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Veröffentlicht am 21.08.2019

Wenn ein Algorithmus über das Leben bestimmt

Der Würfel
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Deutschland in der nicht allzu fernen Zukunft: Der Alltag der Einwohner wird von einem perfekten Algorithmus gesteuert. Der „Würfel" ermöglicht ein sorgenfreies Leben, zahlt allen ein Grundeinkommen und ...

Deutschland in der nicht allzu fernen Zukunft: Der Alltag der Einwohner wird von einem perfekten Algorithmus gesteuert. Der „Würfel" ermöglicht ein sorgenfreies Leben, zahlt allen ein Grundeinkommen und erstickt Kriminalität im Keim. Um das zu leisten, sammelt er allerdings die intimen Daten der Menschen, kontrolliert sie und nutzt ihre Berechenbarkeit aus. Der 28-jährige Taso, der sich selbst als „Gaukler“ bezeichnet, rebelliert in Berlin gegen das System. Mit großem Aufwand entzieht er sich der Totalerfassung, täuscht den Würfel über seine Vorlieben und Gedanken, indem er seine Entscheidungen mit Spielwürfeln und einer Münze trifft – bis eine junge Frau in sein Leben tritt und sein Herz erobert: Dalia ist aus einer rückständigen Sekte geflohen und wünscht sich nichts sehnlicher als einen Alltag in der vermeintlich schönen Welt des Würfels. Taso muss sich entscheiden: Verrät er für die Liebe seine Ideale oder schließt er sich dem Widerstand an?

„Der Würfel“ ist der dystopische Debütroman von Bijan Moini.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 17 recht langen Kapiteln und einem Epilog. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus der Sicht von Taso. Der Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist anschaulich und gut verständlich, zum Teil aber auch etwas zu nüchtern und distanziert. Für die Orientierung im Geschehen habe ich eine Weile gebraucht. Ein richtiger Lesefluss kommt erst nach einer Weile auf. Für das Verständnis der Lektüre wird viel Aufmerksamkeit verlangt.

Ein Manko sind für mich die Charaktere des Romans. Mit Protagonist Taso wurde ich von Beginn an nicht richtig war. Einige seiner Entscheidungen konnte ich nicht richtig nachvollziehen. Auch Dalia ist mir unsympathisch. Allerdings wird eine Bandbreite unterschiedlicher Typen und deren Umgang mit dem System dargestellt.

Die Grundidee des Romans hat mich neugierig gemacht. Das dargestellte Szenario wirkt zwar stellenweise ein wenig überspitzt, aber insgesamt nicht abwegig oder komplett unrealistisch. Nur in den ersten Kapiteln habe ich mich damit schwergetan, mir diese Zukunftsversion konkret vorstellen zu können. Ansonsten sind die Beschreibungen detailliert und der Autor verwendet viel Mühe auf das Worldbuilding, das mir im Großen und Ganzen logisch und durchdacht vorkommt.

Die komplexe Thematik der Geschichte ist durchaus aktuell. Es geht um Datenschutz, die Überwachung von Bürgern sowie künstliche Intelligenz – und dies im Spannungsfeld zwischen der Freiheit, Privatsphäre und Selbstbestimmung des Einzelnen und dem Bedürfnis nach Sicherheit, Wohlstand und Frieden für alle. Dadurch bietet der Roman einige Denkimpulse, wirft moralische Fragen auf und leistet einen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte, was ich positiv finde.

Die Geschichte nimmt nur langsam Fahrt auf, wird aber zunehmend spannender. Trotz der rund 400 Seiten ist der Roman lediglich an wenigen Stellen etwas langatmig, denn das Buch hat mehrere Wendungen zu bieten. Das eher offene Ende ist nicht leicht vorherzusehen und wirkt schlüssig.

Die sehr moderne, reduzierte Gestaltung des Hardcovers mit dem roten Buchschnitt ist durchaus ansprechend. Auch der prägnante Titel passt gut.

Mein Fazit:
Mit „Der Würfel“ konnte mich Bijan Moini trotz seiner Aktualität leider nicht vollends überzeugen. Zwar haben mich das Szenario und die Themen des Romans sehr angesprochen. In der Umsetzung sehe ich jedoch mehrere Schwächen. Alles in allem kann die Geschichte dennoch gut unterhalten.

Veröffentlicht am 16.08.2019

Gedanken über die Liebe

Das Girlfriend-Experiment
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Schon seit einem Jahr leidet Mary Parson unter chronischen Schmerzen. Einige Ärzte und sonstige Heiler hat die junge Frau aus New York schon aufgesucht. Doch niemand konnte ihr helfen, bis sie auf Ed trifft. ...

Schon seit einem Jahr leidet Mary Parson unter chronischen Schmerzen. Einige Ärzte und sonstige Heiler hat die junge Frau aus New York schon aufgesucht. Doch niemand konnte ihr helfen, bis sie auf Ed trifft. Eine Freundin hatte ihr empfohlen, es mit der New-Age-Therapie PAKing zu versuchen. Und tatsächlich: Dieses „Feng Shui für den energetischen Körper“ schlägt bei Mary an. Aber die Sache hat einen Haken: Jeder der Sitzungen mit Ed kostet mehr als 200 Dollar, und es werden einige davon benötigt. Dabei hat sie doch ohnehin schon Schulden. Neben dem Job im Reisebüro braucht Mary also eine weitere Einnahmequelle. Ein Aushang in einem Reformhaus verspricht eine sehr gut bezahlte „einkommensschaffende Erfahrung“. Mary bewirbt sich und wird Teil des „Girlfriend-Experiments“. Dahinter steckt der Filmstar Kurt Sky, der herausfinden will, wie man die ideale Beziehung führt. Zu diesem Zweck beschäftigt er mehrere Frauen für unterschiedlichen Funktionen. Mary wird als emotionale Freundin eingestellt…

„Das Girlfriend-Experiment“ ist ein Roman von Catherine Lacey.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem kurzen Prolog und besteht aus drei Teilen. Der erste ist in elf Kapitel, der zweite in 21 Kapitel und der dritte in sieben Kapitel untergliedert. Teil 1 und 3 werden in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Mary erzählt, in Teil 2 übernimmt ein allwissender Erzähler. Dieser Aufbau funktioniert ganz gut.

Dass es die Autorin versteht, mit Sprache umzugehen, wird an vielen Stellen deutlich. Mehrere Sätze sind so gelungen formuliert, dass man sie gleich mehrfach lesen will. Der Einstieg in die Geschichte ist jedoch ein wenig holprig, denn die Handlung nimmt nur langsam Fahrt auf. Vor allem zu Beginn hat mich der Roman auch ziemlich verwirrt, nach den ersten 50 Seiten jedoch zog er mich dann in seinen Bann.

Im Vordergrund der Geschichte steht Mary, ein reizvoller Charakter mit einer interessanten Vita. Ein Manko des Romans ist es jedoch, dass mir die Protagonistin leider überhaupt nicht sympathisch ist, was es schwierig macht, mit ihr zu fühlen. Darüber hinaus erscheint sie – wie einige andere Figuren – recht überzeichnet und damit ein wenig realitätsfern.

Das dargestellte Szenario, das mich ein wenig an eine Dystopie erinnert, bildet allerdings eine perfekte Grundlage für das gedankliche Experiment, auf das uns die Autorin mitnimmt. Es regt an, über verschiedene Fragen nachzudenken: Was ist die Liebe? Woran erkennt man sie? Lässt sich Verliebtheit konservieren? Dabei liefert das Buch nicht nur Denkimpulse, sondern bietet auch Raum für Gesellschaftskritik. In diesen beiden Punkten liegen die wohl größten Stärken des Romans, der durch seine feministische Komponente zudem sehr aktuelle Bezüge herstellt. Gut gefallen hat mir auch die psychologische Tiefe. Dennoch: Die Geschichte wirkt auf mich ziemlich merkwürdig, skurril und überspitzt, was den sonst positiven Gesamteindruck ein wenig eintrübt.

Das Cover empfinde ich als optisch ansprechend und treffend gewählt, obwohl es sich von der amerikanischen Version unterscheidet. Der deutsche Titel weicht ebenfalls stark vom Original („The Answers“) ab, passt aber sehr gut zum Inhalt.

Mein Fazit:
„Das Girlfriend-Experiment“ ist ein ungewöhnlicher Roman von Catherine Lacey, der sicherlich polarisieren wird. Die Geschichte konnte mich – trotz mehrerer Schwächen – faszinieren. Sie verstört und irritiert, entwickelt aber auch einen Sog, den ich nicht ganz ergründen kann. Empfehlenswert für alle, die sich einmal gerne aus der Komfortzone wagen möchten.

Veröffentlicht am 14.08.2019

Eine schwierige Zeit

Als wir im Regen tanzten
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Berlin im Jahr 1928: Recha und Willi zur Nieden gelten als Traumpaar der Metropole und deren blühender Filmwelt. Doch hinter der Fassade bröckelt es bei der Schauspielerin und dem Regisseur. Die Zustimmung ...

Berlin im Jahr 1928: Recha und Willi zur Nieden gelten als Traumpaar der Metropole und deren blühender Filmwelt. Doch hinter der Fassade bröckelt es bei der Schauspielerin und dem Regisseur. Die Zustimmung für die Nationalsozialisten wächst stetig in der Stadt. Als Jüdin ist Recha unmittelbar vom Antisemitismus betroffen. Willi verschließt jedoch die Augen davor. Das Paar entfremdet sich zusehends. Werden die beiden neu zueinander finden oder verlieren sie einander? Felice, Willis Schwester, hat sich als Anwältin in einer Männerdomäne durchgesetzt. Nun ist sie Mehrfachmutter und steht vor schwierigen Entscheidungen.

„Als wir im Regen tanzten“ von Michaela Saalfeld ist der zweite Band um die Geschwister der Familie zur Nieden und die Fortsetzung von „Was wir zu hoffen wagten“.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem Vorspann, der im Jahr 1919 spielt und an den sich drei Teile anschließen. Untergliedert sind diese in 28 Kapitel. Die Haupthandlung umfasst die Jahre 1928 und 1929. Die Erzählperspektive wechselt. Der Aufbau des Romans funktioniert gut.

Der Schreibstil ist leicht verständlich, anschaulich und bildhaft. Teils recht ausschweifende Beschreibungen verlangsamen jedoch den Lesefluss. Nach „Was wir zu hoffen wagten“ fiel mir der Einstieg in die Geschichte nicht schwer. Mehrere kurze Zusammenfassungen machen es allerdings möglich, den Inhalt auch ohne die Kenntnisse aus Band 1 zu verstehen.

Viele bereits bekannte Charaktere tauchen im zweiten Band auf. Ich habe mich gefreut, Neues von Recha, Willi, Felice, Quintus und Co. zu lesen. Nicht alle der Hauptprotagonisten sind mir in gleicher Weise sympathisch. Aber sie werden als Menschen mit Ecken und Kanten beschrieben, werden vielschichtig dargestellt und wirken authentisch. Interessant finde ich auch einige der Nebenfiguren.

Die Handlung ist schlüssig und nachvollziehbar, aber trotz mehrerer Wendungen auch recht ereignisarm. An einigen Stellen ergibt sich der Eindruck, dass die Geschichte ein wenig auf der Stelle tritt. Vor allem im Mittelteil ist der rund 450 Seiten umfassende Roman recht langatmig. Darüber hinaus ging mir das Geschehen dieses Mal nicht besonders nahe, obwohl mir die Grundidee des Romans durchaus gefällt und es zum Ende der 1920er-Jahre einige Themen gab, die Potenzial für eine berührende Geschichte hätten.

Auf unterhaltsame Weise lässt sich jedoch viel über das tatsächliche Leben in dieser Zeit erfahren, denn der Roman bietet tiefe Einblicke in die damaligen Umstände und Begebenheiten, was ihn zu einer lehrreichen Lektüre macht. Auf gelungene Weise werden in der Geschichte Fakten und Fiktion miteinander verwoben.

Immer wieder werden die sehr fundierte Recherche und die umfassenden Geschichtskenntnisse der Autorin deutlich. Diese belegt auch das interessante Nachwort, das über die historischen Hintergründe des Romans informiert. Ein Pluspunkt: Für alle, die sich mit dieser Zeit noch nicht so intensiv befasst haben, ist das Glossar mit wichtigen Begriffen jener Jahre ein hilfreiches Extra.

Das Cover ist wieder optisch sehr gelungen. Es passt – wie schon der erste Band – sehr gut zum Genre und zum Inhalt des Romans. Der Titel ist ebenfalls wieder treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Als wir im Regen tanzten“ von Michaela Saalfeld ist ein historischer Roman, der meinen Erwartungen nicht ganz gerecht werden konnte. Im Vergleich zum ersten Band fällt die Fortsetzung deutlich ab und hat mich daher enttäuscht. Falls noch ein weiterer Folgeband erscheint, würde ich diesem jedoch wahrscheinlich ebenfalls eine Chance geben, da mir der erste Roman um die Geschwister der Familie zur Nieden gut gefallen hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 11.08.2019

Das Lido

Im Freibad
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Seit mehr als 60 Jahren schwimmt die 86-jährige Rosemary Peterson nun schon im Lido, dem Freibad im Londoner Stadtteil Brixton. Auch nach dem Tod ihres Mannes George hält die Seniorin an diesem liebgewonnenen ...

Seit mehr als 60 Jahren schwimmt die 86-jährige Rosemary Peterson nun schon im Lido, dem Freibad im Londoner Stadtteil Brixton. Auch nach dem Tod ihres Mannes George hält die Seniorin an diesem liebgewonnenen Ritual fest. Doch das soll sich ändern. Die Immobilienfirma Paradise Living will das unrentable Freibad aufkaufen und abreißen lassen, um Platz für ein exklusives Fitness-Studio und Tennisplätze zu schaffen. Das wollen sich Rosemary und einige andere aber nicht gefallen lassen. Über ein Flugblatt wird Kate Matthews, Journalistin beim Brixton Chronicle, auf die Sache aufmerksam. Die einsame 26-Jährige beginnt nicht nur, regelmäßig über die Ereignisse rund um die geplante Schließung des Bades zu berichten, sondern freundet sich auch mit Rosemary und den übrigen Mitstreitern an.

„Im Freibad“ ist der Debütroman von Libby Page.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 68 meist recht kurzen Kapiteln. Erzählt wird vorwiegend im Präsens, allerdings gibt es immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit. Der Leser lernt zwischendurch unterschiedliche Perspektiven kennen. Zumeist wird aber im Wechsel aus der Sicht von Rosemary und Kate erzählt. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist unaufgeregt, aber warmherzig, anschaulich und geprägt von tollen, teils ungewöhnlichen Sprachbildern und Vergleichen. Schon nach wenigen Kapiteln hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen und ich habe das Buch nur ungerne zur Seite gelegt.

Eine große Stärke des Romans sind die Charaktere. Vor allem die beiden Protagonistinnen Rosemary und Kate sind sehr sympathisch. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich sehr gut nachvollziehen. Sie werden authentisch und mehrdimensional dargestellt. Dabei gelingt es der Autorin, die menschlichen Schwächen nicht zu verschweigen und dennoch mit liebevollem Blick ein Bild ihrer Figuren zu zeichnen. Gut gefallen hat mir insbesondere die Entwicklung, die Kate im Laufe des Romans durchläuft. Die Nebencharaktere sind ebenfalls interessant und realitätsnah.

Auch das Hauptthema des Romans, die Schließung eines Freibades, hat mich angesprochen. Damit wird in der Geschichte ein aktuelles Problem aufgegriffen: der Verlust von Infrastruktur, deren Betrieb sich für die zuständigen Kommunen nicht rechnet. Der Aspekt der Gentrifizierung wird zusätzlich im Roman gestreift. Insofern beinhaltet er durchaus gesellschaftskritische Komponenten. Dass die Geschichte auf Tatsachen beruht und es ein real existierendes Vorbild für das „Lido“ gibt, ist unter anderem im Nachwort der Autorin erfahren. Ein weiterer Pluspunkt.

Eine wichtige Rolle nimmt die wachsende Freundschaft zwischen Rosemary und Kate ein. Auch darüber hinaus ist die Geschichte sehr anrührend, besonders wenn es um die Episoden aus Rosemarys Vergangenheit geht. Dabei wird der schmale Grat zwischen Kitsch und Emotionalität hervorragend gemeistert. Obwohl der Roman mit fast 400 Seiten recht umfangreich und die Spannung nicht durchweg gegeben ist, habe ich ihn zu keiner Zeit als langatmig empfunden.

Das Cover, das an die Optik der englischen Ausgabe angelehnt ist, gefällt mir. Der deutsche Titel weicht vom Original („The Lido“) ab, passt aber ebenfalls gut.

Mein Fazit:
Mit „Im Freibad“ ist Libby Page ein berührender Roman mit Tiefgang gelungen, der eine ungewöhnliche Freundschaft in den Vordergrund stellt. Die Geschichte hebt sich auf angenehme Weise von seichter Sommerlektüre ab und wird mir noch längere Zeit in Erinnerung bleiben. Schon jetzt steht fest, dass das Buch zu meinen Lieblingen in diesem Jahr zählen wird.

Veröffentlicht am 05.08.2019

Zwei Meter

Drei Schritte zu dir
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Stella Grant hat gerne alles unter Kontrolle, obwohl ihre Krankheit ihr das fast unmöglich macht. Seit ihrem sechsten Lebensjahr hat sie viel Zeit in Krankenhäusern verbracht, denn sie leidet an Mukoviszidose. ...

Stella Grant hat gerne alles unter Kontrolle, obwohl ihre Krankheit ihr das fast unmöglich macht. Seit ihrem sechsten Lebensjahr hat sie viel Zeit in Krankenhäusern verbracht, denn sie leidet an Mukoviszidose. Sie hält sich streng an ihren Therapieplan und hofft auf eine Spenderlunge. Wegen eines Infekts ist sie gerade wieder in der Klinik, wo sie den etwa gleichaltrigen Will Newman (17) trifft. Auch er ist schwer an Muko erkrankt, hat aber sonst nicht viel mit Stella gemeinsam, denn er nimmt es mit seiner Therapie nicht so genau. Trotzdem fühlen sich beide nach kurzer Zeit zueinander hingezogen. Und exakt das wird zum Problem, denn Patienten mit der Lungenkrankheit müssen etwa drei Meter Abstand zueinander halten. Weil er sich mit resistenten Bakterien infiziert hat, ist Will sogar eine besonders große Gefahr für Stella. Wie sollen die beiden mehrere Schritte Abstand wahren, wenn sie sich berühren wollen?

„Drei Schritte zu dir“ von Rachael Lippincott ist der Roman, der auf dem Drehbuch des gleichnamigen Films basiert.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 31 Kapitel mit einer angenehmen Länge. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge abwechselnd in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Stella und Will. Die Übergänge sind fließend, sodass keine Wiederholungen oder Lücken entstehen. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist gut verständlich, aber sehr einfach. An vielen Stellen wird deutlich, dass die Drehbuchstruktur den Roman geprägt hat. So gibt es beispielsweise nur wenige detailreiche Beschreibungen. Dennoch lässt sich die Handlung gut nachvollziehen. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht.

Im Mittelpunkt des Romans stehen Stella und Will, zwei Protagonisten, die ich zwar grundsätzlich sympathisch finde, aber vor allem in den ersten Kapiteln zu unreif für ihr Alter empfunden habe. Allerdings machen die beiden eine Entwicklung durch. Die meisten Personen wirken recht authentisch. An einigen Stellen bleiben die Charaktere jedoch ein wenig zu blass, was sicherlich dem Erzählstil geschuldet ist.

Obwohl die Geschichte nur allmählich Fahrt aufnimmt und erst im letzten Drittel so richtig Spannung aufkommt, konnte mich die Handlung gut unterhalten. Meine Erwartung, mehr über die Krankheit und das Leben mit Mukoviszidose zu erfahren, wurde absolut erfüllt. Die Stärke des Romans liegt darin, auf dieses Lungenleiden aufmerksam zu machen und darüber aufzuklären, was ich sehr begrüßenswert finde. Die Verbindung von Liebes- und Krankheitsgeschichte kann schnell ins Kitschige abrutschen. Das ist bei diesem Roman eher nicht der Fall. Allerdings konnte mich das Buch nicht so sehr berühren wie erhofft.

Ich habe die Geschichte als ungekürzte Lesung gehört. Dabei liest Dirk Petrick die Will-Kapitel und Maximiliane Häcke die Stella-Passagen. Die zwei Sprecher machen dabei einen guten Job.

Das optisch ansprechende Cover passt sehr gut, denn es greift eine im Buch erwähnte Zeichnung auf. Beim deutschen Titel wurde sich am amerikanischen Original („Five Feet Apart“) orientiert.

Mein Fazit:
Auch wenn mich die Geschichte nicht in allen Punkten überzeugt hat, ist „Drei Schritte zu dir“ von Rachael Lippincott ein unterhaltsamer und thematisch interessanter Roman. Die Filmversion werde ich mir bei Gelegenheit sicherlich auch noch anschauen.