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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.12.2016

Bonjour Tristesse

Schattenkiller
1

Zum Inhalt:
Mancini ist ein sehr guter, wenn nicht der beste Profiler Roms. Deshalb wird er von seinem Chef genötigt, Ermittlungen in einer Mordserie zu übernehmen. Obwohl er durch den Krebstod seiner ...

Zum Inhalt:
Mancini ist ein sehr guter, wenn nicht der beste Profiler Roms. Deshalb wird er von seinem Chef genötigt, Ermittlungen in einer Mordserie zu übernehmen. Obwohl er durch den Krebstod seiner Frau verunsichert ist und sich nicht wirklich auf der Höhe seines Könnens fühlt, gibt Mancini nach und stellt sich ein Team zusammen, mit dem er schließlich einen Fall um Schuld und Sühne aufklärt.

Mein Eindruck:
Italien ist sonnig und insbesondere seine Hauptstadt voll von beeindruckenden Sehenswürdigkeiten und sympathischen, lebensbejahenden Menschen....
..... das war mein Eindruck, bevor ich diesen Krimi gelesen habe. Dieser relativiert dieses Bild nicht nur, sondern stellt es vollständig auf den Kopf.
Zilahy schickt ein Team voller problembehafteter Menschen in die hässlichsten Orte der Stadt. Die schlechte Laune des Chefs, sein Alkoholkonsum und mannigfaltige Ticks werden noch durch das miese Wetter getoppt - den Dauerregen meinte man schon auf der Haut zu spüren. Dieser Stimmung stehen die Morde in nichts nach, welche zum größten Teil in jeder grausigen Einzelheit geschildert werden. Doch trotz aller Blutrünstigkeit bleibt der Leser auf Distanz zum Geschehen, da es der Autor versäumt, echte Tiefe in seine Figuren zu bringen. Man fühlt nicht mit, sondern steht eigentlich mehr oder weniger fassungslos neben der Geschichte. Möglicherweise ist es auch der Übersetzung geschuldet, dass man bis zum Schluss mit diesem Team nicht warm wird. Ein Team, welches eher neben- als miteinander arbeitet und dadurch nicht als Gruppe, sondern als Ansammlung von Einzelkämpfern wahrgenommen wird (bei denen die Frauen alle hochhackige Schuhe tragen - egal, wie das Wetter ist). Ein positiver Aspekt ist jedoch zu vermerken: Der Fall ist glänzend konstruiert, gut durchdacht und sehr schlüssig bis zum bitteren Ende komponiert. Dieser Teil rettet dem Buch die durchschnittliche Bewertung.

Fazit:
Farblose Polizisten an unschönen Plätzen im Regen, jedoch ein interessantes Motiv mit guter Auflösung

3 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Spannung
  • Handlung
  • Stil
Veröffentlicht am 04.12.2016

Tote Giftspritze in Schottland

Hamish Macbeth fischt im Trüben
0

Zum Inhalt:
Ein bunt gemischter Angler-Kurs wird von einer boshaften Teilnehmerin aufgemischt. Sie scheint über jedes Mitglied etwas zu wissen - und nutzt dieses Wissen weidlich aus. Aber schließlich dreht ...

Zum Inhalt:
Ein bunt gemischter Angler-Kurs wird von einer boshaften Teilnehmerin aufgemischt. Sie scheint über jedes Mitglied etwas zu wissen - und nutzt dieses Wissen weidlich aus. Aber schließlich dreht sie die Daumenschrauben zu fest, findet ihr unrühmliches Ende im Wasser und Hamish Macbeth löst seinen ersten großen Fall.

Mein Eindruck:
Nach Agatha Raisin hat M.C. Beaton einen neuen Protagonisten für eine hübsch altmodisch angehauchte Reihe erdacht: Den sympathischen Dorfpolizisten Hamish, rothaarig und auf unauffällige Weise nicht halb so dämlich, wie er zu wirken beabsichtigt. Die Idee, ihn für seinen ersten Fall mit einer Anglergruppe zusammenzubringen, ist auf eine besondere Art sehr gelungen: Das Angeln ist ein Hobby, welches Menschen mit sehr unterschiedlichen beruflichen und gesellschaftlichen Hintergründen und alt wie jung verbindet, - teilweise kommen die Teilnehmer aus Übersee. Leider geht die Autorin sehr über die dafür benötigten Fertigkeiten ins Detail und stößt in ungeahnte (und ungewollte) Tiefseegründe vor, was Haken, Fliegen und Angelschnüre angeht. Die Erklärung darüber, wie welcher Knoten zu knüpfen ist, treibt die Geschichte nicht wirklich voran und verwirrt und/oder langweilt den ungeübten Leser eher. Hier hätte Frau Beaton zugunsten von ausführlicheren Beschreibungen von Wesen und Tun ihrer Charaktere Platz sparen können. Diese (und dabei insbesondere der titelgebende Hamish) kommen nämlich ein wenig zu kurz und zu oberflächlich daher. Dass die Geschichte dennoch Spaß macht, liegt an dem wirklich schönen Setting und dem eingängigen Schreibstil der Autorin. Schottland ist eben selbst bei Regen eine Naturschönheit und die Schotten - von den typisch britischen Standesdünkeln einmal abgesehen - ein liebenswerter, knorriger Menschenschlag.

Mein Fazit:
Ein guter Auftakt mit Potenzial

Veröffentlicht am 19.11.2016

Nachempfundene Geschichte

Die Spionin
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Mein Eindruck:
Das fiktive Vermächtnis von Mata Hari, einer schillernden Figur der Zeitgeschichte, aufgeschrieben von einem mehrfach ausgezeichneten Schriftsteller, - was kann da schon schiefgehen?
Eine ...

Mein Eindruck:
Das fiktive Vermächtnis von Mata Hari, einer schillernden Figur der Zeitgeschichte, aufgeschrieben von einem mehrfach ausgezeichneten Schriftsteller, - was kann da schon schiefgehen?
Eine gefällige und (wie gewohnt) blumige Sprache führen dazu, dass man sich tatsächlich in die Zeit vor und während des 1. Weltkriegs zurückversetzt fühlt. Das Staunen über die Weltausstellung in Paris klingt genauso echt wie die Bestürzung über die ausbleibende Hilfe bei Verhaftung, Gnadengesuch und Vollstreckung des Urteils. Interessant sind auch die echten Dokumente, die den Prozess veranschaulichen und die Fotografien Mata Haris, welche sie außerhalb ihrer Bühnenshow zeigen. Ärgerlich ist jedoch der hohe Preis für letztendlich etwa 170 Seiten Geschichte. Vor allem auch deshalb, weil der Autor seinen Plot schon fertig vorgefunden hat und dieser Coelhos leicht schwülstiger Erzählweise vortrefflich entgegenkommt. Die Mühe, die er sich mit dem Verfassen geben musste, hielt sich somit in überschaubaren Grenzen und fast 20 Euro sind ein zu stolzer Preis für das, was letztendlich aus der Feder geflossen ist, - auch wenn es zugegebenermaßen eine beeindruckende Geschichte ist. Das Grundgerüst ist bekannt und viele Ansatzpunkte für eine genauere Betrachtung wären möglich gewesen (die Liebe zu einem Soldaten, die Zeit in Java, die Trennung von Mann und Tochter), aber so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor eine schnelle Mark machen wollte - und das mit möglichst wenig eigenem Aufwand.

Mein Fazit:
Ein Stück Zeitgeschichte - (zu) teuer bezahlt

3 Sterne

Veröffentlicht am 15.10.2016

Der Fremde in meinem Bett

DIE WAHRHEIT
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Zum Inhalt:
Vor sieben Jahren verschwindet Sarahs Mann auf einer Geschäftsreise in Kolumbien spurlos. Jetzt kehrt er zurück, aber der Mann, der aus dem Flugzeug steigt, ist Sarah unbekannt. Verzweifelt ...

Zum Inhalt:
Vor sieben Jahren verschwindet Sarahs Mann auf einer Geschäftsreise in Kolumbien spurlos. Jetzt kehrt er zurück, aber der Mann, der aus dem Flugzeug steigt, ist Sarah unbekannt. Verzweifelt versucht sie ihre Umwelt von der gestohlenen Identität zu überzeugen, aber der Fremde erweist sich als ebenbürtiger Gegner.

Mein Eindruck:
Frau Raabe hat ein gutes Gespür für Seelenwelten und vermag es deshalb sehr gut, die inneren Kämpfe ihrer beiden Hauptpersonen darzustellen. Das Stilmittel, beide in der ersten Person ihre Standpunkte darstellen zu lassen, schafft tiefgehende Einblicke in Psyche und Gedanken. Panik auf der einen Seite, Abgeklärtheit auf der anderen werden immer deutlicher, je weiter die Geschichte voranschreitet. Aber dann folgt ein für meine Begriffe absolut unglaubwürdiger Schluss, der zusätzlich in seinen Erklärungsversuchen ein so laxes Weltbild von Moral und Anstand zeigt, dass sich meine bürgerlichen Haare gen Himmel sträuben. Der Zweck einer überraschenden Auflösung (die sich die Autorin wohl damit erhofft hat) heiligt nicht jedes Mittel.
Die vielen guten Einfälle von Frau Raabe (zum Beispiel die reimende Nachbarin) und der geschliffene Stil sind dennoch Grund genug, auf eine neue Geschichte aus ihrer Feder zu hoffen.

Mein Fazit:
Stilvoll geschriebene Unterhaltung mit leider enttäuschendem Ende

Veröffentlicht am 15.09.2016

Trist statt grün

Lügenmauer. Irland-Krimi (Ein Emma-Vaughan-Krimi 1)
0

Zum Inhalt:
Emma ist Protestantin, geschieden und alleinerziehend und damit weit entfernt von dem, was im konservativen, katholischen Irland gerne gesehen wird. Durch ihr Können hat sie sich gegen alle ...

Zum Inhalt:
Emma ist Protestantin, geschieden und alleinerziehend und damit weit entfernt von dem, was im konservativen, katholischen Irland gerne gesehen wird. Durch ihr Können hat sie sich gegen alle Widerstände ihren Rang innerhalb der Polizei in Sligo erarbeitet. Als ein hoher protestantischer Geistlicher ermordet wird, muss sie dieses Können anwenden und sticht bei ihren Ermittlungen in einige Wespennester, die teilweise schon vor 40 Jahren gebaut wurden.

Mein Eindruck:
Der erste Fall für Emma sollte nicht ihr letzter sein, - falls sie nicht in der Zeit bis zu ihrem zweiten Buch wegen Tablettensucht suspendiert wird (ja, schon wieder ein/e Ermittler/in mit Problemen!!). Barbara Bierach hat sich viel Mühe gegeben, ein passendes Team mit ausbaufähigen Charakteren um die Polizistin herum aufzubauen. Die Hauptfiguren besitzen Ecken, Kanten und genügend Grautöne, um interessante und unerwartete Aktionen abzuliefern.
Der Mordfall ist spektakulär und auch in heutiger Zeit gut gewählt: Ein religiöses Umfeld, das wegen der gebotenen Political Correctness mit aller Vorsicht zu behandeln ist. Zur Not mit so viel Fingerspitzengefühl, dass die Ermittlungen behindert werden und in falsche Richtungen abdriften, um nur ja nicht jemandem auf die Füße zu steigen.
Gut gefallen die Reminiszenzen an die Vergangenheit, das bigotte Leben damals und der Schluss, wenn er auch wohl unglaubhaft ist.
Allerdings hätte ich mir mehr Differenziertheit in den Nebenfiguren gewünscht: Diese sind eindimensional gut oder schlecht, in der Kirche gibt es nur bösartige und machtgeile Menschen und die Frauen kuschen, - jetzt wie damals. Emma bildet zwar eine Ausnahme, kämpft dafür aber mit anderen Dämonen, - eine starke Frau sieht anders aus.

Fazit:
Ich wünsche mir den nächsten Fall nicht ganz so traurig, - schließlich ist Irland grün und nicht nur grau!