Profilbild von milkysilvermoon

milkysilvermoon

Lesejury Star
offline

milkysilvermoon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit milkysilvermoon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2020

Eine äußerst schwere Entscheidung

Goldkind
0

In einer kleinen Stadt auf der Karibikinsel Trinidad in den 1980er-Jahren: Als Clyde Deyalsingh von seiner Schicht nach Hause kommt, findet er nur seine Frau Joy und seinen Sohn Peter (13) vor. Von dessen ...

In einer kleinen Stadt auf der Karibikinsel Trinidad in den 1980er-Jahren: Als Clyde Deyalsingh von seiner Schicht nach Hause kommt, findet er nur seine Frau Joy und seinen Sohn Peter (13) vor. Von dessen Zwillingsbruder Paul fehlt jedoch jede Spur. Erst zwei Wochen vorher ist die Familie von Einbrechern überfallen worden. Der Vater macht sich nun umso mehr Sorgen um sein Kind, aber die Suche bleibt erfolglos. Schließlich muss sich Clyde jedoch einer äußerst schweren Entscheidung stellen...

„Goldkind“ ist der Debütroman von Claire Adam.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die wiederum in mehrere Kapitel mit einer angenehmen Länge unterteilt sind. Erzählt wird im Präsens aus der Sicht von Clyde. Die Geschichte ist zwar größtenteils chronologisch aufgebaut. Allerdings gibt es einige Rückblenden.

Der Schreibstil ist schnörkellos und klar, aber gleichzeitig sehr eindringlich und atmosphärisch. Schon zu Beginn entsteht eine düstere, spannungsvolle Stimmung, die sich durch die ganze Geschichte zieht.

Die Protagonisten kommen nicht besonders sympathisch rüber, wirken jedoch authentisch und konsistent. Zwar konnte ich das Verhalten des Vaters nicht in Gänze nachvollziehen. Dennoch werden seine Gedanken recht deutlich.

Obwohl der Roman nicht als Thriller angelegt ist, ist er durchweg fesselnd und spannend. Das liegt nicht nur daran, dass er weniger als 270 Seiten umfasst, sondern auch daran, dass die Geschichte stellenweise sehr nervenaufreibend ist.

Eine Stärke des Buches sind sicherlich auch die ethischen und moralischen Fragen, die aufgeworfen werden. Inhaltlich rüttelt der Roman auf, schockiert, regt zum Nachdenken an, berührt - und hallt eine ganze Weile nach.

Ich habe die Geschichte als ungekürzte Lesung angehört. Die Stimme von Sprecherin Franziska Grün ist angenehm, war nach meinem Empfinden für den Inhalt der Geschichte aber eine Spur zu fröhlich und zu stürmisch.

Das düstere, geschmackvoll gestaltete Cover passt dagegen ganz hervorragend zum Roman. Der prägnante, deutsche Titel ist nicht nur treffend, sondern erfreulicherweise auch nahe am englischsprachigen Original ("Golden Child").

Mein Fazit:
„Goldkind“ von Claire Adam ist kein Roman für sanfte Gemüter, aber eine empfehlenswerte, sehr eindrückliche Lektüre.

Veröffentlicht am 07.12.2020

Die sieben Dinge

Kissing Chloe Brown (Brown Sisters 1)
1

Nur knapp entgeht Chloe Brown einem Unfall, der böse hätte enden können. Die 31-Jährige steht unter Schock und realisiert, dass ihr Leben bis dato viel zu langweilig war. Ihre chronische Krankheit hat ...

Nur knapp entgeht Chloe Brown einem Unfall, der böse hätte enden können. Die 31-Jährige steht unter Schock und realisiert, dass ihr Leben bis dato viel zu langweilig war. Ihre chronische Krankheit hat sie als Ausrede für ihre Zurückgezogenheit genutzt. Jetzt aber will sie alles umkrempeln, zieht aus ihrem Elternhaus aus und erstellt eine Liste von sieben Dingen, die ihr Leben erfüllter machen sollen. Das Problem: Sie braucht einen Lehrer. Ob Red Morgan, ihr neuer Nachbar, dabei helfen könnte?

„Kissing Chloe Brown“ ist der Auftakt der Romanreihe von Talia Hibbert zu den Brown-Schwestern.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 23 angenehm kurzen Kapiteln. Sie werden von einem Pro- und einem Epilog eingerahmt. Erzählt wird aus der Sicht von Chloe und Red.

Der Schreibstil ist anschaulich und lebhaft, jedoch nicht zu platt. Eingestreut sind E-Mails, Aufzählungen und andere Elemente, die den Text auflockern.

Die Protagonistin ist eine der Stärken des Romans. Chloe ist alles andere als klischeehaft: chronisch krank, farbig, übergewichtig und ein wenig eigenwillig. Das macht sie sowohl sympathisch als auch authentisch und bringt Diversität in die Geschichte. Auch Red mochte ich gleich. Die Gefühle und Gedankengänge der beiden lassen sich gut nachvollziehen. Die übrigen Charaktere wirken ebenfalls interessant

Besonders angesprochen hat mich, dass es eine etwas andere Art von romantischer Komödie sein soll. Und in dieser Hinsicht wurde ich keineswegs enttäuscht. Zwar ist die Story, die sich auf fast 400 Seiten erstreckt, recht vorhersehbar. Aber sie ist auch humorvoll und gleichzeitig tiefgründiger als viele andere Bücher des Genres, denn es geht um ernste und wichtige Themen wie Chloes Krankheit und weitere Probleme. Dabei gleitet die Geschichte nicht ins Kitschige ab, sondern berührt auf wohltuende Weise.

Das Cover passt gut zum Genre, gefällt mir aber nicht ganz so gut wie das amerikanische Original. Ähnlich verhält es sich mit dem deutschen Titel, denn die englischsprachige Formulierung(„Get a Life, Chloe Brown“) ist treffender und klingt weniger schnulzig.

Mein Fazit:
Wer einen Liebesroman der etwas anderen Art sucht, wird bei „Kissing Chloe Brown“ von Talia Hibbert fündig. Er bietet intelligente Unterhaltung mit Herz und Humor. Eine empfehlenswerte Lektüre für schöne Lesestunden. Auf die folgenden Bände zu Chloes Schwestern bin ich schon jetzt gespannt.

Veröffentlicht am 05.12.2020

Von Klopapier-Kriegen und Paketboten-Panik

Die große Pause
0

Eigentlich sollte er mit seinem Programm durch Deutschland touren. Stattdessen findet sich der Comedian Bastian Bielendorfer in einer Zwangs-WG mit seiner Frau Nadja, dem Mops Otto und seiner Schwiegermutter ...

Eigentlich sollte er mit seinem Programm durch Deutschland touren. Stattdessen findet sich der Comedian Bastian Bielendorfer in einer Zwangs-WG mit seiner Frau Nadja, dem Mops Otto und seiner Schwiegermutter wieder. Wie er den alltäglichen Wahnsinn in den ersten Monaten der Corona-Pandemie erlebt hat, hat der Komiker schriftlich festgehalten.

„Die große Pause - Mein Corona-Tagebuch“ ist ein Buch von Bastian Bielendorfer.

Meine Meinung:
Das Buch beginnt mit einem Prolog. Daran schließen sich die jeweils wenige Seiten umfassenden Tagebuch-Einträge an, zwischen denen zumeist mehrere Tage liegen. Sie sind im Präsens in der Ich-Perspektive verfasst. Der erste Eintrag datiert auf den 14. März 2020, der letzte auf den 27. Juni 2020. Verziert werden die Seiten ab und an mit kleinen Kritzeleien. Das Buch endet mit einem Epilog. Dieser Aufbau funktioniert prima.

Der Schreibstil ist locker und von etlichen Vergleichen geprägt, aber sonst unauffällig. Die Einträge zeugen allerdings von Wortgewandtheit. Leider hat das Korrektorat in der Erstausgabe noch einige Fehler übersehen.

Den Autor kenne ich nicht nur von mehreren Live-Auftritten, sondern auch seinen früheren Büchern, die mich allesamt überzeugen konnten. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an sein neuestes Werk. Im Gegensatz zu seinen sonstigen Büchern ist das „Corona-Tagebuch“ thematisch stärker eingegrenzt. Die meisten der geschilderten Erlebnisse haben sehr direkt mit den Auswirkungen der Pandemie zu tun. In einigen Situationen kann sich der Leser mit seinen Erfahrungen gut wiederfinden. Andere Passagen sind etwas ungewöhnlicher, wirken aber ebenfalls authentisch. Der typische Humor des Komikers scheint immer wieder durch. An etlichen Stellen musste ich schmunzeln oder sogar laut auflachen. So witzig wie seine früheren Bücher ist das Tagebuch für mich dabei nicht. Trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt.

Mit rund 230 Seiten mit großer Schrift und einer recht luftigen Gestaltung ist das Buch nicht besonders umfangreich. Zudem gibt es ein paar Wiederholungen. Somit lässt sich die Lektüre nicht nur für Schnellleser an nur einem Abend beenden.

Das Cover ist nicht sehr kreativ, geht aber in Ordnung. Gut gefallen hat mir, dass der Titel auf sein Lehrerkind-Image anspielt.

Mein Fazit:
Mit „Die große Pause - Mein Corona-Tagebuch“ kommt Bastian Bielendorfer zwar nicht an seine früheren Bücher heran, schafft es aber, einem ernsten Thema eine humorvolle Note zu verleihen.

Veröffentlicht am 04.12.2020

Wenn die Vergangenheit wieder an die Oberfläche drängt

Die vergessene Heimat
0

Dass ihre Eltern ursprünglich aus der DDR stammen und vor Jahrzehnten über die Grenze in die BRD geflohen sind, weiß Britta Hofmeister, Anfang 50, seit ihrer Kindheit. Doch bisher kannte die Kochbuchautorin ...

Dass ihre Eltern ursprünglich aus der DDR stammen und vor Jahrzehnten über die Grenze in die BRD geflohen sind, weiß Britta Hofmeister, Anfang 50, seit ihrer Kindheit. Doch bisher kannte die Kochbuchautorin keine Details. Nun jedoch ist ihr Vater Ernst (79) an Demenz erkrankt und fängt in seiner Verwirrung damit an, seiner Tochter die dramatischen Umstände der Flucht im August 1961 zu erzählen.

„Die vergessene Heimat“ ist ein Roman von Deana Zinßmeister, der auf der persönlichen Familiengeschichte der Autorin basiert.

Meine Meinung:
Der Roman beinhaltet 74 kurze Kapitel und beginnt mit einem Prolog. Erzählt wird einerseits im Präsens aus der Sicht von Britta in der Ich-Perspektive. Dabei umfasst die Handlung die Zeit von Dezember 2013 bis Januar 2016. Andererseits gibt es einen zweiten Erzählstrang, der aus der Sicht von Leni und Ernst geschrieben ist und im Jahr 1961 spielt. Zeitangaben am Anfang der Kapitel machen die Orientierung leicht. Der Aufbau ist übersichtlich und gut durchdacht.

Der Schreibstil ist schnörkellos, wenig bildhaft und von einer einfachen Syntax geprägt. Manche Dialoge und Passagen wirken etwas hölzern. Das überrascht insofern, dass ich von früheren Werken der Autorin anderes gewohnt bin. Das Korrektorat hat zudem in der Erstausgabe noch einige Fehler übersehen. Dennoch lässt sich die Geschichte leicht lesen.

Im Vordergrund des Romans steht das Paar Leni und Ernst, die der Leser in beiden Erzählsträngen begleitet. Vor allem in den Kapiteln aus dem Jahr 1961 machen sie einen sympathischen Eindruck. Auch die übrigen Charaktere wie Britta und ihre Geschwister erscheinen authentisch und realitätsnah. Leider bleiben viele der Nebenfiguren recht blass, was womöglich auch daran liegt, dass die Autorin aus Rücksicht gegenüber ihrer Familie etlichen Personen keine Namen gegeben hat.

Besonders gereizt hat mich am Roman, dass darin eine wahre Begebenheit literarisch verarbeitet ist. Zwar hat die Autorin einige Kleinigkeiten geändert, zum Beispiel die Namen der Protagonisten, aber im Großen und Ganzen tatsächliche Geschehnisse geschildert, wie aus dem interessanten Nachwort zu erfahren ist. Dem Buch ist anzumerken, dass die Schriftstellerin zudem eine fundierte Recherche betrieben hat.

Einerseits geht es um die Flucht ihrer Eltern und anderer Verwandten aus der DDR. Die Kapitel über die Planung der Flucht und die weiteren Ereignisse im Jahr 1961 sind fesselnd und kurzweilig. Dabei ist der Roman nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich. Man erfährt nämlich während des Lesens wissenswerte Fakten zur deutsch-deutschen Vergangenheit. Andererseits handelt der Roman von der fortschreitenden Demenzerkrankung des Vaters und davon, wie die Familie damit umgeht. Bedauerlicherweise ist das Buch in diesem Erzählstrang besonders in der ersten Hälfte deutlich langatmiger.

Das Cover gefällt mir optisch sehr gut. Der Titel erschließt sich mir jedoch unglücklicherweise überhaupt nicht, zumal die Eltern ihre Heimat nie vergessen haben, wie die Autorin selbst in der Danksagung betont.

Mein Fazit:
Auch wenn mich „Die vergessene Heimat“ von Deana Zinßmeister nicht in Gänze überzeugen konnte, hat mir der lesenswerte Roman unterhaltsame Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 01.12.2020

Ein ungewöhnliches Quartett

Dark
0

Los Angeles: Früher war Blair Harbour eine Kinderchirurgin. Nun wurde sie gerade nach ihrer Verurteilung als Mörderin nach zehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen und schon bittet ihre ehemalige Zellengenossin ...

Los Angeles: Früher war Blair Harbour eine Kinderchirurgin. Nun wurde sie gerade nach ihrer Verurteilung als Mörderin nach zehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen und schon bittet ihre ehemalige Zellengenossin Emily Lawlor, genannt Sneak, sie um Hilfe. Dayly, die Tochter der Diebin, ist verschwunden. In ihrer Not wenden sich die beiden Frauen an eine Polizistin, Detective Jessica Sanchez. Dann schließt sich auch die Gangsterin Ada Maverick der Gruppe an. Der Fall nimmt immer größere Ausmaße an. Derweil sitzt ein Bankräuber und Mörder in der Todeszelle und zieht die Fäden...

„Dark“ ist ein Thriller von Candice Fox.

Meine Meinung:
Der Thriller besteht aus etlichen Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Erzählt wird abwechselnd: aus der Sicht von Blair in der Ich-Perspektive und aus der Sicht von Jessica. Eingefügt sind außerdem Briefe, die zwischen Dayly und dem Kriminellen John Fishwick ausgetauscht werden. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist schnörkellos, aber klar und anschaulich. Die Sprache ist weitestgehend recht umgangssprachlich, zum Teil sogar vulgär.

Wie schon in der „Crimson Lake“-Reihe stehen etwas ungewöhnliche Charaktere im Vordergrund. Die vier sehr unterschiedlichen Protagonistinnen wirken ein wenig überzogen, sind aber interessant angelegt und machen die Geschichte unterhaltsam.

Auf fast 400 Seiten bleibt der Thriller spannend und kurzweilig. Das liegt unter anderem an überraschenden Wendungen und kreativen Einfällen. Immer blitzt auch der spezielle Humor hervor, den man bereits aus anderen Büchern der Autorin kennt. Leider ist die Geschichte an einigen Stellen für meinen Geschmack jedoch eine Spur zu brutal geraten.

Das düstere, stimmungsvolle Cover ist an die Originalausgabe angelehnt, was mir grundsätzlich gut gefällt. Auch der deutsche Titel ähnelt der englischsprachigen Version („Gathering Dark“), die präziser und damit treffender formuliert ist.

Mein Fazit:
Mit „Dark“ legt Candice Fox wieder einmal einen fesselnden Thriller mit besonderen Charakteren vor, der unterhaltsame Lesestunden bietet. Anders als die drei Teile der „Crimson Lake“-Reihe konnte mich die Geschichte aber nicht in Gänze begeistern.