Profilbild von milkysilvermoon

milkysilvermoon

Lesejury Star
offline

milkysilvermoon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit milkysilvermoon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2018

Luisas letzter Wille

Der Letzte von uns
0

Dresden im Jahr 1945: Während der Bombennächte kommt Werner Zilch, kurz Wern, zur Welt. Seine Mutter Luisa ist schwer verletzt und stirbt direkt nach der Geburt. Ihr letzter Wille ist es, dass das Kind ...

Dresden im Jahr 1945: Während der Bombennächte kommt Werner Zilch, kurz Wern, zur Welt. Seine Mutter Luisa ist schwer verletzt und stirbt direkt nach der Geburt. Ihr letzter Wille ist es, dass das Kind in Sicherheit gebracht wird. Sie ist überzeugt: Er ist der Letzte von ihnen. Rund 25 Jahre später verliebt sich Wern, der im Alter von drei Jahren adoptiert wurde, in New York in die schöne Rebecca Lynch, eine Kunstmalerin und der Spross einer reichen Familie. Die Liebe der beiden scheint voller Leidenschaft. Doch mit einem Mal bricht Rebecca den Kontakt zu ihm ab - ohne eine Erklärung. Wern muss sich einer schmerzhaften Wahrheit stellen.

„Der Letzte von uns“ von Adélaïde de Clermont-Tonnerre ist ein Roman über Geheimnisse und bewegende Ereignisse.

Meine Meinung:
Es gibt mehrere Erzählstränge, die sich abwechseln. Zum Teil findet die Handlung im Deutschland der 1940er-Jahre statt. Der andere Teil, der in den USA Ende der 1960er- und in den 1970er-Jahren spielt, wird erzählt aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Wern. Auch gibt es einige Ortswechsel. Diesen Aufbau finde ich gut gelungen.

Der Erzählstil ist sehr flüssig und angenehm. Die Sprache ist klar und anschaulich. Es fiel mir nicht schwer, in die Geschichte einzutauchen. Trotz der recht hohen Seitenzahl ließ sich der Roman schnell lesen.

Während mich die Schilderungen aus den 1940er-Jahren begeistern konnten, bin ich mit dem erwachsenen Wern und seiner Angebeteten Rebecca nicht so recht warmgeworden. Beide Protagonisten sind durchaus reizvoll angelegt. Allerdings gelang es mir nicht so gut, ihre Gedanken und Gefühle nachzuvollziehen. Beide blieben etwas blass und fremd. Sie waren mir nicht so sympathisch wie erhofft.

Trotz der unterschiedlichen Erzählstränge und einiger Zeitsprünge ist die Handlung äußerst schlüssig und wirkt authentisch. Die Geschichte bietet Spannung und ist kurzweilig. Stück für Stück werden Geheimnisse, Lügen und Verrat enthüllt. Vor allem die dramatischen Umstände von Werners Geburt und die folgenden Ereignisse während des Zweiten Weltkriegs und danach konnten mich bewegen.

Das Cover gefällt mir außerordentlich gut. Der Titel ist treffend gewählt und macht neugierig.

Mein Fazit:
„Der Letzte von uns“ von Adélaïde de Clermont-Tonnerre ist ein unterhaltsamer Roman, bei dem vor allem Geschichtsfans und New-York-Liebhaber auf ihre Kosten kommen.

Veröffentlicht am 06.05.2018

Die Abgründe zwischen uns

Die Lichter unter uns
0

Anna Falk, eine freie Journalistin, ist 43 Jahre alt, als sie mit ihrem Mann Jo, Tochter Judith (11) und Sohn Bruno (6) an den Ort ihrer Hochzeitsreise zurückkehrt. Die Gegend um den Ort Taormina auf Sizilien, ...

Anna Falk, eine freie Journalistin, ist 43 Jahre alt, als sie mit ihrem Mann Jo, Tochter Judith (11) und Sohn Bruno (6) an den Ort ihrer Hochzeitsreise zurückkehrt. Die Gegend um den Ort Taormina auf Sizilien, die damals so romantisch erschien, kann sie dieses Mal nicht so begeistern, denn das Geld ist knapp und die Leidenschaft in ihrer Ehe passé. In der zweiten Ferienwoche begegnet sie dem Blick von Alexander von Leppin (52), der mit seiner schwangeren und 25 Jahre jüngeren Freundin Zoe sowie seinem Sohn Florian ebenfalls Urlaub in dem italienischen Ort macht. Sie sucht die Nähe des Fremden und ist nahezu besessen von ihm. Er führt das sorglose Leben, das sie selbst gerne hätte. Doch ist er tatsächlich glücklich? Und welche dunklen Geheimnisse verbergen die anderen?

„Die Lichter unter uns“ von Verena Carl ist ein Roman über die Zweifel am eigenen Leben und die menschlichen Abgründe.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 17 Kapiteln. Die Handlung spielt – neben einigen Rückblenden – während der Urlaubstage auf der italienischen Insel. Erzählt wird aus der Perspektive von Anna und Alexander, aber auch aus der Sicht der anderen Erwachsenen: Florian, Zoe und Jo. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Sprachlich ist der Roman besonders gelungen. Die Autorin versteht es auf hervorragende Weise, die Stimmung und Gedanken der Personen sowie die Handlung in der Beschreibung der Natur und Umgebung zu spiegeln. Ihr poetischer Schreibstil enthält viele, teils originelle Metaphern, ist sehr atmosphärisch und schafft eine melancholische Grundstimmung. Die Sprache des Romans macht ihn zu einer lohnenswerten Lektüre.

Anna und Alexander sind zwei sehr unterschiedliche Hauptprotagonisten. Stück für Stück werden ihre menschlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten entblößt. Allerdings blieb mir vor allem Annas Verhalten leider bis zum Schluss fremd und nicht nachvollziehbar. Auch an der Gedanken- und Gefühlswelt der übrigen Personen kann der Leser teilhaben. Ein Geflecht aus Lügen, Ungesagtem und unerfüllten Träumen wird so aufgedeckt. Es zeigt sich, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Dabei überrascht die Handlung immer wieder mit Wendungen und neuen Geheimnissen.

Der Roman ist in sich stimmig. Er verzichtet auf Gefühlsduselei und Kitsch. Er bietet stattdessen viel Raum für Interpretationen und lässt bewusst einige Fragen offen. Leider driftet er gegen Ende etwas zu sehr ins Dramatische ab. Dennoch bleibt von der ersten bis zur letzten Seite ein nachdenklicher Grundton. Aufgegriffen werden universelle Fragen: Wann ist man glücklich? Hat man in seiner Vergangenheit die richtigen Entscheidungen getroffen? Wie könnte das Leben anders verlaufen? Gut gefallen hat mir auch die unterschwellige Gesellschaftskritik, die an mehreren Stellen der Geschichte aufblitzt und für weitere Denkimpulse sorgt.

Cover und Titel des Buches passen meiner Meinung nach gut zum Roman.

Mein Fazit:
„Die Lichter unter uns“ von Verena Carl ist ein insgesamt lesenswerter Roman, der vor allem in sprachlicher Hinsicht heraussticht.

Veröffentlicht am 02.05.2018

Von der Freiheit und dem literarischen Schaffen

Ich wollte nur Geschichten erzählen
0

Als Rafik Schami im März 1971 in Deutschland ankam, ahnte er nicht, welche Hürden auf ihn warten würden. Mit dem Entschluss, seine Heimat Damaskus in Syrien zu verlassen, entschied er sich für die Freiheit ...

Als Rafik Schami im März 1971 in Deutschland ankam, ahnte er nicht, welche Hürden auf ihn warten würden. Mit dem Entschluss, seine Heimat Damaskus in Syrien zu verlassen, entschied er sich für die Freiheit und gegen die Diktatur. Dieser Schritt war gut überlegt. Doch wie schafft es ein Exilautor, auch im Ausland zu publizieren? Mit welchen Schwierigkeiten hat er zu kämpfen? Und wie konnte der Schriftsteller dennoch mit seinen Geschichten erfolgreich zu werden? Antworten auf diese Fragen liefert Schami selbst, indem er über sein Schaffen als Autor berichtet.

Mit „Ich wollte nur Geschichten erzählen – Mosaik der Fremde“ gibt Rafik Schami Einblick in seine literarische Arbeit und die Kunst des Erzählens.

Meine Meinung:
In 65 kurzen Kapiteln, den Steinchen des Mosaiks, berichtet Rafik Schami in der Ich-Perspektive über das Leben als Exilautor. Er beginnt mit seiner Ankunft in Deutschland und fährt fort mit den weiteren Jahren bis zur jüngsten Vergangenheit, allerdings nicht in chronologischer Reihenfolge.

Sprachlich ist das Buch sehr gelungen. Die Freude am Erzählen merkt man dem Autor in jedem Kapitel an.

Intensiv beleuchtet Schami die unterschiedlichen Facetten des literarischen Schaffens eines Schriftstellers, der fernab der Heimat im Exil lebt: von den Schwierigkeiten, in einer fremden Sprache zu schreiben, von den Anfeindungen der Kollegen, von den Problemen, einen Verlag zu finden, von Rassismus und offenen Drohungen, von seinen Tricks, einen guten Roman zu verfassen, und vom freien Vortragen bei Lesungen. Dazu erwarten den Leser interessante Ansichten und Einblicke, denn Schami hält mir seiner Meinung nicht hinter dem Berg und rechnet in deutlichen Worten mit Kritikern, Kollegen, politischen Feinden und Neidern ab. Wiederholt und sehr anschaulich erklärt er die Zustände in Syrien, die dazu geführt haben, dass er seine Heimat verließ und sie bis heute meidet. Die Passagen sind von Traurigkeit und Bitterkeit bestimmt und machen nachdenklich.

Immer wieder geht es auch um sein Heimweh nach Damaskus und die Trennung von der Familie. Auch teils amüsante, teils schockierende Anekdoten, die das Buch auflockern und lebhaft machen, streut der Autor ein. Als Autobiografie würde ich dieses Buch jedoch nicht einordnen. Insgesamt blieb mir Schami als Person, also jenseits der Schriftstellerei, trotz allem leider nämlich noch ein wenig fremd, denn er lüftet den Vorhang nur leicht, was sein persönliches Leben betrifft. Darüber gibt er nicht viel preis. Dies ist schade, denn weitreichendere Einblicke hätten die Lektüre noch intensiver und emotionaler werden lassen.

Das Cover und der Titel passen gut zum Inhalt. Ich habe das Buch als ungekürzte Lesung genossen. Die Hörbuch-Edition wird auf gewohnt angenehme Art von Wolfgang Berger gesprochen.

Mein Fazit:
„Ich wollte nur Geschichten erzählen – Mosaik der Fremde“ von Rafik Schami ist nicht nur für Literaturbegeisterte eine interessante, lehrreiche und unterhaltsame Lektüre.

Veröffentlicht am 02.05.2018

Zwei Frauen auf der Suche

Die Schönheit der Nacht
0

Dr. Stéphenie Claire Cousteau ist eine 44-jährige Frau, die auf den ersten Blick alles hat. Sie arbeitet als Verhaltensbiologin an einer Pariser Universität. Mit ihrem Mann Gilles, einem Komponisten, führt ...

Dr. Stéphenie Claire Cousteau ist eine 44-jährige Frau, die auf den ersten Blick alles hat. Sie arbeitet als Verhaltensbiologin an einer Pariser Universität. Mit ihrem Mann Gilles, einem Komponisten, führt Claire seit vielen Jahren eine Ehe. Der gemeinsame Sohn Nicolas, kurz Nico, ist erwachsen. Dennoch hat die Professorin das Gefühl, dass ihr irgendetwas fehlt. Auch Julie, die 19-jährige Freundin von Nico und Angestellte in einem Hotel, ist noch auf der Suche. Ein gemeinsamer Aufenthalt in der Bretagne bringt die beiden Frauen einander näher, die ein Geheimnis teilen…

„Die Schönheit der Nacht“ ist ein anspruchsvoller Roman von Nina George über die Suche nach Freiheit, nach Liebe, nach dem Sinn des Lebens und letztendlich nach sich selbst.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 33 Kapiteln von angenehmer Länge. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Claire und der von Julie.

Begeistern konnte mich wieder einmal der intensive Erzählstil der Autorin. Die Sprache ist voll von Emotionen und tollen Sprachbildern. Immer wieder gibt es poetisch anmutende Passagen. Eingebaut werden auch wundervolle Zitate aus Liedern und anderen Werken. Dabei werden auf hervorragende Art Stimmungen transportiert wie beispielsweise eine Melancholie, die sich durch weite Teile des Romans zieht.

Durch diese besondere Art des Erzählens fiel es mir leicht, die Gedanken- und Gefühlswelt von Claire nachzuvollziehen. Die Vielschichtigkeit der Hauptprotagonistin hat mir gut gefallen. Auch Claire wirkt sehr authentisch und ist ein reizvoller Charakter.

Inhaltlich ist der Roman sehr tiefgründig und bietet viele Denkanstöße. Gleich mehrere Fragen philosophischer Art werden aufgeworfen. Unterschiedliche Facetten der Weiblichkeit werden thematisiert. Somit konnte mich der Roman nicht nur emotional bewegen, sondern auch zum Nachdenken anregen. Obwohl er erst ab dem letzten Drittel an Spannung gewinnt und gegen Ende mit einer Wendung überrascht, kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Dazu trägt das französische Flair bei, was für mich ein weiterer Pluspunkt ist.

Interessant sind auch die ausführlichen Dankesworte zum Ende des Romans. Sie geben unter anderem Aufschluss über die Entstehung der Geschichte.

Sehr gelungen ist auch die schöne und hochwertige Aufmachung der gebundenen Ausgabe. Das Cover ist ansprechend und geheimnisvoll. Auch der klangvolle Titel ist treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Die Schönheit der Nacht“ von Nina Georg ist ein besonderer Roman der leisen Töne, der bei mir noch eine Weile nachklingen wird. Ich kann die Lektüre sehr empfehlen.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Das unheimliche Pflegekind

Das Böse in deinen Augen
0

Die elfjährige Ellie Atkinson ist vielen unheimlich. Als Pflegekind ist sie in die Familie Jefferson gekommen, nachdem ihre Eltern und ihr Bruder bei einem Brand gestorben sind und sie als einzige überlebt ...

Die elfjährige Ellie Atkinson ist vielen unheimlich. Als Pflegekind ist sie in die Familie Jefferson gekommen, nachdem ihre Eltern und ihr Bruder bei einem Brand gestorben sind und sie als einzige überlebt hat. Das Mädchen wird als Hexe beschimpft und gehänselt. Sie sei gefährlich und könne schreckliche Dinge auslösen, heißt es. Kinderpsychologin Imogen Reid, die nach einer Entlassung zurück in ihren englischen Heimatort Gaunt zieht, will das anfangs nicht glauben. Als sie Ellies Fall übernimmt, hält sie die Gerüchte für übertrieben. Doch je näher sie Ellie kommt, desto merkwürdiger erscheint ihr das Mädchen. War es etwa ein Fehler, ihr zu vertrauen?

„Das Böse in deinen Augen“ ist ein spannender Psychothriller von Jenny Blackhurst.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 100 Kapiteln, die von einem Pro- und einem Epilog eingerahmt werden. Erzählt wird zum Teil aus der Ich-Perspektive von Imogen, zum Teil aus der Sicht Ellies und weiterer Personen – jeweils im Präsens. Dieser Aufbau hat mir gut gefallen.

Der Schreibstil ist – wie von Jenny Blackhurst gewohnt – flüssig, angenehm, anschaulich und packend. Durch die Kürze der Kapitel entsteht ein recht hohes Erzähltempo. Zudem gelingt es der Autorin gut, eine gruselige und beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Dadurch konnte mich der Thriller schnell fesseln.

Mit Imogen und Ellie stehen zwei reizvolle und vielschichtige Charaktere im Vordergrund. Sie haben ihre Schattenseiten und waren mir dennoch nicht unsympathisch. Der Leser bekommt interessante Einblicke in das Gefühlsleben der beiden. Der Thriller erhält so psychologische Tiefe. Authentisch wirken auch die Nebenfiguren wie beispielsweise Imogens Ehemann Dan, Pflegemutter Sarah Jefferson und ihre leiblichen Kinder.

Die rätselhaften Erlebnisse rund um Ellie werden Stück für Stück geschildert. Auch in Imogens Vergangenheit gibt es einige Geheimnisse. So wirft der Thriller immer wieder neue Fragen auf und macht mysteriöse Andeutungen. Geschickt sät die Autorin Zweifel an gleich mehreren Personen. Dadurch bleibt die Lektüre bis zum Ende spannend und unvorhersehbar. Beim Lesen habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt, sondern das Miträtseln genossen. Die überraschende Auflösung finde ich überzeugend.

Eine Stärke des Thrillers ist es auch, dass er wichtige Themen wie Mobbing aufgreift. Außerdem geht es um Ängste und Traumata. Dadurch regt das Buch zum Nachdenken an.

Das Cover lässt nur einen indirekten inhaltlichen Bezug zur Geschichte erkennen. Es passt aber gut zu den übrigen Büchern der Autorin und gefällt mir optisch gut. Der Titel weicht zwar deutlich vom englischen Original („The Foster Child“) ab, ist aber treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Das Böse in deinen Augen“ ist ein gelungener Spannungsroman, der für unterhaltsame Lesestunden sorgt. Er macht Lust auf weitere Thriller von Jenny Blackhurst.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Geschichte