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Veröffentlicht am 17.07.2018

Familie Yadegar und das Café Leila

Als die Tage nach Zimt schmeckten
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Teheran im Frühling: Sehnsüchtig wartet Zod Yadegar, der Sohn von Einwanderern aus Russland, im Glyzinienhof vor dem Café Leila auf Post. Und endlich hält der 75-Jährige den Brief seiner Tochter Noor in ...

Teheran im Frühling: Sehnsüchtig wartet Zod Yadegar, der Sohn von Einwanderern aus Russland, im Glyzinienhof vor dem Café Leila auf Post. Und endlich hält der 75-Jährige den Brief seiner Tochter Noor in den Händen. Vor 30 Jahren ist sie zum Studieren in die USA gegangen. Nach dem Scheitern ihrer Ehe kehrt die Krankenschwester mit über 40 Jahren nun in die alte Heimat zurück – zusammen mit ihrer 15-jährigen Tochter Lily. Im Iran ist kaum noch etwas wie früher. Doch das Café Leila, das die Familie seit drei Generationen führt und in dem persische Köstlichkeiten geboten werden, ist nach wie vor ein Zufluchtsort. Noor ist froh über das Wiedersehen, doch der schlechte Gesundheitszustand von Zod bereitet ihr Sorgen. Was soll sie tun? Und welche Dinge aus der Vergangenheit ihrer Familie wird sie in ihrer Heimat erfahren?

„Als die Tage nach Zimt schmeckten“ ist der warmherzige Debütroman von Donia Bijan über eine persische Familiengeschichte.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen mit insgesamt 30 Kapiteln sowie einem Pro- und einem Epilog. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven. Ein Teil der Handlung spielt in der Gegenwart, ein anderer in der Vergangenheit. Der Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist eindringlich, liebevoll und teilweise ziemlich poetisch. Ein weiterer Pluspunkt: Die schönen Beschreibungen machen die Geschichte mit vielen Sinneseindrücken erlebbar. Mir fiel es dadurch leicht, in die Szenerie einzutauchen. Sprachlich konnte mich der Roman absolut überzeugen.

Auch inhaltlich wurde die Geschichte meinen Erwartungen gerecht. Zod ist ein liebenswerter Hauptprotagonist, der mir schnell sympathisch war. In Noor konnte ich mich ebenfalls gut hineinversetzen. Auch die übrigen Charaktere wirken auf mich authentisch.

Das Setting hat mich sofort neugierig auf den Roman gemacht. Gut gefallen hat mir außerdem, wie die Familiengeschichte auf unterhaltsame Weise mit Informationen über den Iran und die persische Kultur verknüpft wird. Der Leser erhält so interessante Einblicke. Betroffen machen die Schilderungen von Willkür, Gewalt und sonstigem Unrecht. Sie regen zum Nachdenken an und konnten mich emotional bewegen.

Die Handlung ist nicht durchgehend spannend, was mich jedoch überhaupt nicht gestört hat, weil der Roman dennoch zu keiner Zeit langweilig war. Zudem hat die Geschichte einige Überraschungen zu bieten.

Ausnahmsweise gefällt mir der deutsche Titel besser als das Original („Last Days of Café Leila“). Auch das Cover der deutschen Ausgabe finde ich sehr ansprechend und gelungen.

Mein Fazit:
„Als die Tage nach Zimt schmeckten“ von Donia Bijan ist eine berührende Geschichte, die sich angenehm von anderen Romanen abhebt. Eine empfehlenswerte Lektüre, die alle Sinne anspricht.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Ein spannendes Leben unter den Eintagsfliegen

Wie man die Zeit anhält
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Tom Hazard, wie sich Estienne Thomas Ambroise Christophe Hazard derzeit nennt, wurde am 3. März 1581 geboren. Damit ist er heute 439 Jahre alt, sieht aber aus wie 41. Eine ungewöhnliche Veranlagung sorgt ...

Tom Hazard, wie sich Estienne Thomas Ambroise Christophe Hazard derzeit nennt, wurde am 3. März 1581 geboren. Damit ist er heute 439 Jahre alt, sieht aber aus wie 41. Eine ungewöhnliche Veranlagung sorgt dafür, dass der gebürtige Franzose seit seiner Teenagerzeit nur sehr, sehr langsam altert. Im Gegensatz zu ihm sind die übrigen Menschen nur Eintagsfliegen. Auch seine frühere große Liebe Rose ist schon vor Jahrhunderten an der Pest gestorben. Die gemeinsame Tochter Marion hat die Veranlagung geerbt, ist jedoch verschwunden. Obwohl Tom schon einige Abenteuer hinter sich hat, auf berühmte Persönlichkeiten wie Captain Cook getroffen ist und regelmäßig seine Identität geändert hat, konnte er sie bisher nicht wiederfinden und blieb einsam. Wird es ihm in seinem aktuellen Umfeld gelingen? Derzeit hält er sich wieder in London auf, wo er als Geschichtslehrer arbeitet. Und dabei macht er die Bekanntschaft von Camille, einer Französischlehrerin, die in seinem Leben alles verändert…

„Wie man die Zeit anhält“ ist ein unterhaltsamer, außergewöhnlicher Roman von Matt Haig.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus fünf Teilen, die wiederum mehrere Kapitel beinhalten. Die Handlung wechselt zwischen dem Geschehen in der Gegenwart und den Erlebnissen in den unterschiedlichen Jahrhunderten und Epochen. Die Übergänge sind recht fließend und trotz der schnellen Wechsel einfach nachzuverfolgen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Tom. Der Aufbau des Romans hat mir sehr gut gefallen.

Der Schreibstil ist nicht nur angenehm und flüssig, sondern auch lebhaft. Die Beschreibungen sind nicht übermäßig detailliert, aber anschaulich. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht.

Mit Tom steht eine interessante Persönlichkeit im Vordergrund, die ich nach einigen Kapiteln sympathisch fand. Seine Gedanken und Gefühle werden gut deutlich und sind nachvollziehbar. Andere Charaktere bleiben dagegen etwas blass.

Ein Pluspunkt des Romans ist die Verknüpfung von Historie und Gegenwart mit Fantasieelementen. Die kreative Grundidee der Geschichte wird überzeugend umgesetzt. Die Erklärungen sind schlüssig, der Ablauf logisch. Die Handlung bietet einige Überraschungen. Dabei ist der Roman ebenso spannend wie tiefgründig. Er regt zum Nachdenken an. Die Frage nach dem Sinn des Lebens, Toms Einsamkeit, seine Trauer angesichts der Menschen, die er verloren hat, und einige andere Themen bieten interessante Denkimpulse. Zudem konnte mich die Geschichte emotional berühren, denn wie ein roter Faden zieht sich die Liebe durch den Roman.

Das deutsche Cover ist ansprechend gestaltet und thematisch passend. Schön finde ich auch, dass sich der deutsche Titel so nah am Original („How To Stop Time“) orientiert.

Mein Fazit:
„Wie man die Zeit anhält“ von Matt Haig ist ein kurzweiliger, fantasievoller Roman, der für schöne Lesestunden sorgt. Eine lesenswerte Geschichte, die ich absolut empfehlen kann.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Wenn sich die Vergangenheit zurück in dein Leben drängt

Wähle den Tod
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Jana lebt den scheinbar perfekten Traum von einer Familie. Etwas außerhalb von Berlin wohnt sie mit ihrem Lebensgefährten Hannes Langenfeld, einem Bundestagesabgeordneten, und den gemeinsamen Kindern Kim ...

Jana lebt den scheinbar perfekten Traum von einer Familie. Etwas außerhalb von Berlin wohnt sie mit ihrem Lebensgefährten Hannes Langenfeld, einem Bundestagesabgeordneten, und den gemeinsamen Kindern Kim (14) und Max in einem hübschen Eigenheim. Doch eines Tages beginnt die Idylle zu bröckeln: Sie findet Hund Bennie mit tödlichen Stichwunden im Garten. Schnell folgen weitere Nachrichten und Hinweise, die bei Jana alle Alarmglocken schrillen lassen. Wer ist hinter der Familie her? Jana muss einsehen, dass ihre sorgsam verborgene Vergangenheit sich mit aller Macht in ihr Leben drängt und bald alle in Gefahr bringt…

„Wähle den Tod“ ist ein Psychothriller von Jutta Maria Herrmann.

Meine Meinung:
Erzählt wird im Präsens in 58 kurzen Kapiteln – und zwar abwechselnd aus der Sicht von Jana und aus der ihrer Tochter Kim. Dies sorgt für ein hohes Erzähltempo. Ein packender Prolog in der Ich-Perspektive aus der Sicht einer unbekannten Person und ein Epilog rahmen die Handlung ein.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich und dank viel wörtlicher Rede sehr lebhaft, aber schnörkellos. Die Sätze sind meist recht kurz, was ebenfalls zu einem schnellen Lesetempo führt. Der Einstieg in die Geschichte fällt leicht. Schon die ersten Kapitel sind fesselnd.

Mit Jana steht eine Protagonistin im Vordergrund, die alles andere als eine Heldin verkörpert. Sie hat nicht nur Ecken und Kanten, sondern lügt und betrügt gleich mehrere Menschen in ihrem Leben. Dies macht sie als Charakter durchaus reizvoll. Etwas enttäuscht hat mich, dass sie im Laufe der Geschichte keine Entwicklung durchmacht. Das wirkt zwar durchaus konsequent, jedoch auf mich auch ein wenig unglaubwürdig. Das Verhalten der übrigen Personen ist durchweg authentisch. Viele der Nebenfiguren bleiben allerdings etwas blass.

Die Grundidee des Thrillers finde ich interessant und kreativ. Die Auflösung ist absolut schlüssig und überzeugend. Die Geschichte wird zu keiner Zeit langatmig, die Spannung bleibt bis kurz vor Ende erhalten. Der Autorin gelingt es gut, den Leser lange im Unklaren über den Absender der Nachrichten zu lassen. Die Handlung bietet an einigen Stellen Überraschungen, ist an anderen dagegen recht vorhersehbar. Bei einigen Passagen habe ich zudem den Eindruck, dass die zeitlichen Abläufe nicht ganz stimmen können. Das hat das Lesevergnügen aber nicht stark gestört.

Das Cover ist für einen Thriller nicht besonders kreativ, passt aber gut zum Genre. Der Titel ist ebenfalls treffend und macht neugierig.

Mein Fazit:
„Wähle den Tod“ von Jutta Maria Herrmann ist trotz kleinerer Schwächen in der Umsetzung ein lesenswerter Psychothriller, der mir spannende Lesestunden bereitet hat.

Veröffentlicht am 12.07.2018

Das Leben der Alma Mahler

Die Muse von Wien
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Wien zur Zeit der Jahrhundertwende: Der Maler Gustav Klimt war die erste Liebe von Alma Schindler. Für den österreichischen Komponisten Gustav Mahler, Direktor der Wiener Oper, wird sie zur Muse. Alma, ...

Wien zur Zeit der Jahrhundertwende: Der Maler Gustav Klimt war die erste Liebe von Alma Schindler. Für den österreichischen Komponisten Gustav Mahler, Direktor der Wiener Oper, wird sie zur Muse. Alma, Tochter eines Künstlers, wächst nicht nur mitten unter der Wiener Boheme auf. Sie ist auch selbst Künstlerin. Mit Leidenschaft spielt sie Klavier und komponiert ebenfalls. Mit Anfang 20 verlobt sie sich mit Mahler und heiratet ihn im Jahr 1902. Doch sie zahlt einen hohen Preis: Sie muss für ihn die Komposition aufgeben. Und auch sonst fällt ihr das Glück nicht in den Schoß…

„Die Muse von Wien“ von Caroline Bernard ist der sechste Band der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ des Aufbau-Verlags, kann aber unabhängig gelesen werden.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 55 Kapiteln und einem Epilog. Erzählt wird aus der Sicht von Alma. Die Handlung deckt einen Zeitraum von einigen Jahren ab. Leider sind die Kapitel nicht mit Jahreszahlen versehen, was die Orientierung erleichtert hätte.

Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und anschaulich. Die Beschreibungen von Wien laden dazu ein, sich in frühere Zeiten zu träumen. Einige Ereignisse aus Almas Leben wurden zwischendurch vor allem in den ersten Kapiteln jedoch so knapp wiedergegeben, dass ich mich stellenweise an einen Schulaufsatz erinnert gefühlt habe. Das hat das Eintauchen in die Geschichte ein wenig erschwert.

Ich habe ein wenig gebraucht, um mich mit der Hauptprotagonistin Alma anzufreunden, da sie von sich selbst ziemlich eingenommen ist. Ihre selbstbewusste und mutige Art ist jedoch auch reizvoll. Insgesamt kommt sie authentisch rüber und ich habe gerne verfolgt, wie sich ihr Leben entwickelt. Man kann sich gut in sie hineinversetzen. Auch die übrigen Personen wirken realitätsnah.

Die Handlung ist abwechslungsreich. Trotz der eher hohen Seitenzahl hat der Roman nur wenige Längen.

Gut gefallen hat mir, dass eine historisch belegte Persönlichkeit im Vordergrund der Geschichte steht. Auf unterhaltsame Art verwebt die Autorin Fiktion und Faktion. Nebenbei erfährt man so einiges über das Leben in Wien zur damaligen Zeit und insbesondere über die Kunst- und Musikszene. Auch das Nachwort ist interessant und liefert weitere Informationen, die die Recherchearbeit der Autorin belegen.

Das Cover und die Aufmachung der broschierten Ausgabe sind sehr hübsch geworden. Der Titel ist knackig und treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Die Muse von Wien“ von Caroline Bernard ist ein unterhaltsamer Roman mit historischer Kulisse, der für kurzweilige Lesestunden sorgt.

Veröffentlicht am 10.07.2018

Wie Jessieanna die Wurzeln ihrer Familie entdeckt

Wo die Dünen schimmern
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Kalifornien im Jahr 2004: Jessieanna Jessen ist Künstlerin und arbeitet zeitweise in der Kosmetikfirma ihrer Großmutter Juniper Denton. Die junge Frau will eine Lotion herzustellen, die nicht nur auf die ...

Kalifornien im Jahr 2004: Jessieanna Jessen ist Künstlerin und arbeitet zeitweise in der Kosmetikfirma ihrer Großmutter Juniper Denton. Die junge Frau will eine Lotion herzustellen, die nicht nur auf die Haut, sondern auch auf die Seele wirkt. Doch den perfekten Duft dafür hat sie noch nicht gefunden. Wegen einer schweren Lungenkrankheit schickt sie ihr Vater Pinswin in seine alte Heimat, damit sich Jessieanna auf der Insel Amrum auskurieren kann. Dort trifft sie auf Lian. Was bedeutet diese Begegnung für die geplante Hochzeit mit Ryan? Und wird sie an der Nordsee die fehlende Komponente für die Lotion finden?

„Wo die Dünen schimmern“ ist der zweite Band der Nordsee-Trilogie von Patricia Koelle.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 33 Kapiteln sowie einem Epilog. Es gibt mehrere Erzählstränge. Die Handlung spielt abwechselnd in den Jahren 2004 und 2005 sowie in den 1940er- und 1950er-Jahren. Schauplätze sind vor allem die Nordseeinsel Amrum, Kalifornien und Kanada. Erzählt wird vorwiegend aus der Sicht von Jessieanna und Pinswin.

Der Schreibstil ist locker, lebhaft und anschaulich. Die tollen, bildhaften Beschreibungen von Meer, Sand und sonstiger Umgebung laden zum Träumen ein und erzeugen Fernweh. Der Einstieg in die Geschichte ist sehr leicht.

Bei der Nordsee-Trilogie handelt es sich um eine Art Familiensaga. In der Fortsetzung von „Wenn die Wellen leuchten“ stehen die Hauptprotagonisten Jessieanna und Pinswin im Vordergrund, die ich beide schon nach wenigen Seiten sympathisch und liebenswürdig fand. Auch die übrigen Charaktere wirken authentisch und vielschichtig. Die Vielzahl an weiteren Figuren ist in diesem Roman zum Teil allerdings etwas verwirrend. Ohne das Vorwissen des ersten Bandes fiel es mir stellenweise etwas schwer, einen Überblick zu behalten. Auch die vielen ungewöhnlichen Namen der Personen (Skem, Birke, Elvar, Kyana, Katriona usw.) und die unterschiedlichen Zeitebenen machen das Verständnis nicht einfacher.

Das Setting hat mir unheimlich gut gefallen. Ein weiterer Pluspunkt ist für mich, dass die Geschichte nicht typisch seicht und klischeehaft wie bei anderen Sommerromanen ist, sondern viel Ernsthaftigkeit, Komplexität und Tiefgründigkeit bieten kann. Dadurch konnte sie mich emotional berühren.

Die Handlung ist kreativ, überwiegend abwechslungsreich und teilweise sogar spannend. An einigen Stellen ist sie für meinen Geschmack jedoch etwas zu ausschweifend. Das Ende empfinde ich als sehr gelungen.

Erwähnenswert ist auch, dass immer wieder kreative Rezepte in den Roman eingestreut sind. Eine schöne Idee.

Das Cover finde ich sehr hübsch und passend. Auch der Titel ist ansprechend und treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Wo die Dünen schimmern“ von Patricia Koelle ist ein unterhaltsamer Roman zu einer interessanten Familiengeschichte, die schöne Lesestunden bereitet. Fehlendes Vorwissen des ersten Bandes der Nordsee-Trilogie kann die Lektüre allerdings etwas erschweren.