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Veröffentlicht am 02.05.2018

Zwei Frauen auf der Suche

Die Schönheit der Nacht
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Dr. Stéphenie Claire Cousteau ist eine 44-jährige Frau, die auf den ersten Blick alles hat. Sie arbeitet als Verhaltensbiologin an einer Pariser Universität. Mit ihrem Mann Gilles, einem Komponisten, führt ...

Dr. Stéphenie Claire Cousteau ist eine 44-jährige Frau, die auf den ersten Blick alles hat. Sie arbeitet als Verhaltensbiologin an einer Pariser Universität. Mit ihrem Mann Gilles, einem Komponisten, führt Claire seit vielen Jahren eine Ehe. Der gemeinsame Sohn Nicolas, kurz Nico, ist erwachsen. Dennoch hat die Professorin das Gefühl, dass ihr irgendetwas fehlt. Auch Julie, die 19-jährige Freundin von Nico und Angestellte in einem Hotel, ist noch auf der Suche. Ein gemeinsamer Aufenthalt in der Bretagne bringt die beiden Frauen einander näher, die ein Geheimnis teilen…

„Die Schönheit der Nacht“ ist ein anspruchsvoller Roman von Nina George über die Suche nach Freiheit, nach Liebe, nach dem Sinn des Lebens und letztendlich nach sich selbst.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 33 Kapiteln von angenehmer Länge. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Claire und der von Julie.

Begeistern konnte mich wieder einmal der intensive Erzählstil der Autorin. Die Sprache ist voll von Emotionen und tollen Sprachbildern. Immer wieder gibt es poetisch anmutende Passagen. Eingebaut werden auch wundervolle Zitate aus Liedern und anderen Werken. Dabei werden auf hervorragende Art Stimmungen transportiert wie beispielsweise eine Melancholie, die sich durch weite Teile des Romans zieht.

Durch diese besondere Art des Erzählens fiel es mir leicht, die Gedanken- und Gefühlswelt von Claire nachzuvollziehen. Die Vielschichtigkeit der Hauptprotagonistin hat mir gut gefallen. Auch Claire wirkt sehr authentisch und ist ein reizvoller Charakter.

Inhaltlich ist der Roman sehr tiefgründig und bietet viele Denkanstöße. Gleich mehrere Fragen philosophischer Art werden aufgeworfen. Unterschiedliche Facetten der Weiblichkeit werden thematisiert. Somit konnte mich der Roman nicht nur emotional bewegen, sondern auch zum Nachdenken anregen. Obwohl er erst ab dem letzten Drittel an Spannung gewinnt und gegen Ende mit einer Wendung überrascht, kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Dazu trägt das französische Flair bei, was für mich ein weiterer Pluspunkt ist.

Interessant sind auch die ausführlichen Dankesworte zum Ende des Romans. Sie geben unter anderem Aufschluss über die Entstehung der Geschichte.

Sehr gelungen ist auch die schöne und hochwertige Aufmachung der gebundenen Ausgabe. Das Cover ist ansprechend und geheimnisvoll. Auch der klangvolle Titel ist treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Die Schönheit der Nacht“ von Nina Georg ist ein besonderer Roman der leisen Töne, der bei mir noch eine Weile nachklingen wird. Ich kann die Lektüre sehr empfehlen.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Das unheimliche Pflegekind

Das Böse in deinen Augen
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Die elfjährige Ellie Atkinson ist vielen unheimlich. Als Pflegekind ist sie in die Familie Jefferson gekommen, nachdem ihre Eltern und ihr Bruder bei einem Brand gestorben sind und sie als einzige überlebt ...

Die elfjährige Ellie Atkinson ist vielen unheimlich. Als Pflegekind ist sie in die Familie Jefferson gekommen, nachdem ihre Eltern und ihr Bruder bei einem Brand gestorben sind und sie als einzige überlebt hat. Das Mädchen wird als Hexe beschimpft und gehänselt. Sie sei gefährlich und könne schreckliche Dinge auslösen, heißt es. Kinderpsychologin Imogen Reid, die nach einer Entlassung zurück in ihren englischen Heimatort Gaunt zieht, will das anfangs nicht glauben. Als sie Ellies Fall übernimmt, hält sie die Gerüchte für übertrieben. Doch je näher sie Ellie kommt, desto merkwürdiger erscheint ihr das Mädchen. War es etwa ein Fehler, ihr zu vertrauen?

„Das Böse in deinen Augen“ ist ein spannender Psychothriller von Jenny Blackhurst.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 100 Kapiteln, die von einem Pro- und einem Epilog eingerahmt werden. Erzählt wird zum Teil aus der Ich-Perspektive von Imogen, zum Teil aus der Sicht Ellies und weiterer Personen – jeweils im Präsens. Dieser Aufbau hat mir gut gefallen.

Der Schreibstil ist – wie von Jenny Blackhurst gewohnt – flüssig, angenehm, anschaulich und packend. Durch die Kürze der Kapitel entsteht ein recht hohes Erzähltempo. Zudem gelingt es der Autorin gut, eine gruselige und beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Dadurch konnte mich der Thriller schnell fesseln.

Mit Imogen und Ellie stehen zwei reizvolle und vielschichtige Charaktere im Vordergrund. Sie haben ihre Schattenseiten und waren mir dennoch nicht unsympathisch. Der Leser bekommt interessante Einblicke in das Gefühlsleben der beiden. Der Thriller erhält so psychologische Tiefe. Authentisch wirken auch die Nebenfiguren wie beispielsweise Imogens Ehemann Dan, Pflegemutter Sarah Jefferson und ihre leiblichen Kinder.

Die rätselhaften Erlebnisse rund um Ellie werden Stück für Stück geschildert. Auch in Imogens Vergangenheit gibt es einige Geheimnisse. So wirft der Thriller immer wieder neue Fragen auf und macht mysteriöse Andeutungen. Geschickt sät die Autorin Zweifel an gleich mehreren Personen. Dadurch bleibt die Lektüre bis zum Ende spannend und unvorhersehbar. Beim Lesen habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt, sondern das Miträtseln genossen. Die überraschende Auflösung finde ich überzeugend.

Eine Stärke des Thrillers ist es auch, dass er wichtige Themen wie Mobbing aufgreift. Außerdem geht es um Ängste und Traumata. Dadurch regt das Buch zum Nachdenken an.

Das Cover lässt nur einen indirekten inhaltlichen Bezug zur Geschichte erkennen. Es passt aber gut zu den übrigen Büchern der Autorin und gefällt mir optisch gut. Der Titel weicht zwar deutlich vom englischen Original („The Foster Child“) ab, ist aber treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Das Böse in deinen Augen“ ist ein gelungener Spannungsroman, der für unterhaltsame Lesestunden sorgt. Er macht Lust auf weitere Thriller von Jenny Blackhurst.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Geschichte
Veröffentlicht am 26.04.2018

Eine Reise in die eigene Vergangenheit

Ein mögliches Leben
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Eigentlich sollte Franz Schneider im Jahr 1944 ein Teil der Gegenoffensive Hitlers sein. Stattdessen landete der Bergmann in amerikanischer Gefangenschaft. 70 Jahre später ist Franz verwitwet und hat einen ...

Eigentlich sollte Franz Schneider im Jahr 1944 ein Teil der Gegenoffensive Hitlers sein. Stattdessen landete der Bergmann in amerikanischer Gefangenschaft. 70 Jahre später ist Franz verwitwet und hat einen Wunsch: Der fast 90-Jährige will noch einmal zurück nach Texas und das ehemalige Lager sehen. Sein Enkel Martin, ein Lehrer in den unbezahlten Sommerferien, kann ihm die Bitte nicht abschlagen und lässt sich ein auf die letzte große Reise seines Großvaters. In den USA werden für den alten Mann die Kriegsjahre und die Zeit danach wieder lebendig. Endlich findet Franz die Worte für das, was sein Leben damals verändert hat. Mit jeder Erinnerung kommt Martin seinem Opa näher. Und langsam beginnt er die Brüche zu begreifen, die sich durch seine Familie ziehen…

„Ein mögliches Leben“ ist ein bewegender Roman von Hannes Köhler.

Meine Meinung:
Aufgeteilt ist das Buch in sechs Kapitel. Darüber hinaus gibt es einen Pro- und einen Epilog. Passagen aus der Gegenwart wechseln sich mit Rückblicken beziehungsweise Erinnerungen ab. Die Verknüpfung von damals und heute ist fließend und dabei gut gelungen.

Den Erzählstil habe ich als angenehm und anschaulich empfunden. Die Sprache ist sehr klar. Dennoch schwingen viele Emotionen und Stimmungen mit und es entstehen viele Bilder. Dadurch konnte mich der Roman in seinen Bann ziehen.

Franz und Martin sind zwei interessante und authentisch dargestellte Hauptprotagonisten. Ich fand es berührend zu lesen, wie sich ihre Beziehung entwickelt. Trotz seiner zweifelhaften Vergangenheit war mir Franz nicht unsympathisch. Die Reise der beiden habe ich gerne verfolgt.

Ein Pluspunkt des Romans ist es, dass hier das interessante Thema der Kriegsgefangenschaft so detailliert und glaubwürdig aufgegriffen wird. Es bietet dem Leser nicht nur einen Erkenntnisgewinn, sondern regt auch zum Nachdenken an. Dass der Autor zwei Monate lang auf Recherchereise in den Vereinigten Staaten war und sich fundiert in die Materie eingearbeitet hat, merkt man dem Buch an. Dennoch ist es keine trockene Lektüre, sondern eine Geschichte, die emotional berührt.

Das Cover ist ein Blickfang, der neugierig macht und inhaltlich gut zur Geschichte passt. Auch der Titel ist überzeugend.

Mein Fazit:
„Ein mögliches Leben“ von Hannes Köhler ist ein lesenswerter Roman, der mir schöne Lesestunden bereitet hat. Eine überzeugende Geschichte, die nicht nur die Vergangenheit einer Familie, sondern einer ganzen Generation beleuchtet.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Wenn die Gier nach Geld keine Grenzen kennt

Offshore
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Bei einem Staatsakt in der Hafenstadt Valparaiso in Chile kann Paul Margis einen großen Erfolg verkünden. Der Verhandlungsstratege der Bundesregierung hat entscheidend daran mitgewirkt, dass eine internationale ...

Bei einem Staatsakt in der Hafenstadt Valparaiso in Chile kann Paul Margis einen großen Erfolg verkünden. Der Verhandlungsstratege der Bundesregierung hat entscheidend daran mitgewirkt, dass eine internationale Partnerschaft zur Ausschöpfung einer neuen Rohstoffquelle im Pazifik eingegangen wird, die Tiefseeförderung von sogenannten Manganknollen. Doch schon wenige Stunden nach seinem Auftritt vor den Kameras will man ihm den Mord an dem Wissenschaftler Eduard Maining anhängen, der die neue Abbautechnologie erforscht hat. Mitten in der Nacht stürmen Polizisten sein Hotelzimmer und nehmen ihn fest. Um seinen Ruf zu retten, muss Paul herausfinden, was der Tote wusste. Doch damit gerät er erst recht ins Visier mächtiger Gegner und in den Strudel eines Komplotts…

„Offshore“ ist ein spannender Wirtschaftsthriller von Till Berger.

Meine Meinung:
Aufgeteilt ist das Buch in 78 Kapitel, denen ein spannender Prolog vorangestellt ist. Die Handlung wechselt zwischen Chile, Deutschland, Frankreich und der Schweiz.

Der Schreibstil ist angenehm und liest sich flüssig. Schon nach wenigen Seiten bin ich in der Geschichte versunken, die mich packen konnte.

Die Personen sind vielschichtig angelegt. Hauptprotagonist Paul ist für mich kein großer Sympathieträger, aber ein interessanter Charakter und - ebenso wie die anderen Figuren - authentisch dargestellt.

Thematisch ist der Thriller sehr interessant, aber auch anspruchsvoll. Es geht um Energiegewinnung, Umweltschutz, Technik, die Finanzwelt und politische Verstrickungen. Die Zusammenhänge kann der Autor gut erklären. Zwar ist beim Lesen viel Aufmerksamkeit gefordert. Jedoch lohnt sich die Lektüre, denn die komplexe Thematik macht eine der Stärke des Thrillers aus.

Die Handlung ist spannend und trotz der eher hohen Seitenzahl kurzweilig. Der Thriller kann einige Wendungen bieten, die Auflösung wirkt absolut schlüssig. Immer wieder wird der Leser auf falsche Fährten geführt und fragt sich, wem zu trauen ist und wem nicht. Nur an manchen Stellen hat der Autor ein wenig zu viel aufgetragen. Das schmälert den Lesegenuss jedoch kaum.

Das Cover gefällt mir sehr gut und passt gut zur Geschichte. Das Taschenbuch kann mit einer besonderen Haptik punkten. Auch der knappe Titel ist aussagekräftig und treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Offshore“ von Till Berger ist ein lesenswerter Wirtschaftsthriller, der mir spannende Lesestunden bereitet hat. Er hebt sich durch seine Komplexität positiv von anderen Büchern des Genres ab.

Veröffentlicht am 23.04.2018

Die Architektur des Himmels

Perfect Memories
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London in der Zukunft: Der 36-jährige Jarek Woods ist todkrank. Ein unheilbarer Hirntumor wurde bei dem attraktiven Journalisten entdeckt, er hat nur noch kurze Zeit zu leben. Er will eine neue Technologie ...

London in der Zukunft: Der 36-jährige Jarek Woods ist todkrank. Ein unheilbarer Hirntumor wurde bei dem attraktiven Journalisten entdeckt, er hat nur noch kurze Zeit zu leben. Er will eine neue Technologie nutzen, die ihm nach seinem Tod eine Art des angenehmen Weiterlebens ermöglicht – und zwar im künstlichen Jenseits. Genau das will Isobel Argent, eine 31-jährige Himmelsarchitektin, für ihn schaffen. Seit zehn Jahren arbeitet sie in einer renommierten Agentur, die sich darauf spezialisiert hat. Während die beiden dabei sind, für Jareks virtuellen Himmel die schönsten seiner Erinnerungen zusammenzutragen, verlieben sie sich ineinander. Und auch das Leben von Izzy gerät völlig aus den Fugen…

„Perfect memories“ von Holly Cave ist ein spannender Roman mit einer interessanten Zukunftsvision.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 33 Kapiteln. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Isobel, und zwar vorwiegend im Präsens. Diesen Aufbau finde ich gelungen.

Der Erzählstil ist anschaulich und flüssig. Durch die kreative Grundidee des künstlichen Jenseits hatte das Buch sofort meine Aufmerksamkeit. Das Worldbuilding ist durchdacht und überzeugend erklärt. Mir fiel es nicht sonderlich schwer, mich in die ferne Welt der Zukunft hineinzudenken. Die Visionen der Autorin, zum Beispiel der Kalte Krieg gegen China, scheinen mir nicht unrealistisch.

Die Charaktere sind dagegen ein wenig die Schwäche des Romans. Die Liebesgeschichte von Isobel und Jarek bleibt, was die Emotionen angeht, etwas zu sehr an der Oberfläche. Beide Figuren sind interessant, vielschichtig und mir nicht unsympathisch. Jedoch macht es die Autorin dem Leser nicht ganz so einfach, einen Zugang zu ihnen zu finden.

Ein Pluspunkt der Geschichte sind wiederum die ethischen und moralischen Aspekte, die die neue Technologie aufwirft. Einige interessante Fragen, die uns in Zukunft erwarten, werden thematisiert. Auch darüber hinaus regt der Roman zum Nachdenken an: Was würde man selbst in seinem Himmel haben wollen? Dabei bietet die Geschichte philosophisch angehauchte Denkimpulse, zum Beispiel den Hinweis, dass schöne Erinnerungen nur deshalb schön sind, weil man eben auch traurige Erlebnisse kennt.

Die Handlung ist insgesamt recht kurzweilig. Mehrfach gibt es spannende Passagen. Auch einige Wendungen sind in den Roman eingebaut.

Das Cover finde ich sehr schön. Das Gesicht erkennt man erst auf den zweiten Blick. Den deutschen Titel finde ich nicht ganz so passend wie das Original („The Memory Chamber“), da es ja nicht nur um schöne Erinnerungen geht.

Mein Fazit:
Auch wenn „Perfect memories“ leider nicht ganz das Potenzial der Geschichte ausgeschöpft hat, hat mir der originelle Roman von Holly Cave unterhaltsame Lesestunden beschert.