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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2017

Eine bewegende Lebensgeschichte

Durch alle Zeiten
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Ein Leben in den Alpen Österreichs geprägt von Moral, gesellschaftlichen Zwängen, harter Arbeit und der Sehnsucht nach der großen Liebe: Das ist die Geschichte von Elisabeth, die sich mit 17 Jahren in ...

Ein Leben in den Alpen Österreichs geprägt von Moral, gesellschaftlichen Zwängen, harter Arbeit und der Sehnsucht nach der großen Liebe: Das ist die Geschichte von Elisabeth, die sich mit 17 Jahren in Niklas verliebt, einen jungen Mann aus einer angesehenen Familie. Er ist bereits mit einer anderen Frau verlobt, weshalb die Liebe der beiden nicht sein darf. Doch sie kann ihn nicht vergessen.

In dem Roman "Durch alle Zeiten" wird das Leben Elisabeths von den 50er-Jahren bis in die Gegenwart geschildert, basierend auf den Erinnerungen der Autorin Helga Hammer an eine reale Freundin. Durch Rückblenden in die Vergangenheit erfährt der Leser nach und nach ihre Geschichte. Von der Kindheit und Jugend in ärmlichen Verhältnissen, ihrem Wunsch, aus ihrem Leben mehr zu machen, und den Schicksalsschlägen, die ihr immer wieder Schmerz und Enttäuschungen bringen.

Meine Meinung:
Mit der dramatischen Geburt des dritten Kindes von Elisabeth beginnt der Roman sehr spannend. Schon ab der ersten Seite konnten mich die atmosphärisch dichten Schilderungen packen. Durch die intensiven Beschreibungen entstanden sofort viele Bilder in meinem Kopf. Den Schreibstil empfand ich als sehr gelungen. Auch inhaltlich konnte mich der Roman berühren. Die Umgebung, die Kargheit ihres Lebens, aber auch die Innenwelt der Protagonistin wurden dadurch gut deutlich. Der Charakter Elisabeths mit ihrer Stärke, aber auch ihren Schwächen und Fehlern ist facettenreich dargestellt. Die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hat, die Umstände ihres heftigen Lebens und die Härte der Bergwelt wirkten zum Teil sehr beklemmend. Mehrfach musste ich beim Lesen schlucken.
Allerdings haben mich auch mehrere Kleinigkeiten gestört. Der Schlusssatz "Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie heute noch" mag zwar zutreffend sein, ich empfand ihn aber als unpassend. Auch kam mir das Ende zu abrupt.

Mein Fazit:
Mit ihrem Debütroman ist Helga Hammer ein bewegendes und eindrucksvolles Buch gelungen, das lesenswert ist.

Veröffentlicht am 05.10.2017

Wenn die Welt den Atem anhält, bevor sie in die Dunkelheit stürzt

Luisa und die Stunde der Kraniche
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Luisa Mewelt (38) braucht Zeit zum Nachdenken. Nach etlichen Jahren Beziehung hat Richard, ihr Freund, ihr einen Heiratsantrag gemacht. Die Goldschmiedin und Schmuckdesignerin ist unentschlossen, was sie ...

Luisa Mewelt (38) braucht Zeit zum Nachdenken. Nach etlichen Jahren Beziehung hat Richard, ihr Freund, ihr einen Heiratsantrag gemacht. Die Goldschmiedin und Schmuckdesignerin ist unentschlossen, was sie antworten soll, und nimmt sich eine Auszeit im Ferienhaus Zugvogel in Zingst an der Ostsee, der Heimat ihrer verstorbenen Großeltern. Doch am Ende beschäftigen sich ihre Gedanken nicht nur mit Richard, sondern auch mit einem frechen Kranichexperten namens Jan, der alten Mary, ihrer Familie und den faszinierenden Zugvögeln, die nicht nur in der blauen Stunde einen Zauber versprühen.

Meine Meinung:
Mit "Luisa und die Stunde der Kraniche" hat Tania Krätschmar einen unterhaltsamen und stimmungsvollen Wohlfühlroman mit mystischen Elementen veröffentlicht. Durch den flüssigen, angenehmen Erzählstil bin ich sofort gut in die Geschichte eingetaucht. Wundervolle Landschaftsbeschreibungen und sonstige detailreiche Schilderungen haben eine besondere Stimmung geschaffen. Vor meinem inneren Auge sind schnell viele Bilder entstanden. Zudem hat es die Autorin geschafft, Fernweh bei mir zu erzeugen. Dazu trägt auch das ansprechende Cover bei.

Die Darstellung der Charaktere empfand ich als authentisch. Interessant und reizvoll fand ich dabei besonders die Hauptprotagonistin Luisa, die nicht als perfekte oder stereotypische Romanheldin gezeichnet ist, sondern als wankelmütiger Mensch mit Schwächen und Fehlern. Auch in anderen Aspekten hebt sich das Buch auf erfrischende Art von anderen Liebesromanen ab. Beispielsweise erfährt der Leser viel über die Kraniche und die Krankheit Diabetes - und das nicht auf langweilige, sondern interessante Weise. Dadurch ist das Buch keine seichte Unterhaltung, sondern eine lehrreiche Lektüre.

Insgesamt haben mich nur wenige Kleinigkeiten gestört. Sprachlich fand ich einige wenige Formulierungen nicht ganz passend. Etwas schade war auch, dass die mystische Komponente für mich schon sehr früh zu durchschauen war.

Mein Fazit:
"Luisa und die Stunde der Kraniche" ist ein stimmungsvoller Ostseeroman, der für angenehme Lesestunden und gelungene Unterhaltung sorgt. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 13.09.2017

Unterhaltsamer Ratgeber

Die Entdeckung des Glücks
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Wie kann man im Job glücklich werden? Mit ihrem Buch "Die Entdeckung des Glücks" will Isabell Prophet zeigen, wie das jedem gelingen kann. Sie erklärt neue Forschungsergebnisse und schildert unter anderem, ...

Wie kann man im Job glücklich werden? Mit ihrem Buch "Die Entdeckung des Glücks" will Isabell Prophet zeigen, wie das jedem gelingen kann. Sie erklärt neue Forschungsergebnisse und schildert unter anderem, wie Philosophen über das Thema gedacht haben. Die Autorin will darlegen, welche Fehler wir bei der Suche nach dem Glück machen und was wir stattdessen tun können.

Meine Meinung:
Ich war sehr gespannt auf das Buch, weil ich die Autorin von Twitter und Co. kannte und sie als sehr sympathisch erlebt habe. Ihren Ansatz, die Themen Glück und Job zu verbinden, fand ich außerdem interessant.

Der Anfang des Buches konnte mich begeistern, er klang sehr vielversprechend. Die Gliederung des Buch hat mich ebenfalls überzeugt. Einige sinnvolle Tipps sind auf dem Seiten enthalten, etliche wahre Sätze stecken darin, die zum Nachregen anregen. Auch die Botschaft des Sachbuches fand ich richtig. Leider ist jedoch darin vieles enthalten, das man schon einmal gehört hat. Deshalb konnte ich nicht so viele Erkenntnisse daraus ziehen, wie ich anfangs erwartet hatte.

Ein weiterer kleiner Kritikpunkt: Ich habe das Buch als broschierte Printausgabe gelesen, dessen Cover sich beim Lesen für mich persönlich etwas ungenehm anfühlte. Abgesehen von diesem haptischen Aspekt hat mir die Gestaltung gefallen.

Insgesamt empfand ich das Buch als unterhaltsam - dank des Plaudertons, mit dem sie unterschiedliche Themenbereiche unter anderem durch anschauliche Beispiele verständlich rüberbringen konnte. Die Schreibe von Isabell Prophet war sehr angenehm. Der Ratgeber ließ sich sehr flüssig lesen. Ich hatte das Buch schnell durch.

Mein Fazit:
Meiner Meinung nach ist "Die Entdeckung des Glücks" kein Muss, aber ein Sachbuch, das Unterhaltung bietet und die Leser zum Nachdenken bringen kann. Ob man mit den Tipps von Isabell Prophet wirklich glücklich werden kann, weiß ich nicht. Zu viel darf man nicht erwarten. Hilfreiche Anregungen, die den Alltag verbessern können, kann es allerdings schon bieten.

Veröffentlicht am 08.09.2017

Variationen einer traurigen Melodie

Wo noch Licht brennt
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Acht Jahre lang hat Gül in der Türkei gelebt, während ihr Ehemann in Deutschland gearbeitet hat. Dann jedoch verlässt sie zum zweiten Mal ihre Heimat in Anatolien, um bei ihrem Mann in Bremen zu sein. ...

Acht Jahre lang hat Gül in der Türkei gelebt, während ihr Ehemann in Deutschland gearbeitet hat. Dann jedoch verlässt sie zum zweiten Mal ihre Heimat in Anatolien, um bei ihrem Mann in Bremen zu sein. Obwohl sie schon vorher viele Jahre in Deutschland gewohnt hat, ist ihr das Land fremd geblieben. Sie beherrscht die Sprache nicht gut, hat Heimweh und Sehnsucht. Doch ihre Liebe, Wärme und Herzlichkeit konnte sie sich in all der Zeit bewahren, obwohl sie in ihrem Leben noch vor einige Prüfungen gestellt wird.

"Wo noch Licht brennt" ist der Abschluss einer Trilogie, die sich jedoch auch ohne das Wissen der beiden Vorgängerbände lesen lässt.

Meine Meinung:
Mit dem dritten Teil der Reihe zu Gül ist Selim Özdogan ein ganz besonderes Buch gelungen. Es ist eine Geschichte, in der es um Leid, Trennung, Sehnsucht und Schmerz geht, aber auch um Liebe und Zusammenhalt. Eine Geschichte, die nicht nur das Leben einer fiktiven Figur beschreibt, sondern für viele Menschen türkischer Abstammung steht, die einst als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen sind und sich darin wiedererkennen können. Eine Geschichte, die weitgehend ohne Klischees auskommt und viele Zwischentöne kennt.

Es geht um kulturelle Identität und um das Thema Heimat. Immer wieder dreht sich der Roman jedoch auch um andere zentrale Fragen des Lebens, die sich für viele Menschen stellen. Die Tiefgründigkeit der Schilderungen konnte mich sehr zum Nachdenken bewegen konnte, sodass das Buch wohl noch lange bei mir nachklingen wird.

Auf eindrucksvolle Art werden die Gefühle und Gedanken der Protagonistin geschildert. Immer wieder sind die Melancholie und die "Variationen der traurigen Melodie" zu spüren, die Gül beschäftigen. Besonders begeistert hat mich die Sprache, die eine dichte Atmosphäre schafft und die Innenwelt Güls so gut beschreibt, dass man sich ihr sehr nahe fühlt. Der poetische Erzählstil sorgt für eine emotionale Lektüre. Gut gewählte Metaphern, tolle Sprachbilder und wunderschöne Formulierungen machen das Lesen zu einem Hochgenuss und haben dazu geführt, dass mich die Geschichte sehr berühren konnte. Das hübsche Cover rundet Inhalt und Sprache ab.

Mein Fazit:
"Wo noch Licht brennt" gehört zu meinen Lesehighlights in der jüngsten Zeit. Es ist ein einzigartiges und ungewöhnliches Buch, ein leiser Roman, der berührt und verzaubert, wenn man sich auf diese besondere Geschichte einlässt. Darin heißt es: "Wer direkt ins Herz schauen kann, der liest das richtige Buch." Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde erhalten.

Veröffentlicht am 08.09.2017

Konflikte zwischen den Generationen

Sonntags fehlst du am meisten
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Bei der Goldenen Hochzeit der Eltern soll sich Caro mit ihrem Vater aussöhnen. Vor über einem Jahr ist der Kontakt zwischen den beiden abgebrochen. Nach einer Trunkenheitsfahrt, bei der Caro glücklicherweise ...

Bei der Goldenen Hochzeit der Eltern soll sich Caro mit ihrem Vater aussöhnen. Vor über einem Jahr ist der Kontakt zwischen den beiden abgebrochen. Nach einer Trunkenheitsfahrt, bei der Caro glücklicherweise nichts passiert ist, ist Papas "Prinzessin" in Ungnade gefallen. Karl hat auch jegliche finanzielle Unterstützung für seine Tochter eingestellt. Nun ist die wohlbehütete Caro gezwungen, auf komplett eigenen Beinen zu stehen. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Sie muss nach dem Scheitern ihrer Ehe als Alleinerziehende für ihren Sohn sorgen, ist arbeitslos und trockene Alkoholikerin. Eine ungewöhnliche Freundschaft eröffnet ihr jedoch neue Sichtweisen. Ob die Annäherung an ihren Vater noch gelingt?

Meine Meinung:
Den Schreibstil habe ich als angenehm empfunden. Dabei ist es gelungen, die Gefühle der Protagonisten nachvollziehbar zu machen. Gut konnte ich mich in die Figuren hineinversetzen. Verbunden wird der lockere Erzählstil mit durchaus tiefgründigen Themen, sodass das Buch nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Deutlich werden Konflikte zwischen den Generationen, die sich so auch in anderen Familien finden lassen. Gleichzeitig werden diese angenehm unaufgeregt geschildert.
Mir hat es auch gut gefallen, dass die Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt wird und verschiedene Zeitebenen beinhaltet. Immer wieder gibt es Rückblenden in die Vergangenheit. Das hat dazu beigetragen, dass keine Langeweile aufkam. Den Lesefluss hat es nicht gestört. Im Gegenteil: Ich konnte das Buch schwer zur Seite legen und hätte am liebsten alles an einem Tag durchgelesen.
Am Ende blieben leider noch ein paar Fragen offen, zu denen ich gerne Antworten erhalten hätte. Daher ziehe ich einen Stern ab. Davon abgesehen, fand ich den Roman sehr gelungen.

Fazit:
Wer ein Buch sucht, das sich leicht lesen lässt, aber dennoch über Tiefgang verfügt und nachdenklich macht, wird bei „Sonntags fehlst du am meisten“ fündig. Ich kann den Roman empfehlen.