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Veröffentlicht am 24.10.2017

Wie eine Tat im Affekt ein Leben voller Schuld bestimmt

Drei Tage und ein Leben
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An einem Tag im Dezember 1999 verschwindet im französischen Dorf Beauval der sechsjährige Rémi. Mit einer großen Aktion wird nach dem vermissten Jungen gesucht. Am dritten Tag zwingt ein schwerer Sturm ...

An einem Tag im Dezember 1999 verschwindet im französischen Dorf Beauval der sechsjährige Rémi. Mit einer großen Aktion wird nach dem vermissten Jungen gesucht. Am dritten Tag zwingt ein schwerer Sturm die Einwohner des Ortes in ihre Häuser. Nur der zwölfjährige Antoine, der mit seiner Mutter in der Gemeinde lebt, weiß, was wirklich passiert ist: Er hat das Kind im Affekt durch den Schlag mit einem Stock getötet, weil er wegen des plötzlichen Todes eines geliebten Hundes außer sich war. Antoine entschließt sich, zu schweigen und die Tat zu vertuschen. Er hat Angst davor, entdeckt zu werden. Doch wie lässt es sich mit dieser schweren Schuld leben? Und wird man ihm auf die Schliche kommen?

Mit „Drei Tage und ein Leben“ schildert Pierre Lemaitre eine beklemmende und tiefgründige Geschichte eines sehr jungen Mörders.

Meine Meinung:
Die Handlung spielt in drei unterschiedlichen Jahren. Erzählt wird mit Zeitsprüngen erst aus dem Jahr der Tat, also 1999, und später aus den Jahren 2011 und 2015. Die Geschichte beginnt mit einem langsamen Erzähltempo. Die Spannung steigert sich aber allmählich, als es zu dem tragischen Ereignis kommt.

Mir hat der leise, aber dennoch eindringliche Schreibstil des Romans sehr gut gefallen. Dem Autor gelingt es, eine intensive, etwas düstere Atmosphäre zu schaffen. Berühren konnte mich das Buch aber nicht zuletzt wegen des Inhalts. Trotz der grausamen Tat schaffte der Autor es, dass ich – vor allem anfangs - Mitgefühl für Antoine entwickeln konnte. Auch die übrigen Personen des Buches wie die Bewohner des Dorfes werden authentisch geschildert.

Obwohl der Täter schon vom ersten Kapitel an klar ist, ist der Roman fesselnd und besonders aus psychologischer Sicht sehr interessant. Daher habe ich gespannt weitergelesen, obwohl der Inhalt nur schwer aufzunehmen und zu verdauen war. Gut gefallen haben mir auch die unerwarteten Wendungen.

Gestört haben mich letztlich nur einige Kleinigkeiten. Die Übersetzung ins Deutsche wirkte auf mich an einigen Stellen holprig bis leicht fehlerhaft. Meinen Lesefluss ein wenig ausgebremst hat außerdem der Tempuswechsel zwischen dem ersten und zweiten Kapitel.

Mein Fazit:
Es handelt sich um ein ungewöhnliches Buch, das aufwühlt und nachdenklich macht. Obwohl oder gerade weil es keine leichte Kost ist, ist die Geschichte lesenswert. Ein Roman, der sicher noch eine Weile bei mir nachhallen wird.

Veröffentlicht am 23.10.2017

Starke Frauen

Die Lichter von Paris
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Madeleine, Anfang 30, ist unglücklich. Sie ist zwar mit einem erfolgreichen Geschäftsmann verheiratet und lebt ganz ohne finanzielle Sorgen in einem schönen Haus in Chicago. Doch die gesellschaftlichen ...

Madeleine, Anfang 30, ist unglücklich. Sie ist zwar mit einem erfolgreichen Geschäftsmann verheiratet und lebt ganz ohne finanzielle Sorgen in einem schönen Haus in Chicago. Doch die gesellschaftlichen Verpflichtungen sind ihr zuwider. Und ihre eigenen Träume, zum Beispiel ihre Liebe zur Kunst, kann sie wegen ihres Mannes nicht verwirklichen. Wie schon ihre Mutter und ihre Großmutter Margie ist sie gefangen in einem Leben, das sie so nicht führen will. Doch dann findet Madeleine auf dem Dachboden ihres Elternhauses die Tagebücher ihrer Großmutter, die vor Jahrzehnten eine Weile in Paris verbrachte. Inspiriert von den Notizen, will Madeleine ihr Leben nun endlich selbst in die Hand nehmen…

„Die Lichter von Paris“ von Eleanor Brown ist ein gefühlvoller Roman, der sowohl in den 1920er-Jahren als auch 1999 spielt.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte auf unterschiedlichen Zeitebenen, jeweils im Wechsel zwischen Madeleine und Margie. Diese Struktur des Buches hat mir gut gefallen. Auch die Ich-Perspektive funktioniert meiner Meinung nach wunderbar.

Positiv aufgefallen ist mir der sehr angenehme, flüssige Schreibstil, der mich schnell in die Handlung eintauchen ließ. Er führte dazu, dass die Seiten nur so dahinflogen und ich das Buch nur ungern zur Seite gelegt habe. Viele Vergleiche und Sprachbilder machten die Geschichte sehr anschaulich. Es wird sehr liebevoll und lebendig erzählt. Die Gedankenwelt von Madeleine und Margie kam deutlich zum Vorschein.

Auch inhaltlich konnte mich das Buch überzeugen und berühren. Mir waren beide Frauen schon nach kurzer Zeit nah. Die Hauptprotagonistinnen waren authentisch und facettenreich dargestellt. Sie waren mir sehr sympathisch, vor allem Margie, die als starke Frau ein Vorbild ist. Es war interessant, die Entwicklung der beiden zu verfolgen. Die Handlung war stimmig. Die Message des Buches kam gut bei mir an.

Ein Pluspunkt war für mich auch das tolle Setting. Mir hat es gefallen, dass die Handlung in Paris in den 1920er-Jahren, aber auch Chicago, eine meiner Lieblingsstädte, spielt. Das hübsche Cover und der verträumte Titel des Buches haben ihr Übriges dazu beigetragen, dass mich der Roman begeistern konnte.

Mein Fazit:
Mit ihrem neuen Roman legt Eleanor Brown eine bewegende Familiengeschichte vor, die mir schöne Lesestunden beschert hat. Ich kann das Buch definitiv empfehlen.

Veröffentlicht am 19.10.2017

Abgründe in der Welt der Schönen und Reichen

Unter Wasser hört dich niemand schreien
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Im amerikanischen Villenviertel „The Palms“: Eigentlich sollte der Umzug in die noble Wohnanlage der Familie Mc Ginnises ein sorgenfreies Leben bescheren. Obwohl sich Mutter Liz anfangs dort nicht wohlfühlt, ...

Im amerikanischen Villenviertel „The Palms“: Eigentlich sollte der Umzug in die noble Wohnanlage der Familie Mc Ginnises ein sorgenfreies Leben bescheren. Obwohl sich Mutter Liz anfangs dort nicht wohlfühlt, freundet sich Tochter Danielle schnell mit der 15-jährigen Kelsey aus der Nachbarschaft an. Auch Vater Phil ist mit dem neuen Job zuerst zufrieden. Doch dann mehren sich seltsame Dinge. Und eines Tages liegt die junge Kelsey leblos im Pool. Wird sie überleben oder ist sie schon tot? War es ein Unfall? Oder wollte ihr jemand etwas antun? Immer deutlicher wird, dass einige Personen dazu einen Grund hätten…

Mit „Unter Wasser hört dich niemand schreien“ hat Paula Treick DeBoard einen unblutigen Thriller geschrieben, der auf psychologischer Ebene fesseln kann.

Meine Meinung:
Schon der Einstieg konnte mich packen. Von Beginn an ist der Thriller spannend. Das Tempo bleibt während der gesamten Geschichte hoch. Das liegt zum Großteil an der Erzählstruktur. Geschildert wird die Geschichte sowohl aus der Sicht von Liz als auch der von Phil, jeweils in der Ich-Perspektive. Hinzukommt ein Wechsel zwischen aktuellem Geschehen und Rückblenden. Der Autorin ist es aber auch gelungen, immer wieder neue Details in die Geschichte einzubauen, die zum Grübeln und Rätseln Anlass geben, sodass die Handlung bis zum Ende weitestgehend undurchschaubar war. Auch durch mehrere Wendungen und Überraschungen war es bis zum Schluss spannend, sodass ich das Buch nur ungerne zur Seite gelegt habe und neugierig auf den Ausgang der Ereignisse geblieben bin.

Dass ich schnell durch die Seiten geflogen bin, lag auch an dem flüssigen, angenehmen Schreibstil. Leider war die deutsche Übersetzung an einigen Stellen etwas unrund. Insgesamt jedoch hat mir der Thriller auch sprachlich gut gefallen.

Die Hauptcharaktere und deren Entwicklung im Laufe der Handlung werden vielschichtig dargestellt. Dies macht sie interessant. Zudem wirken sie überwiegend realitätsnah.

Etwas schwach fällt allerdings meiner Meinung nach das Ende aus, das zwar stimmig zur Handlung ist und keine Logikfehler beinhaltet. Nach den vorherigen Seiten, die bei mir hohe Erwartungen geweckt haben, hätte ich mir aber einen etwas raffinierteren Abschluss gewünscht.

Mein Fazit:
Ein psychologisch packender Thriller, der keine Langeweile aufkommen ließ und für spannende Lesestunden sorgte. Ich kann die Geschichte daher weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 18.10.2017

Ein Wolf im Schatten

Der Preis, den man zahlt
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Spanien zur Zeit des Bürgerkriegs im Jahr 1936: Der 37-jährige Spion Lorenzo Falcó soll einen hochrangigen politischen Gefangenen vor dem Tod retten. Bei der Befreiungsaktion für den Faschistenführer unterstützen ...

Spanien zur Zeit des Bürgerkriegs im Jahr 1936: Der 37-jährige Spion Lorenzo Falcó soll einen hochrangigen politischen Gefangenen vor dem Tod retten. Bei der Befreiungsaktion für den Faschistenführer unterstützen ihn mehrere Mitstreiter, darunter die undurchsichtige Eva Renger. Ihr kommt Falcó sehr nahe. Doch darin liegt auch eine Gefahr, denn die Beteiligten verfolgen ein doppeltes Spiel. Und dann überschlagen sich auch noch die Ereignisse…

„Der Preis, den man zahlt“ von Arturo Pérez-Reverte ist der Auftakt einer Serie um den Spion.

Meine Meinung:
Die Handlung mit einigen Wendungen wirkt auf mich stimmig. Nach einer sehr spannenden Einstiegsszene braucht die Geschichte zwar eine Weile, um Fahrt aufzunehmen. Je mehr man liest, desto mehr verwandelt sich das Buch jedoch zu einem fesselnden Spionageroman, der mich nach den Anlaufschwierigkeiten in seinen Bann ziehen konnte.

Die Idee, die Handlung während des spanischen Bürgerkriegs spielen zu lassen, hat mir sehr gut gefallen. Positiv finde ich nicht nur, dass das Buch auf historischen Gegebenheiten basiert, sondern auch, dass darin einmal die Sichtweise der Franco-Anhänger gezeigt wird. Viele Orte, Organisationen und Personen tauchen schon in den ersten Kapiteln auf, sodass ich zunächst an einigen Stellen verwirrt war. Hinzukommt, dass der Autor die komplexe politische Situation nicht näher erläutert. Ohne Hintergrundwissen war es daher vor allem anfangs schwierig, den Kontext zu verstehen. Für historisch Interessierte ist das Buch allerdings besonders reizvoll.

Der Schreibstil ist angenehm. Die Geschichte ist dabei nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich ziemlich anspruchsvoll. Deshalb ist es ein Buch, das man konzentriert lesen muss.

Authentisch geschildert wurde die Figur des Spions. Der „Wolf im Schatten“ ist kein typischer sympathischer Romanheld, wird aber – passend zu seiner Rolle – interessant und realitätsnah dargestellt. Neben Protagonist Lorenzo Falcó blieben die übrigen Charaktere eher etwas blass – was aber durchaus beabsichtigt sein dürfte und mich nicht gestört hat.

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Zugesagt haben mir auch die Kapitelüberschriften, die sehr treffend gewählt wurden.

Mein Fazit:
Mit „Der Preis, den man zahlt“ ist Arturo Pérez-Reverte ein anspruchsvoller Spionageroman mit historischem Setting gelungen, der dem Leser einiges abverlangt, aber gut unterhält. Empfehlenswert ist er vor allem für Geschichtsfans.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Ein berührender Roman

Preiselbeertage
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Als Arianes Vater, Jörg, plötzlich nach einem Herzinfarkt stirbt, war sie schon länger nicht mehr in Schweden, dem Land ihrer Kindheit. Der Trauerfall bringt sie zurück nach Söderby, wo sie auf ihre Mutter ...

Als Arianes Vater, Jörg, plötzlich nach einem Herzinfarkt stirbt, war sie schon länger nicht mehr in Schweden, dem Land ihrer Kindheit. Der Trauerfall bringt sie zurück nach Söderby, wo sie auf ihre Mutter Ina und die jüngere Schwester Jolante trifft. Laut Testament erben die jungen Frauen ein Manuskript, das ihr Vater verfasst hat. Doch ihre Mutter behauptet, dass es dieses gar nicht gibt. Trotz langer Suche bleibt es unauffindbar. Was hat es damit auf sich? Was verheimlicht ihre Mutter? Und warum ist Ariane so anders als ihre Schwester?

Im Roman "Preiselbeertage" von Stina Lund geht es um deutsch-deutsche Geschichte und die Zeit der Wende. Dabei werden verschiedene Themen wie Liebe, Familie und Historie gelungen miteinander verknüpft.

Meine Meinung:
Mit dem bewegenden und dramatischen Prolog hat es die Autorin geschafft, mich gleich in die Geschichte hereinzuziehen. Schon nach den ersten Seiten war meine Neugier geweckt. Durch das Geheimnis, das es aufzudecken gilt, war das Buch eine spannende Lektüre.

Gut gefallen hat mir, dass ein Teil der deutschen Geschichte beleuchtet wird. Anschaulich wird nicht nur die Gegenwart, sondern in Form von Rückblenden in die 1980er und ins Jahr 1990 auch die Zeit vor und um die Wende geschildert. Dabei werden die Grausamkeiten der DDR deutlich. Somit ist das Buch nicht nur unterhaltsam, sondern auch informativ. Überzeugen konnten mich auch die Beschreibungen von Schweden.

Lebendig werden die Charaktere dargestellt. Während ich Ariane anfangs noch unsympathisch fand, konnte ich mich nach und nach immer besser in sie hineinversetzen.

Der flüssige Erzählstil hat mir gut gefallen. Die Länge der Kapitel habe ich als angenehm empfunden.

Punkten kann "Preiselbeertage" auch mit der hübschen Aufmachung des Buches. Die Idee, ein Rezept für Zimtschnecken beizufügen, war außerdem süß.

Mein Fazit:
In "Preiselbeertage" wird ein Stück deutscher Geschichte berührend und unterhaltsam erzählt. Ich kann den Roman empfehlen.