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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.06.2021

Starker Roman

Stay away from Gretchen
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Der Roman hat zwei Zeitebenen, die sich immer wieder abwechseln. Der eine Teil beschreibt Gretas Jugend und ihr Leben während des Zweiten Weltkriegs und in den Jahren danach. Dies geschieht sehr eindrücklich ...

Der Roman hat zwei Zeitebenen, die sich immer wieder abwechseln. Der eine Teil beschreibt Gretas Jugend und ihr Leben während des Zweiten Weltkriegs und in den Jahren danach. Dies geschieht sehr eindrücklich und auf intensive Weise. Der andere Teil beginnt im Sommer 2015: Tom Monderath ist Nachrichtensprecher einer bekannten Nachrichtensendung und sehr beschäftigt. Als seine Mutter Greta nach einer verwirrten Autofahrt ins Krankenhaus kommt und ihn die Ärzte mit der Verdachtsdiagnose Demenz konfrontieren, ist er zunächst schockiert. In der Wohnung seiner Mutter findet er durch Zufall ein Foto und erfährt Stück für Stück, was es mit dem Foto auf sich hat und findet eine Erklärung dafür, wieso seine Mutter als er klein war Phasen hatte, in denen es ihr sehr schlecht ging und sie traurig war.

Mir hat der Schreibstil von Susanne Abel gut gefallen, auch die Perspektiv- bzw. Zeitwechsel waren für mich ein gutes Stilmittel. Ich habe den Roman als sehr spannend empfunden und war durchgehend von der Geschichte gefesselt. Sowohl Tom als auch Greta sind sehr gut beschrieben, sodass ich ein genaues Bild von ihnen hatte. Gerade Toms Entwicklung in dem Roman ist überzeugend. Auch die anderen Charaktere sind meines Erachtens detailliert gezeichnet. Der spannende historische Teil war für mich sehr lehrreich, das Thema wird sehr eindrücklich umgesetzt. Interessant war es auch von der Zeit ab Sommer 2015 aus Nachrichtenperspektive zu lesen. Dies war ein guter chronologischer Überblick. Für mich war besonders spannend, wie Tom mit Hilfe einer Kollegin versucht herauszufinden, was Greta in den Jahren nach dem Krieg erlebt hat. Die Suche nach der Wahrheit ist sehr vorstellbar beschrieben.

Insgesamt hat mich der Roman sehr überzeugt, auch weil Susanne Abel verschiedene gesellschaftliche Themen in dem Roman zusammenbringt und dieser dabei sehr berührend ist. Auch die Demenzerkrankung von Greta ist eindrücklich beschrieben und wirkt auf mich sehr realistisch.
Ich würde den Roman definitiv weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 30.05.2021

Sehr lesenswerter Roman

Der Junge, der das Universum verschlang
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In dem Roman “Der Junge, der das Universum verschlang“ geht es um den jungen Eli, der unter schwierigen Bedingungen aufwächst. Er erlebt viele Dinge, die ein Junge nicht erleben sollte und doch wird er ...

In dem Roman “Der Junge, der das Universum verschlang“ geht es um den jungen Eli, der unter schwierigen Bedingungen aufwächst. Er erlebt viele Dinge, die ein Junge nicht erleben sollte und doch wird er geliebt und hat Menschen, denen er bedingungslos vertraut. In dem Roman spielen viele Themen eine Rolle; Drogen, Gewalt und Vernachlässigung, aber auch Liebe, Vertrauen und Loyalität. Viele Aspekte haben mich nachdenklich gemacht und beim Lesen sehr berührt, ohne dass es für mich rührselig wurde.

Der Schreibstil ist nicht immer ganz einfach, aber ich fand es großartig, mich auf ihn einzulassen. Einige Sätze sind vielleicht etwas ungewöhnlich oder haben sich mir nicht sofort erschlossen, aber gerade die Momente, in denen ich mich etwas intensiver mit dem Gelesenen auseinandergesetzt habe, waren für mich die schönsten beim Lesen dieses Romans.
Die Geschichte ist sehr eindrücklich und vielleicht an einigen Stellen schon fast absurd und unvorstellbar, aber mich hat jedes Wort und jeder Satz gefesselt. Für mich ist das ein Roman, der deutlich aufzeigt, wie wenig klar „Gut“ und „Böse“ oft zu trennen ist und wie einfach dann vielleicht doch in anderen Situationen.

Mit dem Protagonisten Eli, aber auch etlichen anderen Charakteren wie Elis Bruder Gus oder Slim, habe ich das ganze Buch über mitgefiebert. Die Charaktere sind liebevoll und detailliert beschrieben, sodass ich das Gefühl hatte, sie zu kennen. Mich hat der Roman komplett in den Bann gezogen und ich habe das Lesen sehr genossen. Der Autor Trent Dalton hat es geschafft, mich mit seiner Geschichte und den Charakteren in Elis Welt mitzunehmen, ohne dass mich der Alltagsstress begleitet hat. Das ist für mich ein echtes Qualitätsmerkmal und deshalb würde ich den Roman allen empfehlen, die sich auf Elis Geschichte und den vielleicht zunächst etwas gewöhnungsbedürftigen Schreibstil einlassen möchten.

Veröffentlicht am 23.05.2021

Sehr berührend

Hard Land
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Der Roman “Hard Land” erzählt die Geschichte des 15-jährigen Sam, der mit seinen Eltern in Grady, einer Kleinstadt in Missouri, lebt. Es ist Sommer 1985 und die Sommerferien haben begonnen. Sams Mutter ...

Der Roman “Hard Land” erzählt die Geschichte des 15-jährigen Sam, der mit seinen Eltern in Grady, einer Kleinstadt in Missouri, lebt. Es ist Sommer 1985 und die Sommerferien haben begonnen. Sams Mutter ist schwer krebskrank, sein Vater seit der Fabrikschließung arbeitslos und er selbst hat seit dem Umzug seines besten Freundes kaum Kontakt zu Gleichaltrigen. Zuhause hält es Sam kaum noch aus, zu bedrückend und belastend ist die Stimmung und die immer existente Angst vor einem Rückfall oder dem Tod der Mutter. Um nicht für mehrere Wochen zu seinen Cousins geschickt zu werden, nimmt Sam einen Ferienjob im örtlichen Kino an und findet drei etwas ältere Freunde. Mit ihnen lernt er sich neu kennen und beginnt, sich neu zu orientieren.

Der Roman hat mich sehr berührt und es war für mich ein intensives Leseerlebnis.

Benedict Wells beschreibt mit einer Leichtigkeit Emotionen und Beziehungen wie ich es selten gelesen habe. Ohne aufdringlich zu sein, ist der Schreibstil intensiv und hat mir das Gefühl gegeben, neben Sam und seinen Freunden zu sitzen. Grady als Schauplatz und die handelnden Personen sind so detailliert gezeichnet, dass ich durchgängig ein Bild vor Augen hatte. Sams Gedanken und Gefühle waren für mich absolut nachvollziehbar und ich habe mich wirklich gut in ihn hineinversetzen können. Die Beziehung von Sam zu seiner Mutter habe ich als sehr besonders empfunden, generell ist es Benedict Wells gelungen, die Interaktionen zwischen den Protagonisten greifbar zu machen.

„Hard Land“ ist ein schön zu lesender Roman, der meiner Meinung nach alle Gefühlsfacetten abdeckt, ohne zu überfrachten. Wer Lust auf einen Coming-of-Age-Roman mit einem sympathischen Protagonisten hat, kommt bei „Hard Land“ voll auf seine Kosten. Ein absolutes Lesehighlight für mich.

Von Benedict Wells habe ich schon viel gehört, hatte vor „Hard Land“ aber noch nichts von ihm gelesen. Die bereits erschienenen Romane von ihm sind nun auf meiner Wunschliste ganz oben.

Veröffentlicht am 15.05.2021

Überzeugender Regionalkrimi

Nordwesttod
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Eine junge Frau ist nach ihrem Urlaub nicht wieder bei der Arbeit in einer Seehundstation erschienen. Sie wird von einer Kollegin vermisst gemeldet, doch schon bald stellt sich heraus, dass sie eher zurückgezogen ...

Eine junge Frau ist nach ihrem Urlaub nicht wieder bei der Arbeit in einer Seehundstation erschienen. Sie wird von einer Kollegin vermisst gemeldet, doch schon bald stellt sich heraus, dass sie eher zurückgezogen gelebt und wenig von sich preisgegeben hat. Entsprechend mühsam sind die Ermittlungen für die gerade aus München nach Schleswig-Holstein versetzte Anna Wagner und den neuen Dienststellenleiter Hendrik Norberg. Nur sehr langsam entsteht ein Bild der verschwundenen Frau.

In dem Krimi geht es auch zu einem nicht geringen Anteil um das Privatleben der ErmittlerInnen. Hendrik Norberg ist von der Mordkommission zur lokalen Dienststelle in St. Peter-Ording gewechselt, um mehr für seine Söhne da zu sein. Den Tod seiner Frau hat er noch nicht verarbeitet und so versucht er seine eigene Trauer, den Job und seine Söhne zusammenzubringen. Unterstützt wird er von seiner Schwiegermutter, sodass es ihm dann doch möglich ist, an dem Fall der verschwundenen Frau mitzuarbeiten.
Diesen Teil des Krimis habe ich als eindrücklich wahrgenommen, auch die Tatsache, dass Hendrik mit dem aus seiner Sicht beruflichen Rückschritt hadert. Die Charaktere bekommen viel Raum und entwickeln sich, auch die Entstehung der Beziehungen zwischen den ProtagonistInnen ist authentisch.
Die Mischung aus Privatem und Ermittlungen ist meiner Meinung nach gut gelungen. Der Schreibstil lässt sich gut lesen. Die Spannung war für mich jetzt nicht immer auf ganz hohem Niveau, dennoch habe ich die Ermittlungen mit Neugier verfolgt.
St. Peter-Ording ist für mich ein gut gewählter Schauplatz, auch weil die Autorin die Sorgen und Probleme der Einwohner authentisch abbildet: zu viel Tourismus, reine Profitorientierung und die Zerstörung der Natur.

Insgesamt hat mich „Nordwesttod“ überzeugt und ich werde sicherlich auch den nächsten Teil um Hendrik Norberg und Anna Wagner lesen.

Veröffentlicht am 14.05.2021

Sehr spannender und gut geschriebener Thriller

Die Frau vom Strand
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Rebecca lebt mit ihrer kleinen Tochter Greta in einem Haus in Rerik und ist froh um die Ruhe, die sie dort erlebt. Ihre Frau Lucy arbeitet in Hamburg und kann nur für einen Teil der Woche in Rerik sein. ...

Rebecca lebt mit ihrer kleinen Tochter Greta in einem Haus in Rerik und ist froh um die Ruhe, die sie dort erlebt. Ihre Frau Lucy arbeitet in Hamburg und kann nur für einen Teil der Woche in Rerik sein. Als Rebecca Julia am Strand trifft und ihr aus einer unangenehmen Situation hilft, freut sie sich eine Gesprächspartnerin und Freundin gefunden zu haben. Zu einem gemeinsamen Essen mit Lucy und einem befreundeten Pärchen erscheint Julia dann auf einmal nicht mehr. Auch danach ist sie wie vom Erdboden verschluckt und Rebecca merkt, dass sie so gut wie nichts von der Frau weiß. Neben dem Handlungsstrang um Rebecca gibt es eine weitere Perspektive, die der Kriminalpolizei, genauer der von Edda Timm. Die Polizistin wird mit ihrem Team nach Rerik gerufen, weil eine Frau am Fuße der Steilklippen gefunden wurde.

Ich habe lange keinen mich so in den Bann ziehenden Thriller gelesen. Er hatte einige für mich nicht vorhersehbare Wendungen parat, auch wenn ich gegen Ende dann doch schon auf der richtigen Fährte war. Trotzdem gab es einige Überraschungen, die dafür gesorgt haben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte.
Den Aufbau habe ich als eher ungewöhnlich empfunden, da es zu Beginn einen recht langen Teil gibt, der sich ausschließlich mit Rebeccas Sicht beschäftigt und erst nach einer ganzen Weile der Handlungsstrang aus Eddas Perspektive beginnt.

Beide Frauen sind spannende Charaktere, die von der Autorin gut entwickelt werden. Die den Handlungen der Frauen zugrundeliegenden Motive klären sich teilweise erst spät und so ist neben der Ermittlung und der sich zuspitzenden Situation um Rebecca auch Spannung um die Charaktere vorhanden. Für mich war die Mischung aus klassischer Ermittlungsarbeit und Psychothriller genau richtig und hat große Spannung erzeugt.
Der Schreibstil lässt sich super lesen und ich würde das Buch Thrillerfans definitiv empfehlen.