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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.07.2024

Von einem Piraten und einer Imkerin

In den Farben des Dunkels
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Es ist Hochsommer in der kleinen Stadt Monta Clare (Missouri) in den Vereinigten Staaten, als der 13-jährige Teenager Joseph Macauley, genannt Patch, entführt wird. Seine beste Freundin Saint Brown will ...

Es ist Hochsommer in der kleinen Stadt Monta Clare (Missouri) in den Vereinigten Staaten, als der 13-jährige Teenager Joseph Macauley, genannt Patch, entführt wird. Seine beste Freundin Saint Brown will ihn unbedingt finden und setzt dafür ihre ganze Kraft ein. Endlich wird Patch befreit. Doch ihm geht Grace nicht aus dem Kopf, das Mädchen, das mit ihm in dem stockdunkeln Raum war. Wer ist sie? Und wie ist es ihr ergangen?

„In den Farben des Dunkels“ ist ein Spannungsroman von Chris Whitaker.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 261 kurzen Kapiteln, die sich auf zehn Teile erstrecken. Erzählt wird aus wechselnder Perspektive, aus der Sicht von Saint und Patch. Die Handlung umfasst mehrere Jahrzehnte, beginnend in den 1970er-Jahren, und endet 2001.

Die Sprache des Romans ist ungekünstelt und wenig raffiniert, aber atmosphärisch und eindringlich. Der Schreibstil ist geprägt von vielen Dialogen.

Patch und Saint sind die Hauptfiguren der Geschichte. Ihr Innenleben und ihre persönliche Entwicklung werden sehr gut deutlich. Sie werden mit psychologischer Tiefe dargestellt.

Auf inhaltlicher Ebene geht es um mehrere Themen: Freundschaft und Liebe, aber auch Verbrechen, Traumata und Gewalt, um nur die wichtigsten zu nennen. Auch gesellschaftskritische Aspekte tauchen auf. Dadurch wird weit mehr als nur ein Kriminalfall geschildert.

Trotz der fast 600 Seiten bleibt die Handlung erhalten. Es gibt dank mehrerer Wendungen kaum Längen.

Das Cover ist wenig aussagekräftig, aber durchaus ansprechend. Der deutsche Titel ist erfreulicherweise nahe am englischsprachigen Original („All the Colours of the Dark“).

Mein Fazit:
Auch mit „In den Farben des Dunkels“ hat mich Chris Whitaker überzeugt. Sein Mix aus Krimi, Liebesgeschichte und Entwicklungsroman ist in mehrfacher Hinsicht gelungen und definitiv lesenswert.

Veröffentlicht am 14.05.2024

Mit Sami und Carlotta ins Getümmel

tiptoi® Mein Wimmelbuch
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Im Bahnhof herrscht viel Betrieb. Auch im Wald, im Schwimmbad und im Park ist einiges los. Sami und Carlotta stürzen sich ins Getümmel und erkunden die Stadt…

„Mein Wimmelbuch“ ist ein Bilderbuch für ...

Im Bahnhof herrscht viel Betrieb. Auch im Wald, im Schwimmbad und im Park ist einiges los. Sami und Carlotta stürzen sich ins Getümmel und erkunden die Stadt…

„Mein Wimmelbuch“ ist ein Bilderbuch für Kinder ab drei Jahren und Teil der Tiptoi-Reihe.

Meine Meinung:
Das interaktive Bilderbuch besteht aus sieben Doppelseiten. Auf jeder ist ein großes Wimmelbild zu sehen. Die Illustrationen von Stéffie Becker sind mit Liebe zum Detail erstellt und wirken sowohl zeitgemäß als auch ansprechend. Es gibt sehr viel zu betrachten. Wiederkehrende visuelle Elemente wie ein kleiner Bagger und ein Dino verleihen den Zeichnungen einen besonderen Charme.

Die kurzen Texte von Anja Kiel mit ihrem alltagstauglichen Vokabular sind leicht verständlich und damit passend für die Altersgruppe. Auch die Audioelemente sind in sprachlicher Hinsicht gelungen.

Thematisch bildet das Buch verschiedene Lebenswelten ab: in der Innenstadt, im Kindergarten, im Wald, im Schwimmbad, im Park, auf dem Bahnhof und auf dem Stadtfest. Dadurch sollte jedes Kind für sich interessante Dinge entdecken können. Diversität wird erfreulicherweise berücksichtigt. Zudem verzichtet das Buch auf veraltete Klischees und Rollenbilder.

Die interaktiven Elemente haben mich auch bei diesem Tiptoi-Buch überzeugt. Auf jeder Seite wird ein Suchspiel angeboten, um unter anderem Farben und Zahlen zu üben und die Konzentration zu schulen. Darüber hinaus sind mehrere Lieder integriert, manche versteckt und andere offen. Abgespielt werden zudem verschiedene Geräusche wie Tierstimmen, Fahrzeuglärm, Gesprächsausschnitte und vieles mehr. Diese Vielfalt sorgt für einen langen Wimmelspaß.

Das Cover gefällt mir ebenfalls gut. Die Pappseiten sind nicht so dick wie andere Bände der Reihe, dennoch aber einigermaßen stabil.

Mein Fazit:
„Mein Wimmelbuch“ ist eine sinnvolle und interessante Ergänzung des Tiptoi-Sortiments. Ein interaktives Bilderbuch, mit dem Kinder unterhalten werden und etwas lernen können. Ich kann es wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 29.04.2024

Ein schweigsamer Protest

Und alle so still
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Was wäre, wenn Frauen kollektiv streiken würden? Wenn Care-Arbeit einfach einmal nicht verrichtet werden würde? Das passiert an einem Sonntag im Juni, als Frauen reglos auf der Straße liegen. Dabei kreuzen ...

Was wäre, wenn Frauen kollektiv streiken würden? Wenn Care-Arbeit einfach einmal nicht verrichtet werden würde? Das passiert an einem Sonntag im Juni, als Frauen reglos auf der Straße liegen. Dabei kreuzen sich die Wege von Elin (Anfang 20), Nuri (19) und Ruth (Mitte 50)…

„Und alle so still“ ist ein Roman von Mareike Fallwickl.

Meine Meinung:
Erzählt wird im Präsens aus den Perspektiven von Elin, Nuri und Ruth, jeweils in eigenen Kapiteln. Zudem ist der Roman durch die genannten Wochentage strukturiert. Die kreativen Zwischenkapitel haben mir ebenfalls gefallen.

In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman beeindruckt. Er ist sehr bildhaft, stellenweise fast poetisch, und eindrücklich. Dennoch wirkt die Sprache nicht gekünstelt, sondern nah am Zeitgeist und authentisch.

Die interessanten Charaktere werden realitätsnah und mit psychologischer Tiefe dargestellt. Zwar sind sie nicht durchweg sympathisch. Ich mochte es jedoch, dass die Figuren über Ecken und Kanten verfügen.

Aus inhaltlicher Sicht halte ich den Roman für einen wichtigen Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Debatte. Es geht um feministische Anliegen, vor allem die Bedeutung und Geringschätzung von Care-Arbeit. Das Gedankenexperiment des Generalstreiks der Frauen ist eine reizvolle und provokante Romanidee, und dabei nicht völlig abwegig. Die Umsetzung mag zum Teil etwas plakativ und überzogen sein. Darüber sehe ich aber gerne hinweg, denn die Geschichte hat mich sowohl bewegt als auch zum Nachdenken angeregt.

Auf rund 360 Seiten hat die Geschichte zudem weitere Aspekte zu bieten, die für Spannung, Überraschungen und Schockmomente sorgen. Beim Lesen kommt daher keine Langeweile auf.

Das grafische, moderne Cover spricht mich zwar nicht besonders an. Den Titel empfinde ich hingegen als besonders gut gewählt.

Mein Fazit:
Mit „Und alle so still“ ist Mareike Fallwickl erneut ein Roman gelungen, der nicht nur unterhält, sondern auch Aufmerksamkeit für ein bedeutsames Thema schafft. Eine Lektüre mit feministischen Impulsen, die mich auf sprachlicher Ebene ebenfalls überzeugen konnte und ich daher wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 14.02.2024

Ein ungeschönter Blick auf Appalachia

Demon Copperhead
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In den Bergen der südlichen Appalachen im US-Bundesstaat Virginia: In einem Trailer wird Demon Copperhead, eigentlich Damon Fields, geboren. Sein Vater ist bei seiner Geburt schon tot, seine Mutter zu ...

In den Bergen der südlichen Appalachen im US-Bundesstaat Virginia: In einem Trailer wird Demon Copperhead, eigentlich Damon Fields, geboren. Sein Vater ist bei seiner Geburt schon tot, seine Mutter zu diesem Zeitpunkt erst 18 Jahre alt und auf Entzug. Armut, Sucht und Verluste werden auch das weitere Leben von Demon prägen…

„Demon Copperhead“ ist ein Roman von Barbara Kingsolver, der mit dem Pulitzer-Preis für Literatur im Jahr 2023 ausgezeichnet worden ist.

Meine Meinung:
Der Roman setzt sich aus 64 Kapiteln zusammen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Demon, überwiegend chronologisch. Die Handlung deckt eine breite Zeitspanne ab: die komplette Kindheit und Jugend des Protagonisten bis ins Erwachsenenalter.

Der Schreibstil ist sehr anschaulich und leichtfüßig. Die saloppe, direkte Erzählstimme mit ihrer bisweilen recht vulgären Sprache wirkt authentisch. Sie sorgt dafür, dass die Atmosphäre trotz der sehr ernsten Themen nicht zu düster wird.

Es handelt sich um eine Neuerzählung von „David Copperfield“ aus der Feder von Charles Dickens, die jedoch auch ohne Vorkenntnisse des Klassikers funktioniert. Dabei steht der titelgebende Demon klar im Vordergrund der Geschichte. Sein Innenleben ist sehr gut nachvollziehbar. Auch die übrigen Figuren sind interessant ausgestaltet, wenn auch manche etwas schablonenhaft erscheinen.

Inhaltlich gibt es mehrere Hauptthemen: die Opioidepidemie, institutionelle Armut und Perspektivlosigkeit im ländlichen Herzen der USA. Leid und Gewalt in unterschiedlichen Formen tauchen immer wieder auf. Wie die literarische Vorlage von Dickens übt der Roman Gesellschaftskritik und regt zum Nachdenken an.

Mit seinen mehr als 800 Seiten ist der Roman keineswegs eine kurze Lektüre. Dennoch beinhaltet die unterhaltsame, mitreißende Geschichte erstaunlich wenige Längen und hat trotz des großen Umfangs mein Leseinteresse aufrechterhalten können.

Das deutsche Cover ist leider recht nichtssagend und unspektakulär. Der knappe, aber treffende Titel wurde erfreulicherweise wortgetreu aus dem amerikanischen Original übernommen.

Mein Fazit:
Mit „Demon Copperhead“ ist Barbara Kingsolver ein Roman gelungen, der verdientermaßen viel Anerkennung bekommen hat. Eine definitiv empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 20.01.2024

Das Summen zwischen den Atomen

Himmelwärts
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Tonis Mutter ist seit etwa drei Monaten tot. Die Zehnjährige vermisst sie sehr. Deshalb fasst Toni zusammen mit ihrer besten Freundin YumYum den Plan, der Verstorbenen mit einem selbstgebastelten ...


Tonis Mutter ist seit etwa drei Monaten tot. Die Zehnjährige vermisst sie sehr. Deshalb fasst Toni zusammen mit ihrer besten Freundin YumYum den Plan, der Verstorbenen mit einem selbstgebastelten kosmischen Radio eine Nachricht zukommen zu lassen. In einer sternenklaren Sommernacht wollen die beiden Mädchen ihr Vorhaben heimlich umsetzen…

„Himmelwärts“ von Karen Köhler ist ein Buch für Kinder ab zehn Jahren.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus kurzen Kapiteln, die rückwärts nummeriert sind und mit ihren Überschriften eine Art Countdown darstellen sollen. Erzählt wird im Präsens und in chronologischer Reihenfolge in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Toni.

Der freche, flotte Schreibstil passt sehr gut zur jungen Zielgruppe. Die Kombination aus Wortneuschöpfungen, Lautmalereien und spritzigen Dialogen ist unterhaltsam und wirkt dennoch authentisch. Stilistisch ist das Buch ebenfalls abwechslungsreich. Zwischen den Kapiteln gibt es Einschübe aus Tonis Notizbuch und dem Freundschaftsbuch.

Die modernen, farbintensiven Illustrationen von Bea Davies empfinde ich ebenfalls größtenteils als gelungen. Sie greifen Aspekte der Geschichte auf kreative Weise auf.

Die zwei Protagonistinnen sind interessante und klischeefreie Charaktere. Während sich Toni für Fußball begeistern kann, ist YumYum technisch und mathematisch begabt. Damit sind beide tolle Vorbilder dafür, dass auch Mädchen auf diesen Gebieten gut sein können.

Inhaltlich dominieren zwei Themenkomplexe: Trauer und Astronomie. Tonis Verlust wird behutsam, kindgerecht und sehr berührend geschildert. Gut gefallen hat mir, dass Technik und Astronomie verständlich erklärt werden und die junge Leserschaft nebenbei noch etwas in diesen Bereichen lernen kann.

Auf rund 190 Seiten wird die Geschichte in einer unaufgeregten Art und ohne Effekthascherei ausgebreitet. Dennoch kommt dank einer Wendung und interessanten Einfällen beim Lesen keine Langeweile auf.

Cover und Titel des Kinderbuches sind ansprechend. Sie passen hervorragend zum Inhalt.

Mein Fazit:
Auch mit ihrem Kinderbuch hat mich Karen Köhler überzeugt. Für mich ist „Himmelwärts“ eine ebenso unterhaltsame wie bewegende Lektüre mit begrüßenswerten Botschaften, die sich angenehm aus der Masse hervorhebt.