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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2020

Der Schrei der Hyäne

Das wirkliche Leben
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In einer französischen Reihenhaussiedlung am Waldrand: Mit ihrem jüngeren Bruder Gilles und den Eltern wohnt ein zehnjähriges Mädchen zusammen. Nach außen wirkt die Familie ganz normal, obwohl der Vater ...

In einer französischen Reihenhaussiedlung am Waldrand: Mit ihrem jüngeren Bruder Gilles und den Eltern wohnt ein zehnjähriges Mädchen zusammen. Nach außen wirkt die Familie ganz normal, obwohl der Vater einen bedenklichen Hang zu Whisky und die Jagd auf Großwild hat. Doch die Geschwister halten zusammen - bis zu dem Tag, als eine Tragödie vor den Augen der beiden passiert.

„Das wirkliche Leben“ ist der Debütroman von Adeline Dieudonné.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vielen kurzen Kapiteln. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge in der Ich-Perspektive aus der Sicht des Mädchens, allerdings mit erheblichem zeitlichen Abstand.

Der Schreibstil ist nüchtern und direkt, aber auch anschaulich und atmosphärisch dicht. Auffallend sind die ungewöhnlichen Metaphern, die ich teils als sehr gelungen, teils als etwas unpassend empfunden habe. Schon nach wenigen Kapiteln entwickelt die Geschichte einen starken Sog, sodass ich das Buch nur ungern zur Seite gelegt habe.

Der Fokus liegt auf den vier Familienmitgliedern. Die Gedanken und Gefühle des namenlosen Mädchens lassen sich sehr gut nachvollziehen. Sie ist einerseits kindlich und naiv, aber andererseits zugleich mutig und intelligent. Auch von ihrem Bruder und den Eltern entsteht ein deutliches Bild. Obwohl das Verhalten von Vater und Mutter krass ist, wirken die Figuren nicht unglaubwürdig.

Inhaltlich ist der Roman nichts für schwache Gemüter. Dass Gewalt eine große Rolle spielt, wird schon nach wenigen Seiten klar. Auch im weiteren Verlauf schockiert die Geschichte und macht betroffen. Doch es geht nicht nur um Grausamkeiten, sondern auch um die Liebe und den Zusammenhalt zwischen Geschwistern, das Erwachsenwerden und den Kampf um Emanzipation.

Bis zum Schluss herrscht eine unterschwellige Spannung, die immer stärker wird. Die Handlung kann mit einigen Wendungen überraschen, ist im letzten Drittel allerdings stellenweise etwas übertrieben. Das Ende konnte mich jedoch wieder überzeugen.

Die ungewöhnliche Optik des deutschen Covers weckt Aufmerksamkeit, könnte aber falsche Erwartungen wecken. Gut gefällt mir, dass der sehr treffende Originaltitel („La vraie vie“) ins Deutsche wörtlich übersetzt wurde.

Mein Fazit:
„Das wirkliche Leben“ von Adeline Dieudonné ist ein Roman, der zwar nicht ohne Schwächen ist, aber mich dennoch beeindruckt und berührt hat. Eine empfehlenswerte und außergewöhnliche Lektüre.

Veröffentlicht am 18.06.2020

Die Bedeutung der kostbaren Bronzescheibe

Die Kinder von Nebra
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Vor fast 4000 Jahren im Gebiet rund um Saale und Unstrut: Seit Längerem herrscht Fürst Orkon über die Menschen und verbreitet Angst und Schrecken. Kaum jemand wagt es, sich gegen ihn aufzulehnen. Wer es ...

Vor fast 4000 Jahren im Gebiet rund um Saale und Unstrut: Seit Längerem herrscht Fürst Orkon über die Menschen und verbreitet Angst und Schrecken. Kaum jemand wagt es, sich gegen ihn aufzulehnen. Wer es doch tut, bezahlt meist mit dem Leben. Auch Ranas Familie ist der Mächtige ein Dorn im Auge. Dabei geht es ihnen im Dorf Altorp vergleichsweise gut. Mutter Herdis ist eine angesehene Priesterin, in deren Fußstapfen die 18-jährige Frau treten soll. Auch Vater Utrik hat als Schmied ein gutes Auskommen und einen hervorragenden Ruf. Was niemand außerhalb der Familie weiß: Utrik hat eine kostbare Himmelsscheibe geschaffen, die in den falschen Händen noch mehr Leid verursachen könnte...

„Die Kinder von Nebra“ ist ein historischer Roman von Ulf Schiewe.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 18 eher längeren Kapiteln, die sich in mehrere Abschnitte unterteilen. Schön finde ich die Idee, die Kapitel nach den Göttern der damaligen Zeit zu benennen. Der Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist anschaulich und schafft - dank viel wörtlicher Rede - eine lebhafte Atmosphäre. Dabei fehlt es nicht an ausdrucksvollen Beschreibungen, um dem Leser ein umfassendes Bild der damaligen Landschaft und Begebenheiten zu machen. Nur sprachlich ist der Roman teilweise nicht so authentisch. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven im Präsens und in chronologischer Reihenfolge.

Ein Fokus der Geschichte liegt auf Rana, einer mutigen und etwas impulsiven Protagonistin, die meine Sympathie gewinnen konnte. Auch weitere interessante Charaktere tauchen auf. Trotz deren Vielzahl fällt es nicht schwer, den Überblick zu behalten. Obwohl man durchaus Einblicke in das Innenleben unterschiedlicher Personen erhält, wirken manche Figuren leider ein wenig eindimensional, was vor allem auf die Bösen zutrifft.

Die Thematik der Himmelsscheibe hat meine Neugier auf den Roman geweckt. Zwar gibt es aus der Zeit vor fast 4000 Jahren nicht so viele Zeugnisse wie aus späteren Epochen. Die fundierte Recherche ist der Geschichte jedoch anzumerken. Sie wird nicht nur in den interessanten Anmerkungen des Autors dokumentiert, sondern spiegelt sich in vielen Textstellen wider. Ein Glossar gibt Aufschluss über Orte und Begriffe aus jener Zeit. Immer dann, wenn genaue Kenntnisse durch die Archäologie bisher nicht vorhanden sind, hat der Schriftsteller Fakten und Fiktion auf sinnvolle Weise verknüpft. So hat er eine Liste mit Göttern und eine zu den im Buch erwähnten Klans erstellt. Zum Zusatzmaterial gehören außerdem eine Personenübersicht und eine Karte.

Die Handlung nimmt zu Beginn nur langsam Fahrt auf, wird aber dann spannend und abwechslungsreich. Mehrere Überraschungen und Wendungen sorgen dafür, dass der 600 Seiten umfassende Roman kurzweilig und unterhaltsam bleibt.

Das Cover mit der Himmelsscheibe gefällt mir. Es passt sowohl zum Genre als auch zur Geschichte. Das Wort „Kinder“ im Titel könnte eventuell missverstanden werden.

Mein Fazit:
Mit „Die Kinder von Nebra“ hat mich Ulf Schiewe wieder einmal nicht enttäuscht. Durch das spannende Thema und die abenteuerreiche Handlung ist das Buch nicht nur für eingefleischte Fans historischer Romane eine empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 18.06.2020

Über den Wert des Lebens

Der Funke des Lebens
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Eine Frauenklinik in Jackson im US-Bundesstaat Mississippi: Dort, wo sonst Abtreibungen vorgenommen werden, herrscht jetzt ein Ausnahmezustand. Ein Mann ist in das Center eingedrungen, schießt um sich ...

Eine Frauenklinik in Jackson im US-Bundesstaat Mississippi: Dort, wo sonst Abtreibungen vorgenommen werden, herrscht jetzt ein Ausnahmezustand. Ein Mann ist in das Center eingedrungen, schießt um sich und nimmt Geiseln. Hugh McElroy wird als Unterhändler der Polizei hinzugerufen. Er soll mit dem Amokläufer verhandeln, um die Geiseln zu befreien. Zu seinem Entsetzen muss er erfahren, dass sich auch seine 15-jährige Tochter Wren in der Klinik befindet...

„Der Funke des Lebens“ ist ein Roman von Jodi Picoult.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus zehn Kapiteln, die in mehrere Abschnitte unterteilt sind. Zudem gibt es einen Epilog. Der Aufbau ist recht ungewöhnlich: Erzählt wird in umgekehrter Reihenfolge. Die Handlung wird in Ein-Stunden-Schritten rückwärts dargestellt: von 17 bis 8 Uhr. Der Epilog springt dann zu 18 Uhr. Diese Struktur nimmt zwar einiges an Spannung aus dem Geschehen, rückt aber die Personen und ihre Hintergründe in den Fokus.

Der Schreibstil ist anschaulich und eindringlich. Der Autorin gelingt es, mit wenigen Worten sehr viel zu vermitteln.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen gleich mehrere, ganz unterschiedliche Charaktere. Sie werden detailliert und vielschichtig dargestellt, was sie zu lebensnahen Protagonisten macht, deren Gedanken und Gefühle sehr gut deutlich werden. Durch die Vielzahl an Hauptfiguren gelingt es, verschiedene Facetten des Themas zu beleuchten. Allerdings wirkt die Geschichte überfrachtet und liest sich etwas mühsam, da der Fokus häufig von einer Person zu anderen wechselt.

Die Debatte um Abtreibungen hat mich an der Geschichte besonders gereizt und ist die Stärke des Romans. Die kontroverse Thematik wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Argumente von sowohl Gegnern als auch Befürwortern werden ausführlich dargelegt. Dabei bezieht die Autorin nicht klar Stellung und schreibt nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern lässt dem Leser Raum, selbst nachzudenken und sich eine eigene Meinung zu bilden. Ein weiterer Pluspunkt.

Positiv fällt außerdem auf, dass viel Recherche in dem Roman steckt. Dafür sind nicht nur das interessante Nachwort und die Bibliografie ein Indiz. Auch die Lektüre des Romans an sich ist gleichsam unterhaltsam und wegen der eingebetteten Fakten lehrreich.

Das Cover der gebundenen Ausgabe gefällt mir mit seiner modernen, ansprechenden Optik sehr gut. Weswegen der amerikanische Originaltitel („A Spark of Light“) nicht wörtlicher übersetzt wurde, erschließt sich mir nicht.

Mein Fazit:
„Der Funke des Lebens“ von Jodi Picoult ist ein interessanter, aber auch etwas überladener Roman, der wichtige Denkimpulse zu einem spannenden Thema liefert.

Veröffentlicht am 17.05.2020

Eine überraschende Erbschaft

Ein Sommer auf Sylt
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Völlig überraschend kommt für Julia Hirschfeldt der Tod ihres Vaters Ralf. Von ihm erbt die 35-jährige Architektin ein Haus auf Sylt. Mit ihren Tanten Christiane und Annegret sowie Mutter Beate macht sie ...

Völlig überraschend kommt für Julia Hirschfeldt der Tod ihres Vaters Ralf. Von ihm erbt die 35-jährige Architektin ein Haus auf Sylt. Mit ihren Tanten Christiane und Annegret sowie Mutter Beate macht sie sich auf den Weg auf die Insel. Eigentlich bräuchte Julia dringend eine Auszeit. Aber die Reise entpuppt sich als wenig erholsam. Denn die Frauen liegen im Dauerclinch. Und dann ist da noch der Besitzer der Pension, in der die Damen unterkommen. Er ist ganz schön nervig und läuft ihr ständig über den Weg...

„Ein Sommer auf Sylt“ ist ein Roman von Lena Wolf.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 31 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Julia. Der Aufbau ist einfach, aber funktioniert gut.

Der Schreibstil ist schnörkellos und unspektakulär, allerdings auch anschaulich und - dank viel wörtlicher Rede - lebhaft. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht.

Im Fokus steht Protagonistin Julia, mit der ich meine Probleme hatte. Sie ist zwar sympathisch, kommt aber immer wieder unreif und naiv rüber. Die Nebenfiguren sind teils interessant gezeichnet, teils recht klischeehaft.

Positiv aufgefallen ist mir, dass die Liebe zwar viel Raum in der Geschichte einnimmt, aber auch andere Themen auftauchen. Zudem kommt auch der Humor nicht zu kurz. Jedoch konnte mich die Geschichte emotional weniger berühren als gehofft.

Darüber hinaus ist die Handlung nicht durchweg fesselnd, da die Geschichte im Großen und Ganzen unterhaltsam, aber eben auch ziemlich vorhersehbar ist.

Ich habe die Geschichte mit einem ungekürzten Hörbuch verfolgt. Sprecherin Sandra Voss macht dabei einen guten Job.

Das Cover gefällt mir. Auch der Titel ist passend gewählt.

Mein Fazit:
„Ein Sommer auf Sylt“ von Lena Wolf ist ein heiterer Roman, der mich nicht in Gänze überzeugt hat, aber durchaus unterhalten kann.

Veröffentlicht am 14.05.2020

Eine gefährliche Flucht

Die verlorene Tochter der Sternbergs
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Europa zu der Zeit des Nationalsozialismus: In Berlin wird das Leben für Juden immer schwieriger. Etliche sind 1939 bereits geflohen. Ihr Mann Julius wird ins Lager Sachsenhausen gebracht. Nun beschließt ...

Europa zu der Zeit des Nationalsozialismus: In Berlin wird das Leben für Juden immer schwieriger. Etliche sind 1939 bereits geflohen. Ihr Mann Julius wird ins Lager Sachsenhausen gebracht. Nun beschließt auch endlich Amanda Sternberg, ihre Töchter Viera und Lina in Sicherheit zu bringen. Sie will die Kinder mit dem Schiff nach Kuba schicken. Während sie die sechsjährige Viera in der Obhut eines Paares überlässt, damit die Kleine in Übersee Rettung findet, bringt sie die Trennung von Lina nicht über sich. Mit der Jüngsten flieht Amanda nach Frankreich. Auch dort drohen jedoch die Gefahren, sie einzuholen...

„Die verlorene Tochter der Sternbergs“ ist ein Roman von Armando Lucas Correa.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus sechs Kapiteln. Diese wiederum erstrecken sich über sechs Teile. Es gibt dabei mehrere Erzählstränge. Der erste beginnt im Jahr 2015 in New York. Zudem spielt die Handlung in den Jahren 1933 bis 1947 an wechselnden Orten. Zeit- und Ortsangaben erleichtern die Orientierung. Zwischendurch werden Briefe eingestreut. Der Aufbau des Romans wirkt gut durchdacht.

Der Schreibstil ist angenehm und anschaulich. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven.

Wieder einmal hat der Autor einen Roman auf der Basis wahrer Begebenheiten geschaffen. In seiner Anmerkung am Ende des Buches dokumentiert er, woher die Idee zu der Geschichte stammt, in der eine Menge Potenzial steckt. Zudem liefert der Schriftsteller einige interessante Zusatzinformationen. Das belegt seine fundierte Recherche. Anders als bei seinem empfehlenswerten Debüt, „Das Erbe der Rosenthals“, hatte ich beim Lesen des Romans allerdings nicht das Gefühl, viel Wissen über die Historie zu erfahren, denn die geschichtlichen Hintergründe sind in seinem neuesten Werk weniger prominent eingeflochten und weniger fesselnd.

Die wohl größte Schwäche des Romans sind für mich die Charaktere, dabei ist die Grundkonstellation durchaus spannend. Leider blieben mir die Protagonisten weitgehend fremd und machen größtenteils sogar einen unsympathischen Eindruck. Einige Verhaltensweisen erschließen sich mir nicht und erscheinen wenig authentisch, obwohl der Leser Einsichten in das Denken und Fühlen der Personen erhält.

Auch inhaltlich kann mich der Roman nur bedingt überzeugen, denn trotz teils recht dramatischer Ereignisse konnte mich die Geschichte emotional nicht so recht erreichen. Zum Teil verliert die Handlung ihren Fokus, schneidet mal dieses und jenes an und macht etliche Sprünge, was den Lesegenuss erschwert hat. Zwar ist die Geschichte durchaus unterhaltsam. Eine richtige Sogwirkung wollte sich bei mir aber nicht einstellen.

Das Cover ist ansprechend gestaltet und passt gut zur Geschichte. Der englischsprachige Originaltitel („The lost daughter“) wurde übernommen und ergänzt, was ebenfalls keine schlechte Entscheidung war.

Mein Fazit:
Anders als bei „Das Erbe der Rosenthals“ hat mich Armando Lucas Correa dieses Mal nicht begeistern können. In mehrfacher Hinsicht kommt „Die verlorene Tochter der Sternbergs“ nicht an sein anderes Buch heran. Wer jedoch nicht mit allzu hohen Erwartungen in die Lektüre startet, hat auch damit kurzweilige Lesestunden.

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