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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2022

Guter dritter Teil

Nordwestnacht
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In St. Peter – Ording finden Dreharbeiten zu einer Krimiserie statt. Der junge Polizist Nils darf dem Filmteam als Berater zur Seite stehen. Dabei verknallt er sich in die junge Hauptdarstellerin Julia. ...

In St. Peter – Ording finden Dreharbeiten zu einer Krimiserie statt. Der junge Polizist Nils darf dem Filmteam als Berater zur Seite stehen. Dabei verknallt er sich in die junge Hauptdarstellerin Julia. Als Nils zufällig ein Blatt Papier mit einer Drohung in Julias Ferienhaus entdeckt, beginnt er, sich Sorgen zu machen. Dann wird am Strand ein Mitglied der Filmcrew ermordet aufgefunden und da Julia auch nach dem Wochenende nicht wieder aufgetaucht ist, müssen Anna Wagner und Hendrik Norberg tätig werden… Nils stürzt sich mit besonderem Ehrgeiz in die Ermittlungen.

Während ich bei anderen Krimis oft finde, dass das Privatleben der ErmittlerInnen zu viel Raum einnimmt, ging mir das bei diesem Krimi überhaupt nicht so. Die ProtagonistInnen werden über die drei bisher erschienenen Krimis realistisch weiterentwickelt und ich werde sicherlich auch einen vierten Teil der Reihe um Anna und Hendrik lesen. Ganz nebenbei habe ich bei den Krimis immer das Bedürfnis, der Nordsee bald wieder einen Besuch abzustatten.

Der Plot ist interessant und hat mich im Nachhinein weiter beschäftigt und zum Nachdenken gebracht. Der Spannungsaufbau hat mir ebenfalls gut gefallen. Ich fand allerdings etwas schade, dass schon recht früh klar war, wer vermutlich der Täter sein könnte.

Insgesamt ist „Nordwestnacht“ ein solider Regionalkrimi, der sich sehr gut lesen lässt und spannend ist. Für Regionalkrimifans ist der dritte Teil der Reihe auf jeden Fall zu empfehlen.

Veröffentlicht am 29.03.2022

Interessanter Roman

Butter
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Rika ist Journalistin und hat sich in den Kopf gesetzt, ein Interview mit der auf ihren Prozess wartenden mutmaßlichen Mörderin Manako Kajii zu führen. Die Frau wird beschuldigt, Männer, mit denen sie ...

Rika ist Journalistin und hat sich in den Kopf gesetzt, ein Interview mit der auf ihren Prozess wartenden mutmaßlichen Mörderin Manako Kajii zu führen. Die Frau wird beschuldigt, Männer, mit denen sie eine Beziehung eingegangen war, umgebracht zu haben. Manako als Person und ihr Prozess erregen große mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit, u.a. weil Manako als Genussmensch und leidenschaftliche Köchin polarisiert. Manako Kajii hat bisher jedoch jede Interviewanfrage abgelehnt. Erst als sich Rika mit einer Frage nach einem Kochrezept an sie wendet, erklärt sich Manako bereit, Rika zu empfangen. Es entspinnt sich ein psychologisches Vabanquespiel zwischen Manako und Rika, die Manakos Koch- und Genussleidenschaft nachempfinden zu versucht. Rika beginnt sich und ihr Leben zu hinterfragen und verändert auch in ihrem Umfeld die Denkweisen.

Ich bin etwas zwiegespalten, was Spannungsaufbau und Schreibstil betrifft. Ich habe mich bis etwa Mitte des Romans eher schwergetan und die Geschichte zum Teil als abschweifend und verwirrend empfunden, z.B. wenn es um den Geschmack und das Erleben von Butter geht. Ab ca. der Hälfte hat mich der Roman dann deutlich mehr überzeugt, auf einmal fand ich die Geschichte deutlich spannender und habe mich auf die weiteren Kapitel gefreut. Möglicherweise haben auch die verhältnismäßig langen Kapitel zu den Brüchen im Buch beigetragen, da ich es zu einer Zeit begonnen habe, in der ich nur für ein Kapitel am Stück Zeit hatte. Den Sprachstil finde ich schön, wenn auch etwas anspruchsvoller.

Interessant sind vor allem auch die Beschreibungen und auch die Kritik einiger Protagonist:innen bezogen auf das Rollenbild der Frau, die Definition von Schönheit und generell den Ansprüchen der Gesellschaft an jedes Individuum. Generell hat der Roman eine kritische Perspektive auf das Geschehen und die Frage, wie Beziehungen von Frauen zu Männern aussehen sollten, sodass das Geschriebene zum Nachdenken anregt.

Insgesamt würde ich „Butter“ allen empfehlen, die sich auf den Roman einlassen mögen und etwas sprunghafte Wechsel aushalten können. Ich würde allerdings dazu raten, den Roman dann zu lesen, wenn Zeit für mehrere Kapitel am Stück vorhanden ist.

Veröffentlicht am 28.03.2022

Lesehighlight

Chopinhof-Blues
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Katja lebt in Berlin und arbeitet im Bereich Recruiting in einer Bank. Sie ist immer gestresst und hat kaum Zeit für sich. Immer wieder fährt sie aber zu ihrem Bruder nach Wien, um ihn nach den vielen ...

Katja lebt in Berlin und arbeitet im Bereich Recruiting in einer Bank. Sie ist immer gestresst und hat kaum Zeit für sich. Immer wieder fährt sie aber zu ihrem Bruder nach Wien, um ihn nach den vielen Trennungen von verheirateten Frauen zu trösten. Ihre schwierige Kindheit schweißt sie zusammen.
Adam ist vor einigen Jahren mit seiner Frau Aniko von Budapest nach Wien gezogen und ist nun Maler. Er wünscht sich, mit Aniko eine Familie zu gründen, während sie noch nicht sicher ist. Seine Freizeit verbringt Adam mit seinem besten Freund Daniel und dessen kleinem Sohn, um den sich Adam gerne kümmert.
Esra kehrt verletzt und traumatisiert von ihrer Recherche für eine Reportage aus San Pedro Sula in Honduras zurück nach Wien. Dort trifft sie auf ihre Untermieterin Magda und versucht, sich von den Albträumen, Sorgen und kreisenden Gedanken abzulenken.

Anna Silber gelingt es auf ruhige Art und Weise die Geschichten, Wünsche und Verletzungen der Protagonist:innen lebendig werden zu lassen. Sie schreibt mit einer ungewöhnlichen Intensität, die ich gar nicht richtig beschreiben kann. Ihre Schreibweise hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich konnte mir die Charaktere sehr gut vorstellen und ihr Denken, Fühlen und Handeln nachvollziehen. Außerdem schafft es die Autorin, die Protagonist:innen langsam aufeinander zu zuführen, sodass die Zusammenhänge und Verquickungen der drei Erzählstränge mit der Zeit klarer werden. Besonders die Geschichten der beiden jungen Frauen Katja und Esra habe ich verschlungen. Die zwischen den Protagonist:innen wechselnden Kapitel haben die Spannung weiter erhöht.

Der Roman „Chopinhof-Blues“ von Anna Silber hat mich überrascht und in jeder Hinsicht sehr überzeugt. Ich werde mir den Namen der Autorin auf jeden Fall merken. Den Roman kann ich allen empfehlen, die sich auf eine ruhige, beschreibende Geschichte mit interessanten Charakteren einlassen mögen.

Veröffentlicht am 04.03.2022

Thriller mit Mystery-Elementen

Der Gräber
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Seit Jahren wird jedes Jahr am 06. November ein Mensch getötet. Von einem Täter, der sich zu seinen Opfern durch den Keller gräbt. Seit dem ersten Opfer arbeiten Cecilia und Jonas in der Sonderkommission ...

Seit Jahren wird jedes Jahr am 06. November ein Mensch getötet. Von einem Täter, der sich zu seinen Opfern durch den Keller gräbt. Seit dem ersten Opfer arbeiten Cecilia und Jonas in der Sonderkommission „Gräber“ an dem Fall. Bisher ohne Erfolg.

Dann findet die Lektorin Annika auf den Stufen ihres Verlages ein Manuskript für einen Thriller, der die Morde des Gräbers behandelt. Sie möchte das Manuskript unbedingt veröffentlichen, da der Verlag vor dem Ruin steht. Annika und ihre Ko-Lektoren gehen davon aus, dass das Manuskript von einem der erfolgreichsten Autoren des Verlags stammt. Um es veröffentlichen zu können, muss der Mann allerdings zunächst für tot erklärt werden…

Die beiden Handlungsstränge um Cecilia und Annika ergänzen sich und die Protagonistinnen werden sehr authentisch beschrieben. Die Mystery – Horror - Elemente wie das Kratzen an den Hauswänden bzw. Kellerwänden, Annikas irrationaler Angst vor Kellern usw. sind unterhaltsam, wenn auch eben noch etwas ungewohnt in einem Krimi oder Thriller, in dem es eigentlich um realistische Fiktion geht. Dieser Mix war für mich etwas ungewöhnlich. Die Charaktere bekommen sehr viel Raum, vor allem Annika und ihre Probleme werden mir etwas zu detailreich beschrieben. Etwas überraschend kam für mich das Ende und ich bin nicht sicher, ob es mir gefallen hat. Ich hatte das Gefühl, dass die Auflösung recht schnell abgehandelt wurde.

Dennoch hat mir die Idee des Thrillers gut gefallen und auch Schreibstil und Spannungsaufbau habe ich als sehr passend und lesenswert empfunden. „Der Gräber“ ist für Thrillerfans zu empfehlen, die mit Mystery-Elementen etwas anfangen und sich darauf einlassen können.

Veröffentlicht am 25.02.2022

Keine leichte Kost

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Terence Cave musste in seinem Leben schon einige tragische Ereignisse verkraften. Nach dem Tod seiner Frau muss er seine Zwillinge, Reuben und Bryony, allein bzw. mit Unterstützung von Cynthia großziehen, ...

Terence Cave musste in seinem Leben schon einige tragische Ereignisse verkraften. Nach dem Tod seiner Frau muss er seine Zwillinge, Reuben und Bryony, allein bzw. mit Unterstützung von Cynthia großziehen, die ihm auch in seinem Antiquitätengeschäft zur Hand geht. Als Reuben dann bei einer Mutprobe vor den Augen seines Vaters stirbt, beschließt dieser, Bryony von nun an mit allem, was er hat, zu beschützen. Bryony war immer der Zwilling, dem ihr Vater nähergestanden und mit dem er weniger Probleme als mit dem durchaus „schwierigeren“ Reuben hatte. Mit der Pubertät verändert sich aber auch Bryony, hat neue Interessen, neue Freunde und auch einen Freund. Terence kann all das nicht akzeptieren und sieht in ihren Veränderungen Gefahren und Risiken für ihr Leben. So tut er alles, um sie zu beschützen…

Mich hat „Der fürsorgliche Mr. Cave“ etwas ratlos zurückgelassen. Ich konnte den Roman nicht in einem Stück von vorne bis hinten durchlesen, sondern brauchte zwischendurch immer wieder einige Pausen. Der Charakter des Terence Cave ist auf der einen Seite so intensiv beschrieben, auf der anderen Seite ist er mir eigentlich fremd geblieben. An einigen Punkten habe ich aufgegeben, zu verstehen, was mit ihm passiert. Dennoch mochte ich die Schreibweise und schon aufgrund des Klappentextes war zu erwarten, dass sich Bryonys Situation immer weiterzuspitzen würde und es sich bei „Der fürsorgliche Mr. Cave" um keinen Gute-Laune-Roman handeln würde. Der Roman hat mich entsprechend immer wieder den Kopf schütteln lassen, nur um dann zu begreifen, dass sich die psychische Gesundheit von Bryonys Vater nicht stabilisiert.

Insgesamt bin ich etwas ratlos, würde den Roman aber mit Einschränkung empfehlen. Als Leser*in empfiehlt es sich, in entsprechender Stimmung beim Lesen zu sein und bereit dazu zu sein, das Leiden von Vater und Tochter in dieser Beziehung zu ertragen. Sprachlich lässt sich der Roman großartig lesen, der Schreibstil hat mich komplett überzeugt.