Eine Reise zu den eigenen Wurzeln
Der Wind nimmt uns mitAls Reisebloggerin hat Maya schon einiges von der Welt gesehen. Die 32-Jährige genießt ihr Leben als Single und bindet sich weder an Orte noch an Menschen. Noch einige Ziele stehen auf ihrer Liste, nur ...
Als Reisebloggerin hat Maya schon einiges von der Welt gesehen. Die 32-Jährige genießt ihr Leben als Single und bindet sich weder an Orte noch an Menschen. Noch einige Ziele stehen auf ihrer Liste, nur nach La Gomera will sie auf keinen Fall. Dort wohnt ihre Adoptivmutter Karoline. Dass sie nicht ihre leibliche Mutter ist, hat Maya schon vor Jahren durch einen Zufall erfahren. Aber sie verzeiht es Karoline nicht. Dann wird Maya allerdings bei einem One-Night-Stand mit Tobi, einer flüchtigen Bekanntschaft, schwanger. Und der baldige Vater des Kindes hält sich ausgerechnet auf der Kanareninsel auf. Widerwillig fliegt Maya dorthin. Sie weiß nicht, dass es die wichtigste Reise ihres Lebens werden wird…
„Der Wind nimmt uns mit“ ist ein unterhaltsamer Roman von Katharina Herzog.
Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem Prolog. Darauf folgen Kapitel mit einer angenehmen Länge, die mal aus Sicht von Maya, mal aus Sicht von Karoline erzählt werden. Die Handlung spielt überwiegend in der Gegenwart, jedoch gibt es immer wieder Rückblenden in die 1980er-Jahre. Somit hat es der Leser mit zwei Erzählsträngen zu tun. Der Aufbau wirkt durchdacht und funktioniert gut.
Der Schreibstil ist locker, flüssig und anschaulich. Gelungene Beschreibungen und viel wörtliche Rede lassen das Geschehen lebendig werden. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Ein Manko sind allerdings einige Fehler, die das Lektorat in der ersten Auflage übersehen hat.
Im Vordergrund der Geschichte steht Maya. Die Idee, eine lebenslustige Reisebloggerin in den Mittelpunkt zu stellen, hat mir gut gefallen. Leider wurde ich mit der Protagonistin aber nicht warm. Mit ihrem unreifen und für mich zum Teil auch unlogischen Verhalten konnte sie bei mir keine Sympathiepunkte gewinnen. Zudem wirkt sie auf mich an vielen Stellen wenig realitätsnah. Als wesentlich authentischer und sympathischer habe ich Karoline, den zweiten Hauptcharakter, und andere Figuren im Roman empfunden. Obwohl manche den Eindruck erwecken, überspitzt dargestellt worden zu sein, hat sich die Autorin an real existierenden Personen orientiert.
Die Frage nach Mayas Vergangenheit sorgt für ein wenig Spannung. Allerdings kann die Handlung mit nur wenigen Überraschungen aufwarten. Dennoch bleibt die Geschichte überwiegend kurzweilig, was daran liegt, dass sich emotionale und amüsante Momente abwechseln.
Ein Pluspunkt des Romans ist es, dass man einiges über La Gomera erfährt. Mit ihren Beschreibungen schafft es die Autorin durchaus, Reiselust zu wecken. Etwas zu dominant waren mir aber die Ausflüge in die Welt der Esoterik, auf die ich gut hätte verzichten können.
Sehr gut gefällt mir, dass eine liebevoll gezeichnete Karte die wichtigsten Schauplätze auf La Gomera zeigt. Interessant war auch die Danksagung der Autorin, in der sie darüber aufklärt, was Fakten und was Fiktion im Roman ist. Dabei zeigt sich, dass dem Schreiben eine fundierte Recherche vorausgegangen ist.
Das Cover finde ich sehr hübsch. Es reiht sich optisch gut in die anderen Romane der Autorin ein. Der poetisch anmutende Titel ist ebenfalls nicht unpassend gewählt.
Mein Fazit:
Meine hohen Erwartungen konnte „Der Wind nimmt uns mit“ von Katharina Herzog leider nicht erfüllen, denn der Roman weist einige Schwächen auf. Als leichte Sommerlektüre für unterhaltsame Stunden ist die Geschichte trotzdem durchaus geeignet.