ist das erste Buch das ich von der Autorin Alina Bronsky lese, obwohl sie mit „Scherbenpark“ schon einen großen Erfolg feierte und ich merke, hier habe ich bisher etwas verpasst. Das Buch selbst hat nicht sehr viele Seiten, beim ebook unter 200 Seiten. Das Cover ist passend zum Titel gewählt. Zeigt auf roten Grund die Rückenansicht einer Frau mit langem geflochtenem Zopf unter einem Kopftuch.
Der Schreibstil ist flüssig und wortgewandt, teilweise etwas frech und die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie schreibt kein Wort zu viel, aber dennoch ist alles auf den Punkt gebracht, so ist ein fließendes Lesen garantiert. Das Buch besticht durch seine Protagonisten. Die Geschichte wird aus der Sicht von Maxim geschrieben, der unter der Bevormundung seiner resoluten Großmutter aufwächst. Man bekommt fast Mitleid mit ihm, doch er weiß sich zu helfen. Dann ist da die dominante Großmutter Margarita um der es in diesem Roman geht, eine ehemalige Tänzerin. Sie schimpft auf alles und jeden, dennoch gewinnt sie einen für sich, denn sie hält mit ihrem großen Herzen die Familie zusammen. Der Großvater Tschinigs, der stillschweigend alles über sich ergehen lässt, aber vieles (bis auf sein Herz) unter Kontrolle hat. Und nicht zu vergessen, die Nachbarin Nina, die mit ihrer Tochter Vera bald zur Familie gehört. Die besonders gut beschriebenen Charaktere und der flotte Schreibstil sowie die tragikomische Geschichte machen das Buch zu einem wahren Lesevergnügen. Ich bin dankbar, dass ich das Buch bei vorablesen gewinnen konnte und werde mir jetzt auch noch die beiden anderen Bücher der Autorin zulegen.

Fazit:
Ein wahres Lesevergnügen, dass wunderbar unterhält. Klare Leseempfehlung.