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Veröffentlicht am 01.08.2023

Diese eine Bedrohung

Und dann verschwand die Zeit
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Caro und ihr Halbbruder Pauly werden von Paulys Mutter Francesca, die mit Caros Vater verheiratet und mit diesem unterwegs ist, dazu aufgefordert, Zuflucht zu suchen im High House, das auf einer Anhöhe ...

Caro und ihr Halbbruder Pauly werden von Paulys Mutter Francesca, die mit Caros Vater verheiratet und mit diesem unterwegs ist, dazu aufgefordert, Zuflucht zu suchen im High House, das auf einer Anhöhe neben einer kleinen Stadt am Meer liegt. Francesca ist Umweltforscherin, ihr Mann Universitätsprofessor; die beiden wissen von Berufs wegen, welche Katastrophe der Welt bevorsteht. Das Wetter spielt verrückt und der Meeresspiegel steigt. Um das Haus kümmern sich Sally und ihr Großvater, die Francesca dafür bezahlt hat. Als das Wasser steigt, sind die vier alleine auf sich gestellt.

„…ich drängte meine Tränen zurück, beschämt, denn sie fielen nicht aus Mitleid, Menschlichkeit oder Mitgefühl, sondern weil ich Angst bekam, plötzlich und unmittelbar, um mein Leben.“ (Seite 31)

Caro, Sally und Pauly sind die drei Stimmen im Buch, wobei den meisten Raum die jungen Frauen einnehmen, denn Pauly ist vierzehn Jahre jünger als seine Halbschwester sowie Sally und im Buch überwiegend ein Kind, das es zu beschützen gilt. Diese Dystopie hinterfragt nicht, warum die Katastrophe eingetreten ist, sie behandelt mehr das Zusammenleben der Personen und die Auswirkungen auf deren Leben. Was auf der restlichen Welt geschieht, ist kein Thema, die Handlung beschäftigt sich nur mit den vier Menschen im Haus. Dies ist durchaus interessant, aber wer auf atemlosen Nervenkitzel steht oder kaum auszuhaltende Spannung will, der ist hier falsch. Leise und unaufgeregt geht es zu, einzelne Reibereien und Streitigkeiten unterbrechen den Alltag, der sich unermüdlich um die Nahrungssuche und ums Energiesparen dreht. Das Miteinander, der Überlebenskampf und die Gedanken daran, was war und noch folgt, bestimmen die Handlung; nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Es zieht sich eine gewisse Erwartung durchs Buch, die Prognosen sind da und sie sind schlecht. Viel wird nicht verraten, einiges nur angedeutet und anderes bleibt bis zuletzt unklar. Mein Kopfkino wurde angeregt, ich spielte verschiedene Szenarien durch und musste letztlich einsehen, dass es darum nicht geht. Ein wenig Beklemmung bleibt nach dem lesen zurück, einiges zum nachdenken und eine leise Hoffnung, dass es anders wird. Liebe Welt, viel Glück!

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Veröffentlicht am 28.07.2023

Trügerische Idylle

Das Ende von Eden
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In der ruhigen Vorstadt Emerson erschüttert der Mord an der neunzehnjährigen Eden die Nachbarschaft. Anscheinend hat die junge Frau regelmäßig Partys gefeiert mit drei Freunden, die unterschiedlicher nicht ...

In der ruhigen Vorstadt Emerson erschüttert der Mord an der neunzehnjährigen Eden die Nachbarschaft. Anscheinend hat die junge Frau regelmäßig Partys gefeiert mit drei Freunden, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die in der Mordnacht bei ihr gewesen sind; es handelt sich um die labile Hannah, den Draufgänger Jack und den Außenseiter Christopher. Die Eltern der Jugendlichen tun alles, um ihre Kinder zu schützen, und dabei sind ihnen alle Mittel recht, besonders da es einige Geheimnisse in den Familien gibt, die nicht ans Licht kommen sollen.

Aus verschiedenen Perspektiven nähert sich der Autor dem Mordfall und schildert dafür die Sicht der Elternteile der beteiligten jungen Erwachsenen. Langsam und beharrlich beleuchtet er das Leben der Familien, lässt kaum einen Stein auf dem anderen und kehrt den sprichwörtlichen Schmutz unter dem Teppich nach oben. Fast jeder von ihnen hat Dreck am stecken, die einen mehr, die anderen weniger. Gemeinsam haben alle, dass sie sich einig sind nur in dem Bemühen, das eigene Kind zu schützen, komme da was wolle. Da werden Allianzen geschmiedet und Pakte geschlossen, es wird vertuscht und gelogen, bis sich die Balken biegen. Dabei geht es nicht darum, die Wahrheit zu finden, sondern eine Lösung, die jeden zufrieden stimmt.

Unausweichlich steuert die Geschichte auf ihren Höhepunkt zu und meine Versuche, den Hergang zu erraten, schlagen fehl. Immer wieder kommt eine Komponente ins Spiel, die meinen Verdacht nicht erhärtet, sondern im Gegenteil ad absurdum führt. Ich kann kaum glauben, was ich lese, welche Vorstadt-Hölle sich sich da vor meinen Augen auftut. Die Verstrickungen mancher Personen erstaunen mich, andere lassen meine Abneigung steigen, nähren meine Wut und führen dazu, dass ich ein gewisses Ergebnis nicht sehen will. Die Auflösung überrascht mich, erwischt mich kalt und vieles macht plötzlich Sinn. Ein passenderes Ende hätte ich mir nicht wünschen können, obwohl ein schaler Nachgeschmack bleibt bezüglich einiger Ereignisse, die damit verbunden sind. Ein großartiger Kriminalroman, den ich gerne weiterempfehle. Für mich ein Highlight, das ich mit voller Punktzahl bewerte.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Sei (m)ein Star!

Idol in Flammen
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Die junge Schülerin Akari ist besessen von Masaki, der Mitglied in einer J-Pop Band ist, also einer japanischen Popmusik-Gruppe. Sie kauft alle CDs und DVDs der Band, die meisten doppelt und dreifach, ...

Die junge Schülerin Akari ist besessen von Masaki, der Mitglied in einer J-Pop Band ist, also einer japanischen Popmusik-Gruppe. Sie kauft alle CDs und DVDs der Band, die meisten doppelt und dreifach, führt einen Blog und spart alles, was sie in ihrem Nebenjob verdient, um Tickets für ein Konzert ihres Idols kaufen zu können. Als ein Skandal um Masaki die Nachrichten beherrscht, ist Akari entschlossen, alles zu tun, um noch ein besserer Fan zu sein.

Der Begriff J-Pop war mir bisher kaum geläufig, ich brachte diesen zwar mit Japan in Verbindung, aber was damit tatsächlich gemeint ist, war mir überhaupt nicht klar. Es wäre wahrscheinlich sinnvoller gewesen, sich vor dem Lesen dieses Buches darüber zu informieren, denn dann hätte sicherlich einiges mehr Sinn gemacht. Ich möchte also meinen Leseeindruck damit beginnen, dies interessierten LeserInnen nahezulegen, um diesen gesellschaftskritischen Roman rund um die Fankultur in Japan mehr verstehen und damit nachvollziehen zu können.

Im Nachhinein wird mir durch mein nachträglich angelerntes Wissen erst richtig bewusst, worauf die Autorin hinauswollte, wobei es schwierig für mich ist, dies wirklich zu verstehen, weil ich in jungen Jahren zwar ebenfalls ein Fan des ein oder anderen männlichen oder weiblichen Popstars gewesen bin, dies aber nie damit verbunden war, dass ich mich mit Fanartikeln dieser Person hätte eindecken wollen. Mir persönlich reichte da der lebensgroße Starschnitt oder ein Poster, um glücklich zu sein. Im Buch ist dies anders, das Verhalten von Akari fand ich befremdlich, um nicht zu sagen fanatisch, ihr Umfeld überfordert, die Marketingmaßnahmen, wenn es um Kinder und Jugendliche geht, überzogen und falsch. Anscheinend funktioniert diese Maschinerie hervorragend und die Schäden, die sie verursacht, sieht man erst, wenn es zu spät ist.

Dieser preisgekrönte Roman funktioniert wahrscheinlich besser in dem Land, in dem er spielt. Mir waren viele Andeutungen und Hinweise fremd, wodurch wahrscheinlich beim lesen einiges an Authentizität verloren ging. Dennoch hat mir das Buch gefallen, denn Japan fasziniert mich, seine Menschen und deren Kultur auch.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Wenn die Stadt erwacht

Das Café ohne Namen
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Der Gelegenheitsarbeiter Robert Simon pachtet im Jahr 1966 in Wien ein Café, er will sein Glück versuchen, sich seinen Traum von einer eigenen Gastwirtschaft erfüllen. Anfangs kommen die Menschen nur zögerlich, ...

Der Gelegenheitsarbeiter Robert Simon pachtet im Jahr 1966 in Wien ein Café, er will sein Glück versuchen, sich seinen Traum von einer eigenen Gastwirtschaft erfüllen. Anfangs kommen die Menschen nur zögerlich, das Viertel ist arm, aber bald schon erwacht dort das Leben, wie überall sonst auch in der Stadt, und damit die Sehnsucht nach Glück und einem Stück Normalität so kurz nach dem Krieg.

Es war ein leises, oft nur an der Oberfläche kratzendes Buch. Die Schicksale der Menschen ploppten auf wie Blasen bei einem starken Regen, blieben kurz an der Oberfläche und platzten dann auf, um mit dem restlichen Wasser fortgeschwemmt zu werden, Platz zu machen für nachfolgende Geschichten, die nächste Generation der Glücklichen und der Glücklosen, deren Nachschub nie versiegt. Nicht immer gab es eine Erklärung, einen Anfang oder Abschluss, die Gäste kamen und gingen, einige Namen behielten Platz, andere wiederum wurden wichtig, blieben da und begleiteten Robert ein Stück. Fast konnte ich die Atmosphäre spüren, das Wienerische, das Vergangene, das Pulsierende, das Bestreben auf der Suche nach Glück.

Wer eine aufregende Geschichte erwartet, wird enttäuscht, es sind zufällig zusammengewürfelte Schicksale von Menschen, die dem Gefühl der damaligen Zeit nachspüren und die wir begleiten auf ihrem Weg. Es passiert nichts und doch so viel, sprachlich ist das Buch wahrlich keine Wucht, aber hier und da berührte es mich trotzdem ein wenig, ein Hauch Melancholie und Hoffnung zog sich durch die Zeilen, ein bisschen Kitsch und Sentimentalität. Mir fehlte ein wenig die Spannung, manchmal der Zusammenhang und oft waren mir die Beschreibungen der vielen Gassen zu viel, vielleicht fehlte mir auch einfach der Bezug zur Stadt. Ein kurzer Ausflug ins Wien, der mir ein kurzweiliges Lesevergnügen gebracht hat.

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Veröffentlicht am 20.07.2023

Durch Raum und Zeit

Ist es Liebe? Nein – es ist … Unmöglich
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Durch Zufall landet eine i-Mail von Nicolas Belcher bei Rebecca - Bee - Davies, die prompt eine E-Mail zurückschreibt und Nick auf den Fehler hinweist. Zwischen den beiden beginnt eine Unterhaltung, die ...

Durch Zufall landet eine i-Mail von Nicolas Belcher bei Rebecca - Bee - Davies, die prompt eine E-Mail zurückschreibt und Nick auf den Fehler hinweist. Zwischen den beiden beginnt eine Unterhaltung, die irgendwann dazu führt, dass sie sich treffen wollen. Der fünfundvierzigjährige Nick ist zwar noch verheiratet, seine Frau Poll hat ihn aber mit Nicks bestem Freund Jez betrogen, die Ehe ist am Ende und die Scheidung steht bevor. Als Bee am verabredeten Treffpunkt ankommt, gibt es keine Spur von Nick, obwohl dieser steif und fest behauptet, dort zu sein. Wutentbrannt blockiert Bee den Unbekannten, aber die Anziehung ist stärker und kurz danach schreibt sie ihn wieder an.

„Wären die Dinge anders gelaufen, wenn wir weniger selbstzufrieden gewesen und den Hinweisen gefolgt wären? Vielleicht. Vielleicht hätte uns das sofort in den Irrsinn katapultiert, der uns bevorstand. Vielleicht hätte einer von uns beiden den anderen für verrückt gehalten und den Kontakt abgebrochen.“ (Seite 18)

Ich mag Bücher, die anders sind und diese Geschichte ist definitiv etwas besonderes. Dies nicht etwa wegen der schriftlichen Unterhaltung der beiden Beteiligten, die immer wieder die Erzählung unterbricht, sondern wegen eines Umstandes, den der Klappentext nicht verrät und den ich möglichst versuchen möchte, ebenfalls zu verschweigen. Da es allerdings LeserInnen gibt, die solche Storys nicht mögen, folgt nun ein Satz, der einen Hinweis enthält.


SPOILER
Die Geschichte spielt auf zwei Ebenen, allerdings nicht zeitlich versetzt, sondern in zwei verschiedenen Universen.
SPOILER ENDE


Ich wusste nicht was mich erwartet, habe mit einer Liebesgeschichte gerechnet, die sich aus dem Schriftverkehr ergibt. Wie erstaunt war ich zu Beginn des zweiten Teils, als es einen kryptischen Hinweis gab, worauf das Ganze hinausläuft, wobei ich ehrlich gesagt nicht sofort das gesamte Ausmaß des Abschnitts erfasst habe. War ich davor interessiert, kann ich bestätigen, dass ich ab da total angefixt und gespannt darauf war, wo die Reise hingeht. Der englische Titel Impossible trifft es exakt, aber obwohl es tatsächlich unmöglich ist, was sich Nick und Bee wünschen, blieb bei beiden und auch bei mir ein kleiner Rest Hoffnung, dass es trotzdem klappt. Vielleicht bin ich ganz tief in meinem Inneren doch mehr eine Romantikerin, als es nach Außen hin scheint.

Wie sich die Geschichte entwickelt, welche Hürden und Hindernisse vorkamen, und ob es eine Chance für Bee und Nick gibt, das muss jeder Leser und jede Leserin selbst herausfinden. Ich jedenfalls wurde sehr gut unterhalten, fand den Humor toll und fast wäre es ein Highlight geworden, wenn die Übersetzung nicht gewesen wäre. Gefühlt auf jeder Seite kam, sehr zu meinem Leidwesen, folgender Ausspruch vor: Weiß der Himmel, Herrje, Herrgott, meine Güte; getoppt nur noch durch: ach du meine Güte. Von seltsamen Wortfindungen wie Kameradchen will ich lieber gar nicht erst anfangen. Das hat irgendwann meinen Lesefluss behindert und dazu geführt, dass Bee und Nick mir etwas gestört vorkamen, was ihre Sprache betrifft. Wer darüber hinwegsehen kann, der zählt zu meinen vier Sternen einfach einen dazu. Abgesehen davon spreche ich aber gerne eine Leseempfehlung aus, denn das Buch war ansonsten wirklich richtig toll!

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