Profilbild von mimitatis_buecherkiste

mimitatis_buecherkiste

Lesejury Star
offline

mimitatis_buecherkiste ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mimitatis_buecherkiste über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2024

Hokuspokus in der Uckermark

Nebel über der Uckermark
0

Kriminalhauptkommissarin Carla Stach feiert in der Gaststätte Seeblick ihren sechzigsten Geburtstag, als die Wirtin Maria Lange ihr zur späten Stunde von einem Traum erzählt, in dem sie den Mord an einer ...

Kriminalhauptkommissarin Carla Stach feiert in der Gaststätte Seeblick ihren sechzigsten Geburtstag, als die Wirtin Maria Lange ihr zur späten Stunde von einem Traum erzählt, in dem sie den Mord an einer jungen Frau vorhergesehen haben will. Als kurz darauf eine Frau als vermisst gemeldet wird, auf die diese Beschreibung passt, ist Carla mehr als skeptisch, was sich kurz darauf in Misstrauen wandelt, als die Wirtin behauptet, dass Carla selbst in Gefahr geraten würde, sollte sie den Fall nicht ihren Kollegen überlassen.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den dritten Teil der Reihe mit Carla Stach. Das Privatleben von Carla sowie ihren Kolleginnen und Kollegen spielt zwar eine Rolle, allerdings werden die wichtigsten Einzelheiten im Buch wiederholt, sodass es überhaupt kein Problem sein sollte, jeden Band unabhängig voneinander zu lesen, wenn man nicht von vorne beginnen möchte. Erinnern konnte auch ich mich nicht an alle Details, im folgenden Verlauf jedoch kam die ein oder andere Erinnerung von selbst zurück; ich hatte wirklich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, außen vor zu sein.

Zu Beginn war ich sehr skeptisch, weil die Thematik im Buch eine ist, die mich ein Buch eher zur Seite legen, als es zur Hand nehmen lässt. Hellseherei, Wahrsagerei, Astrologie und Esoterik sind zwar alles Themen, über die man sicherlich diskutieren und auch streiten könnte, ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, dass diese in einen Kriminalroman passen, der sich unter anderem um Bandenkriminalität dreht. So sehr kann man sich irren, denn nicht nur passte alles wunderbar zusammen, sondern der Autor schaffte es ebenfalls, den Fall zu meiner Zufriedenheit zu lösen und alle meine offenen Fragen zu beantworten. Hierbei gab es zwar die ein oder andere Stelle, an der ich die Augen verdrehen musste, aber mein Unglaube soll nicht Gegenstand dieser Rezension sein.

Besonders aufgefallen ist mir übrigens, dass der Autor viele Berufe mit Frauen besetzt hat, und zwar in einem Maße, das zwar wünschenswert, aber für mich leider etwas übertrieben und dadurch unrealistisch wirkte. Hier hätte ich mir ein gesundes Mittelmaß gewünscht. Dies ist aber Jammern auf hohem Niveau, denn zusammenfassend kann ich sagen, dass ich trotz des für mich ungewohnten Themas sehr gut unterhalten wurde und mich bereits jetzt auf weitere Fälle mit der sympathischen Carla Stach freue!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2024

Ein Herz und eine Seele

Hallo, du Schöne
0

William Waters hatte keine schöne Kindheit, überlebt und hinter sich gebracht hat er diese, weil er auf dem Basketballplatz Freunde gewonnen sowie Gemeinschaft, Zusammenhalt und Zugehörigkeit kennengelernt ...

William Waters hatte keine schöne Kindheit, überlebt und hinter sich gebracht hat er diese, weil er auf dem Basketballplatz Freunde gewonnen sowie Gemeinschaft, Zusammenhalt und Zugehörigkeit kennengelernt hat. Als er Julia Padavano begegnet und sich in sie verliebt, wird er Teil ihrer Familie, besonders Julias drei Schwestern nehmen William mit offenen Armen auf. Die Vergangenheit lässt William aber nicht los, seine Traurigkeit und die düsteren Gefühle beeinflussen seine Ehe und werfen Schatten auf das junge Glück, sodass alle unaufhaltsam auf eine Katastrophe zusteuern, nach der nichts mehr sein wird, wie es vorher war.

„William dachte, dass seine Verlobte mit dem Taktstock eines Dirigenten durch die Welt ging, während Sylvie ein Buch mit sich trug und Cecelia einen Pinsel. Emeline dagegen hatte die Hände frei, um helfen oder das Kind einer Nachbarin nehmen und trösten zu können. Immer wenn sie William seit seiner Verletzung sah, fragte sie, ob sie etwas für ihn tragen oder ihm eine Tür aufhalten könne.“ (Seite 69)

Aus drei Perspektiven wird die Geschichte von William, den vier Schwestern und anderen Familienmitgliedern erzählt. Mir war zunächst nicht klar, warum die Autorin ausgerechnet diese drei Personen ausgewählt hat, aber bereits früh hatte ich einen Verdacht, wie es dazu kommen konnte, der sich dann auch bestätigt hat. Warmherzig und mit einer wunderbaren Sprache hat Ann Napolitano die Jahrzehnte umfassende Lebensgeschichte von William und der Padavano-Familie erzählt, die Jahre flossen nur so dahin, kleine und große Sorgen kamen und gingen, ein schicksalhafter Tag veränderte alles und eine neue Zeitrechnung begann. Ich habe mitgefiebert und mitgelitten, habe gelacht, geschmunzelt und an vielen Stellen geweint. Die Entscheidungen mancher Figur trieben mich auf die Palme, ich war verzweifelt und wütend, fragte mich, was richtig gewesen wäre. Nie hatte ich die Hoffnung aufgegeben, deswegen war ich erschüttert, als plötzlich etwas geschah, das so unglaublich schwer zu ertragen war. So viel Schmerz und Kummer, Trauer und Liebe war fast zu viel für mich und lediglich die Aussicht darauf, dass daraus etwas Gutes entstehen könnte, ließ mich durchhalten.

„Williams Herzschlag verlangsamte sich zu einem Murmeln in seiner Brust, und er musste auf eine seltsame Art atmen, um nicht in Tränen auszubrechen. Es überraschte ihn, wie sehr es ihn traf, etwas schien in ihm zerbrochen zu sein.“ (Seite 64)

So schwer ich es fand, die letzten Seiten zu lesen, so tröstlich war es, dass Ann Napolitano ein Ende schuf, das der Geschichte würdig war. Ein großartiger Roman über Familie, Freunde, Zusammenhalt und Liebe, der mir emotional einiges abverlangt hat, aber auch wunderbar unterhaltsam gewesen ist. Mit einem guten Gefühl klappte ich das Buch zu und träume davon, wie es weitergehen könnte, denn die Geschichte von William und den Padavano-Schwestern ist für mich noch lange nicht auserzählt. Manchmal werden Träume wahr.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.03.2024

Traurig und schön

Wir sitzen im Dickicht und weinen
1

Valerie und ihre Mutter Christina haben keine einfache Beziehung, was unter anderem an der schwierigen Kinder- und Teenagerzeit von Valerie liegt. Diesen sprichwörtlichen Schuh zieht Christina sich nicht ...

Valerie und ihre Mutter Christina haben keine einfache Beziehung, was unter anderem an der schwierigen Kinder- und Teenagerzeit von Valerie liegt. Diesen sprichwörtlichen Schuh zieht Christina sich nicht an, schließlich hat sie alles Menschenmögliche getan, damit es Valerie gutgeht, wenn auch nicht auf alles für ihr Kind verzichtet, denn sie wollte es besser machen und haben, als ihre eigene Mutter es hatte. So ist es kein Wunder, dass auch die erschütternde Krebsdiagnose von Christina die beiden Frauen nicht zusammenbringt, denn für die eine ist es eine Pflicht, für die andere ein Muss.

Anfangs tat ich mich schwer damit, die Personen im Buch auseinanderzuhalten, denn die Rückblenden in die Vergangenheit, in denen ich Mütter und Väter sowie die Großeltern von Valeries Eltern kennenlernen durfte, erforderten meine Konzentration und erlaubten es nicht, unaufmerksam zu sein. Diese Rückblicke waren wichtig, um zu verstehen, wie und warum jeder einzelne von ihnen geformt und zu dem Menschen geworden ist, der letztendlich in der Gegenwart der Geschichte vorgestellt wird. Da wurde der erste Weltkrieg erlebt, der zweite überlebt, für Rechte gekämpft, verloren, Widerstand geleistet und erneut versucht, dagegenzuhalten. Die Ohnmacht der Frauen, ihr Bestreben danach, ein gutes Leben zu leben, ohne ihre Persönlichkeit aufgeben zu müssen, wenn die Kinder erstmal da sind, ihre Verzweiflung, ihre Traurigkeit und ihre Wut. Das sich Einrichten in ihrer Welt, das Ertragen und Wegducken, die Aufgabe, die Hingabe und die Pflichten der Mutterschaft; all dies wurde mir aufgezeigt und oft war ich empört, mitfühlend, traurig, lachend, mitleidig oder wütend über Situationen, die mir erschienen wie Geschichten aus einer anderen Welt. Wie verwoben alles miteinander war, wie tragisch, wenn über mehrere Generationen hinaus etwas weitergetragen wird, das sich irgendwann entlädt und mit einer Wucht freigelassen wird, die alles übertrifft.

Dieses Buch war traurig und schön, es hat mir die Last und die Bürde der Mutterschaft, aber auch ihre Hingabe und Schönheit, die Hoffnung und Liebe vor die Augen geführt. Jede der Frauen hatte recht und lag gleichzeitig falsch, ich konnte sie verstehen, waren sie doch beide das Ergebnis ihrer Kindheit und das Produkt ihrer Zeit. Mit Sympathie hat das nichts zu tun, aber mit dem Menschsein. Eine wunderbare Geschichte über die Macht der Familie. Ein großartiges Debüt, das mir Lust auf weitere Werke von der Autorin macht. Lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.03.2024

Aaron Falk ist zurück

Die Suche
0

Der Bundesermittler Aaron Falk nimmt an der Taufe seines Patenkindes Henry teil, ist dafür aus Melbourne ins südaustralische Weinland gekommen. Vor genau einem Jahr ist die Taufe abgesagt worden, nachdem ...

Der Bundesermittler Aaron Falk nimmt an der Taufe seines Patenkindes Henry teil, ist dafür aus Melbourne ins südaustralische Weinland gekommen. Vor genau einem Jahr ist die Taufe abgesagt worden, nachdem eine Frau am Eröffnungstag des jährlichen Festivals verschwunden ist, die mit der Familie des Patenkindes eng verbunden war, zurückblieb ihr schlafendes Baby, das man in seinem Kinderwagen fand. Zum Jahrestag des Verschwindens von Kim Gillespie ist eine neue Suche geplant, Falk beteiligt sich daran, Kims letzte Schritte zu rekonstruieren. Dabei fallen ihm eklatante Fehler in der Ermittlung auf, sodass er beginnt, tiefer zu graben.

Als ich gehört habe, dass endlich ein weiteres Buch mit Aaron Falk erscheint, war ich Feuer und Flamme, es unbedingt lesen zu wollen. Ich mag diesen zurückhaltenden, klugen Mann, der mit seinem analytischen Blick in der Lage ist, die kniffligsten Verbrechen aufzuklären. Die Geschichte wird ruhig erzählt, die Spannung baut sich langsam, aber kontinuierlich auf. Der Fokus liegt hierbei auf der Analyse der zurückliegenden Ereignisse, dies nimmt etwa zwei Drittel des Buches ein. Ich würde hier nicht von einem Thriller sprechen, denn Spannungsroman trifft eher zu, allerdings ändert sich dies im letzten Drittel, als das Tempo angezogen wird und es in die Richtung der Auflösung geht, die mich kalt erwischt. Ich kann kaum glauben, was passiert ist, hätte dieses Ergebnis niemals erwartet, bin erschüttert und auch ein bisschen den Tränen nah. So tragisch und traurig, als zum Schluss noch eine Überraschung passiert, die unerwartet kommt, dafür aber die letzten Unklarheiten beseitigt.

Ein großartiger Spannungsroman über einen Cold Case, der mich wunderbar unterhalten hat. Ich möchte unbedingt mehr davon!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.03.2024

Wiedersehen mit Holly

Holly
0

Privatermittlerin Holly Gibney erhält von Penny Dahl den Auftrag, deren Tochter Bonnie zu suchen, die seit drei Wochen verschwunden ist. Obwohl Hollys Partner Pete Huntley an Corona erkrankt ist und ihr ...

Privatermittlerin Holly Gibney erhält von Penny Dahl den Auftrag, deren Tochter Bonnie zu suchen, die seit drei Wochen verschwunden ist. Obwohl Hollys Partner Pete Huntley an Corona erkrankt ist und ihr davon abrät, einen neuen Fall anzunehmen, verbeißt sich Holly in die Ermittlungen und hat bald eine erste Spur. Hilfe bekommt sie von dem Geschwisterpaar Barbara und Jerome Robinson, die allerdings durch verschiedene Umstände abgelenkt sind, sodass die Lösung des Falles sich verzögert, was aus diversen Gründen dramatische Folgen haben wird.

Auf verschiedenen Zeitebenen erzählt King die Geschichte, springt zwischen Personen und Orten, gibt erst langsam etwas preis. Meine Befürchtung, dass es zu mystisch werden könnte, weil Holly involviert ist, hat sich zum Glück nicht bestätigt, und obwohl ich skeptisch war, weil sie nicht zu meinen Lieblingsfiguren zählt, bin ich nun ein glühender Fan dieser außergewöhnlichen, nicht mehr ganz so jungen Frau. Ihre Marotten und Zwänge finde ich entzückend, schließlich tun diese niemandem weh. Wer die früheren Abenteuer von Holly noch genießen möchte, sollte nicht unbedingt mit dem vorliegenden Buch beginnen, denn viele Hinweise auf frühere Werke könnten etwas verraten, was man noch nicht wissen will. Allen anderen empfehle ich aber zum Einstieg gerne dieses Buch.

Erst allmählich verstehe ich, um was es eigentlich geht, und als es dann endgültig Klick macht, bin ich angewidert angesichts der absolut widerwärtigen Aufklärung. Dazu aber total euphorisch, denn es folgt tatsächlich eine grandiose Story, die großartigen Horror im wahrsten Sinne des Wortes verspricht. Die Ermittlung von Holly, die Umstände, die dazu führen, dass oft vieles schief läuft, was eigentlich selbstverständlich ist, die tollen Wendungen und Einfälle sowie auch der gut platzierte, feine Humor führen zu einem unvergesslichen Erlebnis. Das letzte Drittel ist so unglaublich spannend und nervenaufreibend, dass ich mich nur mit großer Mühe davon abhalten kann, vorzublättern, um zu überprüfen, dass es meinem Sinn entsprechend weitergeht. Dieses Gefühl ist so euphorisierend, dass ich das Gefühl habe, neben mir zu stehen. Was für ein grandioser Thrill!

Wie bei Stephen King üblich, verliert er sich permanent in Ausschweifungen, wiederholt sich oft, wenn auch mit anderen Worten. Wer diese Art der Erzählung nicht mag, wird unzufrieden sein, denn diese zieht sich durch das gesamte Buch. Hätte das Buch gekürzt einen Sinn ergeben? Ja! Wäre ich damit glücklicher gewesen? Definitiv nein, denn ich liebe die Art und Weise, wie King eine Geschichte erzählt, könnte ihm stundenlang über die Schulter schauen und würde doch nicht genug bekommen. Hinzu kommt, und mich persönlich störte dies nicht, dass die Geschichte vollständig während der Corona Pandemie spielt. Diese ist allgegenwärtig, ob Maske, Impfung oder Desinfektion, das Virus und seine Folgen ziehen sich durch das Buch. Wer dies nicht möchte, bedenkt dies bitte vorher.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass dies ein großartiger Roman eines meiner absoluten Lieblingsschriftsteller geworden ist. Ich wäre bereit für ein weiteres Abenteuer mit Holly und bedanke mich für spannende und gruselige Unterhaltung. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere