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Veröffentlicht am 29.11.2022

Gretels Leben danach

Als die Welt zerbrach
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Zum Inhalt:
3 Jahre nach Kriegsende flieht eine Mutter mit ihrer Tochter Gretel von Polen nach Paris und lebt dort unter falschen Namen. Doch die Schatten der Vergangenheit holen sie immer wieder ein. ...

Zum Inhalt:
3 Jahre nach Kriegsende flieht eine Mutter mit ihrer Tochter Gretel von Polen nach Paris und lebt dort unter falschen Namen. Doch die Schatten der Vergangenheit holen sie immer wieder ein. Jahre später lebt die inzwischen über 90-jährige Gretel Frensby in einer Eigentumswohnung im Londoner Villenviertel in einer eingespielten Hausgemeinschaft. Als Mr. Richardson, der Besitzer der Wohnung unter ihr stirbt, wird die Wohnung verkauft. Gretel hofft, dass die neuen Eigentümer sich in die ruhige Hausgemeinschaft fügen. Mit dem Einzug der jungen Familie Darcy-Witt ändert sich jedoch ihr bisheriges ruhiges Leben. Der neunjährige Henry erinnert sie an ihren verstorbenen Bruder Bruno und sie muss sich ihren Dämonen erneut stellen. Doch die Ereignisse zwingen Sie sich zu entscheiden, soll sie handeln oder wegsehen.

Meine Meinung:
Dieses Buch beschreibt das Leben von Gretel, der Schwester von Bruno (Der Junge im gestreiften Pyjama), nach Ende des 2. Weltkriegs. Die Flucht mit der Mutter, ihre versteckte Identität, der Kummer und die Schuldgefühle sind ihr ganzes Leben lang ständig präsent. Vieles, was Gretel passiert, wird von ihrer Vergangenheit bestimmt und die Frage nach ihrer persönlichen Schuld lässt sie nicht los.
Auch ich beschäftigte mich während des Lesens und darüber hinaus ständig mit der Schuldfrage. Manchmal hatte ich jedoch auch das Gefühl, dass man Gretel bewusst Schuld einredet, um sein eigenes Handeln zu rechtfertigen. Doch was für ein Mensch ist Gretel? Sie wirkt oft kühl und unnahbar, dennoch steckt ein weicher Kern unter ihrer harten Schale, den der kleine Henry zum Vorschein bringt.
Großartig gelingt es dem Autor John Boyne, die Gegenwart und die Rückblicke auf Gretels Leben, in eine emotionale, packende und nachdenkliche Atmosphäre zu tauchen und so fiel es mir schwer das Buch aus der Hand zu legen.
Warum für Gretel ihre Wohnung, wie bereits im 1. Kapitel zu lesen:
„… war ich nach einigen im Stillen eingeholten Erkundigungen zu dem Entschluss gekommen, unbedingt in Mayfair wohnen zu wollen – und nicht nur in Mayfair, sondern genau in diesem Haus.“
so wichtig ist, wurde mir am Ende mit einem Aha-Effekt offenbart.

Fazit:
Ein Buch, das durch die Gesamtheit der Geschichte lange nachwirkt.

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Veröffentlicht am 07.11.2022

Kreativität beim Kochen in Kriegszeiten

Die Köchinnen von Fenley
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Zum Inhalt:
2 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs werden von der britischen Regierung die Nahrungsmittel rationiert. Die Frauen müssen mit dem, was sie erhalten und im eigenen Garten haben, erfinderisch ...

Zum Inhalt:
2 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs werden von der britischen Regierung die Nahrungsmittel rationiert. Die Frauen müssen mit dem, was sie erhalten und im eigenen Garten haben, erfinderisch sein um nahrhaftes Essen auf den Tisch zu bringen.
Hierbei hilft die Radiosendung Kitchen Front (diese gab es übrigens wirklich). Eines Tages wird von den Veranstaltern der Sendung ein Kochwettbewerb in Fenley ausgerufen, die Gewinnerin darf als erste weibliche Co-Moderatorin bei Kitchen Front mitwirken. Vier Frauen, von denen jede ihr Päckchen zu tragen hat, wittern ihre große Chance. Die junge Witwe Audrey, die ihre drei Kinder alleine aufzieht, könnte endlich ihre Schulden begleichen. Für Nell, das Küchenmädchen aus herrschaftlichen Haus wäre es die Möglichkeit den Sprung aus der Dienerschaft zu wagen. Die ausgebildete Köchin Zelda sieht es als Sprungbrett für Ihre Karriere als Küchenchefin in den besten Restaurants Londons und Lady Gwendolin nutzt dies als Gelegenheit sich vor ihrem Mann zu beweisen.

Meine Meinung:
Zunächst werden die vier Frauen in einzelnen Kapitel vorgestellt und ich konnte so einiges über die Lebensumstände dieser Frauen erfahren. Wieder zeigt ein Buch auf, wie schrecklich Krieg ist und welche Entbehrungen alle bringen müssen. Meine Sympathie galt von Anfang an der jungen Nell, dem Küchenmädchen. Während mir Lady Gwendolin und Zelda zunächst recht unsympathisch waren. Je mehr man aber hinter die Kulissen blickt, desto eher versteht man die eine oder andere Handlung, zugleich auch, warum diese Frauen so sind wie sie sind.
Die Autorin schreibt sehr bildhaft und detailreich, sodass man glaubt, die verschiedenen Gerichte zu riechen und zu schmecken. Die vier Köchinnen mussten beim Wettbewerb die Zubereitung erklären, welche Zutaten und welche Ersatzprodukte bei den Gerichten zum Einsatz gekommen sind. Zwischendrin stehen die einzelnen Rezepte, die gekocht und erwähnt wurden, diese hätten meiner Meinung nach aber am Ende des Buches stehen können. Waren mir zwar am Anfang einige Kandidatinnen noch unangenehm, so hat sich dies im Laufe des Buches geändert und ich fand es sehr unterhaltsam, wie sich die vier Frauen und ihre Umstände weiterentwickelt haben.

Fazit:
Ein gelungener, leichter Roman über vier Frauen in einem entbehrungsreichen Krieg, die ihr Können unter Beweis stellen.

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Mord in den eigenen Reihen

Der Wintermordclub
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Zum Inhalt:
Vor 20 Jahren konnte der gefährliche Drogenboss Marcello Ferraro, von dem Team um den Europolbeamten Ruben van Dijk, Karl-Wilhelm Becker vom BKA, die Interpolagentin Louanne Chavalier, Alexandros ...

Zum Inhalt:
Vor 20 Jahren konnte der gefährliche Drogenboss Marcello Ferraro, von dem Team um den Europolbeamten Ruben van Dijk, Karl-Wilhelm Becker vom BKA, die Interpolagentin Louanne Chavalier, Alexandros Dimitriadis, Kommandeur der griechischen Küstenwache, dem Rechtsmediziner Kasimir Nowak und der Professorin für Kriminologie Geraldine Walker, gefangen und verurteilt werden. Seit dieser Festnahme treffen sich die inzwischen pensionierten Ermittler regelmäßig im Dezember in dem kleinen Le Petit Hotel in Frankreich, um an einem exklusiven Krimidinner teilzunehmen. Nur dieses Mal gibt es wirklich einen Toten, der aus den eigenen Reihen stammt. Unzufrieden mit den Ermittlungen der örtlichen Polizei machen sich die Rentner-Cops daran, ihre eigenen Recherchen durchzuführen. Dabei werden so einige dunkle Geheimnisse aufgedeckt.

Meine Meinung:
Der Titel des Buches „Der Wintermordclub“ hat mich stark an einen ähnlichen Mordclub erinnert. Jan Beinßen garantiert mit seinem einfachen Schreibstil ein flüssiges Leseerlebnis. Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Figuren geschrieben und man erhält so einen Einblick über die Gedanken und Gefühle der Protagonisten. Etwas irritierend fand ich, dass die Polizei nicht rigoroser ermittelt hat. Es befanden sich im Hotel zu dem Zeitpunkt des Mordes nur die 5 übrigen ehemaligen Europolermittler, das Hotelier-Ehepaar, der Koch, das Zimmermädchen und die kurz vorher eingetroffene Theatergruppe, was den Täterkreis auf 13 Personen einschränkt. Doch wer von ihnen hatte ein Motiv? Geschickt streut der Autor verschiedene Spuren und Argumente, auch der Abschluss des Falls vor 20 Jahren könnte eine Rolle spielen. Verdächtige gibt es also viele, allen voran die klischeehaft dargestellten Ermittler. Meine Erwartungen wurden leider nicht ganz erfüllt, ich hätte mir etwas mehr Wortwitz und Spannung gewünscht, trotzdem hat mich der Wintermordclub gut unterhalten.

Fazit:
Ein Kriminalroman, der von seinen gelassenen Ermittlern getragen wird.

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Die Chance der Abgehängten

Weltfrieden
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Zum Inhalt:
Als kurz nach der Wende die Königswerder Chemiewerke die Tore schließen, scheint es für die Laborassistentin Erika und ihren Herrmann keine Zukunft mehr zu geben. Doch als immer mehr Berliner ...

Zum Inhalt:
Als kurz nach der Wende die Königswerder Chemiewerke die Tore schließen, scheint es für die Laborassistentin Erika und ihren Herrmann keine Zukunft mehr zu geben. Doch als immer mehr Berliner ihre Ferienvillen an ihren See kaufen und bauen, wittert Erika ihre Chance und zusammen mit ihrem Mann übernimmt sie für die Grundstücke die Hausmeister- und Putzarbeiten. Eines Tages jedoch werden sie gefragt, ob sie für das Grundstück, auf dem der ehemalige Betriebskindergarten „Weltfrieden“ steht, aufräumen, da der jetzige Besitzer es anderweitig verkaufen will. Die Grünings werden zurück in ihre Vergangenheit versetzt und zusammen mit ihren ehemaligen Kollegen machen sie eine Entdeckung, die an die damalige Abwicklung des Chemiewerkes Zweifel aufkommen lässt. Während sie noch überlegen, was sie mit ihrem neuen Wissen anfangen sollen, fällt der Eigentümer des Grundstücks und damaliger Abwickler bei Nacht in seine eigene Grube und somit in die Hände der Grünings und ihren Kollegen. Kommt nun die Rache der Abgehängten?

Meine Meinung:
Der Titel und das Cover haben meine Aufmerksamkeit geweckt. Der Schreibstil ist schon mal flüssig und das Buch umfasst 224 Seiten, die recht schnell gelesen sind. Die kurzen Kapitel wechseln sich ab, zwischen den Protagonisten Erika und Herrmann, ihrer Tochter Kiki in Berlin, sowie den Grundstücksbesitzer Sascha Behrends, der so einigen Dreck am Stecken hat sowie gelegentliche Rückblicke in die Vergangenheit. Ich tauche ein in einen Ort, in dem sich nach der Wende für die Bewohner so einiges geändert hat und ein Stück deutsche Geschichte charmant, aber auch bedrückend erzählt wird. Die Hauptprotagonisten sind Erika und Herrmann Grüning, die sich ihr Leben neu eingerichtet haben und damit zufrieden sind. Einziger Wermutstropfen, ihre Tochter Kiki hat sich nach Beendigung der Schule sofort nach Berlin auf und davon gemacht. Niemand kennt den wahren Grund, warum Kiki davon gerannt ist und sie läuft noch immer davon. Erika, Herrmann und ihre Kollegen hadern noch immer mit dem Schicksal der Schließung der Fabrik, die für sie schließlich mit ihren Mitarbeitern wie eine Familie für sie war. Was mich erschüttert hat, war nicht nur das Gefühl des Abgehängt seins nach der Wende, die die einzelnen Protagonisten vermitteln, sondern auch, dass Erika und Co. vorher schon ohne Murren Experimente an sich akzeptiert haben. Die Schriftstellerin verpackt so einige Themen in dieser Geschichte, die realistisch anhand ihrer Protagonisten dargestellt wurden. Leider fand ich keinen richtigen Draht zu den Figuren und der Story, die ab und zu auch etwas Spannung vertragen hätte.

Fazit:
Eine unterhaltsame Erzählung über ein Stück deutsche Geschichte.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Familie war Alles für sie

Astrid Lindgren
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Zum Inhalt:
Das Buch beginnt mit dem Zeitpunkt als die junge 21-jährige Astrid Ericsson ihren Sohn Lasse von der Pflegefamilie aus Dänemark holt. Liebevoll erzählt Astrid ihrem Lasse immer neue Geschichten, ...

Zum Inhalt:
Das Buch beginnt mit dem Zeitpunkt als die junge 21-jährige Astrid Ericsson ihren Sohn Lasse von der Pflegefamilie aus Dänemark holt. Liebevoll erzählt Astrid ihrem Lasse immer neue Geschichten, die sie sich ausdenkt. Bald schon kann sie Lasse zu ihren Eltern nach Vimmerby, Hof Näs, bringen, damit auch er eine so glückliche Kindheit wie Sie sie hatte auf dem Land erfährt. Mit ihrem Arbeitgeber Sture Lindgren verbindet sie bald mehr als Freundschaft und nach ihrer Heirat holt Astrid ihren Lasse nach Stockholm zurück. Endlich kann sie sich voll und ganz auf ihre Mutterschaft konzentrieren und genießt es. Bald schon macht Töchterchen Karin das Glück perfekt. Doch es ziehen dunkle Wolken über das Glück.
Meine Meinung:

In dieser Romanbiografie von der Autorin Susanne Lieder aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe “ erfahren wir etwas mehr über die berühmte Schriftstellerin Astrid Lindgren, die stets darauf bedacht war, sehr wenig aus ihrem privaten Leben der Öffentlichkeit mitzuteilen. Das Buch ist in Zeitabschnitte gegliedert, die in ihrem Leben wichtige, prägende Rollen spielten. Und so durfte ich noch einmal in meine Kindheit abtauchen, als Astrid Lindgren in der Romanbiografie begann, ihre Geschichten aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Voller Interesse habe ich dieses Buch über eine großartige Frau gelesen, die stets in ihrem Innern selbst Kind geblieben ist, die Kinderherzen mit ihren Büchern erfreute und sich sehr stark für die Interessen und Rechte der Kinder einsetzte. Und vielleicht sollte ich hin und wieder auch das Kind in meinem Inneren zum Vorschein bringen.

Fazit:
Eine gute Romanbiografie über eine starke Frau, die mich seit meiner Kindheit begleitet hat.

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