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meggie3

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2022

Kein Gute-Laune-Roman

Amelia
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Der Roman beginnt Ende der 1960er als die Unruhen in Belfast wieder beginnen. Amelia ist zu Beginn des Buches noch ein kleines Mädchen und wächst inmitten der sehr harten und beängstigenden Zeiten auf. ...

Der Roman beginnt Ende der 1960er als die Unruhen in Belfast wieder beginnen. Amelia ist zu Beginn des Buches noch ein kleines Mädchen und wächst inmitten der sehr harten und beängstigenden Zeiten auf. Als LeserIn begleitet man Amelia beim Aufwachsen und Erwachsenwerden, erlebt ihre (wenigen) Höhen und (vielen) Tiefen mit.

Ein großer Teil des Romans ist aus Amelias Sicht geschrieben, es gibt aber auch immer wieder Kapitel, die aus der Sicht anderer im Roman vorkommender Figuren geschildert werden. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht verstanden, weshalb in einigen Kapiteln Amelia überhaupt nicht vorkam, zumal ich nicht das Gefühl hatte, dass die Geschichten der Personen alle zum Schluss nachvollziehbar zusammengeführt wurden.

Der Schreibstil lässt sich gut lesen, mir fiel das Lesen des Romans den Schreibstil betreffend deutlich leichter als bei Anna Burns Debüt „Milchmann“. Dafür hat mich die Geschichte in „Milchmann“ überzeugt, während dies bei „Amelia“ leider nicht so der Fall war.

Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, die rohe Brutalität und sinnlose Gewalt hat die Autorin sehr überzeugend transportiert. Warum bestimmte Szenen so extrem brutal und ausführlich geschildert werden mussten, hat sich mir leider nicht erschlossen. Diese Buchstellen waren schwer auszuhalten, meiner Meinung aber auch nicht nötig. Auch mit der Protagonistin Amelia bin ich bis zum Buchende nicht wirklich warmgeworden.

Insgesamt gelingt es Anna Burns den Ton und rauen Umgang der Zeit in Belfast rüberzubringen, auf eine Weise, die Eindruck hinterlässt. Dennoch hat mir der Roman eigentlich nicht besonders gefallen, zu oft habe ich mich gefragt, was einige Stellen sollen und ob das so nötig ist… Die Sprache lässt sich gut lesen. Wer Lust hat, sich auf den Roman und etwas Verwirrung und heftigste Beschreibungen einzulassen, kann mit „Amelia“ vielleicht etwas anfangen und den Roman schätzen. Mein Fall ist der Roman leider nicht. Ich vergebe trotzdem 3 Sterne, weil „Amelia“ auch im Nachhinein noch sehr eindrücklich ist und bei mir Spuren hinterlassen hat.

Veröffentlicht am 19.06.2022

Die Magie der kleinen Augenblicke

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
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Robert Walch führt mit seiner Schwester Elsa im Elsass eine Auberge. Robert ist für seinen geliebten Gemüsegarten, die Hühner und die Ziegen sowie das Kochen verantwortlich. Alles andere übernimmt Elsa, ...

Robert Walch führt mit seiner Schwester Elsa im Elsass eine Auberge. Robert ist für seinen geliebten Gemüsegarten, die Hühner und die Ziegen sowie das Kochen verantwortlich. Alles andere übernimmt Elsa, sie hat den Überblick. Elsa ist gegenüber anderen Menschen sehr aufgeschlossen und lässt sich gerne auf Neues ein. Robert hingegen ist ein Einzelgänger und froh und glücklich, wenn er mit seinem Gemüse reden und es pflegen kann. Dieser Sommer aber verändert einiges in Roberts Leben und er stellt fest, dass die Gesellschaft anderer Menschen, wie zum Beispiel des jungen Hassan, durchaus schön sein kann. Robert kämpft sehr mit sich und der Frage, auf wieviel Veränderung er sich einlassen kann und will.

Der Roman ist sehr überzeugend und unterhaltsam geschrieben. Der ruhige, schöne Sprachstil passt perfekt zum Inhalt. Die Charaktere werden detailliert und liebevoll beschrieben, sodass ich sie mir sehr gut vorstellen konnte. Besonders spannend ist der Protagonist Robert, der sich seit vielen Jahren abgeschottet hat und gar nicht mehr weiß, wie er sich in bestimmten Situationen am besten verhält. Zu Beginn des Romans ist ihm das einsame Leben auf dem elsässischen Hof genug, dort kann er seiner Leidenschaft, sich dem Gemüse zu widmen und zu kochen, nachgehen. Er genießt den Moment und die kleinen Dinge im Leben. Im Laufe des Romans verändern ihn die Menschen um ihn herum und er lernt, Nähe und Gesellschaft zuzulassen.

Sprache, Aufbau und Ausarbeitung der liebenswürdigen Protagonist:innen wurden zu einem schönen Roman vereint. Ich habe nur einen Kritikpunkt an dem ansonsten großartigen Roman: mir kam der Schluss etwas zu schnell und zu kurz. Er hat mich leider auch inhaltlich nicht komplett überzeugt.

Trotzdem kann ich „Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach“ allen empfehlen, die Zeit und Muße für einen ruhigen Roman haben.

Veröffentlicht am 19.06.2022

Hat mich leider etwas enttäuscht

Affenhitze (Kluftinger-Krimis 12)
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In der Hammerschmiede im Allgäu finden paläontologische Ausgrabungen statt. Als ein bahnbrechender Fund gemacht wird, findet ein großer Empfang mit politischem Besuch und Kluftinger als kommissarischem ...

In der Hammerschmiede im Allgäu finden paläontologische Ausgrabungen statt. Als ein bahnbrechender Fund gemacht wird, findet ein großer Empfang mit politischem Besuch und Kluftinger als kommissarischem Polizeipräsidenten statt. Während der Veranstaltung wird ein Toter auf dem Grabungsgelände ausgegraben, der allerdings weit jünger als die üblichen Funde dort ist. Der Verstorbene ist leitender Professor und hat sich mit seinem großen Fund und der daraus resultierenden These zum aufrechten Gang nicht nur Freunde gemacht. Kluftinger und sein Team beginnen zu ermitteln. Neben den Ermittlungen gibt es die „kluftingerüblichen“ Nebenschauplätze wie die Erkundung des Internets, die Erziehungsmethoden seines Sohnes und dessen Frau und die Vorbereitungen für einen Flohmarkt.

Ich lese die Reihe um Kluftinger eigentlich sehr gerne, diesmal war ich aber etwas enttäuscht. Der Regionalkrimi ist zwar wieder super zu lesen, allerdings habe ich die Ermittlungen als wenig spannend und sehr in die Länge gezogen empfunden. Auch die sonst so häufig vorkommenden humorvollen Stellen waren meiner Meinung nach etwas rar beziehungsweise haben meinen Humor nicht so getroffen wie in den Bänden zuvor. Dennoch gab es natürlich die amüsanten Begegnungen zwischen Kluftinger und vor allem seinem Kollegen Maier, die nicht mehr nur Kollegen sind, sondern auch noch Facebook-Freunde… Auch die handelnden Personen wurden meiner Meinung nach realistisch weiterentwickelt.

Alles in allem hat mich „Affenhitze“ unterhalten, aber leider weniger überzeugt als die anderen Teile um Kluftinger, die ich bisher gelesen habe. Dennoch würde ich sicherlich dem nächsten Krimi eine neue Chance geben.

Veröffentlicht am 16.05.2022

Leichter Sommerroman

Sommerschwestern
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In Berlin bekommt Yella per Post eine Einladung ihrer Mutter zu einem Familientreffen mit ihr und Yellas drei Schwestern. Der Grund für die Einladung? Ein Geheimnis. Nur der Ort ist bekannt. Ihre Mutter ...

In Berlin bekommt Yella per Post eine Einladung ihrer Mutter zu einem Familientreffen mit ihr und Yellas drei Schwestern. Der Grund für die Einladung? Ein Geheimnis. Nur der Ort ist bekannt. Ihre Mutter hat ein Ferienhaus an der niederländischen Nordseeküste gemietet, genau in dem Ort, in den sie früher immer als Familie in den Urlaub gefahren sind. Bis Yellas Vater im Urlaub dort verunglückte. Mit gemischten Gefühlen fährt sie in die Niederlande. Ihre Schwestern sind sehr unterschiedlich und ein wirklich enges Verhältnis haben die vier nicht mehr zueinander. Auch Yellas Verhältnis zu ihrer Mutter ist mehr als ambivalent. Gemeinsam wollen die vier Schwestern das Beste aus der Situation machen und ihr „Sommerschwesternsein“ wieder aufleben lassen. Und nebenbei natürlich noch herausfinden, weshalb ihre Mutter die mysteriöse Einladung ausgesprochen hat.

Der Schreibstil von Monika Peetz lässt sich ausgezeichnet lesen. Ihre Schreibweise hat mich direkt in den Bann gezogen und mich bis Romanende nicht mehr losgelassen. Die Geschichte wird größtenteils aus der Perspektive von Yella und ihrer jüngeren Schwester Amelie erzählt. Doch auch die beiden anderen Schwestern bekommen ausreichend Raum. Monika Peetz gelingt es gut, die Vorbehalte gegenüber den anderen Schwestern, das Loslassen der Vorbehalte und auch das Wiederaufbauen der Vorbehalte realistisch zu beschreiben.

Bei „Sommerschwestern“ handelt es sich um eine Familiengeschichte, die sehr authentisch die Schwierigkeiten, aber auch die Verbundenheit einer Familie schildert. An einigen Stellen hat mir leider die Tiefe gefehlt. Hier hätte ich mir mehr Zeit und Worte gewünscht. So wurde vielleicht die eine oder andere Chance für ein nachhaltigeres „in-Erinnerung-bleiben“ verschenkt.

Insgesamt ist der Roman für alle empfehlenswert, die Lust auf einen gut geschriebenen, leicht lesbaren Familienroman für zwischendurch haben.

Veröffentlicht am 16.05.2022

Nicht so spannend wie erwartet, aber trotzdem ein guter Thriller!

Die Psychologin
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Sara ist Kinder- und Jugendpsychologin und freut sich auf das Wochenende. Seit relativ kurzer Zeit hat sie ihre eigene Praxis im Nebengebäude ihres Hauses, das sie mit ihrem Ehemann Sigurd renoviert und ...

Sara ist Kinder- und Jugendpsychologin und freut sich auf das Wochenende. Seit relativ kurzer Zeit hat sie ihre eigene Praxis im Nebengebäude ihres Hauses, das sie mit ihrem Ehemann Sigurd renoviert und bewohnt. Sigurd wollte das Wochenende mit Freunden verbringen und deshalb am Freitag früh aufbrechen. Als Sara abends von seinen Freunden erfährt, dass Sigurd nie am Haus angekommen ist, obwohl er ihr mittags auf die Mailbox gesprochen und gesagt hatte, dass er gut angekommen sei, beginnt Sara sich Sorgen zu machen. Und das ist erst der Anfang...

Der Thriller ist nicht ganz so spannend wie ich erwartet hatte, trotzdem hat er mir gut gefallen. Als gelungen habe ich empfunden, dass der Thriller aus Saras Perspektive geschrieben ist, die erst noch relativ entspannt und dann doch zunehmend panischer reagiert. Ich konnte gut mitempfinden, wie sie sich gefühlt hat. Der Schreibstil der Autorin hat mir gefallen, sie hat mich damit ab der ersten Seite gefesselt. Die Schreibweise ist leicht und flüssig zu lesen. Auch die Beschreibungen von Saras Handlungen habe ich nicht als langweilig empfunden. Dennoch war die Spannung, die ich bei einem Thriller erwarte, nicht ganz so stark wie gedacht.

Ich würde den Thriller allen empfehlen, die Lust haben eine junge Frau in großer Unsicherheit zu begleiten. Dies ist meiner Meinung nach gut transportiert worden, das Gefühl der Unsicherheit, des Nichtwissens, wie ein "richtiges Verhalten" in Saras Situation auszusehen hat. Ich habe Sara gerne begleitet und mitgelitten.