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Veröffentlicht am 28.01.2022

Die alte Ziegelei

Finsterbusch
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Finsterbusch ist der fünfte Band dieser Reihe und diesmal hatte ich keine Probleme wieder einzusteigen, da ich Rauchland noch gut im Gedächtnis hatte. Die Protagonisten sind eben auch ein wenig schrullig ...

Finsterbusch ist der fünfte Band dieser Reihe und diesmal hatte ich keine Probleme wieder einzusteigen, da ich Rauchland noch gut im Gedächtnis hatte. Die Protagonisten sind eben auch ein wenig schrullig wie Tenbrink, oder konträr dazu, der immer ein wenig hilf- und ziellos wirkende Maik Bertram. Dass beide zusammen in einer WG wohnen macht die Sache um so spannender, manchmal auch ein wenig kompliziert, genau wie das Zusammenleben der beiden Protagonisten. Im Großen und Ganzen sind sie einander aber sehr zugetan und ihre so unterschiedlichen Ermittlungsmethoden führen eben durch diese Gegensätze zielsicher zum Erfolg. Schön finde ich die Zusammensetzung aus Ermittler/ ehemaligem Ermittler, die zusammen wohnen , Maik als alleinerziehendem Vater und jeder Menge interessanter Nebencharaktere. Auch in diesem Buch sind einige schrullige Querköpfe zu finden, was das Buch sehr liebenswert macht und durchaus Regionalcharme versprüht. Sehr toll finde ich immer, dass durch Tenbrinks Rentnerdasein, das Meiste durch Gespräche ans Tageslicht kommt und nicht durch ultramoderne Ermittlungsmethoden. Der Fall an sich ist sehr gut aufgebaut, er macht betroffen, oft kann man aber auch schmunzeln, zumeist dann, wenn Tenbrink auf die Mitglieder der Ziegelei trifft. Gut ausgedacht und ausgearbeitet, allerdings ist das Ende einen Hauch zu vorhersehbar, was der Spannung aber niemals schadet.

Als Fazit kann ich nur eine Empfehlung aussprechen für alle, die gut gemachte Regionalkrimis mögen, mit noch echten Charakterköpfen, gebe allerdings zu bedenken, dass man die Reihe von Beginn an lesen sollte.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Eiskalte Leseempfehlung

Eis. Kalt. Tot.
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Mit Eis. Kalt. Tot zeigt die Autorin dem Leser eine Welt, in der es kalt und berechnend zugeht. Skrupellos werden Leichen bizarr drapiert und bereiten nicht nur der Mordkommission schlaflose Nächte, sondern ...

Mit Eis. Kalt. Tot zeigt die Autorin dem Leser eine Welt, in der es kalt und berechnend zugeht. Skrupellos werden Leichen bizarr drapiert und bereiten nicht nur der Mordkommission schlaflose Nächte, sondern gehen dem Leser durchaus nahe. Allzu gruselig sind einige Stellen beschrieben, was ich bei einem Buch im Genre Thriller aber nicht schlimm finde, zumal sich alles hinreichend und gut auflöst. Ich fand insgesamt alle Elemente sehr stimmig. Es gab ruhige Phasen , in denen Fakten gesammelt wurden und sehr rasante Teile in denen richtig gute Action herrschte. Die Umgebung ist genauso empathisch beschrieben, wie das Ermittlungsteam, welches hauptsächlich aus drei Personen besteht. Jesper Baek, kürzlich aus der Provinz nach Kopenhagen versetzt. Hier bekommt der Leser einen nachdenklichen, eher introvertierten Ermittler, der mit einigen privaten Rückschlägen zurechtkommen muss, dies aber mit Verstand und Herz gut meistert. Er ist sehr positiv besetzt, und bildet ein wenig den Ruhepol der Gruppe. Kirsten Vinther, die Chefin der Ermittlungsgruppe, polarisiert dagegen ordentlich. Ungerecht, laut , dominant und zu oft in ihrer eigenen Interpretation von Perfektionismus gefangen bildet sie den Kontrast am völlig anderen Ende der Sympathieskala. Ein wenig wird der Leser dadurch beruhigt, dass auch sie einige private Einblicke in ein nicht ganz unproblematisches Verhältnis gibt. Das lässt diese Protagonistin nicht ganz so eiskalt wirken.
Marit Rauch Iversen hingegen lässt sich schlecht einordnen, was ihren Charakter sehr spannend und vielschichtig macht. Auch sie trägt ein Geheimnis mit sich herum, was einen Teil ihrer selbstauferlegten Einsamkeit erklärt. Sie ist eine Super - Recognizerin. Was ich in diesem Genre eine tolle Idee finde. Mal etwas anderes, und ebenso nützlich wie spannend zugleich. (Randbemerkung: Es gibt auch das Gegenteil zu Marits Diagnose: Prosopagnosie (Gesichtsblindheit) , ein Super - Gau, wenn solche Menschen in den Zeugenstand müssen)

Der Fall an sich ist gut konstruiert und die Autorin legt richtig klasse falsche Fährten, da macht das Lesen so richtig Spaß. Dieses Buch konnte ich nicht mehr aus der Hand legen, es hat mich von Anfang an gepackt, ins Eis gezerrt und nicht mehr losgelassen. Gott sei Dank, saß ich im gemütlich warmen Wohnzimmer und konnte diese Geschichte so richtig von Herzen genießen.

Fazit: Fünf gefrorene Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung im Genre Thriller.

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Veröffentlicht am 19.01.2022

Zu viel Heather , zu wenig Ermittlung

Der Herzgräber
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Im Buch" Der Herzgräber" zeigt die Protagonistin Heather dem Leser ein Stück ihres Weges , direkt nach dem Tod ihrer Mutter. Sie kommt in ihren Heimatort zurück, wohnt im Haus ihrer Mutter, welches sie ...

Im Buch" Der Herzgräber" zeigt die Protagonistin Heather dem Leser ein Stück ihres Weges , direkt nach dem Tod ihrer Mutter. Sie kommt in ihren Heimatort zurück, wohnt im Haus ihrer Mutter, welches sie mit 16 Jahren verließ, und versucht sich beruflich neu zu orientieren. Außerdem findet sie Hinweise darauf, dass ihre Mutter eine völlig andere Person gewesen muss, als die, die Heather immer zu sehen bekam.
Immer persönlicher werden die Rätsel und Heather muss sich bald ihrer Vergangenheit stellen, um die Zukunft zu verstehen.

Dieses Buch hat einige sehr tolle Ansätze, die Geschichte ist packend , geht es doch um eine Serie grauenvoller Morde. Leider hat die Autorin hier einiges an Potenzial liegen gelassen. Dadurch, dass der Ermittler immer nur Bruchstücke berichtet, wird man als Leser zu keiner Zeit, in irgendeiner Weise in die Ermittlungen involviert, was ich persönlich schrecklich fand. Und ehrlich gesagt....die Protagonistin fand ich auch ganz schrecklich. Sie kommt sehr unsympathisch daher, nur darauf pochend, wer oder was sie einmal war, mit keinerlei Gefühl für Schuld, oder Respekt ihren Mitmenschen gegenüber. Das hat mir einen Großteil der Geschichte kaputtgemacht. Ich konnte mit der Hauptfigur nicht mitfiebern, sondern war nur genervt ob ihres merkwürdigen Verhaltens. Die Nebencharaktere sind da schon besser aufgestellt, bleiben allerdings hinter der außergewöhnlich präsenten Heather zu stark zurück. Zudem sind einige rote Fäden nicht aufgelöst, oder ungeschickt nicht mehr erwähnt. Das Ende ist sehr abrupt und bietet leider keinen aufklärungsrelevanten Bezug zu den Morden. In sich logisch und toll ausgedacht ist alles, Respekt dafür und der Schreibstil ist flüssig und spannend, bildhaft in den Beschreibungen. Auch die Rückblenden sind gut gewählt und bieten dem Leser einen Einblick hinter die Kulissen des Lebens von Heathers Mutter. Allerdings empfand ich hier, bedingt durch die sowieso schon vorhandene Farb - und Glanzlosigkeit der Nebenprotagonisten, eine leichte Langeweile, da die Personen in den Rückblenden überhaupt nicht eingeführt wurden und somit eher nebulöse Schattengestalten waren, als dass sie Spannung , oder Klarheit in die Geschichte gebracht hätten.
Generell war es mir zu viel Heather und explizit ihr Herumgezicke und viel zu wenig Aufklärung, Auflösung, Spannungen durch Nebenprotagonisten , oder Ermittlungsarbeit. Am Ende wurde gar keine Auflösung geliefert, bezüglich der letzten Szene. Weder in Bezug auf den Vater, noch auf Lyle (wie konnte er von den Toten auferstehen ?) was geschah hinterher mit ihm, was geschah mit Ben und Nikki ??? Wer zur Hölle ist Cathy und wie kommt sie dorthin ? All diese Antworten hätte ich mir als Leser gewünscht und ehrlich gesagt auch verdient.

Fazit: Leider hat dieses Buch meinen Lesegeschmack nicht getroffen, aber ich denke, Menschen, die gerne gut konstruierte Thriller mit sehr eckigen Protagonisten mögen, sollten hier zugreifen.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Sind wir nicht alle ein wenig Rupert ?

Rupert undercover. Ostfriesische Jagd
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Rupert wieder in Aktion. Und es ist wieder nicht nur spannend, sondern auch sehr unterhaltsam, kreiert der Autor doch ein eigenes Universum um seine Hauptfiguren drumherum. Alles sehr stilecht in wahrlich ...

Rupert wieder in Aktion. Und es ist wieder nicht nur spannend, sondern auch sehr unterhaltsam, kreiert der Autor doch ein eigenes Universum um seine Hauptfiguren drumherum. Alles sehr stilecht in wahrlich Rupert'scher Manier, mit Nachnamen und Mitfrau. Ein Gangsterboss, der im Grunde seines Herzens aber immer zu den Guten zählt. Das Hörbuch ist vom Autor selber eingelesen, was dem ganzen noch ein zusätzliches Feeling gibt, kennt doch niemand seine Figuren und deren Nuancen so genau wie deren Erschaffer. Zudem schafft er es spielend, mit Humor und ohne erhobenen Zeigefinger der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Auch der zweite Undercover-Einsatz für Rupert hat mich wieder bestens unterhalten, war spannend, voller Spaß und Humor, einfallsreich, überraschend und doch sehr realitätskritisch.

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Hamburg anno 1910

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Im Buch" Die Hafenärztin" lernen wir die junge Pastorentochter Helene Curtis kennen, sie möchte gerne ein selbstbestimmteres Leben führen, und einige Freiheiten erleben, die zu der damaligen Zeit als inakzeptabel ...

Im Buch" Die Hafenärztin" lernen wir die junge Pastorentochter Helene Curtis kennen, sie möchte gerne ein selbstbestimmteres Leben führen, und einige Freiheiten erleben, die zu der damaligen Zeit als inakzeptabel für eine Frau gelten . Lehrerin möchte sie gerne werden, statt zu heiraten. Um Helenes Selbstfindung herum, die sich als roter Faden durch die Geschichte zieht, tauchen auch die anderen Protagonisten auf. Berthold Rheydt ist als Kommissar ein sehr geradliniger Charakter. Er weiß , was er will, nämlich den Hafenmörder fangen und in der ersten Mannschaft Fußball spielen. Hier setzen auch zwei meiner Kritikpunkte an. So wundervoll und amüsant es auch war, die allerersten Anfänge des FC St. Pauli so hautnah mitzuerleben, ich fand es ein wenig ausufernd und üppig in der Länge der Beschreibungen. Zudem fand ich es sehr schade, dass keinerlei Auflösung gegeben wurde, was Bertholds Sohn und Frau betrifft, das war mir ein wenig nebulös und dies hat der Protagonist auch nicht verdient, und da dieses Ereignis an einem anderen Ort und schon vor längerer Zeit stattgefunden hat, hätte es weder den Lesefluss gestört noch die aktuellen Ereignisse durcheinandergebracht, wenn man als Leser ein paar wenige Kleinigkeiten mehr hätte erfahren dürfen.
Genau das Gleiche gilt für die Hauptprotagonistin Anne Fitzpatrick. Auch hier hätten mir ein paar mehr Informationshäppchen zu ihrem Leben und ihrer Flucht aus London gut gefallen. So bleibt sie mir doch recht unsympathisch, ehrlich gesagt. Sie ist studierte Medizinerin, was in der damaligen Zeit ein absolutes Novum war und ihr Hang den Bedürftigen zu helfen ist sowohl löblich, als auch bemerkenswert. Allerdings bleiben die Gründe für diesen absolut konträren Sinneswandel im Vergleich zu ihrem früheren Lebensstil doch sehr verborgen. Toll beschrieben sind sämtliche Details des Lebens um 1910 herum in der Hansestadt Hamburg. Hier punktet die Autorin deutlich mit detailreichen Beschreibungen und einer recht liebevollen und aussagekräftigen Beurteilung des damaligen Lebensstiles einer Frau.

Die eingebettete Kriminalhandlung fand ich ebenfalls spitzenmäßig, sowohl vom Plot, als auch von der Spannung. Auch hier findet sich eine tolle bildgewaltige Sprache, die der damaligen Zeit echtes , wenn auch manchmal brutales Leben einhaucht.

Fazit: ein wunderbarer historischer Kriminalroman, deren Mittelpunkt zwei starke Frauen sind, die langsam zueinanderfinden, allerdings mit einigen Schwächen in der sprachlichen Effizienz vergangener Erfahrungen der Protagonisten.
Vier wundervolle Sterne und eine klare Leseempfehlung für alle , die gerne in diesem Genre lesen.

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