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Veröffentlicht am 24.09.2021

Eine Familie mitten im Vietnamkrieg

Der Gesang der Berge
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Vietnam in den 1970er-Jahren: Huʾoʾng, liebevoll auch „Guave“ genannt, wächst bei ihrer Großmutter Diêu Lan auf, mitten im Krieg. Der Vater wird vermisst, die Mutter ist auf der Suche nach ihm. An langen ...

Vietnam in den 1970er-Jahren: Huʾoʾng, liebevoll auch „Guave“ genannt, wächst bei ihrer Großmutter Diêu Lan auf, mitten im Krieg. Der Vater wird vermisst, die Mutter ist auf der Suche nach ihm. An langen Abenden erzählt die Großmutter ihrer Enkelin die Geschichte ihrer Familie, von Flucht und Vertreibung, aber auch von starken Frauen, die dem Schicksal eine lebenswerte Zukunft abtrotzen möchten…

„Der Gesang der Berge“ ist ein Roman von Nguyễn Phan Quế Mai.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 16 unterschiedlich langen Kapiteln. Die Handlung umfasst die Jahre 1972 bis 2017 und spielt an verschiedenen Schauplätzen. Einheitliche Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel erleichtern die Orientierung. Erzählt wird - mit Zeitsprüngen - in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Huʾoʾng. Zudem gibt es eine Geschichte in der Geschichte, nämlich dann, wenn die Großmutter ihre Erlebnisse schildert. Der Aufbau ist etwas komplex, aber funktioniert gut.

Der Schreibstil ist bildstark, atmosphärisch und eindringlich. Es tauchen immer wieder Begriffe und Sätze in der Landessprache auf, die jedoch übersetzt werden.

Im Mittelpunkt stehen mehrere Generationen der Familie Trân. Die vielen fremden Namen sind am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Allerdings ist vorne im Roman der Stammbaum abgedruckt, was das Verständnis einfacher macht. Huʾoʾng und ihre Großmutter, zwei sympathische Charaktere, nehmen am meisten Raum ein.

Thematisch geht es einerseits um die Geschichte der Familie Trân und andererseits um den Vietnamkrieg. Inhaltlich ist der Roman keine leichte Kost. Kriegerische Auseinandersetzungen, Leid, Tod und Armut spielen eine große Rolle.

Dabei basiert der Roman auf den persönlichen Erlebnissen der Autorin und den Erzählungen ihrer Verwandten, wie unter anderem in der „Danksagung“ zu erfahren ist. Das schafft eine Menge Authentizität und macht die Lektüre umso berührender. Auf mehr als 400 Seiten konnte mich die Geschichte fesseln und auch mehrfach überraschen.

Der deutsche Titel klingt sehr poetisch und ist stark an das englischsprachige Original („The Mountains Sing“) angelehnt. Auch das hübsche Cover, das nicht immer zum manchmal düsteren Inhalt passt, wurde übernommen.

Mein Fazit:
Mit „Der Gesang der Berge“ ist Nguyễn Phan Quế Mai ein sehr bewegender und packender Roman gelungen. Ein eindrucksvolles und aufwühlendes Buch, das ich wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 17.09.2021

Eine zweite Chance für die Liebe

Herzklopfen unterm Sternenhimmel
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Hark Harksen ist überzeugter Single. Der Witwer arbeitet als Tierarzt auf Borkum und ist mit seinem Alltag im Großen und Ganzen zufrieden. Schon lange hatte er nichts mehr mit seiner Jugendliebe Ella Lübbens ...

Hark Harksen ist überzeugter Single. Der Witwer arbeitet als Tierarzt auf Borkum und ist mit seinem Alltag im Großen und Ganzen zufrieden. Schon lange hatte er nichts mehr mit seiner Jugendliebe Ella Lübbens zu tun. Aber plötzlich taucht die geschiedene Kneipenwirtin wieder in seinem Leben auf und alte Probleme treten erneut zutage…

„Herzklopfen unterm Sternenhimmel“ ist der zweite Teil der „Verliebt auf Borkum“-Reihe von Cornelia Engel.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 23 angenehm kurzen Kapiteln und endet mit einem Epilog. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge im Wechsel aus der Perspektive von Hark und der von Ella. Die Handlung spielt auf der Insel Borkum.

Der Schreibstil ist gewohnt anschaulich, einfühlsam und warmherzig. Viel wörtliche Rede macht das Geschehen lebendig. Gelungene Beschreibungen erzeugen Fernweh und schaffen ein tolles Setting. Dem Roman merkt man immer wieder an, dass die Autorin sorgsam recherchiert hat und sich an den Schauplätzen auskennt.

Inhaltlich ist die Geschichte mit dem Auftaktband der Reihe verbunden. Allerdings lässt sich der zweite Teil unabhängig lesen. Vorkenntnisse sind nicht vonnöten. Trotzdem empfiehlt es sich, die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Dieses Mal stehen der sympathische Hark und die nicht minder sympathische Ella im Vordergrund. Die Innenwelt der beiden, ihre Gedanken und Gefühle, wird gut transportiert. Auch die übrigen Figuren sind interessant und liebenswert ausgestaltet. Natürlich trifft man erneut auf Personen aus dem ersten Band, was mir gefallen hat.

Der Roman umfasst etwas mehr als 300 kurzweilige Seiten mit gefühl- und humorvollen Passagen. Die Handlung ist abwechslungs- und facettenreich. Die Liebesgeschichte nimmt viel Raum ein. Sie wird realitätsnah dargestellt. Darüber hinaus streift der Roman weitere Themen, zum Beispiel bedenkliche Auswüchse des Tourismus und Demenz.

Das stimmungsvolle Cover ist traumhaft schön geworden und passt zum Inhalt. Der Titel fügt sich gut in die Reihe ein.

Mein Fazit:
Mit „Herzklopfen unterm Sternenhimmel“ ist Cornelia Engel eine unterhaltsame Fortsetzung der „Verliebt auf Borkum“ gelungen, die für schöne Lesestunden sorgt. Auf den dritten Teil bin ich schon jetzt gespannt.

Veröffentlicht am 16.09.2021

Den Wortschatz erweitern

ministeps: Mein erstes großes Wörterbuch
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Die Kleinen beim Sprechen lernen unterstützen und spielerisch den Wortschatz erweitern, dabei hilft das bunte Wörterbuch. So nehmen Kleinkinder alle die Begriffe in ihr Repertoire auf, die ihnen täglich ...

Die Kleinen beim Sprechen lernen unterstützen und spielerisch den Wortschatz erweitern, dabei hilft das bunte Wörterbuch. So nehmen Kleinkinder alle die Begriffe in ihr Repertoire auf, die ihnen täglich begegnen.

„Mein erstes großes Wörterbuch“ ist ein Band der Mini-Steps-Reihe von Ravensburger.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 18 Doppelseiten, die je einem Thema gewidmet sind. Dazu befindet sich immer auf der linken Seite die Überschrift des Kapitels sowie manchmal ein kurzer Text. Jeder Abbildung ist ein Wort zugeordnet.

Die Texte von Hannelore Dierks sind kindgerecht in einer einfachen Sprache mit flotten, kurzen Sätzen formuliert. Sie sprechen die Kleinsten direkt an, was mir gut gefällt.

Das Wörterbuch umfasst mehr als 250 Begriffe. Die meisten Wörter sind alltagstauglich und daher sinnvoll ausgewählt. Manche der verwendeten Begriffe sind weniger geläufig: zum Beispiel „violett“ statt „lila“ oder „Blaubeere“ statt Heidelbeere.

Inhaltlich geht es um Alltagssituationen wie das Essen und Anziehen sowie um Örtlichkeiten wie Kita, Supermarkt und Bauernhof. Es werden unterschiedliche Themen wie die Jahreszeiten behandelt. Darüber hinaus werden Zahlen, Farben und Tierlaute vorgestellt.

Empfohlen wird das Wörterbuch für Kleinkinder ab zwölf Monaten. Die Seiten mit den Buchstaben des Alphabets sind für dieses Alter definitiv noch etwas zu anspruchsvoll. Die meisten anderen Themen finde ich jedoch gut geeignet. Was mir ebenfalls aufgefallen ist, ist, dass sich das Buch sehr an christlichen Traditionen orientiert. Eine muslimische Familie könnte sich daher beispielsweise beim Martinsfest oder Ostern nicht wiederfinden.

Die Zeichnungen von Monika Neubacher-Fesser sind liebevoll und mit einem Blick fürs Detail dargestellt. Sie sind auch für Kleinkinder gut zu erkennen und zuzuordnen. Allerdings wirken die Bilder teilweise etwas altbacken.

Die Gestaltung des Buches ist perfekt. Die Pappseiten machen einen sehr robusten Eindruck. Der Einband ist weich und ebenfalls widerstandsfähig. Auch die abgerundeten Ecken sind für Kleinkinder ideal.

Das bunte Cover passt zum Thema des Wörterbuchs. Es ist jedoch etwas zu kleinteilig für die Altersgruppe.

Mein Fazit:
Wer zu „Mein erstes großes Wörterbuch“ aus der Mini-Steps-Reihe greift, macht nichts falsch. Restlos begeistern konnte mich dieser Band bei genauer Betrachtung aber leider nicht.

Veröffentlicht am 14.09.2021

Gewalt in digitaler Form

Die Nachricht
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Vor drei Jahren ist ihr Ehemann Ludwig nach einem Skiunfall gestorben. Nun wohnt Ruth Ziegler alleine in dem Haus auf dem Land, wo sie früher mit ihrer Familie glücklich war. Ihre Söhne Benni und Manuel ...

Vor drei Jahren ist ihr Ehemann Ludwig nach einem Skiunfall gestorben. Nun wohnt Ruth Ziegler alleine in dem Haus auf dem Land, wo sie früher mit ihrer Familie glücklich war. Ihre Söhne Benni und Manuel sind schon groß, Stieftochter Sophie erwartet ihr erstes Kind. Mit ihrer jetzigen Situation hat sich Ruth arrangiert. Doch eines Tages erreichen sie anonyme, verstörende Nachrichten…

„Die Nachricht“ ist ein Roman von Doris Knecht.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus fünf Teilen, die sich aus kurzen Kapiteln zusammensetzen. Die Handlung erstreckt sich über mehr als ein Jahr. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Ruth. Der Aufbau ist gut durchdacht.

Der ungekünstelte Schreibstil ist eine der Stärken des Romans. Die Sprache ist sehr klar, aber dennoch eindringlich und anschaulich. Eingefügt sind nicht nur die anonymen Nachrichten, sondern auch weitere Briefe, Mails und Textbotschaften.

Obwohl ich die Protagonistin nicht als Sympathieträgerin empfunden habe, halte ich Ruth für einen interessanten Charakter und konnte mit ihr mitfühlen. Die übrigen Figuren sind ebenfalls realitätsnah ausgestaltet.

Auch inhaltlich hat mich der Roman vollends überzeugt. Zum einen ist da die spezielle Thematik. Die Geschichte zeigt auf, wie einfach Mobbing, Stalking und Belästigung im Zeitalter des Internets und der sozialen Medien geworden sind. Digitale Gewalt, Beleidigungen, Drohungen und frauenverachtende Aktionen können jederzeit zum Problem werden. Insofern ist der Roman auch sehr gesellschaftskritisch und regt zum Nachdenken an.

Zum anderen bleibt die Spannung von Anfang bis Ende konstant hoch. Die Frage nach dem Verfasser der Nachrichten macht die rund 250 Seiten sehr kurzweilig und fesselnd. Die Auflösung wirkt schlüssig und nachvollziehbar.

Das Cover entspricht nicht meinem persönlichen Geschmack. Es ist ein wenig nichtssagend, aber nicht gänzlich unpassend. Den Titel finde ich etwas irreführend, da es um mehr als nur eine Nachricht geht.

Mein Fazit:
Mit „Die Nachricht“ ist Doris Knecht ein gleichsam unterhaltsamer wie aufrüttelnder Roman gelungen, den ich gerne weiterempfehle. Er macht mich neugierig auf weitere Bücher der Autorin.

Veröffentlicht am 13.09.2021

Die Spuren des Lebens

Das Gewicht aller Dinge
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Angelica, eine junge Frau, hat alle Erinnerungen verloren, als sie eines Morgens auf einer Parkbank in einer Grünanlage in Frankfurt erwacht - barfuß und nur in ein leichtes Sommerkleid gehüllt. Ohne zu ...

Angelica, eine junge Frau, hat alle Erinnerungen verloren, als sie eines Morgens auf einer Parkbank in einer Grünanlage in Frankfurt erwacht - barfuß und nur in ein leichtes Sommerkleid gehüllt. Ohne zu wissen, wer sie selbst ist, lässt sie sich treiben. Auf ihrer Spurensuche sammelt sie fremde Lebensgeschichten auf, indem sie für andere Menschen ein offenes Ohr hat…

„Das Gewicht aller Dinge“ ist ein Roman von Britta Röder.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 27 kurzen Kapiteln und endet mit einem Epilog. Erzählt wird in wechselnden Perspektiven.

Der Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut. Der Roman ist atmosphärisch dicht, bisweilen poetisch und voller starker Bilder. Allerdings habe ich etwas gebraucht, um in die Geschichte zu finden, denn der Anfang war ein wenig verwirrend für mich.

Zwar steht die Frau ohne Gedächtnis im Vordergrund der Geschichte. Aber auch weitere Charaktere wie der Hochschullehrer Rolf und die alte Charlotte Ehrhardt nehmen viel Raum ein. Das breite Spektrum an Personen hat mich überrascht. Trotzdem ist es nicht schwierig, den Überblick zu behalten. Was das Innenleben der unterschiedlichen Figuren angeht, beweist die Autorin viel Einfühlungsvermögen.

Die Grundidee des Romans finde ich kreativ und ungewöhnlich. Auch die Umsetzung hat mich überzeugt. Auf nur knapp 200 Seiten geht es um die existenziellen Themen: Leben und Tod, Liebe und Trauer, Glück und Leid. Mehrere Schicksale werden beleuchtet. Auf diese Weise hat mich die Geschichte immer wieder berührt und zum Nachdenken angeregt. Hin und wieder verschwimmen die Grenzen zwischen Realität, Traum und Illusion.

Das geschmackvolle Cover passt meiner Ansicht sehr gut. Auch der Titel ist treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Das Gewicht aller Dinge“ von Britta Röder ist ein besonderer Roman. Die Geschichte ist facettenreich, tiefgründig und sehr bewegend. Eine empfehlenswerte Lektüre.