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Veröffentlicht am 20.01.2024

Das Summen zwischen den Atomen

Himmelwärts
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Tonis Mutter ist seit etwa drei Monaten tot. Die Zehnjährige vermisst sie sehr. Deshalb fasst Toni zusammen mit ihrer besten Freundin YumYum den Plan, der Verstorbenen mit einem selbstgebastelten ...


Tonis Mutter ist seit etwa drei Monaten tot. Die Zehnjährige vermisst sie sehr. Deshalb fasst Toni zusammen mit ihrer besten Freundin YumYum den Plan, der Verstorbenen mit einem selbstgebastelten kosmischen Radio eine Nachricht zukommen zu lassen. In einer sternenklaren Sommernacht wollen die beiden Mädchen ihr Vorhaben heimlich umsetzen…

„Himmelwärts“ von Karen Köhler ist ein Buch für Kinder ab zehn Jahren.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus kurzen Kapiteln, die rückwärts nummeriert sind und mit ihren Überschriften eine Art Countdown darstellen sollen. Erzählt wird im Präsens und in chronologischer Reihenfolge in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Toni.

Der freche, flotte Schreibstil passt sehr gut zur jungen Zielgruppe. Die Kombination aus Wortneuschöpfungen, Lautmalereien und spritzigen Dialogen ist unterhaltsam und wirkt dennoch authentisch. Stilistisch ist das Buch ebenfalls abwechslungsreich. Zwischen den Kapiteln gibt es Einschübe aus Tonis Notizbuch und dem Freundschaftsbuch.

Die modernen, farbintensiven Illustrationen von Bea Davies empfinde ich ebenfalls größtenteils als gelungen. Sie greifen Aspekte der Geschichte auf kreative Weise auf.

Die zwei Protagonistinnen sind interessante und klischeefreie Charaktere. Während sich Toni für Fußball begeistern kann, ist YumYum technisch und mathematisch begabt. Damit sind beide tolle Vorbilder dafür, dass auch Mädchen auf diesen Gebieten gut sein können.

Inhaltlich dominieren zwei Themenkomplexe: Trauer und Astronomie. Tonis Verlust wird behutsam, kindgerecht und sehr berührend geschildert. Gut gefallen hat mir, dass Technik und Astronomie verständlich erklärt werden und die junge Leserschaft nebenbei noch etwas in diesen Bereichen lernen kann.

Auf rund 190 Seiten wird die Geschichte in einer unaufgeregten Art und ohne Effekthascherei ausgebreitet. Dennoch kommt dank einer Wendung und interessanten Einfällen beim Lesen keine Langeweile auf.

Cover und Titel des Kinderbuches sind ansprechend. Sie passen hervorragend zum Inhalt.

Mein Fazit:
Auch mit ihrem Kinderbuch hat mich Karen Köhler überzeugt. Für mich ist „Himmelwärts“ eine ebenso unterhaltsame wie bewegende Lektüre mit begrüßenswerten Botschaften, die sich angenehm aus der Masse hervorhebt.

Veröffentlicht am 10.01.2024

Lilu, der Marienkäfer

Vom Glück, besonders zu sein
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Lilu, der kleine Marienkäfer, ist traurig. Alle anderen Artgenossen haben Punkte, nur sie nicht. Was soll sie nur tun? Doch dann trifft Lilu auf einen Mistkäfer…

„Vom Glück, besonders zu sein“ ist ein ...

Lilu, der kleine Marienkäfer, ist traurig. Alle anderen Artgenossen haben Punkte, nur sie nicht. Was soll sie nur tun? Doch dann trifft Lilu auf einen Mistkäfer…

„Vom Glück, besonders zu sein“ ist ein Bilderbuch von Bas Kleinhout, geeignet für Kinder ab zwei Jahren.

Meine Meinung:
Die Geschichte erstreckt sich über 14 Doppelseiten. Sie wird aus der Perspektive von Lilu erzählt. Das Buch mit den dicken Pappseiten ist robust und lässt sich bereits von den Jüngsten gut umblättern.

Die kurzen Texte, die mit einer Ausnahme auf beiden Seiten abgedruckt sind, sind einfach gehalten und altersgerecht. Auf komplizierte und spezielle Wörter wird verzichtet, sodass es auch für die Kleinsten leicht verständlich sein sollte.

Auch die reduzierten, aber aussagekräftigen Illustrationen von Bas Kleinhout passen zur Altersgruppe. Sie sind mal auf eine Seite, mal auf eine Doppelseite angelegt. Die Zeichnungen wirken modern und beinahe minimalistisch, enthalten gleichzeitig jedoch alle wichtigen Details.

Die Botschaft des Bilderbuchs, die Akzeptanz von Vielfalt, ist zwar nicht mehr einzigartig auf dem Buchmarkt. Allerdings finde ich sie pädagogisch wertvoll und begrüßenswert. Das Motto („Du bist gut, so wie du bist“) ist selbst für Kleinkinder relevant und in diesem Buch in eine kindgerechte Form verpackt. Das Thema ist so allgemein ausgestaltet, dass es viele Mädchen und Jungen erreichen kann.

Gut gefallen hat mir auch, dass die Handlung zunächst sehr langsam fortschreitet und sich die Geschichte somit gut nachvollziehen lässt. Im weiteren Verlauf hat sie mich dann jedoch nicht mehr komplett überzeugt. Die Begegnung mit dem Mistkäfer fällt zu knapp und oberflächlich aus, um die schnelle Einsicht des Marienkäfers zu erklären. Weitere Beispiele bleiben aus. Wieso es für Lilu ein Glück ist, keine Punkte zu haben, hätte deutlicher gemacht werden können. Zudem erschließt sich die letzte Doppelseite insbesondere Kleinkindern nicht.

Als gelungen wiederum finde ich das unaufgeregte und inhaltlich sehr passende Cover. Der Titel ist ebenfalls durchaus treffend, wobei mir das niederländische Original („Laila het lieveheersbeestje“) für Kleinkinder die bessere Wahl erscheint.

Mein Fazit:
Mit „Vom Glück, besonders zu sein“ hat Bas Kleinhout ein ansprechendes und leicht verständliches Bilderbuch mit nur kleineren Schwächen geschaffen, das schon den Kleinsten Selbstliebe und Diversität vermittelt.

Veröffentlicht am 07.01.2024

Mit dem Blick nach oben

Die Wolkengucker
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Nach dem Tod seiner Frau ist Matt Williams alleinerziehend. Seine siebenjährige Tochter Mia liebt es, Wolken zu beobachten. Mit Wilma von Eidsfeld (89) teilt sie diese Leidenschaft. Durch sie lernt Mia ...

Nach dem Tod seiner Frau ist Matt Williams alleinerziehend. Seine siebenjährige Tochter Mia liebt es, Wolken zu beobachten. Mit Wilma von Eidsfeld (89) teilt sie diese Leidenschaft. Durch sie lernt Mia eine Wolkengucker-Gesellschaft kennen, die sich in einer alten Münchener Villa trifft…

„Die Wolkengucker“ ist ein Roman von Kristina Fritz.

Meine Meinung:
Der Aufbau ist klar strukturiert und schlüssig. Der Roman gliedert sich in drei Teile, die wiederum knapp 50 Kapitel umfassen. Erzählt wird in personaler oder Ich-Perspektive aus der Sicht fünf verschiedener Figuren: der von Matt, Ayla, Wilma, Ferdinand und Margarete. Die Handlung spielt in Deutschland und wird chronologisch geschildert.

In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman überzeugt. Der Schreibstil ist bildhaft, atmosphärisch und einfühlsam. Für stilistische Abwechslung sorgen - neben den Perspektivwechseln - die Kapitel in Briefform.

Die Figuren des Romans werden liebevoll und anschaulich gezeichnet. Die Charaktere sind interessant und ganz unterschiedlich angelegt. Die Verhaltensweisen erscheinen stimmig und nachvollziehbar.

Inhaltlich hat mich gereizt, dass es hier um verschiedene Generationen und ihr Miteinander geht. Freundschaft und Zusammenhalt sind wichtige Themen. Auch Trauer und Verlust spielen in mehrfacher Hinsicht eine Rolle und haben dazu geführt, dass mich die Geschichte berühren konnte.

Auf den knapp 400 Seiten ist der Roman zudem durchaus unterhaltsam. Allerdings ist die Handlung leider etwas zu vorhersehbar und für meinen Geschmack außerdem nicht innovativ genug. Mögliche Überraschungen und Wendungen bleiben aus, sodass sich der Lesesog bei mir immer weiter abgeschwächt hat. Das Ende fällt darüber hinaus übertrieben harmonisch aus.

Das unaufgeregte, aber modern und ansprechend gestaltete Cover gefällt mir, obwohl es nur einen Teil der Charaktere abbildet. Auch der Titel ist eine gute Wahl.

Mein Fazit:
Mit „Die Wolkengucker“ hat Kristina Fritz meine hohen Erwartungen leider nicht erfüllt. Die Geschichte schafft zwar schöne Lesestunden, schöpft ihr volles Potenzial aber nicht aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 01.01.2024

Wenn die große Schwester viel zu früh stirbt

Und plötzlich warst du fort
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Sally Holt ist erst 13 Jahre alt ist, als ihre ältere Schwester Kathy bei einem Autounfall ums Leben kommt. Ausgerechnet Billy Barnes, ein angehender Basketballer, ist der Fahrer des Unfallfahrzeugs. Er ...

Sally Holt ist erst 13 Jahre alt ist, als ihre ältere Schwester Kathy bei einem Autounfall ums Leben kommt. Ausgerechnet Billy Barnes, ein angehender Basketballer, ist der Fahrer des Unfallfahrzeugs. Er war mit Kathy zusammen. Nach deren Tod wird er zu Sallys Vertrauten. Eine Zuneigung, die eigentlich nicht sein darf.

„Und plötzlich warst du fort“ ist ein Roman von Alison Espach.

Meine Meinung:
Der Roman gliedert sich in vier Teile, die aus mehreren Kapiteln bestehen. Die Handlung beginnt im Jahr 1998 und umfasst rund 15 Jahre. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Sally.

Der Schreibstil ist lebhaft, anschaulich und dialoglastig. Die Sprache ist unauffällig und von einer einfacher Syntax geprägt, aber dem Alter der Protagonistinnen und Protagonisten angemessen.

Sally steht eindeutig im Vordergrund der Geschichte. Ihre Gedanken und Gefühle werden sehr klar und lassen sich gut nachvollziehen. Die übrigen Figuren wirken zwar ebenfalls realitätsnah, sind allerdings psychologisch nicht so intensiv ausgestaltet.

In inhaltlicher Sicht hat der Roman meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Zwar konnten Themen wie Schuld und Vergebung, Trauer und Verlust mein Interesse aufrechterhalten. Aufgrund des für mich überraschend jungen Alters der Protagonisten spielen allerdings auch Aspekte aus den Lebensbereichen von Teenagern und sehr jungen Erwachsenen eine wesentliche Rolle, die mich weniger angesprochen haben.

Auf den rund 400 Seiten ist der Roman unterhaltsam, stellenweise allerdings auch etwas langatmig. Zudem ist die Geschichte weniger berührend als erhofft.

Das deutsche Cover, das an die US-amerikanische Taschenbuchausgabe angelehnt ist, empfinde ich als recht nichtssagend. Der deutsche Titel weicht hingegen stark vom Original („Notes on Your Sudden Disappearance“) ab.

Mein Fazit:
Mit „Und plötzlich warst du fort“ hat Alison Espach einen kurzweiligen, aber nur durchschnittlichen Roman geschrieben, der sein volles Potenzial leider nicht ausschöpft.

Veröffentlicht am 16.12.2023

Geheimnisse, die die Jahre überdauern

Mein Herz ist eine Krähe
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Skandinavien zum Ende des 19. Jahrhunderts: Unni und Armod fliehen mit dem kleinen Sohn Roar in Eile von Norwegen nach Schweden. Zwar finden sie ein neues Zuhause, aber das hat seine Tücken. Mehr als 70 ...

Skandinavien zum Ende des 19. Jahrhunderts: Unni und Armod fliehen mit dem kleinen Sohn Roar in Eile von Norwegen nach Schweden. Zwar finden sie ein neues Zuhause, aber das hat seine Tücken. Mehr als 70 Jahre später ist Roar tot. Die Witwe Kåra plant die Beerdigung ihres Schwiegervaters. Welche Geheimnisse verbinden Kåra und Unni? Was ist in der Vergangenheit Schlimmes passiert?

„Mein Herz ist eine Krähe“ ist der Debütroman von Lina Nordquist.

Meine Meinung:
Der Aufbau des Romans erschließt sich schnell. Er beginnt mit einem kurzen Prolog, an den sich etliche Kapitel anschließen. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen: einmal im Jahr 1897 und einmal im Jahr 1973. Erzählt wird dabei im Wechsel aus zwei verschiedenen Ich-Perspektiven: der Sicht von Unni und der von Kåra.

In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman beeindruckt. Die Sprache ist atmosphärisch, intensiv und bisweilen fast poetisch. Die starken Bilder sind kreativ und anschaulich.

Die beiden Protagonistinnen, Kåra und Unni, sind einerseits ganz unterschiedliche Charaktere, weisen andererseits jedoch einige Gemeinsamkeiten auf. Beide sind dabei keine Sympathieträgerinnen. Beim Lesen kommt man ihrem Innenleben jedoch recht nahe.

Was den Inhalt angeht, ist die Geschichte düster, brutal und deprimierend. Die Themen sind unter anderem Armut, Elend, Gewalt und Verlust. Psychische Krankheiten spielen dabei eine wesentliche Rolle. Insgesamt wirkt der Roman ein wenig überfrachtet.

Auf den rund 450 Seiten ist die Handlung durchaus spannend, aber auch etwas redundant. Vor allem in der zweiten Hälfte bietet sie - trotz des eher unspektakulären Settings - unerwartet viel Dramatik, mehrere Überraschungen und eine Menge Action. Allerdings geht das zulasten der Realitätsnähe. Zudem empfinde ich den Roman zum Ende hin nicht als komplett schlüssig.

Der deutsche Titel unterscheidet sich erheblich vom schwedischen Original („Dit du går, följer jag“), das ich besser formuliert finde. Das verlagstypische, reduzierte Cover mit dem Pinienwald, ein Gemälde von Max Ducos, passt meiner Ansicht nach jedoch sehr gut.

Mein Fazit:
Meine hohen Erwartungen hat Lina Nordquist mit „Mein Herz ist eine Krähe“ nur auf sprachliche Ebene erfüllt. Ihren Debütroman kann ich leider nur bedingt empfehlen.