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Veröffentlicht am 04.03.2018

Wieso die Stille überall ist

Stille
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Der norwegische Bergsteiger und Extremwanderer Erling Kagge musste weit gehen, um sie zu erleben, die Stille. Auf seinen Expeditionen zu den beiden Polen und zum Mount Everest ist er fündig geworden. Doch ...

Der norwegische Bergsteiger und Extremwanderer Erling Kagge musste weit gehen, um sie zu erleben, die Stille. Auf seinen Expeditionen zu den beiden Polen und zum Mount Everest ist er fündig geworden. Doch auch in großen Städten wie New York und Oslo kann man sie finden, sagt er. Kagge ist überzeugt, dass die Stille überall ist und wir sie auch in uns selbst finden können. Doch was ist sie überhaupt? Und warum ist sie so wichtig?

„Stille – Ein Wegweiser“ ist ein interessantes Sachbuch von Erling Kagge.

Meine Meinung:
Nach einer Einleitung enthält das Buch 33 Kapitel, in denen unterschiedliche Facetten der Stille beleuchtet werden. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive.

Der Schreibstil ist sehr persönlich und passend zum Thema auch ruhig. Gleichzeitig gelingt es dem Autor, den Inhalt anschaulich zu vermitteln.

Der Leser erfährt einiges von Kagge, denn immer wieder sind Anekdoten eingestreut, die von seinen Extremtouren, aber auch dem Familienleben, dem beruflichen Alltag und Begegnungen mit bekannten Persönlichkeiten wie Elon Musk handeln. Diese Passagen waren allesamt interessant und haben mir gut gefallen.

Neben seinen eigenen Erfahrungen lässt der Autor auch Erkenntnisse aus der Wissenschaft sowie die Überzeugungen bekannter Philosophen einfließen. Die Erläuterungen sind gut nachvollziehbar und untermauern seine Aussagen, die ich schlüssig finde. Dabei übt er auch Gesellschaftskritik. So entsteht ein unterhaltsamer und informativer Mix. Zu keiner Zeit haben mich die Ausführungen gelangweilt. Kagges Äußerungen zum Thema Stille sind größtenteils inhaltlich nicht neu. Jedoch kann ich ihnen fast uneingeschränkt zustimmen. Sie bieten durchaus Denkanstöße.

Insgesamt hat es für meinen Geschmack aber ein wenig an Substanz gemangelt. An einigen Stellen kratzt Kagge nur an der Oberfläche, führt Gedankengänge nicht bis zum Ende aus, sondern bricht abrupt ab. So kann sich zwar der Leser selbst seine eigenen Ideen entwickeln. Zudem wird das Sachbuch explizit als „Wegweiser“ und nicht als „Ratgeber“ deklariert. Ich hätte mir jedoch eine intensivere und tiefergehende Beschäftigung mit dem Thema gewünscht, um etwas mehr aus der Lektüre ziehen zu können.

Ein Plus ist definitiv das Cover, das durch sein reduziertes Design nicht nur modern, sondern auch äußerst passend zum Thema ist. Der Titel ist sehr auf den Punkt gebracht.

Ich habe das Hörbuch als ungekürzte Ausgabe gehört, bei dem Sprecher Wolfgang Berger einen hervorragenden Job gemacht hat.

Mein Fazit:
Mit „Stille – Ein Wegweiser“ motiviert Erling Kagge dazu, die Stille im eigenen Leben zu suchen. Ein Buch zu einem interessanten Thema, das man jedoch mehr als Unterhaltungslektüre denn als Ratgeber lesen sollte.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Wenn die Musik zu Kreisen, Dreiecken und Quadraten wird

Wenn Martha tanzt
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New York im Jahr 2001: Thomas, ein 25-jähriger Mann, ist in die Staaten gereist, um das Notizbuch seiner Urgroßmutter Martha Wetzlaff für sehr viel Geld versteigern zu lassen. Es enthält Skizzen und Zeichnungen ...

New York im Jahr 2001: Thomas, ein 25-jähriger Mann, ist in die Staaten gereist, um das Notizbuch seiner Urgroßmutter Martha Wetzlaff für sehr viel Geld versteigern zu lassen. Es enthält Skizzen und Zeichnungen bekannter Bauhaus-Künstler wie Feininger, Klee und Kandinsky. Der junge Mann hat Martha selbst nie kennen gelernt. Sie wird 1900 als Tochter eines Kapellmeisters in Türnow, einem kleinen Dorf in Pommern, geboren. Von dort geht sie nach Weimar. Walter Gropius wird auf die Frau aufmerksam. Durch das Tanzen erwirbt sie sich den Respekt und die Bewunderung der Bauhaus-Mitglieder. Doch die Nationalsozialisten schließen die Kunstschule und so kehrt Martha zurück in ihre Heimat - das wertvolle Notizbuch im Gepäck. Am Ende des Zweiten Weltkriegs verliert sich ihre Spur. Was ist passiert?

„Wenn Martha tanzt“ ist der Debütroman von Tom Saller.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte auf unterschiedlichen Zeitebenen, die sich abwechseln: Der Leser begleitet einerseits den jungen Mann in der jüngeren Zeit, also den Jahren 2001 und 2002. Andererseits taucht man in Marthas Vergangenheit ab – von ihrer Geburt bis ins Jahr 1945. Marthas Sicht drückt sich unter anderem in Tagebuchnotizen aus, ergänzt mit den Worten ihres Urenkels. Dieser Aufbau sagt mir sehr zu.

Der Schreibstil ist größtenteils ungekünstelt, aber angenehm und liest sich sehr flüssig. Ich konnte gut in die Geschichte eintauchen und bin schnell durch die Seiten geflogen.

Die Hauptprotagonistin Martha ist ein ungewöhnlicher und reizvoller Charakter. Ich wurde nicht gleich mit ihr warm. Dies änderte sich jedoch mit zunehmender Seitenanzahl. Zum Urenkel bleibt beim Lesen lange Zeit eine gewisse Distanz, da man über ihn zunächst nicht so viel erfährt.

Die Lektüre ist nicht nur emotional und sehr bewegend, sondern auch spannend. Die Handlung konnte mit einigen überraschenden Wendungen überzeugen.

Auch das Thema des Romans konnte mein Interesse wecken. Generell mag ich Geschichten mit historischem Bezug sehr gerne. Es war lehrreich, mehr über die Bauhaus-Künstler und die Umstände der damaligen Zeit zu erfahren.

Der Titel des Romans klingt nicht nur wundervoll, sondern passt inhaltlich auch hervorragend. Das Cover verströmt eine gewisse Nostalgie, trifft aber nicht ganz meinen Geschmack.

Mein Fazit:
„Wenn Martha tanzt“ von Tom Saller ist ein lesenswerter Roman, der bei mir für unterhaltsame Lesestunden gesorgt hat.

Veröffentlicht am 27.02.2018

Über die Schwierigkeit menschlicher Beziehungen

Vier Schwestern
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Vier Schwestern kommen zu einem Sommerurlaub in einem Küstenort der Cinque Terre zusammen. Sie sind in Neuseeland aufgewachsen und haben sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Nun hoffen sie auf unbeschwerte ...

Vier Schwestern kommen zu einem Sommerurlaub in einem Küstenort der Cinque Terre zusammen. Sie sind in Neuseeland aufgewachsen und haben sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Nun hoffen sie auf unbeschwerte Tage in Italien. Doch eines Abends ist eine von ihnen, Rose, verschwunden. Sie taucht zu der Essensverabredung nicht auf, ohne sich vorher abzumelden. Ist ihr etwas Schlimmes zugestoßen? Braucht sie Hilfe? Oder ist sie einfach abgehauen? Stundenlang warten ihre drei Schwestern in Corniglia auf sie, machen sich auf die Suche nach ihr. Dabei treten Spannungen zutage, die nicht nur auf die Sorge um Rose, sondern auch auf Erlebnisse und Erinnerungen aus ihrer gemeinsamen Kindheit und Jugend zurückzuführen sind…

„Vier Schwestern“ ist der eindringliche Debütroman von Joanna King über Liebe, Verluste und tiefe Verletzungen.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus mehreren Kapiteln, die jedoch weder nummeriert sind noch über Überschriften verfügen. Erzählt wird aus der Sicht der jüngsten Schwester, einer namenlosen Ich-Erzählerin, die als Tänzerin in London lebt. Eingefügt sind etliche Rückblenden in die Vergangenheit der Familie, die allerdings nicht chronologisch angeordnet sind.

Der Schreibstil ist ungewöhnlich. Mir fiel es anfangs dadurch etwas schwer, in die Geschichte zu finden. Dies liegt nicht nur daran, dass man direkt in das Geschehen geworfen wird. Auch sprachlich ist der Roman etwas anspruchsvoller und erfordert beim Lesen volle Aufmerksamkeit. Nach einer Eingewöhnungsphase hat mir der Stil mit seiner bildhaften, teils poetischen Sprache und tollen Beschreibungen aber sehr gut gefallen.

Die Charaktere sind reizvoll gewählt und facettenreich. Es handelt sich um Menschen mit Fehlern und Schwächen und nicht um klischeehafte Romanheldinnen. Ihre Beziehungen zu Männern, aber auch untereinander werden psychologisch analysiert und nehmen viel Raum ein. Einerseits erfährt man dadurch viel aus dem Seelenleben der vier Schwestern. Andererseits bleibt trotzdem vor allem ein Großteil der Biografien von Jess und Ngaio dem Leser verborgen.

Die Handlung ist weitgehend überschaubar. Durch das Verschwinden von Rose bleibt lange Zeit eine gewisse Spannung erhalten. Darüber hinaus ist es eher eine ruhige Geschichte. Und dennoch: Sie konnte mich besonders durch die beschriebenen Konflikte fesseln.

Intensiv beleuchtet wird, wie sich das Verhältnis der Schwestern zueinander entwickelt hat. Aspekte wie Liebeskummer, die Trennung der Eltern, gescheiterte Beziehungen, gegenseitige Verletzungen und andere Ereignisse erzeugen Schwermut und sorgen dafür, dass das Buch alles andere als ein seichter Wohlfühlroman ist. Es ist eine unbequeme Lektüre, die zum Nachdenken anregt.

Das Cover ist ansprechend und passend gewählt. Der deutsche Titel weicht zwar vom englischsprachigen Original („Absence“) ab, ist aber treffend formuliert.

Mein Fazit:
„Vier Schwestern“ von Joanna King ist kein süffiger, sehr gefälliger Roman, aber eine lesenswerte Geschichte über menschliche Beziehungen und die damit verbundenen Schwierigkeiten.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Eine ungewöhnliche Freundschaft in den Weiten des Universums

Zwischen zwei Sternen
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Für Lovelace, eine künstliche Intelligenz, bricht nach einem totalen Systemausfall eine Welt zusammen. Früher war sie der allwissende Computer des Raumschiffs Wayfarer und hatte über alles die Kontrolle. ...

Für Lovelace, eine künstliche Intelligenz, bricht nach einem totalen Systemausfall eine Welt zusammen. Früher war sie der allwissende Computer des Raumschiffs Wayfarer und hatte über alles die Kontrolle. Nur durch einen Reboot ihrer Systeme konnte sie gerettet werden. Jetzt fällt es ihr schwer, sich in einem synthetischen Menschenkörper und in ihrer neuen Rolle zurechtzufinden. In ihrem Bodykit fühlt sie sich gefangen. Doch Sidra, wie sie sich nun nennt, hat Unterstützung: An ihrer Seite ist die Technikerin Pepper, früher bekannt als Jane 23, die ihr Leben für die künstliche Intelligenz riskiert und ihr mit dem neuen Körper hilft. Und Pepper weiß selbst sehr gut, wie es ist, ganz auf sich allein gestellt zu sein…

„Zwischen zwei Sternen“ ist der zweite Roman von Becky Chambers, der im Wayfarer-Universum spielt, sich aber auch unabhängig vom ersten Band lesen lässt.

Meine Meinung:
Es gibt zwei Handlungsstränge: Der erste setzt während der Ereignisse am Ende von Band 1, „Die lange Reise zu einem kleinen zornigen Planeten“, ein; der zweite beginnt etwa 20 Solarjahre davor. Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von Lovelace und der von Pepper. Darüber hinaus ist der Roman in drei Teile untergliedert. Dieser Aufbau gefällt mir.

Der Schreibstil ist angenehm, anschaulich und gefühlvoll. Dabei tritt die erzählerische Stärke der Autorin zutage: Selbst technische Details werden nachvollziehbar und unterhaltsam dargestellt. So gelingt es, die ferne Zukunft und die uns fremde Welt erlebbar zu machen.

Dementsprechend konnte ich auch ohne Vorwissen von Band 1 gut in die Geschichte reinkommen. Sowohl Lovelace/Sidra als auch Pepper/Jane 23 wurden mir schnell sympathisch. Beide Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Mir fiel es leicht, in die Gefühls- und Gedankenwelt von ihnen abzutauchen.

Die Handlung ist stimmig und abwechslungsreich, allerdings an einigen Stellen etwas langatmig und insgesamt nicht so spannend, wie ich es nach dem Klappentext erwartet habe.

Die angesprochenen Themen finde ich sehr interessant. Künstliche Intelligenz ist auch in unserer heutigen Zeit sehr aktuell. Auch andere gesellschaftliche, ethische und moralische Fragen werden aufgeworfen und regen zum Nachdenken an. Dies ist für mich ein weiterer Pluspunkt des Romans.

Das Cover ist nicht nur sehr hübsch gestaltet, sondern auch inhaltlich passend. Der deutsche Titel weicht zwar etwas vom amerikanischen Original („A Closed and Common Orbit“) ab, ist aber ebenfalls ansprechend und treffend.

Mein Fazit:
„Zwischen zwei Sternen“ von Becky Chambers ist eine eher ruhige, nachdenklich machende Lektüre. Es ist kein sehr typischer Science-Fiction-Roman, aber dennoch eine lesenswerte Geschichte.

Veröffentlicht am 25.02.2018

Ein Kampf um den Glauben

Der Turm der Ketzerin
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Frankreich im Jahr 1588: Der junge Pierre Desgranges ist im katholischen Glauben erzogen worden. Dessen Vater Jacon, ein Hugenotte, hatte sich wegen der heftigen Glaubenskriege der vergangenen Jahrzehnte ...

Frankreich im Jahr 1588: Der junge Pierre Desgranges ist im katholischen Glauben erzogen worden. Dessen Vater Jacon, ein Hugenotte, hatte sich wegen der heftigen Glaubenskriege der vergangenen Jahrzehnte dazu gezwungen gesehen, seinem Sohn und seiner Tochter Magali seine wahre Religion zu verheimlich. Nachdem diese Lüge ans Licht gekommen ist, bleibt seine Schwester dem Katholizismus treu, während Pierre jedoch zu seiner eigentlichen Konfession zurückkehren will. In La Rochelle an der Atlantikküste verliebt er sich in die Hugenottin Florence Duchène. Allerdings haben die beiden mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. Nicht nur, dass Albert Duchène, ihr Vater, einen anderen Mann für seine Tochter vorgesehen hat. Auch wird der Glaube der Hugenotten bald zur Gefahr für die zwei Verliebten…

Der historische Roman „Der Turm der Ketzerin" von Deana Zinßmeister ist die Fortsetzung von „Das Lied der Hugenotten“, die jedoch unabhängig davon gelesen werden kann.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 60 relativ kurzen Kapiteln. Darüber hinaus gibt es einen Epi- und einen Prolog. Erzählt wird die Geschichte vorwiegend aus der Sicht von Pierre und Florence.

Der Schreibstil ist anschaulich, flüssig und leicht verständlich. Trotz der eher hohen Seitenzahl bin ich schnell durch den Roman gekommen und konnte gut in die Geschichte eintauchen.

Mir hat gut gefallen, dass sich das Buch mit den Menschen aus dem einfachen Volk beschäftigt und eben nicht –wie in etlichen anderen historischen Romanen – prominente Persönlichkeiten im Vordergrund stehen. Pierre, Florence und die anderen Charaktere werden authentisch und liebevoll gezeichnet.

Auch die Wahl des Themas des Romans, die Verfolgung der Hugenotten, hat mich angesprochen. Es war für mich sehr interessant, mehr darüber zu erfahren. Dabei basiert die Geschichte auf wahren Begebenheiten: Die Autorin verarbeitet das Schicksal von Marie Durand, die nur wegen ihres Glaubens 38 Jahre lang im „Tour de Constance“ eingesperrt war. Dazu findet der Leser im Nachwort interessante Anmerkungen. Allerdings hätte ich mir insgesamt an einigen Stellen etwas mehr historische Hintergrundinformationen gewünscht. Das mag aber auch daran liegen, dass ich den ersten Band bisher nicht kenne.

Die Handlung ist stimmig. Sie hält immer wieder spannende Passagen und Wendung bereit.

Positiv hervorzuheben sind außerdem die Karte von Frankreich sowie ein Personenregister, die dem Roman beigefügt sind. Sie sind jeweils bei der Orientierung hilfreich.

Der Titel des Buches ist treffend formuliert. Das Cover entspricht leider nicht ganz meinem Geschmack, passt inhaltlich aber recht gut.

Mein Fazit:
„Der Turm der Ketzerin" von Deana Zinßmeister ist vor allem für Liebhaber historischer Romane eine empfehlenswerte Lektüre.