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Veröffentlicht am 27.03.2023

Ein wunderbares Buch, lesen und genießen

Die Bibliothek der Hoffnung
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Inhalt:
1944 in London, hier suchen in der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green 5000 Menschen Zuflucht und ein Zuhause vor den Bombenangriffen der Deutschen. Auch die ausgebombte Bibliothek zieht ...

Inhalt:
1944 in London, hier suchen in der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green 5000 Menschen Zuflucht und ein Zuhause vor den Bombenangriffen der Deutschen. Auch die ausgebombte Bibliothek zieht hier ein. Hier im Shelter entsteht eine eigene kleine Welt. Voller Hingabe versuchen die Bibliothekarin Clara und ihre Gehilfen Ruby den Menschen, vor allem den Frauen und Kindern, mit ihren Büchern das Leben erträglicher zu machen und ihnen Hoffnung zu geben, dabei haben sie mit ihren eigenen traumatischen Erfahrungen zu kämpfen. Aber es gibt auch Widerstände, denn nicht jeder Mann möchte, dass seine Frau durch das Lesen eventuell auf dumme Gedanken kommt. Clara und Ruby müssen sich nicht nur gegen ihren neuen Chef behaupten.

Meine Meinung:
Die Geschichte handelt vom London zur Zeit der heftigsten Bombenangriffe (The Blitz) im 2. Weltkrieg. Ungeschönt beschreibt die Kate Thompson von der Not und den Gefahren des Krieges, aber auch von dem Unglück, das sich ereignete, als Schutzsuchende in das Tunnelsystem des Shelter wollten. Der Sturz einer Frau löste einen dramatischen Dominoeffekt aus, bei dem 173 Menschen den Tod fanden. Unter anderem auch Rubys Schwester, was Ruby mit Schuldgefühlen zurücklässt. Dies alles jedoch in einem warmherzigen Ton, der genau die passenden Gefühle hervorruft. Ja, ich habe mit den Protagonisten gelacht, geweint und gekämpft. Die beiden Hauptprotagonistinnen Clara und Ruby wurden schnell für mich wie zwei Freundinnen, die das Herz auf den rechten Fleck haben, aber sich auch zu behaupten wissen. Einfühlsam gehen sie auf die Sorgen und Nöte der Frauen und Kinder ein, finden das jeweils richtige Buch für ihre Kundschaft, gehen dabei aber auch manchmal ein gewisses Risiko ein. Beatty und Marie, zwei jüdische Mädchen, haben ebenso mein Herz im Sturm erobert wie Sparrow, der zwar nicht lesen kann, aber sich genauso wie die anderen Kinder auf die abendlichen Vorlesestunden freut, die den Kindern Hoffnung, Bildung und Wärme bieten und sie in fremde, abenteuerliche Welten schicken. Wer Bücher liebt, ist hier geradezu hingerissen von der Magie, die Claras Bücherauswahl heraufbeschwört. Geschickt wurden hier Tatsachen mit einer tollen Geschichte verwoben, so wurde die Bibliothek in der Realität im Shelter von George F. Vale und Stanley Snaith geführt und nicht von unseren Protagonistinnen Clara und Ruby. Dieser wundervolle Roman mit seiner Hommage an die Bibliothekarinnen und Bibliothekare ist für mich zu einem Lesehighlight geworden und ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin.

Fazit:
Ein Lesehighlight, das tief berührt und die Kraft und die Magie der Bücher spüren lässt.

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Starke Frauen der Backmanufaktur

Zuckerjahre – Die Frauen der Backmanufaktur
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Zum Inhalt:
1914 Julius Meister kehrt nach Bielefeld zurück, um in die Firma seines Vaters Carl einzutreten. Doch zuvor heiratet er seine Lotte. In der Firma, sowie in der Bevölkerung herrscht eine frohe ...

Zum Inhalt:
1914 Julius Meister kehrt nach Bielefeld zurück, um in die Firma seines Vaters Carl einzutreten. Doch zuvor heiratet er seine Lotte. In der Firma, sowie in der Bevölkerung herrscht eine frohe Stimmung, den Menschen geht es so gut wie schon lange nicht, doch die Zeichen einer unheilvollen Änderung stehen bevor. Schon bald bricht der 1. Weltkrieg aus und Julius muss an die Front, während Lotte schwanger und voller Sorgen sich zusammen mit der Familie sich um den Fortbestand der Firma kümmert. Doch auch sie sind vor Schicksalsschlägen nicht gefeit.

Meine Meinung:
Der 2. Teil um die Frauen der Backmanufaktur umreißt die Jahre von Mai 1914 bis September 1919 und ist eine gut gelungene Fortsetzung. Während im 1. Teil Josephine und ihr Mann Carl mit ihren Erfindungen und Aufbau der Firma beschäftigt waren, sind nun die Kinder mit ihren Partnern gefordert, der Firma Wachstum und Neuerungen zu bringen. Dabei werden die Angestellten weiterhin sozial und freundlich behandelt und es gibt immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte. Vieles entsteht aus der Not heraus, um den Fortbestand der Firma zu sichern, dabei sind die Frauen der Familie Meister ihrer Zeit weit voraus. Kein Wunder, dass diese sich auch allgemein um mehr Rechte für die Frauen, bis hin zum Frauenwahlrecht, einsetzen.
Die Autorin Eva Maria Bast beschreibt realistisch in einem schönen, genießerischen Schreibstil die Geschichte um die jungen Frauen Lotte und Friederike, aber auch Martha, Josephine und Maria kommen nicht zu kurz. Fast schon möchte man ein Familienmitglied dieser starken Frauen sein. Obwohl die Frauen mit ihren Ideen in der Story stark im Vordergrund stehen und somit der Herzschlag der Firma sind, so sind die es doch die Männer, die die Firma führen. Da eine Zeitspanne von 5 Jahren beschrieben wird, kann nicht auf alles bis ins Detail eingegangen werden, aber die Autorin meistert diese Sprünge ideal.
Das Grundgerüst des Romans beruht auf der Historie eines bekannten Backmittelherstellers, wahre Begebenheiten und literarische Freiheiten runden die Erzählung ab und machen sie sehr lesenswert. Und so ist es auch nicht verwunderlich, wenn ich dem 3. Teil „Zimtträume“ schon entgegenfiebere.

Fazit:
Fesselnde Fortsetzung, die mich mit ihrer anschaulichen und emotionalen Story komplett mitgenommen hat.

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Veröffentlicht am 06.02.2023

Familie Kuhns Schicksal

Feldpost
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Zum Inhalt:
Anwältin Cara Russo sitzt in einem Café, als sich eine fremde Frau zu ihr setzt. Sie erzählt ihr von Adele Kuhn, die nach dem Krieg plötzlich verschwunden sei, obwohl sie noch Sachen hinterlassen ...

Zum Inhalt:
Anwältin Cara Russo sitzt in einem Café, als sich eine fremde Frau zu ihr setzt. Sie erzählt ihr von Adele Kuhn, die nach dem Krieg plötzlich verschwunden sei, obwohl sie noch Sachen hinterlassen hat, die sie abholen wollte. Ehe sich Cara versieht, hat die Frau das Café verlassen und zurück bleibt eine Aktentasche. Cara möchte die Tasche gerne der Frau zurückgeben, deshalb öffnet sie diese um evtl. eine Adresse zu finden, doch was sie entdeckt sind Feldpostbriefe die an Adele Kuhn gerichtet sind, in der von tiefer Liebe zu lesen ist, sowie einen Kaufvertrag über eine Villa zu einem symbolischen Preis. Was steckt hinter dem Verschwinden von Adele? Ihre Neugierde ist geweckt und sie beginnt nach dem Verbleib von Adele zu recherchieren, dabei deckt sie eine verbotene Liebe, einen Verrat und die tragische Schuld einer Liebenden auf.

Meine Meinung:
Das Cover passt zu der Geschichte in diesem Buch wunderbar, ist aber kein Eyecatcher. Doch es führt zu einem fiktiven Roman, der auf wahren Lebensgeschichten beruht und genauso authentisch geschrieben ist. Ein warmer, flüssiger Schreibstil eröffnet eine tief traurige und dramatische Geschichte, die mich in ihren Bann gezogen hat. Abwechselnd zwischen den Zeitebenen vom Jahr 2000 und der Vergangenheit von 1935-1945 wird die Geschichte um die Freundschaft der Familien Kuhn und Martens erzählt, die im Mittelpunkt der Geschichte steht, Caras Recherchen ergänzen das Ganze. Während die Martens sich nach der Machtergreifung der Nazis in der Partei aufgehen, steht Gerhard Kuhn der neuen Partei und ihrem Wirken skeptisch gegenüber. Dies hat gravierente Folgen für seine Familie und Gerhard muss mit seiner Frau ins Ausland fliehen, zurück bleiben seine beiden Kinder Arthur und Adele und ein Versprechen seines besten Freundes Martens. Stück für Stück wird das Drama in kurzen Kapiteln, die mit dem jeweiligen Namen des Protagonisten und dem Datum beginnen, spannend und mit überraschenden Wendungen aufgebaut. Zutiefst berührt habe ich stets gehofft, dass sich zum Ende noch alles zum Guten wenden wird.

Fazit:
Ein bewegender, historischer Roman über das Drama einer Familie in dunklen Zeiten

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Phyllida Bright ermittelt

Die Dreitagemordgesellschaft
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Zum Inhalt:
Die Krimiautorin Agatha Christie und ihr Mann laden acht Gäste für 3 Tage in ihr Haus Mallowan Hall ein. Es gibt viel zu tun für das Personal. Am nächsten Morgen, nach Ankunft der Gäste, findet ...

Zum Inhalt:
Die Krimiautorin Agatha Christie und ihr Mann laden acht Gäste für 3 Tage in ihr Haus Mallowan Hall ein. Es gibt viel zu tun für das Personal. Am nächsten Morgen, nach Ankunft der Gäste, findet die Haushälterin Phyllida Bright eine Leiche in der Bibliothek. Rasch informiert sie die Polizei und bittet diese, großes Aufsehen zu vermeiden. Die Kriminalbeamten agieren recht umständlich, weshalb sich Phyllida entschließt, der von ihr geschätzten Romanfigur Hercule Poirot nachzueifern und den Mord so rasch wie möglich aufzuklären. Als sich herausstellt, dass die Leiche in der Bibliothek nicht die Person ist, die sie vorgab zu sein, ist Phyllidas rasche Kombinationsgabe gefragt. Wird es ihr gelingen, den Mord aufzuklären?

Meine Meinung:
Mit Freude bin ich in das Buch eingetaucht und habe mich mit der Haushälterin von Mallowan Hall, Phyllida Bright, die mich stark an Miss Marple und Hercule Poirot erinnert, der Aufklärung des Falles hingegeben. Dabei überzeugte mich Phyllida, die weiß, wie man die richtigen Fragen stellt, mit ihrer Beobachtungsgabe und ihrem Instinkt. Köstlich habe ich mich über den ständigen Schlagabtausch zwischen Chauffeur Bradford und Phyllida amüsiert und ich hoffe doch sehr, dass dieser in den nächsten Bänden eine größere Rolle neben Phyllida spielt. Überhaupt nimmt die Dienerschaft von Mallowan Hall einen großen Platz ein und erinnert so an manch Serie wie z. B. Downton Abbey. Der Autorin Colleen Cambridge ist es gelungen einen hervorragenden Roman im Stil von Agatha Christie zu schreiben und konnte mich damit so begeistern, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.

Fazit:
Ein Whodonit-Roman der für spannende und vergnügliche Lesestunden sorgt.

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Veröffentlicht am 29.11.2022

Gretels Leben danach

Als die Welt zerbrach
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Zum Inhalt:
3 Jahre nach Kriegsende flieht eine Mutter mit ihrer Tochter Gretel von Polen nach Paris und lebt dort unter falschen Namen. Doch die Schatten der Vergangenheit holen sie immer wieder ein. ...

Zum Inhalt:
3 Jahre nach Kriegsende flieht eine Mutter mit ihrer Tochter Gretel von Polen nach Paris und lebt dort unter falschen Namen. Doch die Schatten der Vergangenheit holen sie immer wieder ein. Jahre später lebt die inzwischen über 90-jährige Gretel Frensby in einer Eigentumswohnung im Londoner Villenviertel in einer eingespielten Hausgemeinschaft. Als Mr. Richardson, der Besitzer der Wohnung unter ihr stirbt, wird die Wohnung verkauft. Gretel hofft, dass die neuen Eigentümer sich in die ruhige Hausgemeinschaft fügen. Mit dem Einzug der jungen Familie Darcy-Witt ändert sich jedoch ihr bisheriges ruhiges Leben. Der neunjährige Henry erinnert sie an ihren verstorbenen Bruder Bruno und sie muss sich ihren Dämonen erneut stellen. Doch die Ereignisse zwingen Sie sich zu entscheiden, soll sie handeln oder wegsehen.

Meine Meinung:
Dieses Buch beschreibt das Leben von Gretel, der Schwester von Bruno (Der Junge im gestreiften Pyjama), nach Ende des 2. Weltkriegs. Die Flucht mit der Mutter, ihre versteckte Identität, der Kummer und die Schuldgefühle sind ihr ganzes Leben lang ständig präsent. Vieles, was Gretel passiert, wird von ihrer Vergangenheit bestimmt und die Frage nach ihrer persönlichen Schuld lässt sie nicht los.
Auch ich beschäftigte mich während des Lesens und darüber hinaus ständig mit der Schuldfrage. Manchmal hatte ich jedoch auch das Gefühl, dass man Gretel bewusst Schuld einredet, um sein eigenes Handeln zu rechtfertigen. Doch was für ein Mensch ist Gretel? Sie wirkt oft kühl und unnahbar, dennoch steckt ein weicher Kern unter ihrer harten Schale, den der kleine Henry zum Vorschein bringt.
Großartig gelingt es dem Autor John Boyne, die Gegenwart und die Rückblicke auf Gretels Leben, in eine emotionale, packende und nachdenkliche Atmosphäre zu tauchen und so fiel es mir schwer das Buch aus der Hand zu legen.
Warum für Gretel ihre Wohnung, wie bereits im 1. Kapitel zu lesen:
„… war ich nach einigen im Stillen eingeholten Erkundigungen zu dem Entschluss gekommen, unbedingt in Mayfair wohnen zu wollen – und nicht nur in Mayfair, sondern genau in diesem Haus.“
so wichtig ist, wurde mir am Ende mit einem Aha-Effekt offenbart.

Fazit:
Ein Buch, das durch die Gesamtheit der Geschichte lange nachwirkt.

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