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Veröffentlicht am 26.04.2018

Eine Reise in die eigene Vergangenheit

Ein mögliches Leben
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Eigentlich sollte Franz Schneider im Jahr 1944 ein Teil der Gegenoffensive Hitlers sein. Stattdessen landete der Bergmann in amerikanischer Gefangenschaft. 70 Jahre später ist Franz verwitwet und hat einen ...

Eigentlich sollte Franz Schneider im Jahr 1944 ein Teil der Gegenoffensive Hitlers sein. Stattdessen landete der Bergmann in amerikanischer Gefangenschaft. 70 Jahre später ist Franz verwitwet und hat einen Wunsch: Der fast 90-Jährige will noch einmal zurück nach Texas und das ehemalige Lager sehen. Sein Enkel Martin, ein Lehrer in den unbezahlten Sommerferien, kann ihm die Bitte nicht abschlagen und lässt sich ein auf die letzte große Reise seines Großvaters. In den USA werden für den alten Mann die Kriegsjahre und die Zeit danach wieder lebendig. Endlich findet Franz die Worte für das, was sein Leben damals verändert hat. Mit jeder Erinnerung kommt Martin seinem Opa näher. Und langsam beginnt er die Brüche zu begreifen, die sich durch seine Familie ziehen…

„Ein mögliches Leben“ ist ein bewegender Roman von Hannes Köhler.

Meine Meinung:
Aufgeteilt ist das Buch in sechs Kapitel. Darüber hinaus gibt es einen Pro- und einen Epilog. Passagen aus der Gegenwart wechseln sich mit Rückblicken beziehungsweise Erinnerungen ab. Die Verknüpfung von damals und heute ist fließend und dabei gut gelungen.

Den Erzählstil habe ich als angenehm und anschaulich empfunden. Die Sprache ist sehr klar. Dennoch schwingen viele Emotionen und Stimmungen mit und es entstehen viele Bilder. Dadurch konnte mich der Roman in seinen Bann ziehen.

Franz und Martin sind zwei interessante und authentisch dargestellte Hauptprotagonisten. Ich fand es berührend zu lesen, wie sich ihre Beziehung entwickelt. Trotz seiner zweifelhaften Vergangenheit war mir Franz nicht unsympathisch. Die Reise der beiden habe ich gerne verfolgt.

Ein Pluspunkt des Romans ist es, dass hier das interessante Thema der Kriegsgefangenschaft so detailliert und glaubwürdig aufgegriffen wird. Es bietet dem Leser nicht nur einen Erkenntnisgewinn, sondern regt auch zum Nachdenken an. Dass der Autor zwei Monate lang auf Recherchereise in den Vereinigten Staaten war und sich fundiert in die Materie eingearbeitet hat, merkt man dem Buch an. Dennoch ist es keine trockene Lektüre, sondern eine Geschichte, die emotional berührt.

Das Cover ist ein Blickfang, der neugierig macht und inhaltlich gut zur Geschichte passt. Auch der Titel ist überzeugend.

Mein Fazit:
„Ein mögliches Leben“ von Hannes Köhler ist ein lesenswerter Roman, der mir schöne Lesestunden bereitet hat. Eine überzeugende Geschichte, die nicht nur die Vergangenheit einer Familie, sondern einer ganzen Generation beleuchtet.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Wenn die Gier nach Geld keine Grenzen kennt

Offshore
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Bei einem Staatsakt in der Hafenstadt Valparaiso in Chile kann Paul Margis einen großen Erfolg verkünden. Der Verhandlungsstratege der Bundesregierung hat entscheidend daran mitgewirkt, dass eine internationale ...

Bei einem Staatsakt in der Hafenstadt Valparaiso in Chile kann Paul Margis einen großen Erfolg verkünden. Der Verhandlungsstratege der Bundesregierung hat entscheidend daran mitgewirkt, dass eine internationale Partnerschaft zur Ausschöpfung einer neuen Rohstoffquelle im Pazifik eingegangen wird, die Tiefseeförderung von sogenannten Manganknollen. Doch schon wenige Stunden nach seinem Auftritt vor den Kameras will man ihm den Mord an dem Wissenschaftler Eduard Maining anhängen, der die neue Abbautechnologie erforscht hat. Mitten in der Nacht stürmen Polizisten sein Hotelzimmer und nehmen ihn fest. Um seinen Ruf zu retten, muss Paul herausfinden, was der Tote wusste. Doch damit gerät er erst recht ins Visier mächtiger Gegner und in den Strudel eines Komplotts…

„Offshore“ ist ein spannender Wirtschaftsthriller von Till Berger.

Meine Meinung:
Aufgeteilt ist das Buch in 78 Kapitel, denen ein spannender Prolog vorangestellt ist. Die Handlung wechselt zwischen Chile, Deutschland, Frankreich und der Schweiz.

Der Schreibstil ist angenehm und liest sich flüssig. Schon nach wenigen Seiten bin ich in der Geschichte versunken, die mich packen konnte.

Die Personen sind vielschichtig angelegt. Hauptprotagonist Paul ist für mich kein großer Sympathieträger, aber ein interessanter Charakter und - ebenso wie die anderen Figuren - authentisch dargestellt.

Thematisch ist der Thriller sehr interessant, aber auch anspruchsvoll. Es geht um Energiegewinnung, Umweltschutz, Technik, die Finanzwelt und politische Verstrickungen. Die Zusammenhänge kann der Autor gut erklären. Zwar ist beim Lesen viel Aufmerksamkeit gefordert. Jedoch lohnt sich die Lektüre, denn die komplexe Thematik macht eine der Stärke des Thrillers aus.

Die Handlung ist spannend und trotz der eher hohen Seitenzahl kurzweilig. Der Thriller kann einige Wendungen bieten, die Auflösung wirkt absolut schlüssig. Immer wieder wird der Leser auf falsche Fährten geführt und fragt sich, wem zu trauen ist und wem nicht. Nur an manchen Stellen hat der Autor ein wenig zu viel aufgetragen. Das schmälert den Lesegenuss jedoch kaum.

Das Cover gefällt mir sehr gut und passt gut zur Geschichte. Das Taschenbuch kann mit einer besonderen Haptik punkten. Auch der knappe Titel ist aussagekräftig und treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Offshore“ von Till Berger ist ein lesenswerter Wirtschaftsthriller, der mir spannende Lesestunden bereitet hat. Er hebt sich durch seine Komplexität positiv von anderen Büchern des Genres ab.

Veröffentlicht am 23.04.2018

Die Architektur des Himmels

Perfect Memories
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London in der Zukunft: Der 36-jährige Jarek Woods ist todkrank. Ein unheilbarer Hirntumor wurde bei dem attraktiven Journalisten entdeckt, er hat nur noch kurze Zeit zu leben. Er will eine neue Technologie ...

London in der Zukunft: Der 36-jährige Jarek Woods ist todkrank. Ein unheilbarer Hirntumor wurde bei dem attraktiven Journalisten entdeckt, er hat nur noch kurze Zeit zu leben. Er will eine neue Technologie nutzen, die ihm nach seinem Tod eine Art des angenehmen Weiterlebens ermöglicht – und zwar im künstlichen Jenseits. Genau das will Isobel Argent, eine 31-jährige Himmelsarchitektin, für ihn schaffen. Seit zehn Jahren arbeitet sie in einer renommierten Agentur, die sich darauf spezialisiert hat. Während die beiden dabei sind, für Jareks virtuellen Himmel die schönsten seiner Erinnerungen zusammenzutragen, verlieben sie sich ineinander. Und auch das Leben von Izzy gerät völlig aus den Fugen…

„Perfect memories“ von Holly Cave ist ein spannender Roman mit einer interessanten Zukunftsvision.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 33 Kapiteln. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Isobel, und zwar vorwiegend im Präsens. Diesen Aufbau finde ich gelungen.

Der Erzählstil ist anschaulich und flüssig. Durch die kreative Grundidee des künstlichen Jenseits hatte das Buch sofort meine Aufmerksamkeit. Das Worldbuilding ist durchdacht und überzeugend erklärt. Mir fiel es nicht sonderlich schwer, mich in die ferne Welt der Zukunft hineinzudenken. Die Visionen der Autorin, zum Beispiel der Kalte Krieg gegen China, scheinen mir nicht unrealistisch.

Die Charaktere sind dagegen ein wenig die Schwäche des Romans. Die Liebesgeschichte von Isobel und Jarek bleibt, was die Emotionen angeht, etwas zu sehr an der Oberfläche. Beide Figuren sind interessant, vielschichtig und mir nicht unsympathisch. Jedoch macht es die Autorin dem Leser nicht ganz so einfach, einen Zugang zu ihnen zu finden.

Ein Pluspunkt der Geschichte sind wiederum die ethischen und moralischen Aspekte, die die neue Technologie aufwirft. Einige interessante Fragen, die uns in Zukunft erwarten, werden thematisiert. Auch darüber hinaus regt der Roman zum Nachdenken an: Was würde man selbst in seinem Himmel haben wollen? Dabei bietet die Geschichte philosophisch angehauchte Denkimpulse, zum Beispiel den Hinweis, dass schöne Erinnerungen nur deshalb schön sind, weil man eben auch traurige Erlebnisse kennt.

Die Handlung ist insgesamt recht kurzweilig. Mehrfach gibt es spannende Passagen. Auch einige Wendungen sind in den Roman eingebaut.

Das Cover finde ich sehr schön. Das Gesicht erkennt man erst auf den zweiten Blick. Den deutschen Titel finde ich nicht ganz so passend wie das Original („The Memory Chamber“), da es ja nicht nur um schöne Erinnerungen geht.

Mein Fazit:
Auch wenn „Perfect memories“ leider nicht ganz das Potenzial der Geschichte ausgeschöpft hat, hat mir der originelle Roman von Holly Cave unterhaltsame Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 20.04.2018

Gescheiterte Persönlichkeiten

So enden wir
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Porto Alegre im Jahr 2014: Andrei Dukelsky wird bei einem Raubüberfall mit nur 36 Jahren getötet. Als großes Talent der zeitgenössischen brasilianischen Literatur ist Duke bekannt und bei vielen beliebt. ...

Porto Alegre im Jahr 2014: Andrei Dukelsky wird bei einem Raubüberfall mit nur 36 Jahren getötet. Als großes Talent der zeitgenössischen brasilianischen Literatur ist Duke bekannt und bei vielen beliebt. Sein Tod führt seine früheren Freunde nach mehreren Jahren wieder zusammen: die 33-jährige Stipendiatin Aurora, den 42-jährigen freiberuflichen Journalisten Emiliano und Antero Latvala, Mitte 30, verheirateter Familienvater und Firmenchef. Ende der 1990er-Jahre waren die drei Männer und die Frau ein untrennbares Team, schrieben zusammen für ein Fanzine und galten als die Vertreter einer neuen Gegenkultur. Nun kommen die drei verbliebenen Freunde ins Grübeln: Wie war das früher? Was ist aus ihnen geworden? Und: Wer war dieser Duke wirklich?

„So enden wir“ von Daniel Galera ist ein moderner Roman über die Tiefen der menschlichen Seele.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der drei Hauptprotagonisten Aurora, Emiliano und Antero – abwechselnd und jeweils aus der Ich-Perspektive. Dieser Aufbau gefällt mir ganz gut, wobei gerade die Übergänge schwierig sind. Vermutlich spielt der Autor bewusst damit, den Leser länger im Unklaren zu lassen, welche Person gerade im Fokus steht.

Sprachlich ist der Roman sehr interessant. Ungewöhnlich und hervorstechend ist der Schreibstil, der wegen der langen Sätze, die immer wieder eingestreut werden, zum Teil etwas sperrig und anstrengend ist. Der Autor scheut nicht davor zurück, Fremdwörter zu verwenden. Insgesamt ist die Sprache allerdings sehr klar, bisweilen schonungslos offen, derb oder sogar vulgär. Dabei zeigt sich eine Versessenheit in Details. Leider variiert der Erzählstil zwischen den Personen jedoch kaum, wodurch die Ich-Perspektive vor allem in den Aurora betreffenden Passagen nicht besonders authentisch wirkt.

Zu keinem der drei Hauptprotagonisten konnte ich einen Zugang finden. Positiv anzumerken ist, dass es sich um Personen mit Ecken und Kanten handelt, die einen Einblick in menschliche Abgründe bieten und realitätsnah geschildert werden. Es sind Anti-Helden, die alles andere als sympathisch sind. Sie alle sind gescheitert, was ihre Wünsche und Ideale angeht. Jedoch fiel es mir schwer, ihr Denken und Handeln nachzuvollziehen, was mir am ehesten noch bei Aurora gelungen ist. Sie ist ebenso wie Emiliano und Antero in einer Endzeitstimmung, deren Gründe sich mir leider nicht ganz erschließen konnten.

Die Handlung ist recht überschaubar. Immer wieder gibt es Rückblenden zu der Zeit um den Jahrtausendwechsel, die auf mich jedoch etwas unzusammenhängend wirkten. Das eher offene Ende gibt einen Hoffnungsschimmer.

Gut gefallen haben mir die gesellschaftlichen Themen, die im Roman zum Ausdruck kommen. Dabei gibt es einige interessante Denkanstöße. Es wird recht deutlich, dass hier Krisen und Probleme angesprochen werden, die in Brasilien oder sogar weltweit relevant sind: Umweltverschmutzung, Überbevölkerung, die Schattenseiten des Internets, Armut, Korruption und sonstige Kriminalität. Sogar die berufliche Benachteiligung von Frauen wird thematisiert. Zu viel Raum nehmen dagegen die sexuellen Passagen ein. Selbst extreme Vorlieben und Praktiken werden unnötigerweise fast erschöpfend beschrieben.

Das Cover entspricht mich zwar nicht meinem Geschmack, ist aber durchaus passend. Der Titel ist treffend gewählt.

Mein Fazit:
Der Roman „So enden wir“ von Daniel Galera ist eine gezielte Provokation, ein Buch, das aufrütteln und nachdenklich machen will. Während die Intention und die Ansätze mir sehr zugesagt haben, konnte mich die Umsetzung leider nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Der Feind im Ehebett?

Wahrheit gegen Wahrheit
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Mit ihrem Mann Matt, einem IT-Spezialisten, und ihren vier Kindern lebt Vivian Miller in einem Vorort von Washington. Als Spionageabwehr-Analystin bei der CIA hat sie einen spannenden Job. Mithilfe eines ...

Mit ihrem Mann Matt, einem IT-Spezialisten, und ihren vier Kindern lebt Vivian Miller in einem Vorort von Washington. Als Spionageabwehr-Analystin bei der CIA hat sie einen spannenden Job. Mithilfe eines speziellen Algorithmus will Vivian, kurz Viv, ein Netz von russischen Spionen in den USA enttarnen. Sie schafft es, den Computer eines Agentenbetreuers zu durchsuchen. Dabei stößt sie auf fünf Fotos, die die „Schläfer“ zeigen, die auf amerikanischem Boden arbeiten. Was sie dabei entdeckt, schockiert sie und bringt alles, was ihr wichtig ist, in Gefahr: ihre Familie, ihre Ehe, ihren Job. Vivian beginnt zu zweifeln: Ist Matt nicht nur ein perfekter Ehemann und Vater, sondern auch ein perfekter Lügner? Sie steckt in einem Dilemma.

„Wahrheit gegen Wahrheit“ ist der Debütroman von Karen Cleveland.

Meine Meinung:
Der Thriller besteht aus 25 Kapiteln. Er beginnt mit einem Prolog und endet mit einem Epilog. Erzählt wird im Präsens aus der Sicht von Vivian in der Ich-Perspektive.

Der Erzählstil ist angenehm und lebhaft. Es fiel mir leicht, in die Geschichte einzutauchen. Schon nach wenigen Seiten hat mich der Roman gefesselt, sodass ich das Buch nur ungerne zur Seite gelegt habe.

Auch inhaltlich konnte mich der Thriller überzeugen. Vivian kommt als Hauptprotagonistin sympathisch und glaubhaft rüber. Ihre Gedanken- und Gefühlswelt und ihre ganzen menschlichen Seiten werden recht deutlich, so dass ich ihr Handeln gut nachvollziehen und mit ihr mitfiebern konnte. Sie und die anderen Mitarbeiter werden authentisch beschrieben. An diesem Punkt merkt man, dass sich die Personen und Abläufe zum Teil von anderen Thrillern unterscheiden. Ich finde es sehr ansprechend, dass Vivian nicht das typische Klischee einer CIA-Mitarbeiterin bedient. Dies ist wahrscheinlich der persönlichen Berufserfahrung der Autorin geschuldet, die ja bereits selbst in diesem Job gearbeitet hat.

Das Szenario hat schnell meine Neugier geweckt. Die Handlung ist absolut schlüssig und wird nicht zu langatmig. Im Gegenteil: Mehrfach gibt es interessante Wendungen, die die Geschichte spannend halten.

Das Cover gefällt mir sehr gut, denn es ist nicht nur ansprechend gestaltet, sondern passt auch gut zum Inhalt. Ich finde auch prima, dass es sich an der amerikanischen Hardcover-Ausgabe anlehnt. Der deutsche Titel weicht wiederum stark vom Original („Need To Know“) ab, ist aber treffend gewählt.

Mein Fazit:
“Wahrheit gegen Wahrheit” von Karen Cleveland ist ein lesenswerter Thriller, der für unterhaltsame Lesestunden sorgt. Ich bin bereits auf die geplante Verfilmung gespannt, die ich mir sicherlich anschauen werde.