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Veröffentlicht am 25.03.2024

Trügerische Südseeidylle

Sturmprinzessin
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Erster Überblick

Südseeidylle. Der Einfall fremder Segelschiffe auf das karibisch anmutende Inselreich lässt Bilder aus dem Werk »Meuterei auf der Bounty« vor das innere Auge des Betrachters ziehen. Natürlich ...

Erster Überblick

Südseeidylle. Der Einfall fremder Segelschiffe auf das karibisch anmutende Inselreich lässt Bilder aus dem Werk »Meuterei auf der Bounty« vor das innere Auge des Betrachters ziehen. Natürlich gänzlich anders als meine Krimis, aber auch anders als mein eigener Fantasyroman zieht Susanne Wolffs »Sturmprinzessin« den Leser nicht durch eine auf Abenteuer ausgerichtete Spannung in ihren Bann, sondern durch ein exotisches Setting, einfühlsam beschriebene, in sich widerstreitende Charaktere und – durch Gefühle. Liebe, Loyalität und Tradition schließen sich oftmals gegenseitig aus, und auf diesem Konflikt beruht die Handlung, die bildreich und einfühlsam vor uns ausgebreitet wird.



Inhalt ohne Spoiler

Wie friedlich könnten die Bewohner des Inselreichs Bajbangho leben, hätte nicht eine Flutwelle große Verwüstung angerichtet und würde nicht Lord Verion, der Herrscher von Daramon, seine Hilfeleistung an die Unterwerfung knüpfen! Liann, Erste Schülerin der ungekrönten Inselkönigin Katesha, verliebt sich gegen ihren Willen in den daramonischen Heerführer Marcian, der zusammen mit seinem Freund Arnemon, dem Sohn und künftigen Nachfolger Verions, die Anordnungen des Lords abzumildern sucht. Sturheit, Missverständnisse und falsch verstandenes Ehrgefühl lassen einen Krieg unvermeidlich scheinen. Besonders Marcian steht im Widerstreit zwischen seiner Loyalität zum Reich Daramon und seinem Herrscher einerseits und der Treue zu seiner Geliebten Liann andererseits. Daramons Kanonen steht die Magie der Banjhee, der Piesterinnen Bajbanghos, gegenüber. Marcian und Liann sehen sich in diesem Konflikt mit ungleichen Mitteln auf unterschiedlichen Seiten …



Schreibstil

Wäre »Sturmprinzessin“ kein Roman, sondern ein Heim, wäre bei dessen Einrichtung die weibliche Hand nicht zu übersehen. Selbst Autor, behaupte ich, kein Mann vermag so gefühlvoll und behutsam zu schreiben, wie es Wolff hier getan hat. Idyllischer Südseezauber steht der Zerstörung der Hauptstadt Daramons diametral gegenüber. Auch in der kriegerischen Auseinandersetzung gelingt es der Autorin hervorragend, die Gefühle und den inneren Konflikt der Anführer – Katesha und Liann auf Seiten des Inselreichs und Marcian und Arnemon auf Seiten Daramons – ebenso feinfühlig und dramatisch darzustellen wie die Liebesbeziehung. Lebendige Dialoge, Selbstgespräche und selbstkritische Gedanken runden die Figurenbeschreibung ab und richten sich nach der jeweiligen Situation – mal entspannt, mal bis aufs Äußerste angespannt. Ein bildreiches, durchgängig ausgeführtes „Show, don’t tell“ reißt den Leser mit.



Fazit



Wer behauptet, die beste Fantasy käme aus Übersee, den belehrt die »Sturmprinzessin« eines Besseren. Mit einem gut durchdachten und konsequent umgesetzten Plot, mit einer der traditionsbestimmten Logik folgend sich unweigerlich zuspitzenden Dramatik, mit der Betonung der inneren Heldenreise der Hauptfiguren und mit einer bildgewaltigen, einfühlsamen Sprache präsentiert uns Susanne Wolff ein im buchstäblichen Sinn zauberhaftes Werk. Einen echten Pageturner mit Bestwertung.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Wechselbad von Idylle und Dramatik

Wie Spuren am See - Die Rückkehr
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Erster Eindruck



Etwas neidisch las ich dieses Buch, nachdem ich schon beim ersten Kapitel erkannte, dass ich mir als Autor von Krimis und Fantasyromanen Baillons Vielfalt an bildhaften Vergleichen ...

Erster Eindruck



Etwas neidisch las ich dieses Buch, nachdem ich schon beim ersten Kapitel erkannte, dass ich mir als Autor von Krimis und Fantasyromanen Baillons Vielfalt an bildhaften Vergleichen und die Dichte ihrer Gefühlsbeschreibungen in meinen Genres nicht erlauben darf. „Die Rückkehr“ ist das zweite Buch aus der Bodensee-Reihe, das ich – mit zeitlichem Abstand zum ersten – genossen habe. Wieder beeindruckten mich der einfühlsame Schreibstil, der mich ins Setting hineinzog, und die Dramatik, die hier schon anfangs zutage tritt und die sich später verdichtet. Es ist eine andere Spannung als in Kriminalromanen – in diesem Werk zwingen Mitgefühl und Neugier zum Weiterlesen, außerdem einfach die Freude am Ausdruck und an der Detailverliebtheit, mit denen uns die Autorin begegnet.



Inhalt

Wir kennen Isabella und Chris vom Bodenseeband „Die Erbin“. Isabella hat ihren nüchternen, kleinbürgerlichen Mann verlassen und lebt zusammen mit ihrem Geliebten, dem lebensfrohen und lebhaften Chris, in der von ihrer Großtante Ada geerbten Villa, als eines Morgens die betagte Gudrun um Hilfe bittet. Vor ihrem gewalttätigen, alkoholsüchtigen Mann geflohen sucht sie nun Beistand bei ihrer alten Freundin Ada, ohne von deren Tod erfahren zu haben. Ihr Auftauchen und Isabellas Wunsch zu helfen werfen nicht nur organisatorische Probleme auf, sondern übertragen Gudruns Ängste auf Isabella und stellen die Liebe zwischen ihr und Chris vor eine ernsthafte Zerreißprobe. Die Konflikte verschärfen sich, als weitere Personen ins Bild treten, die eine enge Beziehung zu Adas Vergangenheit haben …



Schreibstil

Sanft, mit viel Gefühl und mit treffenden Stimmungsbildern stellt uns Sibylle Baillon auch in diesem Werk nicht nur Figuren vor, die sich wegen der unterschiedlichen Handlungsebenen mannigfachen Herausforderungen stellen müssen, sondern beschreibt in Einzelheiten die Handlungsorte, Tätigkeiten und Hintergrundgeschichten auf eine Art und Weise, die auch nüchterne Leser in ihren Bann zieht. So mutiert etwa Gudruns profaner Kauf einer Bahnfahrkarte in einem der ersten Kapitel zu einem Abenteuer, das ihr gesamtes Elend, ihr Leiden unter ihrem Mann und die Schwere ihrer Entscheidung zur Flucht offenlegt. Häufige Dialoge spiegeln Gefühlswelten und Konflikte treffend wider und überraschen nicht nur den Leser, sondern manchmal die Figuren selbst – etwa durch fremde Ansichten in Unkenntnis der Hintergründe. In manchen Kapiteln überwiegt das Aufdecken von Gemütszuständen wie Verzweiflung, Zweifel, Hilfsbereitschaft, Hoffnung und Zuneigung und lässt den eigentlichen Handlungsstrang in den Hintergrund treten. Diese Abwechslung ist ein Anreiz mehr, sich von diesem Buch vereinnahmen zu lassen.



Fazit

Obwohl der Roman außerhalb der Kernkompetenz meines eigenen Schreibens liegt, zolle ich Sibylle Baillon für „Wie Spuren am See – die Rückkehr“ Respekt und ein großes Lob. Wieder ist es ihr gelungen, durch stimmungsvolle Bilder, durch unaufdringliche Charakterbeschreibungen und durch die gefühlsbetonte und doch spannende Haupthandlung ihre Leser gefangen zu nehmen. Das Buch empfehle ich jedem, der fernab literarischer Hektik Ruhe sucht, indem er sich zurücklehnen und beim Wechselbad von Idylle und Dramatik entspannen möchte.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Bestnote für Plot und Stil

Wie Spuren am See - Die Erbin
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Erster Eindruck

Obwohl ich Kriminalromane lieber lese und schreibe als Liebesromane, hat mich Sibylle Baillons „Wie Spuren am See – Die Erbin“ vom ersten Kapitel an magisch angezogen. Ein sympathisch ...

Erster Eindruck

Obwohl ich Kriminalromane lieber lese und schreibe als Liebesromane, hat mich Sibylle Baillons „Wie Spuren am See – Die Erbin“ vom ersten Kapitel an magisch angezogen. Ein sympathisch blumiger Schreibstil offenbart die Gefühle der Protagonistin Isabella, in der sich Leserin und Leser sofort wiederfinden können. So beflügeln ihre Gedanken und die Dialoge die Fantasie, die unweigerlich der Handlung vorauseilt. Gelegentliche Widersprüche zwischen einer aus Gewohnheit vorbestimmten Absicht und der spontan entgegengesetzt getroffenen Entscheidung verführen durch sanfte Ironie zum Schmunzeln.



Inhalt ohne Spoiler

Als Isabella von einer überraschenden Erbschaft erfährt, denkt sie zuerst an einen Scherz. Ada, die ihr eine Villa bei Lindau vermacht hat, ist ihr gänzlich unbekannt. Ihr Mann Bernd drängt sie, das Anwesen ungesehen zu verkaufen, da es seiner Ansicht nach eine Belastung darstellt. Obwohl Isabella zustimmt, fasst sie spontan den gegenteiligen Entschluss, bricht unvermittelt auf und findet sich 400 km weiter in einem Setting wieder, das an die 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts erinnert. Sofort beginnt sie mit der Suche nach Anhaltspunkten, die Adas Schicksal beleuchten. Nach kurzer Zeit nimmt die Suche detektivische Züge an und führt zu einem so nicht erwarteten dramatischen Höhepunkt. Besondere Hilfe verspricht sie sich von ihrem Nachbarn Chris, dessen burschikose Art so gänzlich anders ist als Bernds nüchterner, manchmal pedantischer Charakter …



Schreibstil

Dass in dem Roman drei Künstler aufeinander treffen, spürt der Leser, sobald die Figuren auftreten: Isabella, Hauptfigur und Fotografin, der Schriftsteller Chris, und – in Rückblenden – Ada, zu Lebzeiten eine begnadete Schauspielerin und Malerin. Lebendig, gewürzt mit vielen Dialogen, die häufig vor Ironie sprühen oder philosophische Aspekte ausbreiten … Gedanken, Fantasien und Gewissensbisse der Protagonistin reihen sich aneinander und werden zu einem literarischen Feuerwerk aus farbenfrohen Bildern. Bunt, aber nie grell, eher pastellfarben und gegen Ende mit dramatisch dunklen Grautönen. Baillon versteht es, die Gefühlswelt Isabellas vor den Lesern so auszubreiten, dass denen die eigenen unterdrückten Träume, die Selbstzweifel und deren Überwindung ins Bewusstsein drängen. Unweigerlich identifiziert man sich mit Isabella. Was mir auffiel, ist das stetige Vorwärtsstreben in der Handlung. Auch ruhige Passagen sind auf eine Art und Weise geschrieben, die – zum Gemütszustand Isabellas passend – nur wenig Entspannung erlauben. Handlung und Schreibstil lassen den Leser nie verharren, auch bei einer im Grunde ruhigen Beschreibung von Adas Villa und ihren Gemälden richtet sich der Blick nach vorn und sucht nach den Auflösungen der Rätsel um Adas Schicksal und um Isabellas Bestimmung. Der Gebrauch unvollständiger Sätze, der Wechsel zwischen Normal- und Kursivschrift untermalen bestens die zur Sucht werdende Neugierde und die innere Zerrissenheit der Hauptfigur. Dazu kommt eine sich langsam aufbauende Dramatik. Und wie könnte man das treffender zum Ausdruck bringen als durch eine Erzählung aus der Ich-Perspektive?



Fazit



Für Liebhaber des Genres und auch für mich, der ich durch mein eigenes Scheiben nicht anders kann als analytisch zu lesen, ist manches vorhersehbar, was im Buch erst später offengelegt wird. Der Lesefreude tut dies indes keinen Abbruch, vielmehr fiebert man gerade deshalb mit den Figuren mit. Einerseits, weil sie einem ans Herz gewachsen sind, andererseits, um die eigenen Prognosen bestätigt zu wissen. Auf diese Weise fesselt „Wie Spuren am See“ sowohl Fantasie als auch Neugier – vom Mitfühlen mit den Sympathieträgern ganz zu schweigen. Sibylle Baillons Buch empfehle ich nicht nur Genrefans, sondern allen, die sich durch das Eintauchen in literarisch wiedergegebene fröhliche Bilder in Pastelltönen entspannen und die erleben wollen, wie sich die Dramatik letztendlich zum Guten wendet. Der Liebesroman hat die Bestnote redlich verdient.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Geheimdienstarbeit im Kaiserreich

Fabrik der Schatten
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Für Eilige:

Was uns der Geschichtsunterricht über die Kaiserzeit nie beibrachte, zeigt uns lebendig der Thriller „Fabrik der Schatten“: die Mentalität der Menschen im deutschen Kaiserreich und den östlichen ...

Für Eilige:

Was uns der Geschichtsunterricht über die Kaiserzeit nie beibrachte, zeigt uns lebendig der Thriller „Fabrik der Schatten“: die Mentalität der Menschen im deutschen Kaiserreich und den östlichen Nachbarländern um 1900. Wer genau hinsieht, findet Parallelen zu heutigen Ressentiments und Vorlieben. Ermittlungen des deutschen Geheimdienstes offenbaren eine völkerrechtswidrige Verschwörung hinter einem Anschlag, der als Eisenbahnunfall beginnt. Der Roman ist packend geschrieben und reißt den Leser mit auf Grund seines ausgefeilten Schreibstils, der spannenden Handlung und dem tiefen Einblick in die Charaktere der beteiligten Personen.



Inhalt:

Major Alfred Craemer, Abteilungsleiter beim deutschen Geheimdienst erfährt, dass nach Zeugenaussagen das überlebende Opfer eines Eisenbahnunglücks bei Bingen von den französisch sprechenden Verfolgern durch Schüsse hingerichtet worden sei. So vermutet er mehr als einen Bandenkrieg. Zusammen mit seiner Sekretärin Lena Vogel, deren Identität und wahre Aufgabe sich dem Leser erst nach und offenbaren, reist er für seine Recherchen nach Bingen. Über einen anderen Handlungsstrang wird nach Craemers Rückreise nach Berlin der junge Fliegerleutnant Nante mit der Aufgabe betraut, Lena Vogel vor Ort zu unterstützen. Nach und nach erkennen sie die Schlüsselfiguren in einem Komplott, dessen Erfolg das kaiserliche Deutschland in völkerrechtliches Zwielicht rücken würde. Doch welche Rolle spielen die Franzosen, die immer wieder Lenas und Nantes Wege kreuzen?



Schreibstil:

Regelmäßig verzichten Autoren von Krimis und Thrillern auf einen wichtigen Aspekt, mit dem sie ihre Leser noch stärker fesseln könnten: die konfliktgeladene „innere Heldenreise“, also die Charakterentwicklung ihrer Hauptfiguren. Als Grund führen sie die kurze Dauer der Handlung an. Dem Autorenduo Wittekind und Wittkamp gelingt es hervorragend, ihre Leser diese Entwicklung miterleben zu lassen. Das Vehikel hierfür sind Rückblenden, die auf Grund der Ortsangaben als Kapitelüberschriften den Lesefluss nicht stören, sondern Orientierungshilfen einerseits und Cliffhanger andererseits ermöglichen. Die Sprache der Figuren ist authentisch, ihre politische Einstellung überzeugend. Mitreißende Handlungsbeschreibung wechselt sich ab mit Dialogen, die die Gesinnung der Sprecher deutlich zu Tage treten lässt. Durch tiefsinnige Vergleiche und bedingt durch Ortswechsel und Twists in der Handlung überzeugt der Schreibstil als lebendig, präzise und abwechslungsreich.



Fazit:



Wer sein kriminalistisches Gespür testen und schärfen und sich dafür in die Jahre kurz nach 1900 versetzen will, ist mit diesem spannenden und gleichsam leichtfüßig geschriebenen Roman bestens bedient. Bestechend fand ich vor allem die Einblicke in die Gesinnung der Zeitgenossen, was dem Werk Authentizität verleiht. Auch als Autor eigener Krimis habe ich trotz kritischen Lesens manche Wendung und vor allem die wahre Rolle einiger Protagonisten nicht vorhergesehen.

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Gewollt und nicht gekonnt

Tief
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Erster Eindruck:

Da hat jemand Frank Schätzings Werk „Der Schwarm“ überarbeitet! Der Unterschied: Nicht die Natur richtet sich gegen den Menschen, der im Begriff ist, sie zu vernichten, sondern sie bittet ...

Erster Eindruck:

Da hat jemand Frank Schätzings Werk „Der Schwarm“ überarbeitet! Der Unterschied: Nicht die Natur richtet sich gegen den Menschen, der im Begriff ist, sie zu vernichten, sondern sie bittet ihn darum, die von ihm angerichteten Schäden wiedergutzumachen.



Inhalt:

Als ein einzelner Pottwal am Strand von Brighton in Großbritannien aufläuft, richten sich alle Bemühungen, auch die des Meeresbiologen Roddy Ormond, auf seine Rettung. Wenige Tage, nachdem das Tier erfolgreich seinem Element zurückgegeben wurde, werfen sich 78 Wale unterschiedlicher Spezies wieder auf den Strand. Bevor sie gerettet werden können, sterben sie. Hier kommt der Antagonist Rattigan ins Spiel, ein nach außen hin wohltätiger Milliardär. Nicht nur seine dunklen Geschäfte werden nach und nach dem Leser enthüllt, sondern auch sein Hass auf Ormond, den er seit ihren Studientagen kennt und dem er damals die Freundin ausgespannt hat. Erst spät erkennt Ormond in der Aktion der Wale einen Hilferuf, doch kann er sich nicht gegen die Medien und die Politik durchsetzen, die die Ursache dafür bislang erfolgreich vertuschen konnte.



Schreibstil:

Wie im Thriller üblich, fehlt die „innere Heldenreise“, also die Charakterentwicklung der Protagonisten. Nicht nur die Handlung, sondern auch die Sprache gibt ein rasches Tempo vor, sodass die gut 380 Seiten am liebsten „am Stück“ verschlungen werden wollen. Zahlreiche Dialoge wechseln mit eher kurzen Berichtssequenzen und recht vielen Selbstreflexionen ab. Auch der Wechsel der Perspektiven – einschließlich der Sicht und Gedanken des Pottwals Blackfin – macht den Thriller lebendig. Leider krankt die erste Hälfte des Romans an zahlreichen Wiederholungen schon ausgedrückter Vermutungen, und obwohl die Handlung samt Ergebnis schon früh vorhersehbar ist, versucht Croft beinahe krampfhaft, den Leser im Ungewissen zu lassen. Die Figuren sind durch ihre jeweilige Innenschau plastisch und lebendig dargestellt, wobei Rattigans kapitelfüllende Zerrissenheit zwischen Wohltätigkeit und Verbrechen und zwischen übertriebener Liebe zu seiner Tochter Ally und sein Hass auf Ormond übertrieben anmutet und nur dadurch erklärt werden kann, dass man ihn als Psychopathen einstuft. Hier wäre weniger mehr gewesen.



Fazit:

Wer Schätzings „Schwarm“ nicht kennt, mag mit „TIEF“ zufrieden sein, allen anderen Lesern ist der Thriller nicht zu empfehlen. Da schon früh zu erkennen ist, wie alle Handlungsstränge enden, wird die künstlich verschleppte Offenbarung zum Lesehindernis. Die erste Hälfte des Buches verzettelt sich in der Einführung der Figuren und Schauplätze und kommt einfach nicht auf den Punkt. Außerdem spielt Croft mit den in amerikanischen Actionfilmen beliebten Klischees, was alte Bekannt- und Liebschaften angeht, und so wirkt die Logik mancher Handlungen arg konstruiert. Daher landet „TIEF“ nur im Mittelfeld, der Roman hinkt zu sehr hinter Schätzings Original hinterher.

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