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Veröffentlicht am 17.05.2023

Eine Stimme von vielen

Das Schweigen in mir
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Eine junge Frau lebt allein in ihrer Wohnung, nachdem sie vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen ist. Traumatisiert und auf sich allein gestellt, ist sie verstummt und beobachtet aus dem Fenster in ihrer ...

Eine junge Frau lebt allein in ihrer Wohnung, nachdem sie vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen ist. Traumatisiert und auf sich allein gestellt, ist sie verstummt und beobachtet aus dem Fenster in ihrer Wohnung die Nachbarschaft. Sie analysiert und seziert, stellt Vermutungen an und denkt nach. Sie fängt an, Texte zu verfassen und schreibt eine Kolumne in einem Online-Magazin, wo sie nicht immer verstanden wird, aber immerhin ihre Stimme wiederfindet.

„Niemand ist gern ein Opfer.“ (Seite 118)

Mit scharfem Blick und in eindringlicher Sprache nimmt uns die Autorin auf eine ungewöhnliche Reise mit. Die Protagonistin verfügt über eine außergewöhnlich hohe soziale und emotionale Intelligenz, mit deren Hilfe sie ihre Umgebung regelrecht seziert. Ihre Traumata mögen sie zur Sprachlosigkeit verdammt haben, aber ihre Beobachtungs- und Auffassungsgabe wurden dadurch nur noch geschärft. Ihre Beobachtungen werden unterbrochen durch die täglichen Ereignisse, die sie mit uns teilt, aber auch durch Erinnerungen an vergangene Zeiten, besonders ihre Erfahrungen während der Flucht. Diese sind schwer auszuhalten, fast kaum zu glauben, dass ein Mensch durch eine solche Hölle geht und überlebt.

Die Gedanken und Überlegungen führten bei mir zur großen Empathie, die lediglich in der Mitte einen kleinen Riss bekam. Einer Entgleisung gleich wurde dort verglichen, aufgerechnet gar, was mir nicht gefiel. Für mich ist jedes Leben gleich viel wert, ob eines oder fünfhundert, macht da keinen Unterschied und kann nicht gegeneinander aufgewogen werden. Vielleicht stumpft man aber auch ab, das kann ich nicht beurteilen, zu weit bin ich von solchen Erfahrungen entfernt, um das beurteilen zu können. Und dennoch. So viel Kritik muss erlaubt sein.

Ich habe das Buch gerne gelesen, wenn auch das Thema traurig, schwer und äußerst tragisch ist. Hier wurde einer Flüchtenden eine Stimme gegeben, die mich zum nachdenken und hinterfragen gebracht hat, was falsch und was richtig ist. Es gibt keine Antwort, jeder muss für sich herausfinden, was er damit macht. Ich bedanke mich für diesen Einblick, der meinen Horizont erweitert hat.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Zweiter Auftritt von Kommissar Wim Schneider überzeugt

Hinter Liebfrauen
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Kommissar Wim Schneider erholt sich in einer Klinik im Harz von seiner Tumoroperation, als er vom tragischen Unfall seiner Yogalehrerin erfährt. Dieser erscheint merkwürdig, weil die Frau kurz vorher auf ...

Kommissar Wim Schneider erholt sich in einer Klinik im Harz von seiner Tumoroperation, als er vom tragischen Unfall seiner Yogalehrerin erfährt. Dieser erscheint merkwürdig, weil die Frau kurz vorher auf dem Parkplatz der Klinik beobachtet wurde, wie sie mit einer unbekannten Person in heftigen Streit geriet, sodass Wim inkognito anfängt zu ermitteln. Seine Kollegin in Braunschweig, die Kommissarin Rosalie Helmer, untersucht indessen einen Selbstmord, als sich die Anzeichen mehren, dass Wims Nachforschungen ebenfalls nach Braunschweig führen. Dies nutzt Wim, um Rosalie auf dem kleinen Dienstweg um Hilfe zu bitten, die diese ihm aufgrund des letzten Falles nicht verwehren kann und will.

Es handelt sich beim vorliegenden Buch um den zweiten Teil der Niedersachsen-Krimis mit Kommissar Wim Schneider. Man muss den ersten Teil nicht zwingend gelesen haben, um ins Buch zu finden, denn im Laufe der Geschichte erklären sich die meisten privaten Dinge von selbst. Da der vorherige Fall hier aber sehr oft Erwähnung fand, hätte ich mir eine knappe Zusammenfassung gewünscht, obwohl ich den Reihenauftakt gelesen habe, einfach deswegen, weil ich mir bei der Fülle der Bücher, die ich lese, nicht alles merken und behalten kann.

Im Buch haben mir die vielen Wechsel zwischen den Personen sehr gefallen, der Fokus wurde nicht allein auf die Ermittlung gelegt. Der Fall selbst war nicht spektakulär neu, aber durch die vielen Abzweigungen und verschlungenen Wege zur Lösung unterhaltsam, spannend und abwechslungsreich genug, um mir wieder tolle Lesestunden zu bescheren. Ich mochte die Diversität bei den Charakteren, den wirklich feinen Humor und auch die Gesellschaftskritik ohne den erhobenen Zeigefinger sehr. Die Auflösung war schlüssig und die Andeutungen am Ende Grund genug, dass ich eine Fortsetzung kaum noch erwarten kann. Ich bin sehr gespannt darauf, wo die Reise hingeht, folge Wim aber gerne dahin, wo es ihn hin verschlägt. Gerne vergebe ich viereinhalb Punkte und empfehle diesen Regionalkrimi weiter.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Wollen wir das Klima retten?

Der HEISSbär
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Als Axel Fischer Vater wurde, hat er sich Gedanken darüber gemacht, wie er bei seinem Kind bereits früh das Bewusstsein wecken könnte für die Umwelt und die Erwärmung der Erde, also besonders für den Klimawandel, ...

Als Axel Fischer Vater wurde, hat er sich Gedanken darüber gemacht, wie er bei seinem Kind bereits früh das Bewusstsein wecken könnte für die Umwelt und die Erwärmung der Erde, also besonders für den Klimawandel, der uns alle angeht. Herausgekommen ist dabei dieses zauberhafte Bilderbuch für Kinder. Der Heissbär macht sich darin mit einem Freund auf die Reise, um die Menschen auf die Erderwärmung aufmerksam zu machen und für das Thema zu sensibilisieren. In kurzen Reimen sowie dazwischen eingestreuten kindgerechten Worten wie Schluchz, Huuuah und Ufff entstand so eine Geschichte, die laut vorgelesen sicherlich etwas von einem Hörbuch hat. Ein schöner Einstieg, um bereits mit den kleinen Menschen über den Schutz der Erde zu sprechen.

Im Buch gibt es einen Heissbär zum ausmalen und Hinweise zur Downloadseite, auf der es weitere Ausmalbilder gibt. Zusätzlich ist ein Poster enthalten, auf dem die im Buch vorgestellten Energiespartipps aufgeführt sind. Alle Illustrationen stammen von der Künstlerin Maryna Skyba, die Bildbände für Kinder illustriert. Empfohlen wird das Bilderbuch für Kinder von vier bis zehn Jahren. Ich finde die Idee toll und die Umsetzung mehr als gelungen. Große Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 13.05.2023

Zum lesen und staunen

Ja, das möchste!
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Nun also Kurt Tucholsky, warum auch nicht. Ich gebe zu, bisher war mir der gute Mann lediglich namentlich bekannt, ich wusste lediglich, dass er ein bekannter Autor war, kannte aber keinen Text von ihm. ...

Nun also Kurt Tucholsky, warum auch nicht. Ich gebe zu, bisher war mir der gute Mann lediglich namentlich bekannt, ich wusste lediglich, dass er ein bekannter Autor war, kannte aber keinen Text von ihm. Eigentlich ist das ganz schön peinlich, aber gut, man kann wirklich nicht alles wissen und für den Rest gibt es glücklicherweise Werke wie dieses. Zu Beginn des kleinen Büchleins gibt es eine Zusammenfassung seiner Vita, kurz und knapp erfährt man die wichtigsten Fakten über sowie Daten zu dem deutschen Journalist und Schriftsteller. Danach folgen einige seiner ausgesuchten Gedichte und Verse, die breit gefächert sind. Da gibt es Liebesgedichte, aber auch kritische Texte zum Thema Krieg, die der Pazifist und Antimilitarist verfasst hat. Ich habe dabei den Humor nicht erwartet, der in vielen Werken enthalten ist, wobei einige Texte durchaus traurig, fast schon melancholisch sind. Für interessierte LeserInnen eine tolle Zusammenstellung, die mich neugierig und mir Lust auf weitere Texte und Werke von Kurt Tucholsky gemacht hat. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 12.05.2023

Politische Irrwege

Die letzte Lügnerin
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Der Berliner Bausenator Dieter Möller wird in einen Skandal verwickelt und wendet sich an den Strafverteidiger Rocco Eberhardt. Als kurze Zeit später eine der für den Skandal verantwortlichen Personen ...

Der Berliner Bausenator Dieter Möller wird in einen Skandal verwickelt und wendet sich an den Strafverteidiger Rocco Eberhardt. Als kurze Zeit später eine der für den Skandal verantwortlichen Personen tot aufgefunden wird, fällt der Verdacht schnell auf Möller, der vehement seine Unschuld beteuert. Immer mehr Indizien tauchen auf, die das Gegenteil beweisen und als zusätzlich auch noch Hinweise auftauchen, dass Roccos Vater in die Sache verwickelt sein könnte, weiß dieser nicht, wem er noch glauben soll.

Dies ist der dritte Teil der Buchreihe um Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer. Man kann diesen sehr gut lesen, ohne die beiden Vorgänger zu kennen. Ich habe den zweiten Band bisher noch nicht gelesen und hatte trotzdem keine Schwierigkeiten, der Story zu folgen, zumal immer wieder der ein oder andere Hinweis gegeben wurde, der zur Erklärung beigetragen hat. Den Fall selbst empfand ich diesmal am Anfang etwas trocken, mehr Polit-, als Justizkrimi, wobei ich es durchaus interessant fand, dem Thema zu folgen, je weiter die Story voranschritt. Der Miet- beziehungsweise überhaupt der Wohnungsmarkt ist seit Jahren angespannt, da bot es sich sicherlich an, diese Thematik in einem Kriminalroman zu verarbeiten.

Der Mix aus Politik, Wirtschaft und dem Rechtswesen ist gut gelungen, bemängeln möchte ich lediglich, dass mir zwar immer Lösungen angeboten wurden, der Weg dahin aber regelmäßig nebulös geblieben ist. Das fand ich schade, denn ein bisschen gute alte Ermittlungsarbeit hätte zumindest das Thema etwas mehr aufgelockert. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn ich finde, dass es den Autoren sehr gut gelungen ist, dieses für mich persönlich doch eher nicht ganz so interessante Thema unterhaltsam umzusetzen. Dafür gibt es von mir vier Sterne und gerne eine Leseempfehlung.

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