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Veröffentlicht am 02.09.2020

Ihrer Freiheit und Eigenständigkeit beraubt

Die Wahnsinnige
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Europa im Jahr 1503: In der andalusischen Festung La Mota soll die 23-jährige Thronfolgerin Johanna von Kastilien zur Ruhe und Vernunft kommen. Festgehalten wird sie von ihrer Mutter, der spanischen Königin ...

Europa im Jahr 1503: In der andalusischen Festung La Mota soll die 23-jährige Thronfolgerin Johanna von Kastilien zur Ruhe und Vernunft kommen. Festgehalten wird sie von ihrer Mutter, der spanischen Königin Isabella der Katholischen, die ihr Land mit eiserner Hand und großer Machtgier regiert und dabei Ungläubige auf dem Scheiterhaufen verbrennen lässt. Ganz anders ist ihre Tochter Johanna, die nicht betet oder beichtet und keinerlei Interesse an Macht und Einfluss hat. Sie will Freiheit, Selbstbestimmung und Eigenständigkeit – und zurück nach Flandern, wo sich ihr Ehemann Philipp der Schöne mit drei der vier gemeinsamen Kinder aufhält. Das will Isabella allerdings nicht zulassen. Sie braucht Johanna als Pfand, damit Philipp sich nicht mit dem Feind Frankreich verbündet. Außerdem stehen der Thronfolgerin ihre eigenen Wutanfälle und Nervenzusammenbrüche im Weg, unter denen ihre Ehe bereits gelitten hat. Doch Johanna ist wild entschlossen, den Kampf nicht so einfach aufzugeben…

„Die Wahnsinnige“ ist ein Roman von Alexa Hennig von Lange.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 17 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Vorangestellt ist ein fiktiver Brief Johannas aus dem Jahr 1525. Zum Schluss folgt ein weiterer Brief von ihr aus dem Jahr 1506. Der eigentliche Roman umfasst nur einen relativ kurzen Abschnitt im Leben Johannas, beginnend 1503. Dabei gibt es zwischendurch Zeitsprünge. Erzählt wird aus ihrer Sicht, aber in personaler Perspektive.

Der Schreibstil ist schnörkellos und ein wenig reduziert, aber gleichzeitig pointiert und einfühlsam. Mit wenigen Worten gelingt es der Autorin, viel Atmosphäre zu schaffen und Szenerie zu beschreiben und das Geschehen somit anschaulich zu machen.

Mit Johanna von Kastilien, die den Beinamen „Die Wahnsinnige“ erhalten hat, steht eine sehr interessante, aber auch umstrittene Protagonistin im Vordergrund. Mir gefällt es sehr gut, dass die Autorin dieses Mal eine historische Persönlichkeit in den Fokus ihrer Arbeit rückt. Mich hat es gereizt, mehr über die als verrückt geltende Adelige zu erfahren, deren Gedanken- und Gefühlswelt im Roman sehr gut deutlich wird.

Zu verstehen ist das Buch von Alexa Hennig von Lange weder als Biografie noch als klassischer historischer Roman, sondern vielmehr als eine Art Porträt oder Charakterstudie. Auf nur rund 200 Seiten kommt man der Person Johanna nahe, lernt ihre Motive und Seelennöte kennen. Der Roman wird zugespitzt auf die Frage „Wie können wir die werden, die wir sind, wenn das nicht für uns vorgesehen ist?“. Leider begleitet man die historische Figur aber nur auf einem kurzen Abschnitt ihres Lebens. Weite Teile der Biografie Johannas werden nur zusammengefasst und umrissen. An einigen Stellen hätte ich mir etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht. Allerdings ist dem Roman anzumerken, dass sich die Autorin intensiv mit der historischen Person auseinandergesetzt hat, was sich auch aus dem Nachwort herauslesen lässt.

Das Cover, das den Eindruck eines künstlerischen Porträts vermittelt, finde ich sehr stimmig. Auch der prägnante Titel ist passend gewählt.

Mein Fazit:
Bei „Die Wahnsinnige“ von Alexa Hennig von Lange handelt es sich um einen gelungenen Versuch, die historische Person der Johanna von Kastilien einem heutigen Publikum nahezubringen und sie in einem modernen Licht zu deuten. Wer allerdings eine umfassende, sehr detaillierte und in die Tiefe gehende Biografie erwartet, dürfte unter Umständen enttäuscht werden.

Veröffentlicht am 31.08.2020

Großstadttussi trifft auf Landei

Nur noch ein bisschen Glück
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Stella Wallin hat einen großen Traum: Die 28-Jährige will nach New York gehen und Designerin werden. Doch jetzt läuft es gar nicht gut für das Großstadtmädchen aus Stockholm. Ihr Freund hat sie betrogen, ...

Stella Wallin hat einen großen Traum: Die 28-Jährige will nach New York gehen und Designerin werden. Doch jetzt läuft es gar nicht gut für das Großstadtmädchen aus Stockholm. Ihr Freund hat sie betrogen, ihren Job und die Wohnung hat sie verloren. Also steht sie auf dem platten schwedischen Land und will das ehemalige Haus ihrer Großeltern verkaufen, um ihrem Ziel doch noch näherzukommen. Dann aber entpuppt sich die Immobilie als große Enttäuschung und ihr einziger Kontakt ist der schlecht gelaunte Landwirt Thor Nordström (36)…

„Nur noch ein bisschen Glück“ ist ein Roman von Simona Ahrnstedt.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 55 angenehm kurzen Kapiteln und endet mit einem Epilog, der ein Jahr später spielt. Erzählt wird nicht nur aus der Perspektive von Stella, sondern auch aus der von Thor. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist unkompliziert und schnörkellos, aber anschaulich und zum Genre durchaus passend. Viel wörtliche Rede macht die Geschichte lebhaft.

Mit Stella konnte ich mich nicht so richtig identifizieren, weil sie vor allem zu Beginn ziemlich klischeehaft dargestellt wird. Allerdings macht sie eine positive Entwicklung durch und ist mir nicht gänzlich unsympathisch. Thor ist ein gleichsam interessanter wie liebenswerter Charakter. Die Gedanken und Gefühle der beiden Protagonisten lassen sich gut nachvollziehen. Im Großen und Ganzen habe ich sie und die übrigen Personen als recht authentisch empfunden.

Wie von den anderen Romanen der Autorin gewohnt, habe ich in erster Linie eine Liebesgeschichte mit viel Leidenschaft erwartet – und auch bekommen. Ihrem Stil bleibt die Schriftstellerin treu. Aber, wie ebenfalls aus ihren vorherigen Büchern bekannt, sind auch wieder Aspekte enthalten, die dem Roman eine Portion Tiefgang verleihen. Dieses Mal geht es unter anderem darum, die eigenen Wurzeln zu finden und Hinweise zur Familiengeschichte zu erhalten. Und auch in diesem Roman wird die schöne Botschaft vermittelt, dass Oberflächlichkeiten im Leben nicht wichtig sind.

Auf mehr als 400 Seiten ist die Geschichte zwar größtenteils vorhersehbar, bietet aber auch ein paar Wendungen. Zum Ende hin wird die Handlung ein wenig zu dramatisch. Alles in allem habe ich mich dennoch gut unterhalten gefühlt, denn der Humor kommt nicht zu kurz.

Das Cover ist unspektakulär und wenig kreativ, aber durchaus optisch ansprechend. Der deutsche Titel ist eine ergänzte Version des schwedischen Originals („Bara lite till“), dessen Formulierung weniger kitschig ausfällt.

Mein Fazit:
Auch mit „Nur noch ein bisschen Glück“ wird Simona Ahrnstedt ihrem guten Ruf als Liebesromanautorin gerecht. Trotz kleinerer Schwächen kann ich den Roman weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 11.08.2020

Schiffbruch in der Südsee

Die Perlenfarm
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Im Jahr 1990 auf der Insel Manihiki: Die junge Kiona führt mit ihrer Familie ein einfaches, aber zufriedenes Leben und taucht in den tropischen Gewässern der Südsee nach Perlen. Doch eines Tages zieht ...

Im Jahr 1990 auf der Insel Manihiki: Die junge Kiona führt mit ihrer Familie ein einfaches, aber zufriedenes Leben und taucht in den tropischen Gewässern der Südsee nach Perlen. Doch eines Tages zieht ein Zyklon über die Insel im Südpazifik. Vor der Perlenfarm ihrer Eltern kentert ein Segelboot in der rauen See. An Bord ist ein verletzter Mann. Es handelt sich laut seines Ausweises um Erik Bergman (34), einen gebürtigen Schweden. Er behauptet, ein Banker aus London zu sein. Kiona pflegt ihn und verliebt sich in ihn. Als Erik die Insel plötzlich verlässt, kommen Kiona Zweifel. Ist der Fremde etwa nicht der, für den er sich ausgegeben hat? Sie will ihn zu suchen und beginnt ein Abenteuer quer durch die Welt, bei dem sie in Lebensgefahr gerät.

„Die Perlenfarm“ ist ein Roman von Liza Marklund.

Meine Meinung:
Der Roman geht los mit einem Prolog und endet mit einem Epilog. Zudem gibt es sechs Teile, die an unterschiedlichen Orten der Welt spielen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Kiona.

Der Schreibstil zeugt von Sprachgewandtheit, ist aber auch recht nüchtern und ein wenig distanziert. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht.

Kiona ist eine interessante Protagonistin, mit der ich mich zwar wenig identifizieren kann, die mir aber nicht unsympathisch ist. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich gut nachverfolgen.

Die Idee, eine Liebesgeschichte mit einem Spannungsroman zu verknüpfen, gefällt mir. Auch das anfängliche Südsee-Setting hat mich sofort angesprochen. Im weiteren Verlauf hat die Handlung zwar ein paar Längen. Allerdings erzeugen mehrere Wendungen und Hindernisse immer wieder Spannung.

Thematisch ist der Roman bemerkenswert vielfältig. Die Basis der Geschichte, der Zyklon, basiert lose auf realen Begebenheiten. Das tatsächliche Ausmaß des Naturereignisses wird in einer Art Nachwort dargestellt. Darüber hinaus spielen auch andere Aspekte wie das Politik- und Finanzsystem eine Rolle. An verschiedenen Stellen im Roman wird die fundierte Recherche der Autorin deutlich.

Das Cover ist ansprechend gestaltet, wobei die Optik eine wesentlich harmonischere Handlung vermuten lässt. Das gilt auch für den deutschen Titel, der ziemlich wörtlich von der schwedischen Originalausgabe übernommen wurde.

Mein Fazit:
„Die Perlenfarm“ von Liza Marklund ist ein Roman mit kleineren Schwächen, der mich insgesamt gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 28.07.2020

Zwei Frauen und die isländische Insel

Der Sommer der Islandtöchter
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Die Ehe von Hannah Leopold ist am Ende, ihren geliebten Beruf kann sie nicht mehr ausüben. Sie braucht einen Ortswechsel und mietet daher in Island ein Haus. Auf dem Dachboden entdeckt sie eine Truhe. ...

Die Ehe von Hannah Leopold ist am Ende, ihren geliebten Beruf kann sie nicht mehr ausüben. Sie braucht einen Ortswechsel und mietet daher in Island ein Haus. Auf dem Dachboden entdeckt sie eine Truhe. Darin sind Zeichnungen, die sie an die Bilder ihrer Mutter erinnern. Ist das Zufall? Monika hat auch einen Sommer auf Island verbracht, und zwar als sie als junge Frau aus gutem Haus im Jahr 1978 dort war. Was verbindet die Frauen sonst noch?

„Der Sommer der Islandtöchter“ ist ein Roman von Karin Baldvinsson.

Meine Meinung:
Die Geschichte wird eingerahmt von einem Prolog und einem Epilog. Dazwischen gibt es 34 Kapitel mit einer angenehmen Länge. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen: einmal in den 1970er-Jahren und einmal in der jüngeren Vergangenheit, also 2018. Die Schauplätze sind in Island und Deutschland verortet. Einheitliche Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel sorgen für eine leichte Orientierung. Der Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist unspektakulär, aber angenehm zu lesen. Viel wörtliche Rede macht das Geschehen lebhaft, die Beschreibungen sind anschaulich. Gut gefallen hat mir, dass immer wieder isländische Wörter und Formulierungen eingefügt sind.

Die beiden Protagonistinnen, Hannah und Monika, sind sympathische Frauen und interessante Charaktere. Jedoch greift der Roman auf einige Klischees zurück.

Gereizt hat mich die Geschichte vor allem wegen des tollen Settings. Tatsächlich lernt man einiges über Land und Leute, was mir positiv aufgefallen ist. In anderen inhaltlichen Punkten hat mich der Roman hingegen etwas enttäuscht, denn die Geschichte nimmt nur langsam Fahrt auf und ist in Teilen recht überraschungsarm. Zum Ende hin kann sich die Story steigern. Allerdings ist das aufgedeckte Familiengeheimnis weniger spannend als erhofft.

Schöne Extras des Buches sind das Rezept für eine isländische Baisertorte sowie eine Landkarte von Island, die in den Innenklappen abgedruckt sind.

Das hübsche Cover finde ich sehr gelungen. Auch der Titel erinnert an „Das Versprechen der Islandschwestern“ derselben Autorin, wobei sich beide Romane unabhängig voneinander lesen lassen.

Mein Fazit:
Obwohl die Geschichte nicht ihr ganzes Potenzial ausschöpft, hat mich „Der Sommer der Islandtöchter“ von Karin Baldvinsson gut unterhalten. Ein empfehlenswerter Roman besonders für alle, die die Mischung von Familien- und Liebesgeschichte vor einer schönen Kulisse mögen.

Veröffentlicht am 07.07.2020

Ein schwieriger Neubeginn

Jeden Tag ein neuer Himmel
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Mit nur 28 Jahren weiß Charlotte Hill bereits, wie es ist, sein Kind zu verlieren. Obwohl sie sich aufopferungsvoll um ihre Tochter gekümmert hat, musste die Krankenschwester das Mädchen im Alter von nur ...

Mit nur 28 Jahren weiß Charlotte Hill bereits, wie es ist, sein Kind zu verlieren. Obwohl sie sich aufopferungsvoll um ihre Tochter gekümmert hat, musste die Krankenschwester das Mädchen im Alter von nur vier Jahren gehen lassen. Um über den Verlust hinwegzukommen und wenigstens noch anderen Kindern etwas Gutes zu tun, entscheidet sich Charlotte dafür, eine neue Stelle im Londoner St. Antonius Kinderhospiz anzutreten. Auf ihrem täglichen Weg kommt sie immer wieder am gleichaltrigen Straßenmusiker Sam Lewis vorbei, dem sie regelmäßig Geld zusteckt. Meistens geht sie schnell weiter, doch dann spielt der junge Mann ein Lied, das ihre Aufmerksamkeit weckt. Es heißt wie ihre Tochter: „Daisy“. Charlotte ist zu Tränen gerührt und Sam nimmt dies zum Anlass, die hübsche Fremde zum ersten Mal anzusprechen…

„Jeden Tag ein neuer Himmel“ ist ein Roman von Violet Thomas.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 28 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge in der Ich-Perspektive abwechselnd aus der Sicht von Charlotte und der von Sam. Die Übergänge sind gut gelungen, der Aufbau erschließt sich rasch und funktioniert prima.

Der Schreibstil ist anschaulich und einfühlsam. Viel wörtliche Rede und bildhafte Beschreibungen lassen das Geschehen lebendig werden. Der Einstieg in die Geschichte fällt nicht schwer. Lektorat und Korrektorat sind in der ersten Ausgabe leider noch kleinere Fehler durchgerutscht.

Mit Charlotte und Sam stehen zwei interessante, aber auch recht gegensätzliche Charaktere im Vordergrund. Charlotte wirkt durch ihre traurigen Erfahrungen sehr reif, jedoch auch verschlossen, wenig nahbar und beinahe sogar etwas unsympathisch, obwohl der Leser ihre Gedanken erfährt und sie durchaus bewundernswerte Dinge tut. Dagegen erscheint Sam teilweise naiv und fast kindlich. Vor allem zu Beginn wird durch diesen Kontrast nicht so richtig klar, was die beiden verbindet und was sie überhaupt aneinander finden. Ein großes Plus sind allerdings einige der liebenswerten Nebenfiguren.

Gut gefallen hat mir, dass es sich beim Roman um viel mehr als eine reine Liebesgeschichte handelt. Es geht auch um Krankheiten und Tod, um Freundschaft und um die Musik. Traurige Momente wechseln sich ab mit humorvollen Passagen. Das alles zusammen bildet die Basis für eine vielschichtige Mischung, die mich an manchen Stellen mehr, an anderen weniger berührt hat.

Obwohl nur bei zwei Punkten Spannung erzeugt und ansonsten keine starke Dramatik aufgebaut wird, habe ich das Buch nur ungern zur Seite gelegt. Die Handlung ist schlüssig und – bis auf eine Ausnahme – durchweg glaubwürdig. Auch das Ende ist stimmig und angemessen. Alles in allem habe ich mich prima unterhalten gefühlt.

Das verspielte Cover greift die Blumen-Metaphorik des Romans auf und ist noch dazu optisch ansprechend. Der poetisch klingende Titel passt ebenfalls und erklärt sich im letzten Kapitel.

Mein Fazit:
Zwar schöpft der Roman „Jeden Tag ein neuer Himmel“ von Violet Thomas gerade in Bezug auf die Liebesgeschichte nicht sein volles Potenzial aus. Trotzdem empfehle ich die unterhaltsame Geschichte gerne weiter.

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