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Veröffentlicht am 24.06.2019

Weblog einer Todgeweihten

Wenn du das hier liest
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Mit nur 33 Jahren ist Iris Massey innerhalb kurzer Zeit an Krebs gestorben. Smith Simonyi, der Inhaber einer New Yorker PR-Agentur, vermisst seine ehemalige Mitarbeiterin sehr. Noch immer schreibt er ihr ...

Mit nur 33 Jahren ist Iris Massey innerhalb kurzer Zeit an Krebs gestorben. Smith Simonyi, der Inhaber einer New Yorker PR-Agentur, vermisst seine ehemalige Mitarbeiterin sehr. Noch immer schreibt er ihr E-Mails, denn er hat mit dem Tod seiner früheren Assistentin zu kämpfen. Zu allem Überfluss läuft es auch in der Firma nicht gut. Dann findet er allerdings raus, dass Iris bis kurz vor ihrem Tod einen Blog über ihre Krankheit geschrieben hat. Deshalb nimmt er Kontakt zu ihrer Schwester Jade auf, die eine gescheiterte Ehe hinter sich hat und als Sterneköchin in einem der besten Restaurants von New York arbeitet. Auch sie leidet sehr unter dem Verlust, vermutet aber, dass Smith nur Kapital aus dem Blog schlagen will…

„Wenn du das hier liest“ ist ein moderner Briefroman und das Debüt von Mary Adkins.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte fast ausschließlich in E-Mails, die zwischen Jade und Smith, aber auch anderen Personen ausgetauscht werden. In ihrer Länge variieren die Mails recht stark. Immer wieder eingestreut sind Blogbeiträge, die Iris vor ihrem Tod geschrieben hat. Ein- oder überleitende Textpassagen gibt es nicht. Die Idee, die hinter dem Aufbau des Romans steckt, hat mir gut gefallen.

Der Schreibstil ist an die unterschiedlichen Ausdrucksweisen der Personen angepasst. Der Einstieg in die Geschichte ist ziemlich abrupt. Dennoch erschließen sich die Zusammenhänge beim aufmerksamen Lesen schnell.

Die drei Protagonisten sind Jade, Smith und Iris. Vor allem die beiden Schwestern waren mir schon nach kurzer Zeit sympathisch. Mit Smith wurde ich dagegen nicht so schnell warm, da sich bald herausstellt, dass er nicht nur Geldprobleme hat. Diese Ecken und Kanten machen ihn und die Massey-Schwestern allerdings zu reizvollen und authentischen Charakteren.

Jedoch bin ich ein wenig enttäuscht, was die Umsetzung der Grundidee angeht. Einige Mails hätte ich mir ein wenig ausführlicher gewünscht. Auch hatte ich gehofft, mehr Beiträge aus Iris‘ Blog lesen zu können. Gefühle werden dadurch nicht so intensiv transportiert, wie es möglich gewesen wäre. Insgesamt konnte mich die Geschichte – trotz der Themen Liebe, Krankheit und Trauer – emotional somit nicht sehr stark berühren.

Im Laufe des Romans kann die Autorin allerdings mit einigen Überraschungen aufwarten. Etwas Spannung entsteht auch dadurch, dass Fragen aufgeworfen werden. Die Lektüre bleibt daher kurzweilig und unterhaltsam.

Die liebevolle Gestaltung des Hardcovers samt Lesebändchen finde ich sehr gelungen. Das Motiv ist mit kleinen Details versehen und passt gut zur Geschichte. Schön ist auch, dass man sich stark am englischsprachigen Originaltitel („When you read this“) orientiert hat.

Mein Fazit:
„Wenn du das hier liest“ von Mary Adkins ist ein ungewöhnlicher Roman mit einem interessanten Aufbau, der sein gesamtes Potenzial leider nicht ausschöpft. Dennoch hat er mir schöne Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 19.06.2019

Der uneheliche Sohn

Lady Annes Geheimnis
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Hannover im Juni 1714: Schon seit drei Jahren lebt Lady Anne nun am Hof des Kurfürsten Georg Ludwig, wo sie als Zofe arbeitet. Ihr Vater, Sir Thomas Baynes, hat sie mit nur 17 Jahren fortgeschickt, um ...

Hannover im Juni 1714: Schon seit drei Jahren lebt Lady Anne nun am Hof des Kurfürsten Georg Ludwig, wo sie als Zofe arbeitet. Ihr Vater, Sir Thomas Baynes, hat sie mit nur 17 Jahren fortgeschickt, um die uneheliche Schwangerschaft seiner Tochter zu vertuschen. Ihren Sohn haben sie ihr weggenommen. Nun wünscht sich Anne nichts sehnlicher, als zurück nach England kommen zu dürfen und Johnny, ihr Kind, wiederzufinden. Eine Chance wittert sie, als Georg Ludwig zum englischen King George I. ausgerufen wird und mit seinem Hof nach London umzieht. Doch das Geheimnis von Lady Anne könnte ihr auch gefährlich werden, denn Ian Drummond, der Vater ihres Sohnes, ist ein Gegner des neuen Königs…

„Lady Annes Geheimnis“ von Martha Sophie Marcus ist ein historischer Roman, der ins 18. Jahrhundert entführt.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 30 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Die Handlung umfasst eine Zeitspanne von 1714 bis 1717 und spielt an unterschiedlichen Schauplätzen. Einheitliche Orts- und Zeitangaben machen eine Orientierung jedoch leicht. Erzählt wird vorwiegend aus der Perspektive von Anne, aber auch aus der Sicht weiterer Personen. Dieser Aufbau funktioniert prima.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich und dank gelungener Beschreibungen und viel wörtlicher Rede lebhaft. Die eher gehobene, aber verständliche Sprache des Romans passt zum Genre und wirkt authentisch. Mir fiel es schon nach wenigen Seiten leicht, in die Geschichte einzutauchen.

Im Mittelpunkt des Romans steht Anne. Die Protagonistin ist eine mutige und sympathische Frau, deren Geschichte ich gerne verfolgt habe. Ihr Gedanken- und Gefühlswelt lässt sich gut nachvollziehen. Auch die übrigen Figuren werden detailliert dargestellt.

Das Geschehen braucht ein wenig, um Fahrt aufzunehmen, was mich jedoch nicht gestört hat. Die Handlung wirkt größtenteils stimmig und wird zunehmend spannend. Einige Wendungen sorgen für Abwechslung, sodass trotz der mehr 500 Seiten keine Langeweile aufkommt. Vor allem in der zweiten Hälfte habe ich die Dramatik jedoch als etwas übertrieben empfunden.

Gut gefallen hat mir, etwas über die jakobitische Revolution zu erfahren. Wieder einmal verknüpft die Autorin fiktive Elemente mit historischen Fakten und Personen. Auf unterhaltsame Weise ist im Roman einiges über die damalige Zeit zu erfahren. Was dabei auf tatsächlichen Begebenheiten beruht, ergibt sich aus dem interessanten Nachwort, das die fundierte Recherche der Autorin belegt. Hilfreich für das Verständnis der Geschichte sind außerdem ein Glossar und die Übersicht über die Persönlichkeiten, die eine gute Orientierung im Roman ermöglichen.

Das ansprechende Cover passt gut zum Inhalt der Geschichte und den Vorgängerromanen der Autorin. Auch der prägnante Titel ist treffend gewählt.

Mein Fazit:
Mit „Lady Annes Geheimnis“ ist wieder einmal Martha Sophie Marcus ein empfehlenswerter Roman gelungen, der nicht nur eingefleischte Historienfans überzeugen kann. Für mich wird es nicht das letzte Buch der Autorin bleiben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Figuren
Veröffentlicht am 15.06.2019

Frauenschicksale

Bella Ciao
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Borgo di Dentro im Piemont im Jahr 1946: Fast ein halbes Jahrhundert ist es her, dass Giulia Masca ihre Heimat verlassen hat, in der sie als Fabrikarbeiterin geschuftet hat. Nun kommt die Auswanderin als ...

Borgo di Dentro im Piemont im Jahr 1946: Fast ein halbes Jahrhundert ist es her, dass Giulia Masca ihre Heimat verlassen hat, in der sie als Fabrikarbeiterin geschuftet hat. Nun kommt die Auswanderin als gemachte Frau zurück in das Städtchen ihrer Kindheit. Kurz vor ihrem Weggang wurde sie von ihrer damals besten Freundin Anita Leone und ihrem Verlobten Pietro hintergangen. Enttäuscht, allein, schwanger und ohne Geld hat Guilia deshalb die Flucht ergriffen und sich in New York eine neue Existenz aufgebaut. Nun will sie Anita wiedersehen. Wie wird das Treffen der beiden ausfallen?

„Bella Ciao“ ist ein Roman von Raffaela Romagnolo.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus neun Kapiteln und ist in drei Bücher gegliedert. Zudem gibt es eine Art Epilog („Das Fest“). Der Leser hat es mit mehreren Zeitebenen zu tun. Einerseits wird in der Gegenwart, also im Jahr 1946, erzählt, andererseits gibt es immer wieder Rückblenden, die bis ins Jahr 1900 reichen. Dabei wird auf unterschiedliche Perspektiven zurückgegriffen.

Zwar beweist die Autorin durchaus, dass sie mit Sprache umgehen kann. Allerdings wurde ich mit dem Schreibstil bis zum Ende nicht so recht warm. Nicht nur sehr abrupte, nicht gekennzeichnete Zeitsprünge und Perspektivwechsel erschweren das Lesen. Auch verschachtelte, teils sehr lange Sätze und immer wieder eingestreute Nebensächlichkeiten fordern die Aufmerksamkeit des Lesers.

Im Vordergrund der Geschichte stehen die Frauen, allen voran Guilia und Anita. Ihre Schicksale sind nicht einfach, sie mussten schwere Zeiten durchmachen. Dabei zeigt sich die Stärke der beiden, was mir gut gefallen hat. Die zwei Charaktere wirken authentisch. Und doch fiel es mir stellenweise schwer, Sympathie für Guilia und Anita zu empfinden. Eine Vielzahl an weiteren Figuren macht es nicht einfach, der Geschichte zu folgen. Allerdings sind jedem der drei Bücher Stammbäume und Personenübersichten vorangestellt, die die Orientierung erleichtern.

Trotz der mehr als 500 Seiten wird es inhaltlich nicht langweilig, denn die Handlung ist sehr dicht, da sie einen Zeitraum von rund 50 Jahren umfasst. Die große Stärke des Romans ist dabei seine thematische Vielschichtigkeit. Es geht um Liebe und Leid, um Mut und Krieg, um Politik und Auswanderung und einiges mehr. Obwohl es eine Vielfalt an emotional besetzten Themen gibt, gleitet die Geschichte nicht ins Kitschige ab. Allerdings kommt mir der Roman in Teilen etwas zu überfrachtet vor.

Ein weiteres Plus ist, dass der Roman die italienische Geschichte zwischen dem Anfang des 20. Jahrhunderts und dem Zweiten Weltkrieg sehr anschaulich beleuchtet. So erfährt der Leser unter anderem einiges über die unsäglichen Arbeitsbedingungen zu Beginn des Jahrhunderts, das Aufkommen des Faschismus und den Befreiungskampf gegen das Regime. Das macht die Lektüre nicht nur unterhaltsam, sondern auch äußerst lehrreich. Gut gefallen haben mir in diesem Zusammenhang auch die Anmerkungen der Autorin, die darüber aufklärt, was in der Geschichte zu den Fakten und zur Fiktion zu zählen ist. Sie belegen die fundierte Recherche der Schriftstellerin.

Das für den Verlag typische, reduzierte Cover, ein Gemälde der Künstlerin Meredith Frampton, passt zum Inhalt. Der deutsche Titel weicht stark vom italienischen Original („Destino“) ab, ist aber auch treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Bella Ciao“ von Raffaela Romagnolo ist ein besonderer und vielschichtiger Roman, der vor allem mit seinem historischen Kontext und starken Frauencharakteren punkten kann. Empfehlenswert ist die Geschichte vor allem für diejenigen, die sich vom gewöhnungsbedürftigen Schreibstil nicht abschrecken lassen.

Veröffentlicht am 15.06.2019

Eine Stadt, zwei Lebenswege

Schwindende Schatten
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In Lissabon landet James Earl Ray, der Attentäter von Martin Luther King, im Frühsommer 1968 auf der Flucht vor der Polizei. Unzählige Male hat er seine Identität gewechselt, nun jedoch scheint sein Spiel ...

In Lissabon landet James Earl Ray, der Attentäter von Martin Luther King, im Frühsommer 1968 auf der Flucht vor der Polizei. Unzählige Male hat er seine Identität gewechselt, nun jedoch scheint sein Spiel sich dem Ende zu nähern. In der portugiesischen Stadt verweilt auch der Autor Antonio Muñoz Molina eine Weile. Er schreibt dort im Jahr 1987 den Roman, der für ihn den literarischen Durchbruch bedeuten wird. Dreißig Jahre später kehrt er zurück nach Lissabon und wandelt auf den Spuren von James Earl Ray.

„Schwindende Schatten“ von Antonio Muñoz Molina ist ein Roman mit (auto- )biografischen Zügen.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 26 Kapiteln, die wiederum aus mehreren Abschnitten bestehen. Es gibt zwei Erzählstränge: Einerseits wird aus der Sicht des Attentäters Ende der 1960er-Jahre erzählt, andererseits in der Ich-Perspektive aus der Sicht des Schriftstellers in der jüngeren Vergangenheit. Die beiden Stränge wechseln sich von Kapitel zu Kapitel ab. Diese Struktur ist reizvoll und wirkt gut durchdacht.

Dass der Autor hervorragend mit Sprache umgehen kann, ist dem Roman mehrfach anzumerken. Gelungene Bilder und kluge Sätze, die immer wieder eingestreut sind, belegen das schriftstellerische Können. Der Autor schafft es, eine intensive Atmosphäre und Szenerie zu erzeugen. Gleichzeitig ist der Schreibstil, der von vielen Details geprägt ist, aber ziemlich ermüdend. Lange, verschachtelte Sätze mit vielen Aneinanderreihungen machen das Lesen zu einer Herausforderung und sind eine der Hauptgründe, weshalb es mir zunehmend schwerfiel, die Geschichte weiterzuverfolgen.

Auch inhaltlich hatte ich mit dem Roman Schwierigkeiten. Dabei stehen mit James Earl Grey und dem Schriftsteller zwei interessante Persönlichkeiten im Vordergrund, die recht wenig gemeinsam haben außer dem Ort Lissabon, an dem sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten verweilen. Am meisten fesseln konnten mich die Kapitel, die sich mit der Flucht des Attentäters beschäftigen. Interessant fand ich es auch, mehr über das künstlerische Schaffen und den Arbeitsprozess eines Schriftstellers sowie die autobiografische Komponente von Antonio Muñoz Molina zu erfahren. Insofern hat mich die Grundidee des Romans sehr neugierig gemacht. Beide Charaktere werden authentisch dargestellt und bieten viel Potenzial, das in diesem Fall leider jedoch nicht ausgeschöpft wurde.

Schon allein aufgrund der Zahl von rund 500 Seiten wird dem Leser schnell deutlich, dass der Roman etwas Durchhaltevermögen erfordert. Dies wäre auch kein Problem, wenn sich der Inhalt einfacher erschließen würde. Für mich blieb allerdings bis zum Schluss unklar, was die Verbindung beider Erzählstränge bewirken sollte, da sie nicht ausreichend miteinander verknüpft wurden. Immer wieder verliert die Geschichte den roten Faden aus dem Blick, beschäftigt sich mit Nebensächlichkeiten und lässt einige interessante Fragen offen. Vieles bleibt somit unkonkret und oberflächlich. Bis zum Ende konnte ich daher keinen Zugang zum Gelesenen finden. Stattdessen machten sich bei mir zunehmend Langeweile und die Frage breit, was der Autor mit seinem Werk überhaupt bezwecken will. Auch das Nachwort gibt leider keinen Aufschluss über Letzteres. Das ist auch deshalb schade, weil durchaus spürbar ist, wie viel Recherche und sonstiger Aufwand in dem Roman steckt.

Das zurückhaltende, etwas geheimnisvolle Cover passt gut zum Inhalt. Mir gefällt auch, dass sich der deutsche Titel am spanischen Original („Como la sombra que se va“) orientiert.

Mein Fazit:
Meinen hohen Erwartungen wurde „Schwindende Schatten“ von Antonio Muñoz Molina leider insgesamt nicht gerecht. Selbst geübten Lesern anspruchsvoller Literatur verlangt der Roman aufgrund seiner Langatmigkeit einiges ab. Wer jedoch Durchhaltevermögen beweist, wird hier und da mit einigen beeindruckenden Sätzen und Passagen überrascht.

Veröffentlicht am 12.06.2019

Ein dramatisches Schicksal in schweren Zeiten

Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben
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Das Elsass und Umgebung in den 1870er-Jahren: Die Liebe zwischen Dienstmädchen Irene und dem reichen Erben Franz Gerban, Anfang 20, sollte in eine glückliche Ehe münden. Eine ungeheuerliche Enthüllung ...

Das Elsass und Umgebung in den 1870er-Jahren: Die Liebe zwischen Dienstmädchen Irene und dem reichen Erben Franz Gerban, Anfang 20, sollte in eine glückliche Ehe münden. Eine ungeheuerliche Enthüllung von Franz' Vater treibt Irene jedoch fort. Schwanger mit Sohn Fränzel, verlässt sie Altenstadt. Einsam bringt sie das Kind zur Welt. Sie nimmt einen Job als Textilarbeiterin in einer Fabrik an, doch die Bedingungen dort sind grausam. Nachdem sie den Arbeiterführer Josef Hartmann kennengelernt hat, beginnen sie eine Beziehung miteinander. Aber Franz geht ihr nicht aus dem Kopf. Finden die beiden noch einmal zusammen?

„Das Weingut – Aufbruch in ein neues Leben“ ist der zweite Teil der Trilogie um die Weinhändler-Familie Gerban von Marie Lacrosse. Der Roman lässt sich jedoch auch unabhängig vom ersten Band lesen.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen. Es gibt insgesamt 29 Kapitel mit einer angenehmen Länge. Sie werden eingerahmt von einem Prolog und einem Epilog. Die Handlung umfasst die Jahre 1871 bis 1873, die Schauplätze wechseln. Einheitliche Orts- und Zeitangaben machen die Orientierung jedoch einfach. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven: vorwiegend aus der von Irene und der von Franz. Der Aufbau des Romans wirkt gut durchdacht.

Der Schreibstil ist – wie schon im ersten Band – einfühlsam, anschaulich und lebhaft. Sprachlich ist der Roman an die damalige Zeit angepasst. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht.

Wieder stehen Irene und Franz im Fokus, zwei sympathische Protagonisten. Beide Charaktere und ihre Entwicklungen sind authentisch. Sie werden gut herausgearbeitet. Zudem gibt es eine Vielzahl an Nebenfiguren. Einige von ihnen wirken ein wenig eindimensional, was allerdings zu verschmerzen ist.

Die Handlung ist – dank einiger dramatischer Ereignisse und Wendungen – abwechslungsreich. Trotz der mehr als 650 Seiten bleibt die Geschichte kurzweilig.

Gut gefallen hat mir, dass die Autorin dieses Mal wieder eine reizvolle historische Episode in den Vordergrund rückt. Im zweiten Band werden die Arbeitsbedingungen in den Zeiten des modernen Kapitalismus aufgegriffen. Interessant sind darüber hinaus die Ausflüge in die Anfänge der Psychiatrie. Erfreulicherweise erfährt der Leser nun auch einiges über den Weinanbau. Auf gelungene Weise verwebt sie tatsächliche Begebenheiten und Personen mit fiktionalen Elementen. So kann der Roman sowohl unterhalten als auch einiges an Wissen bieten. Die fundierte Recherche der Autorin ist nicht nur im Quellenverzeichnis, sondern auch im interessanten Nachwort dokumentiert, in dem sie erläutert, was auf Wahrheit und was auf Fiktion basiert.

Weitere Pluspunkte sind die Übersicht über die im Roman auftauchenden Personen, die auch damals real existierende Persönlichkeiten ausweist, und das Glossar mit weniger bekannten Begriffen, die im 19. Jahrhundert gebräuchlich waren. Dieses Zusatzmaterial ist eine hilfreiche Ergänzung.

Das ansprechend gestaltete Cover passt gut zum ersten Teil der Reihe und trifft meinen Geschmack. Auch der Titel fügt sich gut in die Saga ein.

Mein Fazit:
Mit „Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben" knüpft Marie Lacrosse auf gelungene Weise an den ersten Teil der Familiensaga an. Fans historischer Literatur kommen auch dieses Mal wieder auf ihre Kosten. Auf den Abschluss der Reihe bin ich schon gespannt.