Weblog einer Todgeweihten
Wenn du das hier liestMit nur 33 Jahren ist Iris Massey innerhalb kurzer Zeit an Krebs gestorben. Smith Simonyi, der Inhaber einer New Yorker PR-Agentur, vermisst seine ehemalige Mitarbeiterin sehr. Noch immer schreibt er ihr ...
Mit nur 33 Jahren ist Iris Massey innerhalb kurzer Zeit an Krebs gestorben. Smith Simonyi, der Inhaber einer New Yorker PR-Agentur, vermisst seine ehemalige Mitarbeiterin sehr. Noch immer schreibt er ihr E-Mails, denn er hat mit dem Tod seiner früheren Assistentin zu kämpfen. Zu allem Überfluss läuft es auch in der Firma nicht gut. Dann findet er allerdings raus, dass Iris bis kurz vor ihrem Tod einen Blog über ihre Krankheit geschrieben hat. Deshalb nimmt er Kontakt zu ihrer Schwester Jade auf, die eine gescheiterte Ehe hinter sich hat und als Sterneköchin in einem der besten Restaurants von New York arbeitet. Auch sie leidet sehr unter dem Verlust, vermutet aber, dass Smith nur Kapital aus dem Blog schlagen will…
„Wenn du das hier liest“ ist ein moderner Briefroman und das Debüt von Mary Adkins.
Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte fast ausschließlich in E-Mails, die zwischen Jade und Smith, aber auch anderen Personen ausgetauscht werden. In ihrer Länge variieren die Mails recht stark. Immer wieder eingestreut sind Blogbeiträge, die Iris vor ihrem Tod geschrieben hat. Ein- oder überleitende Textpassagen gibt es nicht. Die Idee, die hinter dem Aufbau des Romans steckt, hat mir gut gefallen.
Der Schreibstil ist an die unterschiedlichen Ausdrucksweisen der Personen angepasst. Der Einstieg in die Geschichte ist ziemlich abrupt. Dennoch erschließen sich die Zusammenhänge beim aufmerksamen Lesen schnell.
Die drei Protagonisten sind Jade, Smith und Iris. Vor allem die beiden Schwestern waren mir schon nach kurzer Zeit sympathisch. Mit Smith wurde ich dagegen nicht so schnell warm, da sich bald herausstellt, dass er nicht nur Geldprobleme hat. Diese Ecken und Kanten machen ihn und die Massey-Schwestern allerdings zu reizvollen und authentischen Charakteren.
Jedoch bin ich ein wenig enttäuscht, was die Umsetzung der Grundidee angeht. Einige Mails hätte ich mir ein wenig ausführlicher gewünscht. Auch hatte ich gehofft, mehr Beiträge aus Iris‘ Blog lesen zu können. Gefühle werden dadurch nicht so intensiv transportiert, wie es möglich gewesen wäre. Insgesamt konnte mich die Geschichte – trotz der Themen Liebe, Krankheit und Trauer – emotional somit nicht sehr stark berühren.
Im Laufe des Romans kann die Autorin allerdings mit einigen Überraschungen aufwarten. Etwas Spannung entsteht auch dadurch, dass Fragen aufgeworfen werden. Die Lektüre bleibt daher kurzweilig und unterhaltsam.
Die liebevolle Gestaltung des Hardcovers samt Lesebändchen finde ich sehr gelungen. Das Motiv ist mit kleinen Details versehen und passt gut zur Geschichte. Schön ist auch, dass man sich stark am englischsprachigen Originaltitel („When you read this“) orientiert hat.
Mein Fazit:
„Wenn du das hier liest“ von Mary Adkins ist ein ungewöhnlicher Roman mit einem interessanten Aufbau, der sein gesamtes Potenzial leider nicht ausschöpft. Dennoch hat er mir schöne Lesestunden bereitet.