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Veröffentlicht am 08.02.2018

"Tue nichts Böses"

The Fourth Monkey - Geboren, um zu töten
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„Tue nichts Böses“, sagt der vierte japanische Affe aus. Nach ihm hat sich ein äußerst brutaler Killer benannt. The Fourth Monkey, kurz 4MK, entführt junge Frauen, schneidet ihnen das Ohr ab und schickt ...

„Tue nichts Böses“, sagt der vierte japanische Affe aus. Nach ihm hat sich ein äußerst brutaler Killer benannt. The Fourth Monkey, kurz 4MK, entführt junge Frauen, schneidet ihnen das Ohr ab und schickt dieses in einem Geschenkkarton an die jeweilige Familie. Bevor er seine Opfer tötet, verfährt er ähnlich mit Auge und Zunge. Fünf Jahre lang schockiert der Killer mit dieser Methode schon die Einwohner von Chicago. Als die Leiche eines Mannes gefunden wird, der von einem Bus überfahren wurde und ein solches Päckchen bei sich hatte, steht für den 52-jährigen Detective Sam Porter und seine Kollegen von der Polizei schnell fest: Sie haben den Serienmörder endlich gefunden. Doch was wird aus seinem letzten Opfer, der 15-jährigen Emory Connors?

„The Fourth Monkey - Geboren, um zu töten“ von J. D. Barker ist der Auftakt einer neuen Reihe um Ermittler Sam Porter.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 92 Kapiteln, an die sich ein Epilog anschließt. Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus unterschiedlichen Perspektiven: aus der des Polizisten Porter, der des Opfers Emory und der von Clair, eines weiteren Mitglieds aus dem Ermittlerteam. Zudem sind immer wieder Auszüge aus dem Tagebuch des Killers eingestreut, der aus der Ich-Perspektive erzählt. Dieser Aufbau hat mir gut gefallen.

Vor allem durch jenen Einblick in die Psyche des Mörders soll sich der Thriller nach dem Wunsch des Autors von anderen Büchern des Genres abheben. Tatsächlich waren diese Passagen insgesamt recht interessant und packend. Zum Teil waren mir die Einträge ebenso wie andere Stellen des Thrillers jedoch zu detailliert und daher zu langatmig, was an der recht hohen Seitenzahl des Buches gelegen haben kann. Der Schreibstil allerdings ist gut verständlich, prägnant und flüssig.

Hauptprotagonist Sam Porter und seine Ermittlerkollegen werden authentisch dargestellt, bleiben jedoch zum Teil etwas blass. Sie wirken für mich als Charaktere nicht besonders interessant und waren mir auch nicht auf Anhieb sympathisch. Der Killer wiederum wird durch die Tagebucheinträge sehr genau beleuchtet. Die Entwicklung dahin, dass er mit dem Morden begann, wird gut erklärt. Dies ist sicherlich ein Pluspunkt der Geschichte.

Inhaltlich ist der Thriller nichts für Zartbesaitete. Brutale Details werden geschildert, Grausamkeiten und menschliche Abgründe ans Licht gezerrt. Für meinen Geschmack hätte es ruhig etwas weniger davon sein können.

Die Handlung ist stimmig, auch die Auflösung ist schlüssig. Zudem kann der Thriller einige Überraschungen bieten, sodass die Geschichte – abgesehen von den schon erwähnten Längen – fesselnd und sehr spannend war.

Das Cover ist passend gestaltet und macht neugierig. Der Titel orientiert sich am amerikanischen Original.

Mein Fazit:
„The Fourth Monkey - Geboren, um zu töten“ von J. D. Barker ist ein durchaus solider, gut durchdachter Thriller, der für unterhaltsame Lesestunden sorgen kann. Meinen durch den Hype geschürten hohen Erwartungen konnte die Geschichte jedoch nicht in Gänze gerecht werden.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Ein Koffer voller Leere

Bananama
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Von wem stammen die Schreie aus dem Wald? Wieso liegen tote Menschen im Garten? Und warum verschließen Vater und Mutter das Haus? Diese und weitere Fragen stellt sich ein sechsjähriges Mädchen, das mit ...

Von wem stammen die Schreie aus dem Wald? Wieso liegen tote Menschen im Garten? Und warum verschließen Vater und Mutter das Haus? Diese und weitere Fragen stellt sich ein sechsjähriges Mädchen, das mit seinen Eltern, selbst ernannten Aussteigern, in „Bananama“ lebt. Merkwürdige Dinge gehen in und um das einsam gelegene Haus am Waldrand vor sich. Immer seltsamer verhalten sich die Eltern. Wahnhaft halten sie an ihren Vorstellungen von einem idealen Leben fest, während sich die Ereignisse der Welt draußen nicht länger verleugnen lassen. Von sozialen Kontakten fast völlig isoliert, nimmt das Mädchen alles mit wachsendem Befremden und zunehmender Angst wahr. Und doch spitzt sich die Situation weiter zu…

Der moderne Roman „Bananama“ von Simone Hirth beleuchtet die Widersprüche und Absurditäten der Gesellschaft, wobei er einen ironischen Blick auf die Utopie eines sicheren Lebens wirft.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte in sieben Kapiteln in der Ich-Perspektive aus der Sicht des kleinen Mädchens, dessen Namen nicht verraten wird. Der ungewöhnliche, eindrucksvolle Schreibstil sticht hervor und macht den Roman besonders. Tolle Sprachbilder und treffende, sich wiederholende Metaphern wie die des Koffers, der mal mit schönen Dingen gefüllt und mal leer ist, ziehen sich durch das gesamte Buch.

Der Erzählstil, der das kindliche Denken widerspiegelt, ist sehr eindrücklich und dicht. Es herrscht eine unheimliche Stimmung, die anfangs kaum greifbar ist, sich dann aber immer weiter manifestiert. Transportiert wird mehr als das, was tatsächlich erzählt wird. Der Roman spielt mit der Fantasie und der Wahrnehmung der Leser. Was ist real? Was ist surreal? Dadurch wird die Lektüre teilweise etwas verwirrend und verstörend, aber auch fesselnd und spannend.

Die Entscheidung, eine Sechsjährige die Ereignisse schildern zu lassen, gefällt mir sehr gut. Sie reflektiert viel und wirkt sehr reif für ihr Alter, teilweise vielleicht schon etwas zu reif. Ihre Gefühls- und Gedankenwelt werden detailliert dargestellt. Auch die beiden Eltern sind als Charaktere reizvoll. Ihr Denken und Handeln ist widersprüchlich, abstrus und für Außenstehende größtenteils kaum nachvollziehbar. So werden sie zu Prototypen von idealistisch verblendeten Individuen, die bei allem guten Willen genau das Falsche tun und einem unrealistischen Idyll hinterherhechten.

Thematisch deckt der Roman ein breites Spektrum ab. Der stark ideologisch motivierte Vater bringt dem Kind abstrakte Begriffe wie „Ökologischer Fußabdruck“, „Nachhaltigkeit“ und „Permakultur“ näher. Doch die Utopie einer perfekten Welt wird durch das seltsame, widersprüchliche Verhalten der Eltern ad absurdum geführt und der Lächerlichkeit preisgeben, was mich an einigen Stellen schmunzeln ließ. Diese gesellschaftskritische Komponente hat mir ebenso zugesagt wie die philosophischen Fragen, die aufgeworfen wurden. Gleichzeitig konnte mich der Roman durch die Angst und Verunsicherung des Mädchens sehr berühren.

Durch den Umstand, dass viele Fragen offen bleiben, bietet der Roman viel Interpretationsspielraum und regt zum intensiven Nachdenken an. Dadurch wird er sicherlich aber auch polarisieren.

Das Cover des Buches ist sowohl optisch als auch inhaltlich sehr gelungen. Der simple Titel ist ebenfalls passend gewählt.

Mein Fazit:
Der Roman „Bananama“ von Simone Hirth ist keine leichte Kost. Es ist eine außergewöhnliche Lektüre, die bei mir mit Sicherheit noch eine Weile nachwirken wird.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Was man an Regentagen machen kann

Das Glück an Regentagen
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Seit Generationen lebt die Familie Summers am Ufer des St. Lorenz-Stroms. Mae Summers und Gabriel Broadbent sind zusammen im Summers‘ Inn in Alexandria Bay aufwachsen. Ein schwerer Schicksalsschlag verbindet ...

Seit Generationen lebt die Familie Summers am Ufer des St. Lorenz-Stroms. Mae Summers und Gabriel Broadbent sind zusammen im Summers‘ Inn in Alexandria Bay aufwachsen. Ein schwerer Schicksalsschlag verbindet die beiden. Am Fluss haben sie gemeinsam ihre erste Liebe erlebt. Doch eines Tages ist Gabe weg. Mae ist am Boden zerstört. Sie zieht nach New York City und beginnt ein neues Leben. Zehn Jahre später, kurz nach der Trennung von ihrem Verlobten, einem Betrüger, kehrt Mae zurück nach Alexandria Bay. Aber dort ist nicht so wie früher: Ihre Großeltern haben sich verändert.

„Das Glück an Regentagen“ von Marissa Stapley ist ein bewegender Roman, der von der Liebe, von Schicksalsschlägen und Geheimnissen erzählt.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die wiederum in mehrere Kapitel untergliedert sind. Zudem gibt es drei Rückblenden und einen Epilog. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven – zum Beispiel die von Mae und ihrer Großmutter. Dieser Aufbau spricht mich an, erforderte aber auch etwas Aufmerksamkeit beim Lesen. Letzteres gilt besonders auch im Hinblick auf die Zeitsprünge im Roman. Kreativ fand ich ebenfalls die Idee, Vorschläge für Regentage an den Anfang der Kapitel zu stellen.

Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und einfühlsam. Er gefällt mir sehr gut.

Auch inhaltlich konnte mich die Geschichte überzeugen. Die Hauptprotagonisten des Romans, Mae und Gabe, waren mir schnell sympathisch. Aber auch die Nebenfiguren fand ich super. Die Auswahl der Charaktere ist abwechslungsreich, denn es werden Personen aus unterschiedlichen Generationen in den Vordergrund gerückt.

Positiv finde ich auch, dass der Roman dadurch nicht nur eine, sondern gleich mehrere Schicksale erzählt. Es geht um Krankheit und Verlust, um Enttäuschungen und Missverständnisse, um Schuld und sonstige Schwierigkeiten in menschlichen Beziehungen, aber auch um die wahre Liebe. Diese unterschiedlichen Facetten machen das Buch vielschichtig und verleihen ihm Tiefe. Dabei ist der Roman emotional und gefühlvoll, ohne jedoch zu kitschig zu werden.

Das Cover ist sehr hübsch gestaltet und hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Auch der deutsche Titel, der etwas vom amerikanischen Original abweicht („Things to do when it’s raining“), ist passend gewählt und trifft meinen Geschmack.

Mein Fazit:
„Das Glück an Regentagen“ von Marissa Stapley ist ein Liebes- und Familienroman, der sich in Form und Inhalt positiv von anderen Büchern des Genres abhebt. Er hat für unterhaltsame Lesestunden gesorgt.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Wenn mehrere junge Frauen verschwinden

TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?
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Nicolette Farrell, von ihren Freunden kurz Nic genannt, hat vor zehn Jahren ihrer Heimatstadt Cooley Ridge am Rand der Smoky Mountains in North Carolina den Rücken zugekehrt. Aber sie erinnert sich noch ...

Nicolette Farrell, von ihren Freunden kurz Nic genannt, hat vor zehn Jahren ihrer Heimatstadt Cooley Ridge am Rand der Smoky Mountains in North Carolina den Rücken zugekehrt. Aber sie erinnert sich noch gut an die Nacht, in der ihre Freundin Corinne Prescott spurlos verschwunden ist. Nun erhält Nic plötzlich einen Brief ihres Vaters mit einer rätselhaften Botschaft: „Ich muss mit dir reden. Dieses Mädchen. Ich habe es gesehen.“ Damit kann nur Corinne gemeint sein. Nic fährt zurück in die alte Heimat, um herauszufinden, was damals wirklich geschah. Doch schon am selben Abend verschwindet erneut ein Mädchen…

„TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?“ ist ein Thriller von Megan Miranda.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die wiederum in Kapitel untergliedert sind, die je einen Tag umfassen. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Nic – und zwar nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern rückwärts: Von Tag 15 bis zurück zu Tag 1 kommt Stück für Stück ans Tageslicht, was seit Nics Rückkehr passiert ist. Dieser Aufbau hat mir von der Idee her sehr gut gefallen. Leider ist die Umsetzung meiner Ansicht nach nicht ganz gelungen, denn vor allem am Anfang fiel es mir schwer, in die Geschichte reinzukommen. Es dauert recht lange, bis sich ein wenig Spannung aufgebaut hat.

Auch der Schreibstil war für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Er wirkt teilweise etwas abgehackt.

Mit Nicolette Farrell steht eine Hauptprotagonistin im Vordergrund, die zwar interessant ist. Leider wurde ich mit ihr allerdings nicht so richtig warm. Auch die übrigen Charaktere konnten mich nicht begeistern.

Nach dem sehr langsamen Start nimmt die Geschichte im Verlauf der Kapitel an Fahrt auf und wird packender. Die Handlung empfand ich als stimmig und glaubwürdig.

Das Cover mit der sehr prägnanten Schrift gefällt mir ganz gut, es macht neugierig. Auch der deutsche Titel, der sich stark vom amerikanischen Original („All the Missing Girls“) unterscheidet, ist treffend gewählt.

Mein Fazit:
„TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?“ von Megan Miranda ist in meinen Augen kein Thriller, sondern ein Spannungsroman, der sein Potenzial nicht ganz ausschöpft. Dennoch habe ich mich recht gut unterhalten gefühlt.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Zwei ungleiche Freundinnen

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Elena Greco, genannt Lenù, ist schließlich doch nach Neapel zurückgekehrt - und zwar aus Liebe. Sie ist davon überzeugt, dass es die beste Entscheidung ihres Lebens war. Doch als sich ihr allmählich die ...

Elena Greco, genannt Lenù, ist schließlich doch nach Neapel zurückgekehrt - und zwar aus Liebe. Sie ist davon überzeugt, dass es die beste Entscheidung ihres Lebens war. Doch als sich ihr allmählich die ganze Wahrheit über den geliebten Mann offenbart, fällt sie ins Bodenlose. Raffaela Cerullo, genannt Lila, die Neapel nie verlassen hat, ist eine erfolgreiche Unternehmerin geworden. Aber dieser Erfolg kommt sie teuer zu stehen.

„Die Geschichte des verlorenen Kindes“ ist der vierte Band der Bestsellerreihe von Elena Ferrante und bildet den Abschluss der neapolitanischen Saga.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus zwei Teilen ("Reife" und "Alter), die wiederum in mehrere kurze Kapitel untergliedert sind. Zudem gibt es einen Epilog. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Elena.

Der Schreibstil gefällt mir unglaublich gut. Er ist flüssig und angenehm zu lesen, allerdings nicht anspruchslos.

Auch inhaltlich konnte mich der vierte Teil überzeugen. Die Hauptprotagonisten sind aus den Vorgängerbänden bekannt. Sie werden authentisch dargestellt.

Nach wie vor steht die Freundschaft von Lenù und Lila im Vordergrund. Aber auch Liebe, Tod und einige andere Themen mehr machen den vierten Teil der Saga zu einer interessanten Lektüre. Wie schon bei den vorangegangenen Bänden finde ich es super, dass man ganz nebenbei einiges über die Stadt Neapel und die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe dieser Zeit lernt.

Die Handlung ist erneut stimmig und kann mit einigen unerwarteten Ereignissen und Wendungen überraschen. So wurde der Roman trotz der eher hohen Seitenzahl nicht langatmig, sondern blieb unterhaltsam.

Ein Pluspunkt ist die Übersicht über die Namen und Personen zu Beginn des Romans. Die kurze Zusammenfassung hilft dabei, die Zusammenhänge besser zu verstehen.

Das Cover lehnt sich an den Look der Vorgängerbände an und gefällt mir wieder sehr gut. Positiv finde ich auch, dass man sich beim deutschen Titel wieder am italienischen Original orientiert hat.

Mein Fazit:
„Die Geschichte des verlorenen Kindes“ ist der gelungene Abschluss der neapolitanischen Saga von Elena Ferrante. Ich kann nicht nur den finalen Band der Tetralogie, sondern sogar die gesamte Reihe wärmstens empfehlen.