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Veröffentlicht am 22.01.2018

Eine Zukunft der Superlative

QualityLand
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In QualityLand ist alles besser, nein, am besten – angeblich. Denn in der Zukunft wird nur noch in Superlativen gesprochen. Sämtliche Alltagsbereiche wie Arbeit, Freizeit und Beziehungen sind von Algorithmen ...

In QualityLand ist alles besser, nein, am besten – angeblich. Denn in der Zukunft wird nur noch in Superlativen gesprochen. Sämtliche Alltagsbereiche wie Arbeit, Freizeit und Beziehungen sind von Algorithmen optimiert. Keiner muss mehr schwierige Entscheidungen treffen. Dennoch beschleicht Peter Arbeitsloser das Gefühl, dass mit seinem Leben etwas nicht stimmt. Wenn das System so perfekt ist, warum leiden Drohnen dann an Flugangst und haben Kampfroboter eine posttraumatische Belastungsstörung? Warum werden die Maschinen immer menschlicher und die Menschen immer maschineller?

Mit „QualityLand“ wagt sich Marc-Uwe Kling an einen gesellschaftskritischen Roman im Bereich Science-Fiction.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus mehreren Kapiteln und unterschiedlichen Unterbrechungen mit Werbung, Artikeln und Kommentaren. Erzählt wird im Präsens und aus der Perspektive von drei unterschiedlichen Akteuren. Positiv sticht der Schreibstil hervor, der mit einer Menge Wortwitz aufwarten kann.
Auch die Grundidee der Geschichte spricht mich an. Immer wieder wird deutlich, dass es darum geht, einen satirischen Blick auf aktuelle Entwicklungen zu richten und Gesellschaftskritik zu üben. Das Buch will zum Nachdenken anregen. Das gelingt.

Mit viel Humor und Kreativität wird die angeblich so schöne neue Welt beschrieben, sodass mich das Buch durchaus mehrfach zum Lachen bringen konnte. Dass ein satirischer Roman an einigen Stellen übertreiben darf und nicht äußerst realistisch sein muss, versteht sich für mich von selbst. Leider treibt es der Autor aber alles in allem etwas zu sehr auf die Spitze, sodass es stellenweise in den Bereich des Klamauks abrutscht und den durchaus ernsten Hintergrund durch seine Absurdität zum Teil ins Lächerliche zieht.

Insgesamt konnte mich der Inhalt des Romans weniger überzeugen. Hauptprotagonist ist Peter Arbeitsloser, der als Maschinenverschrotter arbeitet. Seine Figur bleibt wie viele andere leider sehr blass. Zudem wirkt die Handlung auf mich ziemlich zusammenhanglos und gibt leider nicht viel her. Ich konnte dem Ganzen daher nicht mit großer Begeisterung folgen.

Einen Punkt Abzug gibt es von mir auch dafür, dass es zwei unterschiedliche Versionen des Buches gibt, die sich inhaltlich unterscheiden. Die helle Edition richtet sich an Optimisten, die schwarze an Pessimisten. Zwar lässt sich der Inhalt der jeweils anderen Variante im Internet nachlesen. Das finde ich allerdings unpraktisch und unnötig. Davon abgesehen, hat die schlichte, aber passende Gestaltung durchaus ihren Reiz.

Mein Fazit:
„QualityLand“ von Marc-Uwe Kling konnte meine Erwartungen leider nicht erfüllen. Auch wenn mich das Buch an etlichen Stellen zum Lachen bringen konnten, überwiegen für mich leider die Schwächen.

Veröffentlicht am 22.01.2018

Wenn sich eine Familie neu erfinden muss

Nur zusammen ist man nicht allein
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Seit dem tödlichen Autounfall seiner 38-jährigen Frau Laura ist Tom Hope ein anderer Mann. Er schafft es nicht, sich um seine Töchter Evie (13) und Lola (8) und um den chaotischen Familienalltag zu kümmern. ...

Seit dem tödlichen Autounfall seiner 38-jährigen Frau Laura ist Tom Hope ein anderer Mann. Er schafft es nicht, sich um seine Töchter Evie (13) und Lola (8) und um den chaotischen Familienalltag zu kümmern. Um seiner Trauer zu entfliehen, stürzt sich der Fernsehproduzent in seine Arbeit. Schwiegermutter Linda muss den Haushalt schmeißen und alle Fäden zusammenhalten. Allerdings brauchen die beiden Mädchen ihren Vater mehr denn je. Deshalb trifft Linda nach einem Jahr eine drastische Entscheidung: Sie fährt für mehrere Monate nach Australien und lässt den Witwer mit seinen Kindern alleine. Für Tom beginnt eine große Herausforderung. Und auch Linda hat eine emotionale Achterbahnfahrt vor sich…

„Nur zusammen ist man nicht allein“ ist ein sehr emotionaler und warmherziger Roman von Mike Gayle.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus drei Teilen und 25 Kapiteln. Jeder Teil wird mit einem treffenden Zitat, jedes Kapitel mit einer kreativen Überschrift, die sich aus dem folgenden Inhalt ergibt, eingeleitet. Gut gefallen hat mir auch, dass die Geschichte im Wechsel aus der Ich-Perspektive von Tom und der von Linda erzählt wird. Dabei ist es geglückt, Dopplungen zu vermeiden und durch die zwei Erzählstränge sogar Spannung zu erzeugen.

Der gefühlvolle, flüssige Schreibstil des Romans ist toll. Der Blick in die Innenwelt der beiden Hauptprotagonisten ist sehr gelungen. Ich konnte sofort gut in die Geschichte eintauchen und habe das Buch immer nur ungern zur Seite gelegt.

Tom und Linda sind zwei liebenswerte Charaktere, die mir sympathisch waren. Sie haben durchaus Fehler in ihrem Leben gemacht, sind mir jedoch beim Lesen ans Herz gewachsen. Ihre Entwicklung wird authentisch dargestellt. Interessant wird der Roman auch durch mehrere Nebenfiguren wie den 80-jährigen Clive Maynard, der mit seinen markanten Sprüchen für Auflockerung sorgt.

Die Handlung ist stimmig. Auch das Ende des Romans finde ich ausgesprochen glaubwürdig und realitätsnah. Die Geschichte ist kurzweilig, abwechslungsreich und unterhaltsam. Das liegt nicht nur an einigen Überraschungen und unerwarteten Wendungen. Überzeugen konnte mich der Roman auch dadurch, dass sich traurige, sehr berührende Passagen mit humorvollen Szenen abwechseln. Es geht nicht nur um Trauer, Verzweiflung, Wut, sondern auch um Liebe, Familie, Hoffnung und neue Perspektiven. Insgesamt konnte mich die Geschichte sehr bewegen. Positiv hebt sich der Roman gegenüber anderen des Genres dadurch hervor, dass er weder übertrieben kitschig noch klischeehaft ist. Dennoch war die Lektüre für mich sehr emotional und hat mich zum Nachdenken angeregt.

Das Cover des Romans trifft meinen Geschmack. Allerdings sagt mir der englische Originaltitel („The Hope Family Calendar“) etwas mehr zu, weil er weniger schnulzig klingt.

Mein Fazit:
Wer einen berührenden und zugleich humorvollen Roman lesen möchte, dem kann ich „Nur zusammen ist man nicht allein“ von Mike Gayle wärmstens empfehlen. Mich konnte die Geschichte auf ganzer Linie überzeugen.

Veröffentlicht am 17.01.2018

Wenn eine Katastrophe zwei Menschen für immer verbindet

Zwischen zwei Leben - The Mountain Between Us
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Durch einen Zufall lernt der 39-jährige Chirurg Dr. Ben Payne die 34-jährige Journalistin Ashley Knox kennen. Beide hängen wetterbedingt an dem Flughafen in Salt Lake City fest, weil keine großen Maschinen ...

Durch einen Zufall lernt der 39-jährige Chirurg Dr. Ben Payne die 34-jährige Journalistin Ashley Knox kennen. Beide hängen wetterbedingt an dem Flughafen in Salt Lake City fest, weil keine großen Maschinen an diesem Tag mehr starten. Wegen Termindrucks entscheidet sich der Arzt, einen kleinen Flieger zu chartern und sich von Pilot Grover nach Denver bringen zu lassen. Ashley ist auf dem Weg zu ihrer Hochzeit und nimmt daher gerne das Angebot an, sich den beiden anzuschließen. Dann geschieht das Unglück: Der Pilot erleidet in der Luft einen Herzinfarkt und das Flugzeug stürzt mitten in der Wildnis, den High Uinta Mountains, ab. Die beiden müssen um ihr Überleben kämpfen. Während die Aussicht auf die Rettung schwindet, erzählt Ben seine Geschichte. Die durch den Absturz verletzte Kolumnistin fühlt sich immer stärker zu ihm hingezogen, doch der Arzt hat ein schreckliches Geheimnis…

„Zwischen zwei Leben – The Mountain Between Us“ von Charles Martin ist die Buchvorlage für den gleichnamigen Film, der im Dezember 2017 in die deutschen Kinos gekommen ist.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Ben. Der Roman besteht aus 51 Kapiteln von angenehmer Länge und beginnt mit einem spannenden Prolog.
Die Schilderungen sind detailliert. Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich, wirkte auf mich allerdings vor allem zu Anfang auch etwas distanziert.

Das Setting des Romans und die Auswahl der beiden Hauptcharaktere haben mir gut gefallen. Ben und Ashley sind zwei interessante Protagonisten, die mir sympathisch waren. Jedoch fiel es mir in den ersten Kapiteln noch schwer, mich in das Innenleben der beiden hineinzuversetzen. Das mag auch am Erzählstil liegen, denn nach dem Prolog kommt die Geschichte erst langsam in Fahrt.

Im weiteren Verlauf des Romans konnte mich die Story dann jedoch stärker berühren und wurde emotionaler. Positiv finde ich, dass sich bewegende Momente mit humorvollen Passagen und spannenden Elementen abwechseln. Die Handlung kann außerdem mit ein paar Überraschungen aufwarten. Stellenweise wird die Geschichte zwar ein wenig langatmig, im Großen und Ganzen habe ich mich aber gut unterhalten gefühlt.

Das aktuelle Buchcover entspricht dem Filmplakat und ist ansprechend. Der deutsche Titel weicht sehr vom amerikanischen Original ab, passt allerdings auch zur Geschichte.

Mein Fazit:
„Zwischen zwei Leben – The Mountain Between Us“ von Charles Martin ist ein gleichsam spannender wie berührender Roman, der mir angenehme Lesestunden bereitet hat. Er hat mich neugierig auf den Kinofilm gemacht, den ich mir sicherlich auch noch ansehen werde.

Veröffentlicht am 12.01.2018

Eine jüdische Odyssee

Das Erbe der Rosenthals
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Im Jahr 1939 muss die elfjährige Hannah Rosenthal mit ihrer Familie aus Berlin fliehen, weil sie als Juden in ihrer Heimat, dem nationalsozialistischen Deutschland, in Gefahr sind. Ein Schiff soll sie ...

Im Jahr 1939 muss die elfjährige Hannah Rosenthal mit ihrer Familie aus Berlin fliehen, weil sie als Juden in ihrer Heimat, dem nationalsozialistischen Deutschland, in Gefahr sind. Ein Schiff soll sie nach Kuba bringen, doch nur wenige Passagiere dürfen die St. Louis dort verlassen. So wird auch Hannahs Familie auseinandergerissen, denn nur sie und ihre Mutter Alma dürfen einreisen.
Im Jahr 2014 sucht die elfjährige Anna Rosen nach den Wurzeln ihres Vaters, der bei den Terroranschlägen am 11. September ums Leben gekommen ist. Ein Brief ihrer Großtante gibt ihr erste Hinweise, aber auch neue Rätsel auf. Erst als sie zusammen mit ihrer Mutter von New York nach Kuba reist, um mehr zu erfahren, kommt sie der Geschichte ihrer Familie wirklich nahe.

„Das Erbe der Rosenthals“ ist der gelungene Debütroman des Autors Armando Lucas Correa.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte aus einer ungewöhnlichen, interessanten Perspektive, nämlich der Sicht der beiden Mädchen, deren Kapitel sich jeweils abwechseln. Darüber hinaus ist das Buch in vier Teile untergliedert. Der Aufbau des Romans mit den unterschiedlichen Zeitebenen sorgt für Abwechslung und gefällt mir sehr gut. Der Autor beweist, dass er mit Sprache hervorragend umgehen kann. Der Schreibstil ist angenehm, gefühlvoll und dem Alter der Mädchen angepasst.

Ich konnte gut in die Geschichte reinfinden, die Seiten ließen sich flüssig lesen. Die Geschehnisse konnten mich schnell fesseln und berühren.

Mit Hannah und Anna stehen zwei sympathische Hauptprotagonistinnen im Vordergrund. Vor allem das Schicksal Hannahs ging mir sehr nahe. Anna bleibt dagegen etwas blasser.

Der tiefgründige Inhalt des Romans konnte mich absolut überzeugen. Die Handlung, bei der es vor allem um die Themen Verfolgung, Flucht, Liebe, Verlust, Überlebenswille und Hoffnung geht, finde ich sehr bewegend. Erschreckend aktuell erschienen mir viele der Geschehnisse im Roman.

Lobenswert ist auch, dass der Autor sich auf historische Begebenheiten stützt und ein geschichtliches Ereignis wieder in Erinnerung ruft, das bisher wenig bekannt ist und im Zusammenhang mit dem Holocaust nur selten Erwähnung findet: die Fahrt des Luxusliner St. Louis von Hamburg in Richtung Kuba mit jüdischen Emigranten im Mai 1939. Eindrucksvoll werden die historischen Hintergründe mit den abgedruckten Passagierlisten und Fotos dokumentiert. Dieses Zusatzmaterial ist ebenso ein Plus des Romans. Weitere Informationen sind im Nachwort erhalten, das die ausführliche Recherchearbeit des Autors belegt.

Das Cover finde ich sehr hübsch. Der deutsche Titel des Buches weicht zwar stark vom Original („The German Girl“) ab, ist aber durchaus passend.

Mein Fazit:
„Das Erbe der Rosenthals“ von Armando Lucas Correa ist ein äußerst lesenswertes, emotionales Familiendrama, das mich sehr berühren konnte. Ich kann den Roman wärmstens empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Authentizität
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 12.01.2018

Gedanken kann man nicht fälschen

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum
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Eine junge Frau fährt mit ihrem Freund Jake zur Farm von dessen Eltern in eine ländliche Gegend Kanadas. Es ist dunkel und Winter. Für die beiden ist es die erste längere Autofahrt. Sie sind erst wenige ...

Eine junge Frau fährt mit ihrem Freund Jake zur Farm von dessen Eltern in eine ländliche Gegend Kanadas. Es ist dunkel und Winter. Für die beiden ist es die erste längere Autofahrt. Sie sind erst wenige Wochen zusammen und haben eine besondere Verbindung zueinander. Aber trotzdem kann sie nicht aufhören, darüber nachzudenken, Schluss zu machen. Im Wageninnern werden die Gespräche immer unheimlicher: Weshalb hält die Frau einen Stalker vor Jake geheim, der ihr seit längerer Zeit Angst einjagt? Warum gibt ihr Freund nur so wenig von sich preis? Klar wird, dass beide auf eine Katastrophe zusteuern…

„The Ending“ von Iain Reid ist der Debütroman des kanadischen Autors und ein subtiler Psychothriller.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive der jungen Frau, deren Namen im Roman nicht verraten wird. Das Buch ist nicht in Kapitel eingeteilt. Neben dem Haupterzählstrang gibt es mehrere Abschnitte in kursiver Schrift, die immer wieder eingestreut werden und als Vorausblenden dienen. Der Schreibstil ist flüssig und eindringlich. Ich bin sofort in die Geschichte reingekommen. Die Seiten lassen sich schnell lesen.

Der Aufbau des Thrillers gefällt mir sehr gut. Von Beginn an ist das Buch spannend, was sich immer weiter steigert – vor allem zum Ende hin. Der Roman ist atmosphärisch dicht. Es herrscht eine unheimliche, bedrohliche Stimmung, die man sich über weite Strecke nicht erklären kann. Beim Lesen war ich teilweise verwirrt. Es gibt einige Längen, die sich später jedoch zum Teil erklären. Die überraschende Auflösung ist schlüssig und lässt alle vorherigen Seiten in einem anderen Licht erscheinen. Gut gefallen hat mir auch, dass philosophische Themen eine Rolle spielen, die sich ebenfalls sinnvoll einfügen.

Es ist außerdem gut gelungen, das Innenleben der Hauptprotagonistin zu beschreiben. Auch Jake steht im Vordergrund und ist ein interessanter Charakter. Nur wenige weitere Personen tauchen in der Geschichte auf.

Das Cover des Buches passt sehr gut zum Inhalt. Der Titel der Geschichte orientiert sich am kanadischen Original.

Mein Fazit:
„The Ending“ von Iain Reid ist ein ungewöhnlicher Thriller, der für spannende Lesestunden gesorgt hat und den ich empfehlen kann.