Profilbild von milkysilvermoon

milkysilvermoon

Lesejury Star
offline

milkysilvermoon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit milkysilvermoon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.02.2023

Ansprüche auf die englische Krone

Der eiserne Herzog
0

Europa im 11. Jahrhundert: Guilhem, der Herzog der Normandie, hatte es als Halbwaise nicht leicht, sich zu behaupten. Nachdem er erfolgreich um Matilda, die Tochter des Grafen von Flandern, geworben hat, ...

Europa im 11. Jahrhundert: Guilhem, der Herzog der Normandie, hatte es als Halbwaise nicht leicht, sich zu behaupten. Nachdem er erfolgreich um Matilda, die Tochter des Grafen von Flandern, geworben hat, erwartet ihn die nächste Herausforderung: Der englische König, sein Onkel, erklärt ihn zum Thronerben. Darauf hat es allerdings auch Harold Godwinson, ein mächtiger Gegner, abgesehen…

„Der eiserne Herzog“ ist ein historischer Roman von Ulf Schiewe.

Meine Meinung:
Der Roman ist in drei Bücher unterteilt, wobei diese wiederum aus mehreren Kapiteln bestehen. Vorangestellt sind eine Liste alter Ortsnamen und deren heutiger Entsprechung sowie eine umfangreiche Personenübersicht, die historische Persönlichkeiten als solche ausweist. Zwei sehr hilfreiche Extras.

Die Handlung beginnt im Jahr 1049 und reicht bis ins Jahr 1066. Sie spielt an wechselnden Orten, vor allem in Frankreich, England und Belgien. Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel erleichtern die Orientierung. Auch die optisch ansprechende Landkarte in den Innenklappen unterstützt das Verständnis.

In sprachlicher Hinsicht ist der Roman nicht zu modern und dennoch anschaulich. Lediglich die historisch bedingte Ähnlichkeit von Namen ist am Anfang etwas verwirrend. Der Schreibstil ist ausreichend detailliert und bildhaft. Auf ausufernde Gewaltdarstellungen wird erfreulicherweise jedoch verzichtet.

Im Vordergrund stehen Guilhem und sein Widersacher Harold. Obwohl die Quellenlage zu beiden Charakteren nicht sehr üppig ist, hat es der Autor geschafft, seine Protagonisten mit psychologischer Tiefe auszugestalten und glaubhaft darzustellen. So entsteht der Eindruck, dass die zwei Männer tatsächlich so gewesen sein könnten. Positiv fällt zudem auf, dass auch Frauenfiguren, frei von Klischees, zentrale Rollen im Roman spielen.

Inhaltlich geht es um die Schlacht bei Hastings und deren Vorgeschichte. Die „Anmerkungen des Autors“ belegen die fundierte und ausführliche Recherche und trennen Tatsachen von Fiktivem. Dem Schriftsteller gelingt es auf unterhaltsame wie interessante Weise, historische Entwicklungen und Ereignisse eindrucksvoll zu schildern. Auch ohne jegliche Vorkenntnisse wird Geschichte somit verständlich und wieder erfahrbar.

Auf den mehr als 500 Seiten bleibt die Handlung kurzweilig und abwechslungsreich. Die Spannung steigert sich - fast kontinuierlich - bis zum berühmten Kampf.

Das Cover eignet sich thematisch gut und gefällt mir optisch. Der prägnante Titel passt meines Erachtens ebenfalls sehr gut.

Mein Fazit:
Mit „Der eiserne Herzog“ ist Ulf Schiewe erneut ein historischer Roman gelungen, den ich uneingeschränkt empfehlen kann.

Veröffentlicht am 16.02.2023

Bommel hat Bammel

SAMi - Die kleine Hummel Bommel
0

Wegen ihrer kleinen Flügel wird die Hummel Bommel ausgelacht. Wie soll sie damit bloß fliegen? Das kleine Insekt hat Angst davor, es einmal zu probieren.

„Die kleine Hummel Bommel“ ist ein Bilderbuch ...

Wegen ihrer kleinen Flügel wird die Hummel Bommel ausgelacht. Wie soll sie damit bloß fliegen? Das kleine Insekt hat Angst davor, es einmal zu probieren.

„Die kleine Hummel Bommel“ ist ein Bilderbuch von Britta Sabbag und Maite Kelly. Es ist Teil der Ravensburger-Reihe „Sami - Dein Lesebär“.

Meine Meinung:
Das Geschichte umfasst elf Doppelseiten. Im Anschluss ist das Sami-Lied abgedruckt.

Die hübschen und liebevollen Illustrationen stammen aus der Feder von Joëlle Tourlonias. Sie erstrecken sich auf jeweils eine Doppelseite.

Das Bilderbuch ist für junge Zuhörer ab drei Jahren ausgewiesen. Die Sprache ist entsprechend altersgemäß und eignet sich prima zum Vorlesen. Auf Reime und wenig gebräuchliche Wörter wird erfreulicherweise komplett verzichtet.

Integriert in die Geschichte ist ein Lied. „Du bist du“ ergänzt die Handlung auf schöne Weise.

Die Botschaft des Bilderbuchs gefällt mir außerordentlich gut: Es geht um Anderssein, den Mut, Neues zu wagen, und die Kunst, sich selbst etwas zuzutrauen. Verpackt wird diese Message durch die Übertragung ins Tierreich. Das macht sie nicht nur für die Kleinen verständlich, sondern führt auch dazu, dass die Kinder beim Zuhören etwas über Insekten lernen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Geschichte so angelegt ist, dass sie Kinder mit den unterschiedlichsten Interessen ansprechen kann.

Auch der Lesebär als solcher hat mich überzeugt. Die Technik funktioniert reibungslos. Das Einrichten des Geräts gelingt mühelos. Das Aufladen des eingebauten Akkus passiert in weniger als zwei Stunden. Die Melodien und Geräusche runden das Vorleseerlebnis hervorragend ab. Die Bedienung ist so einfach, durchdacht und intuitiv, dass sie auch für kleine Kinder kein Problem ist. Schon allein das niedliche Aussehen hat bei unserem Nachwuchs für ein Lächeln gesorgt. Als Sami plötzlich auch noch gesprochen hat, war das Interesse sofort groß. Etwas verwirrend mag anfangs sein, dass Samis Stimme nicht mit der Vorlesestimme identisch. Das tut dem Vergnügen jedoch keinen Abbruch.

Mein Fazit:
Sowohl das Bilderbuch „Die kleine Hummel Bommel“ als auch Sami, den Lesebären von Ravensburger, kann ich guten Gewissens und uneingeschränkt empfehlen. Für uns wird es mit Sicherheit nicht der letzte Band aus der Reihe bleiben.

Veröffentlicht am 06.02.2023

Um Wellen trauern

Der Inselmann
0

Eine entlegene Gegend in Deutschland Anfang der 1960er-Jahre: Hans Roleder zieht mit seinen Eltern auf eine ansonsten unbewohnte Insel. Dort findet der Junge mehr als nur ein neues Zuhause…

„Der Inselmann“ ...

Eine entlegene Gegend in Deutschland Anfang der 1960er-Jahre: Hans Roleder zieht mit seinen Eltern auf eine ansonsten unbewohnte Insel. Dort findet der Junge mehr als nur ein neues Zuhause…

„Der Inselmann“ ist der Debütroman von Dirk Gieselmann.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus fünf Kapiteln, die in ihrer Länge sehr variieren. Erzählt wird aus einer auktorialen Perspektive. Die Geschichte umspannt mehrere Jahre.

Bildstark, atmosphärisch und sprachgewaltig, so lässt sich der Schreibstil zusammenfassen. Die Naturbeschreibungen sind eindrücklich, aber nicht weitschweifig, die Dialoge knackig und auf den Punkt. In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman so beeindruckt, dass ich gerne darüber hinwegsehe, dass auch einige weniger gebräuchliche Worte im Text auftauchen.

Hans steht im Vordergrund des Romans. Ein authentisch dargestellter Außenseiter, dessen Seelenleben sehr gut nachzuvollziehen ist.

Zum Inhalt möchte ich mich nur ansatzweise äußern, um nicht zu viel vorwegzunehmen. Allerdings lässt sich sagen, dass es vorwiegend um Hans‘ Geschichte geht, die von Einsamkeit und Traurigkeit geprägt ist. Keine unbeschwerte Lektüre.

Schon ab den ersten Seiten hat mich die Geschichte gefesselt. Sie entfaltet einen Lesesog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte.

Zwar trifft das Cover nicht ganz meinen persönlichen Geschmack. Es passt inhaltlich jedoch ebenso hervorragend wie der prägnante Titel.

Mein Fazit:
Mit seinem Romandebüt hat mich Dirk Gieselmann überzeugt. „Der Inselmann“ ist eine beklemmende, aber empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 06.02.2023

111 To-Do-Listen

Einfach gut sortiert
0

Wie schminke ich mich am besten? Wie arbeite ich im Büro möglichst effizient? Und wie beseitige ich das Chaos zu Hause?

„Einfach gut sortiert - In wenigen Schritten den Alltag meistern und Zeit für sich ...

Wie schminke ich mich am besten? Wie arbeite ich im Büro möglichst effizient? Und wie beseitige ich das Chaos zu Hause?

„Einfach gut sortiert - In wenigen Schritten den Alltag meistern und Zeit für sich gewinnen“ ist ein Sachbuch von Erin Zammett Ruddy.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 14 Kapiteln, die in weitere Abschnitte untergliedert sind. Sie werden eingerahmt durch eine Einleitung und die Danksagung der Autorin. Die Kapitel sind chronologisch nach einem exemplarischen Tagesablauf angeordnet, können allerdings problemlos auch in beliebiger Reihenfolge gelesen werden. Die klare Struktur mit dem Inhaltsverzeichnis macht ein Nachschlagen und Wiederfinden der einzelnen Themen sehr leicht.

Die Sprache ist locker und flott, manchmal jedoch eine Spur zu salopp und sehr betont lässig. Durch den Verzicht auf Fremdwörter und Fachbegriffe ist der Stil jedoch gut verständlich.

In thematischer Hinsicht ist der Ratgeber sehr facettenreich und umfassend. Von Styling über Gesundheit, Haushalt und Job bis zur Freizeitgestaltung ist vieles dabei. Auch auf spezielle Umstände, die nicht so häufig vorliegen, wie Trauerfälle und Probleme mit dem Auto geht die Autorin auf den etwas mehr als 300 Seiten ein. So entsteht ein buntes Sammelsurium an Tipps für mehr oder weniger alltägliche Situationen.

Die einzelnen Abschnitte bauen jeweils auf den Aussagen von Personen auf, die die Autorin zu diesem Thema befragt hat. Sie folgen einem wiederkehrenden Schema: Es gibt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, die kurze Vorstellung des jeweiligen „Experten“, die Begründung der Schritte sowie oftmals ein „Bonus“-Absatz mit zusätzlichen Tipps. Grundsätzlich ein sinnvolles und schlüssiges Konzept.

Mit dem Sachbuch hatte ich, grob ausgedrückt, dennoch drei wesentliche Schwierigkeiten:

Erstens: Bei den sogenannten Expertinnen und Experten handelt es sich nur zum Teil um ausgebildete Kenner ihres Faches. Bisweilen werden lediglich Unternehmer, sonstige Geschäftsleute oder andere Persönlichkeiten zitiert, deren Bezug zum Thema diffus bleibt. Beispielsweise erklärt die Gründerin eines Lifestyle-Magazins, wie man Betttücher falten soll. Dadurch entsteht der Eindruck von Schleichwerbung.

Zweitens: Nur ein kleiner Teil der Ratschläge sind für mich von Belang und hilfreich, weil darin tatsächlich Neues zu finden ist. Manche Tipps sind zu oberflächlich, zu banal oder schlichtweg hinlänglich bekannt, wie der Fakt, dass eine gerade geputzte Fläche vor dem Betreten trocknen sollte. Andere Tipps wie zum Beispiel die Hautpflege werden zu pauschal dargestellt. Und sogar kontraproduktive, gefährliche Ratschläge werden erteilt wie der häufige Gebrauch von Nasenspray vermeintlich zum Schutz vor Infektionen, obwohl Studien das Gegenteil beweisen.

Drittens: Das deutsche Marketing ist irreführend. Aufgrund des deutschen Titels, des Covers, der Einleitung und der sonstigen Vermarktung hatte ich mir einen Ratgeber zum Thema Ordnung und Effizienz im Haushalt erwartet. Tatsächlich nimmt dieser Bereich jedoch allenfalls die Hälfte des Buches ein. Der amerikanische Originaltitel („Little Book of Life Skills“) passt daher weitaus besser.

Mein Fazit:
Für sehr junge Erwachsene mit wenig Lebenserfahrung könnte „Einfach gut sortiert - In wenigen Schritten den Alltag meistern und Zeit für sich gewinnen“ von Erin Zammett Ruddy eine hilfreiche Lektüre sein. Wer fundierte und ausführliche Tipps zu Haushaltsführung und ähnlichen Bereichen sucht, wird mit diesem Sachbuch aber nicht glücklich.

  • Einzelne Kategorien
  • Thema
  • Umsetzung
  • Cover
Veröffentlicht am 05.02.2023

Von Hunger und Wahnsinn

Hunger
0

Oslo im 19. Jahrhundert: Er träumt davon, als Journalist oder Autor groß herauszukommen. Doch bei den Zeitungen der Stadt werden nur wenige seiner Beiträge überhaupt veröffentlicht. Von den mickrigen Einnahmen ...

Oslo im 19. Jahrhundert: Er träumt davon, als Journalist oder Autor groß herauszukommen. Doch bei den Zeitungen der Stadt werden nur wenige seiner Beiträge überhaupt veröffentlicht. Von den mickrigen Einnahmen kann er nicht leben. Ohne Geld und festen Wohnsitz irrt der Mann ziellos durch die Stadt, getrieben von dem Hunger, der Verzweiflung und dem Ehrgeiz, doch noch irgendwann ein geniales Werk zu schaffen…

„Hunger“ ist eine Erzählung von Knut Hamsun, die erstmals 1890 erschienen ist.

Meine Meinung:
Das Werk besteht aus vier Teilen, genannt „Stücke“. Das erinnert, zumindest dem Namen nach, ein wenig an die Gattung Drama. Erzählt wird - mit Zeitsprüngen zwischen den verschiedenen Teilen - in der Ich-Perspektive aus der Sicht des namenlosen Protagonisten.

Der Schreibstil ist geprägt durch viele innere und weniger äußere Dialoge. Die Sprache ist modern, für ihre Zeit vermutlich revolutionär und anschaulich. Der Text enthält vielerlei religiöse Bezüge. Als störend habe ich die unvermittelten Tempuswechsel von Präteritum zum Präsens, teils sogar mitten im Satz, empfunden. Bei der Ausgabe des Manesse-Verlags handelt es sich um eine gelungene Neuübersetzung aus dem Norwegischen, angefertigt von Ulrich Sonnenberg.

Der namenlose Protagonist stellt einen unsympathischen Anti-Helden dar. Ein gesellschaftlicher Verlierer, der aufgrund seines falschen Stolzes, seiner Überheblichkeit und seines überzogenen Geltungsbedürfnisses immer weiter in Richtung Abgrund trudelt. Sein Abwärtstrend ist selbstverschuldet. Obwohl sein Denken sehr gut zum Ausdruck kommt, habe ich sein inkonsequentes Handeln meist nicht nachvollziehen können. Die Figur wird dermaßen überzeichnet dargestellt, dass sie ins Unglaubwürdige abdriftet.

Inhaltlich geht es vor allem darum, wie der Hunger einem Menschen zusetzt. Das allein reicht als Lesart meiner Meinung nach jedoch nicht aus. Das wahnhafte, komplett irrationale Verhalten des Protagonisten zeigt sich nämlich auch in Phasen, in denen er an Essen herankommt. Insofern lässt es sich nur dann erklären, wenn man ihn als psychisch kranke Person liest, die ohne Hilfe von Familie und engen Freunden in einer großen Stadt zu überleben versucht.

Auf den etwas mehr als 200 Seiten entfaltet sich nur wenig Handlung. Stattdessen wiederholen sich die Verhaltensmuster des Protagonisten auf ermüdende Weise.

Das Nachwort von Felicitas Hoppe („Der ungeheuerliche Herr Happolati“) ist für mich leider wenig aufschlussreich. Auch die rund 80 Anmerkungen sind nur zum Teil hilfreich beim Verständnis der Lektüre. Positiv bewerte ich hingegen das angehängte Literaturverzeichnis und die editorische Notiz.

Das ungewöhnliche, haptisch ansprechende Cover sticht aus der Masse hervor. Der norwegische Originaltitel („Sult“) wurde erfreulicherweise wortgetreu übersetzt.

Mein Fazit:
„Hunger“ ist ein Werk von Knut Hamsun, das mich inhaltlich enttäuscht und sprachlich ebenfalls nicht gänzlich überzeugt hat. Nur bedingt empfehlenswert.