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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2023

Spannend, düster, aktuell

Refugium
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Auf der Mittsommerparty von Olof Helander und seiner Frau herrscht ausgelassene Stimmung, die Gastgeber und ihre Gäste, zwei befreundete Ehepaare, amüsieren sich prächtig, als zwei schwerbewaffnete Männer ...

Auf der Mittsommerparty von Olof Helander und seiner Frau herrscht ausgelassene Stimmung, die Gastgeber und ihre Gäste, zwei befreundete Ehepaare, amüsieren sich prächtig, als zwei schwerbewaffnete Männer auftauchen und innerhalb von Sekunden hunderte von Schüssen auf die Gesellschaft abgeben. Die Autorin und ehemalige Polizistin Julia Malmros versteckt sich, nachdem sie kürzlich einen handfesten Skandal verursacht hat, in ihrem Ferienhaus in der Nähe der Luxusvilla der Helanders, sodass sie mit ihrem Begleiter Kim Ribbing zuerst am Tatort ankommt. Dort entdecken die beiden die vierzehnjährige Tochter des Gastgebers, die sich unter dem Steg im eiskalten Wasser an einen Pfeiler geklammert und damit als einzige überlebt hat. Der ermordete Olof war ein Jugendfreund Julias, die zusammen mit Kim private Nachforschungen beginnt, was ihrem Ex-Mann Jonny nicht passt, der als Polizist die Ermittlungen leitet.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den ersten Teil der sogenannten Stormland-Trilogie. Hintergrund dieser Trilogie ist der Umstand, dass John Ajvide Lindqvist ursprünglich einer der Autoren sein wollte, die die berühmte Millennium-Reihe von Stieg Larsson fortführen, allerdings wurde sein Manuskript abgelehnt. Diese Ablehnung führte zur Umarbeitung seines Werkes, sodass die vorliegende Trilogie entstanden ist. Witzig fand ich dabei, dass Julia Malmros im Buch das gleiche Schicksal ereilt, John Ajvide Lindqvist also seine Schmach literarisch verarbeitet und dies großartig umgesetzt hat.

Das Buch startet fulminant mit der Ermordung der drei Paare und dieser Prolog hat es wirklich in sich, denn die Situation wird dermaßen plastisch geschildert, dass ich die grausame Szene förmlich vor Augen habe. Danach folgt die Vorstellung der beiden Charaktere Julia und Kim, wobei Kims Hintergrund vorerst sehr vage bleibt. In wiederkehrenden Rückblenden erfahre ich, wie Kim zu dem wurde, der er ist, was erst allmählich zu einem besseren Verständnis führt, da er ein sehr besonderer Mensch ist und anfangs nicht sonderlich sympathisch.

Die Ermittlungen aus der Sicht von Julia und Kim einerseits sowie den ermittelnden Beamten andererseits ergänzen sich, wie ein Puzzle müssen die Teile mühsam zusammengesucht und dann angepasst werden, was sehr aufregend ist, da die privaten Nachforschungen auf Möglichkeiten zurückgreifen können, die der Polizei verständlicherweise nicht zur Verfügung stehen. Zwischendurch habe ich befürchtet, dass die Story thematisch eine Richtung nimmt, die ich anstrengend und für mich nicht interessant sowie verständlich genug finde, insbesondere wenn es um Klimakompensationen, CO2-Zertifikate, Handel mit Emissionsrechten und anderen Begriffen rund ums Klima und die Wirtschaft geht. Zum Glück für mich hat der Autor diese Passagen nicht zu ausführlich und für mich als Laie deutlich klar genug zusammengefasst.

Eine aufregende Zeit mit Julia, Kim und anderen Beteiligten ist zu Ende, ein Abschluss der Ermittlung geschafft und meine Neugier auf die Fortsetzung groß. Ich freue mich auf weitere Abenteuer des ungleichen Duos und bin glücklich, dass ich kein ganzes Jahr auf den zweiten Teil warten muss. Ich freue mich sehr darauf!

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Veröffentlicht am 25.09.2023

Humorvolle Mörderjagd

Eingewiesen
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Detective Constable Alice Frances Armitage wurde zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen, da sie an PTBS leidet, seit ein Einsatz schrecklich schiefgegangen ist, bei dem ihr Kollege erstochen wurde. ...

Detective Constable Alice Frances Armitage wurde zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen, da sie an PTBS leidet, seit ein Einsatz schrecklich schiefgegangen ist, bei dem ihr Kollege erstochen wurde. Nach einigen unschönen Vorfällen und dem Missbrauch verbotener Substanzen, ist ihre Karriere zu Ende, was sie jedoch in der Anstalt nicht davon abhält, Ermittlungen anzustellen, als einer ihrer Mitpatienten ermordet wird. Natürlich werden diese Ermittlungen dadurch erschwert, dass sie als Patientin nicht nur unter Beobachtung, sondern auch die meiste Zeit unter Medikamenteneinfluss steht.

Als ich gesehen habe, dass Mark Billingham ein neues Buch geschrieben hat, war meine Freude groß, da ich die Bücher des Autors seit Jahren mit Begeisterung lese. Bereits nach den ersten Seiten war mir klar, dass dieses Buch anders ist, denn die Ich-Erzählerin Alice ist nicht nur ein außergewöhnlicher Charakter, sondern zudem eine unglaublich unzuverlässige Erzählerin, was verständlich ist, wenn man bedenkt, in welcher Einrichtung sie sich befindet. Dies war oft sehr komisch, denn sie brachte sich immer wieder in Situationen, die von Außen betrachtet schlicht und ergreifend absurd waren. Aus meinem Schmunzeln wurde oft ein Lachen, es war eine herrliche Story, die neben vielen Krimielementen die menschliche Seite nicht außer Acht gelassen hat.

Die Auflösung war mehr als überraschend, damit hätte ich nicht gerechnet und war wirklich für kurze Zeit sprachlos! Wer schwarzen Humor mag, wird dieses Buch lieben. Von mir gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Wunderbare Bücherwelt

Die Buchverliebten
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Gesa hat Bücher aus ihrem Leben verbannt, seit sie vor zwanzig Jahren ein traumatisches Erlebnis hatte. Der Buchhändler Ole hingegen hat nach einem Schicksalsschlag seine Liebe zur Literatur gefunden und ...

Gesa hat Bücher aus ihrem Leben verbannt, seit sie vor zwanzig Jahren ein traumatisches Erlebnis hatte. Der Buchhändler Ole hingegen hat nach einem Schicksalsschlag seine Liebe zur Literatur gefunden und führt eine Buchhandlung, die seit geraumer Zeit mehr schlecht als recht läuft. Durch Zufall lernen beide sich kennen und finden Gefallen aneinander. Gerade als sich alles augenscheinlich zum Guten wendet, passiert ein Unglück und überschattet das kleine Glück.

Ein Buch über Bücher und die Liebe zur Literatur, da war mir sofort klar, dass ich dies lesen möchte. Der Anfang war auch ganz zauberhaft und ich dachte, dies könnte der Beginn einer wunderbaren Lesereise sein, allerdings flachte die Geschichte sehr schnell ab und dümpelte ein wenig vor sich hin. Die fast sechzigjährige Gesa war für mich als Charakter bedauerlicherweise sehr unglaubwürdig; unreif, kindisch und wenig lebenserfahren kam sie mir vor, was mich persönlich sehr gestört hat bei einer Frau ihres Alters. Ihre Vorliebe für eine bestimmte Süßigkeit hatte fast schon manische Züge, so viel Engagement in anderen Bereichen hätte der Figur sicherlich gutgetan. Wie anders dagegen der Buchhändler Ole, der mich mit seiner Persönlichkeit sofort für sich eingenommen hat. Seine Vorliebe für Buchzitate fand ich sehr schön und hätte am liebsten das ganze Buch in seiner Gegenwart verbracht.

Leider konnte mich die Geschichte rund um die Buchhandlung sowie Gesa und Ole nicht so richtig begeistern, das Buch war zwar angenehm zu lesen, aber meine Erwartungen wurden dabei nicht erfüllt. Eine nette Story, bei der ich mir etwas mehr Handlung gewünscht hätte. Vielleicht war es einfach der falsche Zeitpunkt für das Buch und mich.

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Veröffentlicht am 20.09.2023

Schöne, falsche Welt

Die Einsamkeit der Ersten ihrer Art
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Arielle ist vierzehn Jahre alt und hat aufgrund einer genetisch bedingten Erkrankung körperliche Makel und Probleme, die ihr zu schaffen machen; kaum Haare auf dem Kopf, Zähne fehlerhaft und ohne Schweißdrüsen ...

Arielle ist vierzehn Jahre alt und hat aufgrund einer genetisch bedingten Erkrankung körperliche Makel und Probleme, die ihr zu schaffen machen; kaum Haare auf dem Kopf, Zähne fehlerhaft und ohne Schweißdrüsen keine Möglichkeiten, zu schwitzen. Ihre Nachmittage verbringt sie entweder bei ihrem besten Freund Aljosa auf dem Müllplatz, oder mit ihrem Vater in den Wohnungen von Verstorbenen, die sie ausräumen. Als Arielle auf einem alten Handy Fotos eines unbekannten Mädchens mit dem Namen Pauline entdeckt, legt sie ein neues Profil an und lädt deren Fotos hoch. Die Followerzahlen schießen durch die Decke, Arielles psychisch angeschlagene Mutter wird darauf aufmerksam und möchte den Kanal für ihre Zwecke nutzen. Bald wächst Arielle alles über den Kopf.

Die schöne, falsche und unechte Welt des Internets und ein junges Mädchen, das endlich auch etwas Aufmerksamkeit und Zuspruch haben möchte, die anderen scheinbar mühelos zufliegen. Geschmückt mit falschen Federn geht ein Traum in Erfüllung, aber so richtig glücklich wird man damit wohl nicht. Die Lebensumstände von Arielle sind das eine, die Eltern überfordert, mit der Jagd nach Geld beschäftigt oder schlicht und ergreifend psychisch krank. Wer kann es ihr verdenken, dass sie ein Stück der Torte möchte, an Erfüllung glaubt und an das große Glück. Abhängig von Followerzahlen, dem blauen Häckchen, dem Algorithmus und der Menge der Herzchen zu jedem Bild, hofft sie auf ein Wunder und ich hoffte mit.

Tragisch komisch erzählt Matthias Gruber die Geschichte von Arielle, von diesem einen Sommer, als alles möglich schien. Ich habe geschmunzelt und gelacht, war entsetzt und habe geweint. Die Enthüllung zum Schluss traf mich mitten ins Herz und das Ende war, als mein Herz brach. Dafür gibt es von mir die volle Punktzahl mit extra Sternchen und eine Leseempfehlung. Grandios!

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Tödlicher Luxus im Überfluss

Der Club. Dabeisein ist tödlich
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Eine Insel, die nur bei Ebbe erreicht werden kann, ein luxuriöser Club, ein elitärer Kreis, zu dem nicht jeder Zugang bekommt und eine Eröffnungsparty, die drei Tage dauern soll. Wer drin ist, hat es geschafft, ...

Eine Insel, die nur bei Ebbe erreicht werden kann, ein luxuriöser Club, ein elitärer Kreis, zu dem nicht jeder Zugang bekommt und eine Eröffnungsparty, die drei Tage dauern soll. Wer drin ist, hat es geschafft, eingeladen wurden trotzdem nur ausgewählte Personen, diese reichen, schönen und berühmten Menschen bleiben unter sich. Jahrelang hat Eigentümer Ned Groom auf diesen Tag hingearbeitet, hat akribisch alles überwacht und sich über jeden Schritt genauestens berichten lassen. Nur eine Handvoll dieser Gäste hat Ned zu einem Dinner eingeladen, in dessen Verlauf er jede Person an die Seite nimmt, um die Bombe platzen zu lassen; sie finden auf ihrem Zimmer ein Päckchen, das dazu beitragen könnte, ihre Karriere binnen Sekunden zu vernichten. Das Schweigen hat natürlich seinen Preis, aber nicht jeder kann diesen Preis bezahlen.

Ellery Lloyd ist das Pseudonym des Ehepaars Collette Lyons und Paul Vlitos und besonders Collette weiß, wovon sie schreibt, immerhin ist sie Journalistin und Herausgeberin, hat für Elle, die Daily Mail und andere Zeitschriften gearbeitet, kennt sich also sicherlich in der Welt der Reichen und Schönen aus. Bereits der Prolog führt dazu, dass ich im Kopf mehrere Szenarien entwerfe, was passiert sein könnte, allerdings verrät der kurze Text nicht einmal ansatzweise, um welche Personen es geht, oder wie es zu dieser Situation kommen konnte. Der darauffolgende Teil eines Artikels in der Vanity Fair führt nicht etwa zur Aufklärung bei, sondern eher dazu, dass mir vor lauter Fragezeichen der Kopf schwirrt. Kleine Häppchen werden mir hingeworfen, Andeutungen, Vermutungen und Fakten geäußert. Wirklich verraten wird zu diesem Zeitpunkt aber natürlich noch nichts.

Die folgenden Kapitel schildern die Sichtweisen verschiedener Personen, die mit dem exklusiven Club in Verbindung stehen, Ereignisse werden beleuchtet, die vor kurzem, oder aber vor einigen Jahrzehnten geschehen sind. Auch da erfahre ich erst nach und nach die Wahrheit, wobei gegenwärtige Situationen eingebunden worden sind. Diese Erzählweise hält die Spannung permanent hoch, ich platze vor Neugier und rase durch das Buch, als gäbe es kein Morgen mehr. Teile des Artikels in der Vanity Fair sind strategisch klug eingebaut, passend zur restlichen Geschichte bekomme ich so Einblick in zukünftige Geschehnisse, kann diese mit der restlichen Erzählung verbinden und komme der Lösung näher und näher, was unglaublich aufregend ist. Einige Enthüllungen entsetzen mich, andere sind so schockierend, dass ich es kaum glauben kann. Immer wieder kommen Dinge ans Licht, die rückwirkend einiges erklären, die dazu führen, dass ungeklärte Fragen beantwortet werden und die ein oder andere Beziehung in einem anderen Licht erscheint.

Geheimnisse, Intrigen, Lügen, Schmeicheleien und ein feiner Humor machen das Buch zu einem vergnüglichen Leseerlebnis, das ich nicht missen will. Obwohl ich den Schreibstil anfangs etwas sperrig finde und mich sehr konzentrieren muss, überwiegen die positiven Aspekte und der Einfallsreichtum der Autoren. Ich habe gehofft, dass das Ende passt und wurde nicht enttäuscht; stimmig und zufriedenstellend wurde die Story beendet und ich klappte glücklich das Buch zu. Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir. Großartig!

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