Profilbild von milkysilvermoon

milkysilvermoon

Lesejury Star
offline

milkysilvermoon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit milkysilvermoon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.02.2020

In den Straßen von Philly

Long Bright River
1

Als Streifenpolizistin kennt sich Officer Mickey Fitzpatrick in den Straßen von Kensington, einem Stadtteil Philadelphias, gut aus. Dort ist die 32-jährige Mutter eines Sohnes viel unterwegs. Dabei sieht ...

Als Streifenpolizistin kennt sich Officer Mickey Fitzpatrick in den Straßen von Kensington, einem Stadtteil Philadelphias, gut aus. Dort ist die 32-jährige Mutter eines Sohnes viel unterwegs. Dabei sieht sie auch immer wieder ihre jüngere Schwester Kacey, die drogenabhängig ist und sich für ihren Konsum prostituieren muss. Früher, als sie bei ihrer Großmutter Gee aufgewachsen sind, waren die beiden unzertrennlich, doch seit fünf Jahren sprechen sie nicht mehr miteinander. Trotzdem hat die Ältere ein wachsames Auge auf die Jüngere. Nun allerdings droht Gefahr: Eine Reihe von Morden an jungen Prostituierten erschüttert die Stadt und Kacey ist verschwunden…

„Long Bright River“ ist ein Roman von Liz Moore.

Meine Meinung:
Erzählt wird aus Sicht von Mickey in der Ich-Perspektive. Dabei gibt es zwei Zeitebenen. Die jeweiligen Kapitel sind mit „jetzt“ und „damals“ überschrieben. Auf der Ebene der Vergangenheit erstreckt sich das Geschilderte bis in die Kindheit von Mickey und Kacey. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist schnörkellos und unaufgeregt, aber anschaulich, eindringlich und einfühlsam. Die Beschreibungen sind nicht ausschweifend, aber ausreichend detailliert und auf den Punkt gebracht. Schon nach wenigen Seiten entwickelt die Geschichte einen Sog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte.

Die beiden Protagonistinnen sind interessant ausgestaltet. Mickey war mir schnell sympathisch. Sie wird klischeefrei und mit Ecken und Kanten dargestellt. Ihre Gedanken und Gefühle ließen sich sehr gut nachvollziehen. Auch Kacey wirkt authentisch.

Besonders reizvoll empfinde ich den Genremix. Der Roman hat nicht nur Elemente eines Krimis, sondern ist gleichzeitig das Porträt einer von Perspektivlosigkeit geplagten Stadt, eine Milieustudie und die Geschichte einer dysfunktionalen Familie. Der Autorin gelingt es auf hervorragende Weise, diese Aspekte in der Waage zu halten und so einen sehr vielschichtigen Roman abzuliefern.

Sehr eindrücklich wird der Roman, wenn es um die Themen Drogenkrise, Abhängigkeiten, Prostitution und Gewalt geht. Dass Philadelphia mit Problemen in solchem Ausmaß zu kämpfen hat, war mir bis dato nicht bewusst. Die Schilderungen klären auf und regen zum Nachdenken an. Auch mehrere überraschende Wendungen sorgen dafür, dass die Handlung abwechslungsreich und spannend bleibt. So kommt auf etwas mehr als 400 Seiten keine Langeweile auf.

Das Cover passt nicht nur inhaltlich gut, sondern sieht auch noch ansprechend aus. Der treffende Titel ist aus dem Amerikanischen übernommen.

Mein Fazit:
„Long Bright River“ ist ein gleichsam bewegender und unterhaltsamer Roman von Liz Moore, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 03.02.2020

Vor Mitternacht verschwunden

Missing Boy
0

Ein neuer Fall für das australische Ermittlerduo Ted Conkaffey und Amanda Pharrell: Richard Henry Farrow, kurz Richie, ein achtjähriger Junge, ist spurlos verschwunden. Er hält sich mit drei Freunden in ...

Ein neuer Fall für das australische Ermittlerduo Ted Conkaffey und Amanda Pharrell: Richard Henry Farrow, kurz Richie, ein achtjähriger Junge, ist spurlos verschwunden. Er hält sich mit drei Freunden in einem Zimmer auf der fünften Etage des White Caps Hotel in Cairns auf, während ihre Eltern im hoteleigenen Restaurant unten zu Abend essen. Als Sara Farrow um Mitternacht nach den Kindern sieht, ist ihr Sohn weg. Die anderen Jungs beteuern, dass sie in ihrem Zimmer geblieben sind. Auf den Videos der Überwachungskameras des Hotels ist nicht zu sehen, dass Richie das Gebäude verlässt. Die Mutter vertraut nicht darauf, dass es die Polizei alleine schafft, den Fall zu lösen, und bietet Ted um seine Hilfe. Doch für den Ex-Drogenfahnder kommt der Auftrag zu einem schlechten Zeitpunkt: Zwei Jahre, nachdem er zu Unrecht beschuldigt worden ist, sich an der 13-jährigen Claire Bingley vergangen zu haben, ist seine fast drei Jahre alte Tochter Lillian endlich auf dem Weg zu ihm nach Crimson Lake, seinem nordaustralischen Refugium. Er soll den vermissten Jungen finden – und riskiert damit, sein eigenes Kind in tödliche Gefahr bringen…

„Missing Boy“ von Candice Fox ist der dritte und vermutlich finale Band der „Crimson Lake“-Thrillerreihe.

Meine Meinung:
Unterteilt ist der Thriller in mehrere Kapitel mit einer angenehmen Länge. Erzählt wird der Roman vorwiegend in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Ted Conkaffey. Stellenweise wechselt jedoch die Perspektive.

Den Schreibstil ist unspektakulär, aber angenehm und anschaulich. Aus der Reihe habe ich bereits den ersten Band gelesen. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir daher leicht. Die Vorkenntnisse sind zum Verständnis der Handlung sicherlich hilfreich und empfehlenswert. Durch mehrere kurze Zusammenfassungen werden die Grundzüge der bisherigen Geschehnisse aber auch für diejenigen klar, die erst mit dem dritten Band einsteigen.

Gefreut habe ich mich, erneut von den zwei ungewöhnlichen Hauptcharakteren zu lesen, die beide jeweils ihre Ecken und Kanten haben und nicht die klassischen Sympathieträger sind. Der Ex-Cop Ted und die exzentrische Amanda sind zusammen wieder ein interessantes und unterhaltsames Duo, das sich positiv von anderen Ermittlern des Genres abhebt.

Die Handlung wirkt im Großen und Ganzen glaubwürdig und stimmig. Die Spannung, die sich am Anfang schnell aufbaut, flacht zeitweise etwas ab. Dennoch wird der fast 400 Seiten umfassende Thriller nicht langweilig, was auch daran liegt, dass mich die Geschichte immer wieder mit unvorhergesehenen Wendungen überraschen kann.

Mir erschließt sich nicht, warum man beim dritten Teil den englischsprachigen Originaltitel („Gone by Midnight“) geändert hat, um ihn durch einen anderen englischsprachigen Titel für die deutsche Ausgabe zu ersetzen. Das halte ich für unnötig, zumal dies bei den ersten Bänden nicht so war. Aber immerhin wird die optische Gestaltung der australischen Ausgabe übernommen, denn das einheitliche Design passt meiner Ansicht nach gut.

Mein Fazit:
Auch mit „Missing Boy“ konnte mich Candice Fox überzeugen. Den Abschluss der „Crimson Lake“-Reihe finde ich gelungen. Ich werde mir nun sicherlich auch noch den zweiten Band besorgen.

Veröffentlicht am 28.01.2020

Der Absturz

Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod
0

In einem kleinen Privatflugzeug stürzt die 31-jährige Allison Carpenter im Bundesstaat Colorado über den Rocky Mountains ab. Um sie herum ist nur Wildnis, der Pilot ist bei dem Crash ums Leben gekommen. ...

In einem kleinen Privatflugzeug stürzt die 31-jährige Allison Carpenter im Bundesstaat Colorado über den Rocky Mountains ab. Um sie herum ist nur Wildnis, der Pilot ist bei dem Crash ums Leben gekommen. Sie selbst hat überlebt, wenn auch mit einigen Verletzungen. Doch die Erleichterung hält nicht lange an, denn Verfolger sind ihr auf den Fersen und sie muss schleunigst von der Absturzstelle fliehen. Tausende von Kilometern entfernt, in Maine, erfährt Allys Mutter Maggie, dass ihre Tochter bei dem Unglück ebenfalls gestorben sein soll. Obwohl die beiden seit Jahren keinen Kontakt mehr haben, kann sie an einen Tod von Ally nicht so recht glauben. Was ist passiert? Maggie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln – und bringt damit auch sich selbst in große Gefahr…

„Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod" ist der Debütthriller von Jessica Barry.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus vielen recht kurz gehaltenen Kapiteln. Erzählt wird in der Ich-Perspektive abwechselnd aus der Sicht von Ally und der von Maggie. Zudem gibt es mehrere sehr knappe, kursiv gedruckte Einschübe aus der Sicht eines unbekannten Verfolgers. Im gegenwärtigen Geschehen wird im Präsens erzählt. Das trägt zum Spannungsaufbau bei. Zunehmend werden Rückblenden eingestreut, wobei sich das Tempus in diesen Passagen ändert. Der Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist anschaulich und lebhaft. Er differenziert zwischen den beiden Protagonistinnen. In Allys Kapitel dominieren vor allem zu Beginn kurze, teils abgehackte Sätze und Satzfragmente, was ihrer Situation sehr angemessen ist. Maggies Kapitel sind ausschweifender erzählt, was zu ihrem Charakter passt. Es gibt einige schiefe Bilder, die den Lesefluss aber nicht stören. Der Einstieg in die Geschichte ist sehr abrupt, aber gelungen.

Gut gefallen hat mir, dass wir es bei Ally mit einer Protagonistin mit Schwächen und Fehlern zu tun haben. Sie macht eine zweifache Entwicklung durch, die zwar ein wenig überzeichnet, aber dennoch nicht völlig unglaubwürdig wirkt. Ihr Charakter bleibt lange Zeit ambivalent, obwohl ihre Gefühlslage recht gut deutlich wird. Bei Maggie handelt es sich um eine Person, die warmherzig dargestellt wird und mir auf Anhieb sympathisch war.

In der Geschichte werden zwei Hauptthemen verfolgt. Einerseits geht es um die Flucht und Verfolgung Allys, also um den Grund dafür, warum man ihr nach dem Leben trachtet. Andererseits geht es um die Mutter-Tochter-Beziehung, also den Konflikt zwischen Maggie und Ally und damit auch die Frage, ob sich beide wieder annähern können. Es ist definitiv ein Pluspunkt, dass es das Buch schafft, beides auf gekonnte Weise miteinander zu verknüpfen. Somit bleibt die Geschichte nicht eindimensional, sondern ist vielschichtig und abwechslungsreich. Zudem bringt der Mutter-Tochter-Zwist eine emotionale Komponente.

Bis mindestens zum letzten Viertel ist die Geschichte überraschend, enthält falsche Fährten und wirft einige Fragen auf. Alles zusammen erhält die Spannung konstant aufrecht. Zum Schluss hin fällt die Story jedoch sehr ab. Nicht nur dass die Handlung in den letzten Kapiteln arg konstruiert und nicht besonders schlüssig anmutet: Auch die Auflösung hat mich in mehrfacher Hinsicht enttäuscht. Die Ursache dafür, dass Ally fliehen muss, ist recht klischeehaft und unoriginell. Zufälle reihen sich aneinander, die Handlung wird immer realitätsferner. Zudem wird klar, dass die Autorin mit gezinkten Karten spielt. Mehrere Formulierungen aus dem ersten Teil ergeben keinen Sinn, wenn man die Auflösung kennt.

Das für das Genre typische Cover passt inhaltlich gut und trifft meinen Geschmack. Auch der deutsche Titel, der sich am amerikanischen Original orientiert, ist treffend.

Mein Fazit:
„Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod" von Jessica Barry ist ein Thriller, der mich größtenteils gut unterhalten hat. Leider hat die Geschichte mehrere Schwächen, die das Lesevergnügen vor allem zum Ende hin trüben.

Veröffentlicht am 20.01.2020

Der rätselhafte Landsitz in Gloucestershire

Das Geheimnis von Shadowbrook
0

Als Kind ist es recht still um Clara Waterfield. Sie wächst behütet, aber auch isoliert in London auf, denn aufgrund der Glasknochenkrankheit darf sie nicht nach draußen. Doch als ihre Mutter stirbt, öffnet ...

Als Kind ist es recht still um Clara Waterfield. Sie wächst behütet, aber auch isoliert in London auf, denn aufgrund der Glasknochenkrankheit darf sie nicht nach draußen. Doch als ihre Mutter stirbt, öffnet sich für die junge Frau eine völlig neue Welt. Im Sommer 1914 wird sie als Botanikerin nach Gloucestershire gerufen: Sie soll auf einem Landsitz namens Shadowbrook den Aufbau eines Gewächshauses mit exotischen Pflanzen betreuen. Der dortige Garten ist üppig bewachsen und überwältigend. Doch das alte Wohnhaus wirkt seltsam abweisend, die meisten Räume stehen leer oder sind verschlossen. Mr. Fox, der Eigentümer, ist viel auf Reisen. Und nachts scheint es im Haus zu spuken. Doch Clara glaubt nicht an Geister und macht sich daran, die Geheimnisse zu ergründen. Dabei muss sie feststellen, dass dort nichts so ist, wie es scheint.

„Das Geheimnis von Shadowbrook“ ist ein Roman von Susan Fletcher.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 17 jeweils recht langen Kapiteln. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Clara. Die Handlung umfasst einige Jahre und endet im Februar 1918. Der Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist anschaulich, bildhaft und sehr atmosphärisch, aber zum Teil auch ausschweifend. Der Einstieg fiel mir nicht schwer. Die Geschichte nimmt jedoch nur sehr langsam Fahrt auf.

Mit Clara gibt es eine reizvolle Protagonistin, die durchaus authentisch dargestellt wird, aber mir nicht auf Anhieb sympathisch war. Auch die übrigen Charaktere sind größtenteils interessant gestaltet.

Thematisch hat der Roman einiges zu bieten: eine seltene Krankheit, die Botanik, mutmaßlicher Geisterspuk und andere rätselhafte Dinge, eingebettet in die Kulisse der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Alles in allem ist die Geschichte abwechslungsreich und unterhaltsam. An einigen Stellen ist der mehr als 400 Seiten umfassende Roman jedoch etwas langatmig, weil die Handlung zwischendurch an Tempo verliert. Auch die Auflösung der Geheimnisse konnte mich nicht ganz überzeugen.

Die optische Gestaltung der gebundenen Ausgaben wirkt hochwertig und spricht mich sehr an. Der deutsche Titel weicht zwar stark vom englischsprachigen Original ab („House of Glass"), gefällt mir aber sehr gut.

Mein Fazit:
„Das Geheimnis von Shadowbrook“ von Susan Fletcher ist ein Roman mit vielen Stärken, aber auch einigen Schwächen. Eine ungewöhnliche Lektüre, die meine Erwartungen nicht voll erfüllen konnte, aber mich trotzdem gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 16.01.2020

Sieben Tage im Juni

Der Attentäter
0

Europa im Juni 1914: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie, werden zu einem Besuch in Sarajevo erwartet. Nach einem ...

Europa im Juni 1914: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie, werden zu einem Besuch in Sarajevo erwartet. Nach einem Militärmanöver wollen sie auch die Innenstadt besuchen. Doch auf dem Balkan brodelt es. Drei junge Serben, der 19-jährige Gavrilo Princip und seine beiden gleichaltrigen Kameraden, bereiten ein Attentat auf den Thronfolger vor, denn sie trachten ihm nach dem Leben. Dabei werden sie unterstützt von einer heimlich agierenden serbischen Organisation. Der Geheimdienst hat allerdings Wind von der Sache bekommen. Major Rudolf Markovic ist den Verschwörern auf der Spur und will das Attentat verhindern. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

„Der Attentäter“ ist ein historischer Thriller von Ulf Schiewe.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus sieben Kapiteln – unterteilt in die Wochentage zwischen Montag, 22. Juni, und Sonntag, 28. Juni 1914. Zudem gibt es einen Pro- und einen Epilog. Erzählt wird im Präsens abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven –aus der Sicht des Erzherzogs und seiner Frau, der der Attentäter, der eines Geheimdienstoffiziers und vieler weiterer Personen. Jeder dieser Abschnitte ist überschrieben mit einer genauen Uhrzeit und einem Ort. Diese einheitlichen Angaben machen die Orientierung leicht. Der Aufbau ist sinnvoll durchdacht und funktioniert gut.

Der Schreibstil ist schnörkellos, aber anschaulich und dank viel wörtlicher Rede lebhaft. Etwas störend sind nur zahlreiche Tipp- und Zeichenfehler.

Im Fokus stehen zweifelsohne Thronfolger Franz Ferdinand sowie die Gruppe der Attentäter, also Personen, die real existierten. Sie werden unter anderem ergänzt um den fiktiven Major Markovic, eine interessante und authentisch anmutende Figur. Die Gedanken- und Gefühlswelt der Akteure wird dabei sehr gut deutlich. Trotz der schnellen Perspektivwechsel kommt man den Personen nahe. Auffallend ist die Vielzahl an Charakteren. In Verbindung mit etlichen unbekannten Namen ist das zunächst etwas verwirrend. Ein Personenverzeichnis, das darüber Aufschluss gibt, welche Figuren rein fiktiv sind, hilft jedoch weiter.

Die historische Thematik hat meine Neugier auf den Roman geweckt. Gut gefällt mir, dass sich der Autor so nah an die tatsächlichen Begebenheiten hält und Fakten und Fiktion auf gelungene Weise verbindet. Die fundierte Recherche wird nicht nur im Nachwort („Anmerkungen des Autors“) deutlich, das die Handlung des Romans einordnet und mit weiteren Informationen ergänzt. Selbst wer mit dem Attentat und seinen Umständen bereits vertraut ist, hat die Möglichkeit, beim Lesen noch einiges zu lernen. Wer dagegen wenig Ahnung von dem historischen Geschehen hat, kann der Handlung ebenfalls gut folgen. Dazu trägt auch das sinnvolle Glossar bei.

Obwohl der Ausgang des Attentats hinreichend bekannt ist, wird die Lektüre nicht langweilig. Die Handlung ist dennoch fesselnd und gleichzeitig abwechslungs- und facettenreich. Auf annähernd 500 Seiten entstehen keine Längen.

Das Cover passt gut zum Inhalt. Auch der prägnante Titel ist treffend gewählt, wobei „Die Attentäter" vielleicht sogar noch besser formuliert wäre.

Mein Fazit:
„Der Attentäter“ von Ulf Schiewe ist ein auf historischen Begebenheiten basierender Thriller, der mich rundum überzeugen konnte. Nicht nur für Geschichtsfans eine unterhaltsame und interessante Lektüre.