Nette Idee – doch an der Umsetzung scheitert es leider…
Underground LoveSeit einiger Zeit gibt es in London ein neues Gerücht. Alle sprechen von „Tubing“, wenn zwei vollkommen Fremde sich in einer überfüllten U-Bahn treffen und ein heißes Blind Date erleben. Anschließend gehen ...
Seit einiger Zeit gibt es in London ein neues Gerücht. Alle sprechen von „Tubing“, wenn zwei vollkommen Fremde sich in einer überfüllten U-Bahn treffen und ein heißes Blind Date erleben. Anschließend gehen sie ihrer Wege und sehen sich nie wieder.
Per Zufall wird Polly für ein Date gehalten. Als der attraktive Fremde ihr näherkommt, kann sie kaum noch an etwas anderes als an ihn denken. Doch genauso schnell wie es passiert ist, ist er auch schon wieder fort. Sie kennt ihr nicht, weiß nicht wie er heißt und wo er wohnt. Doch sie will ihn unbedingt wiedersehen. Nur deshalb lässt sie sich auf das geheime Dating-Netzwerk ein und gerät dabei in eine gefährliche Situation.
Schon auf dem Klappentext des Werks aus der Feder von K.A. McKeagney steht geschrieben, dass man anschließend U-Bahn-fahren mit anderen Augen betrachten wird. Ob das so stimmt, wird sich zeigen, doch zuvor sollten wir einen Blick auf die Protagonistin des Buchs werfen…
Polly ist die Hauptfigur, die die Geschichte antreibt und deren Motive der Leser ergründen darf. Sie ist etwas schräg, leidet unter einer Essstörung und ist auch sonst eher weniger gefestigt im Leben. Sie mag ihren Freund, fühlt sich aber von ihm vernachlässigt. Deshalb fällt es ihr auch leicht, sich auf das Experiment „Tubing“ einzulassen. Sie ist allerdings ein wenig farblos und ihre Person ist wenig sympathisch. Der Leser kann sie sich zwar vorstellen, doch es fällt nicht so leicht, zu ihr einen guten Bezug aufzubauen. Obwohl sie im Verlauf der Geschichte etwa mehr Charakterstärke aufbaut. Dabei bleibt sie allerdings etwas zu blass, was der Erzählung den nötigen Schwung nimmt.
Auch die Erzählweise ist ein wenig stockend und einfach gehalten. Die Schriftstellerin bemüht sich zwar der Kulisse einen bildlichen Touch zu verleihen, doch sie verzettelt sich in Belanglosigkeiten, die den Leser ermüden und wenig interessieren. Zudem hat sie das Hauptaugenmerk der Handlung auf die erotischen Passagen gelegt, die den Dreh- und Angelpunkt bilden. Hinzu kommt ein recht gut durchdachter und ausgeklügelter Thriller, der für mächtig viel Action sorgt. So wirkt das Gesamtwerk plötzlich nicht mehr ganz so einfach und planlos, sondern erhält einen zusätzlichen, nervenaufreibenden Reiz.
Nette Idee – doch an der Umsetzung scheitert es leider…
Mein persönliches Fazit:
Die Grundidee hat mich begeistert, weshalb ich auch unbedingt wissen wollte, welche Ideen die Autorin aus dem Hut zaubert. Doch leider hat mich die Umsetzung nicht ganz gefesselt.
Ihre Protagonistin ist mir viel zu leblos und einfallslos erschienen, weshalb ich sie nicht für ernst nehmen konnte. Sie stolpert blindlings durch die Gegend und ist vom Tubing schlichtweg besessen. Zusätzlich hat sie viel zu viele persönliche Probleme, die mir alle etwas übertrieben und teilweise schlecht beleuchtet erschienen sind. Auch diese dramatische Geschichte, die sich dann aufgebaut hat und in einem packenden Finale mündet, hat mich nicht ganz mitgerissen. Ehrlich gesagt, war ich sehr glücklich, als ich das Buch endlich schließen konnte. Vielleicht hätte die Autorin sich ein wenig mehr mit dem Tiefgang statt mit den Oberflächlichkeiten beschäftigen sollen. Ein wenig mehr Emotionen, ein paar starke Gefühle und einen ausdrucksstarken Charakter hätten die Erzählung auf jeden Fall belebt. Doch so bleibt es leider bei einem mittelmäßigen Werk, das mich nicht nachhaltig unterhalten hat. Ich glaube, ich kann auch weiterhin gefahrlos U-Bahn fahren :)