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Veröffentlicht am 02.05.2023

Verdrängung

Saubere Zeiten
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Der Großvater von Jakob Auber war Erfinder und Tüftler, im Deutschland der Nachkriegszeit ist er berühmt und reich geworden mit einer bekannten Waschmittelmarke, hat den großen Reichtum allerdings wieder ...

Der Großvater von Jakob Auber war Erfinder und Tüftler, im Deutschland der Nachkriegszeit ist er berühmt und reich geworden mit einer bekannten Waschmittelmarke, hat den großen Reichtum allerdings wieder verloren, schon bevor Jakob auf der Welt war. Als sein Vater im Sterben liegt, fährt Jakob nach Hause und findet in seinem früheren Kinderzimmer ein Tonbandgerät mit Kassetten vor, die sein Vater besprochen hat. Die Wände des Zimmers sind mit alten Fotografien bedeckt und im Regal stehen Notizbücher seines Großvaters. Jakob macht sich auf die Reise in die Vergangenheit und findet erstaunliches über seine Familie heraus.

„Dieses Buch ist nicht die Geschichte meiner Familie. Es ist auch nicht meine Geschichte, die ich hier erzähle. Aber es könnte die Geschichte vieler sein. Und die Geschichte vieler Familien in Deutschland.“ (Seite 381, Nachwort)

Der Autor weist im Nachwort darauf hin, dass die Geschichte mit dem Waschmittel stimmt, er sich den Rest jedoch ausgedacht hat. Bereits diesen Fakt fand ich reizvoll und wollte das Buch auch deswegen unbedingt lesen. Den Schreibstil fand ich sehr angenehm, die Art und Weise der Erzählung ungewöhnlich und außerordentlich interessant gewählt. Der Ich-Erzähler Jakob war mir hierbei nicht immer sympathisch, wie ich zugeben muss, zu zerrissen und kompliziert fand ich seinen Charakter, aber faszinierend war er dabei immer. Der Wechsel der Zeitebenen hielt die Spannungskurve konstant oben, auch die Perspektivwechsel, die abrupt und mitten im Kapitel erfolgten, fand ich erfrischend anders und sehr modern gewählt. Nie hatte ich dabei das Gefühl, überfordert zu sein, bereits nach wenigen Worten war klar, um welche Zeit und Person es sich dreht.

Was für eine großartige Geschichte, was für eine grandiose Vater- und Sohn-Story, verbunden mit der Geschichte einer Unternehmerfamilie, wie sie vor und während des Zweiten Weltkrieges sowie danach so oder so ähnlich unzählige Male passiert sein kann und sicherlich massenhaft passiert ist. Die Sprachlosigkeit, die nach Kriegsende in den Familien herrschte und herrscht, die Frage nach Schuld, Strafe und Gerechtigkeit; all dies und noch viel mehr hat Andreas Wunn in sein Romandebüt eingearbeitet und dies tat er mit großem Talent. Ich hoffe, es dauert nicht zu lange, bis wir wieder vom Autor hören. Volle Punktzahl mit extra Sternchen sowie eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 28.04.2023

Sommer, Sonne, Drama

Malibu Rising
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Die einmal im Jahr stattfindenden Partys bei Nina Riva sind legendär, und das nicht nur wegen der Promidichte. Einladungen gibt es nicht; wer die Adresse kennt, ist automatisch eingeladen. Dieses Jahr ...

Die einmal im Jahr stattfindenden Partys bei Nina Riva sind legendär, und das nicht nur wegen der Promidichte. Einladungen gibt es nicht; wer die Adresse kennt, ist automatisch eingeladen. Dieses Jahr würde Nina die Party am liebsten absagen, denn ihr Mann Brandon hat sie betrogen und verlassen; ausgerechnet mit Carrie Soto! Ihre drei Geschwister sind allerdings bereits mitten in den Vorbereitungen und so fügt sich Nina in ihr Schicksal, ohne zu ahnen, dass diese Nacht unvergesslich wird.

Dies ist mein zweites Buch von der Autorin und ich hätte nicht gedacht, dass dieses noch besser als das letzte wird! Passenderweise habe ich zuerst die Geschichte von Carrie Soto gelesen, die hier zwar nur am Rande eine Rolle spielt, aber einige Ereignisse im letzten Buch auf unterhaltsame Art in Erinnerung bringt. Man muss „Carrie Soto is back“ nicht zwingend gelesen haben, um diese Ereignisse zu verstehen, aber wenn man das Buch kennt, wird man sicherlich das ein oder andere mal schmunzeln, wie ich es getan habe.

Das Buch erzählt die Geschehnisse in der Partynacht mit Sprüngen in die Vergangenheit, die dazu beitragen, dass ich die Familie besser kennenlernen kann. Die Story setzt dort zu dem Zeitpunkt an, als der Vater von Nina und ihren Geschwistern ihre Mutter kennenlernt. Anfangs sind die Sprünge in vergangene Zeiten dadurch viel unterhaltsamer und spannender als die Gegenwart, allerdings gleicht sich dies im Laufe der Geschichte an, denn die Partynacht entwickelt sich ganz anders als gedacht.

Das Verhältnis der Geschwister untereinander, die unterschiedlichen Charaktere, die auf dem Fest erscheinen, die Berühmtheit von Mick Riva, dem Vater der vier Geschwister, und einige andere Vorfälle, die ich ungerne spoilern möchte, machen aus dem Buch ein unterhaltsames, abwechslungsreiches und stellenweise sehr amüsantes Werk, das mir tolle Lesestunden beschert hat. Dazu gab es auch einige Stellen, die mich berührt und emotional sehr bewegt haben. Dieser Mix aus Familiengeschichte, Drama, einer Prise Liebe und einem Schuss Humor machte einen großen Reiz aus und steigerte das Lesevergnügen ungemein. Dafür gibt es von mir fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Spurlos verschwunden

Going Zero
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Fusion, das Privatunternehmen des Social-Media-Moguls Cy Baxter, startet ein Projekt, an dem US-Geheimdienste beteiligt sind, um zu beweisen, dass es nicht möglich ist, dreißig Tage lang unauffindbar zu ...

Fusion, das Privatunternehmen des Social-Media-Moguls Cy Baxter, startet ein Projekt, an dem US-Geheimdienste beteiligt sind, um zu beweisen, dass es nicht möglich ist, dreißig Tage lang unauffindbar zu bleiben. Ziel ist es, in Zukunft Verbrechen nicht nur zu minimieren, sondern im Vorfeld zu vereiteln. Zehn Personen, sogenannte Zeros, haben die Möglichkeit, dem Betatest von Fusion beizuwohnen, an dessen Ende es für einen möglichen Sieger drei Millionen Dollar zu gewinnen gibt. Sollte Cy Baxter gewinnen, wovon er fest überzeugt ist, folgt ein 10-Milliarden-Vertrag mit der CIA. Eine der zehn KandidatInnen ist Kaitlyn Day, eine unscheinbare Bibliothekarin aus Boston. Diese hat eigene Pläne und ist fest entschlossen, diese auch umzusetzen, koste es, was es wolle.

Anfangs hatte ich Bedenken, dass die Geschichte gegebenenfalls verwirrend und technologisch zu kompliziert sein könnte, aber diese waren vollkommen unbegründet. Die Technik, die im Buch geschildert wird, mag ausgefeilt sein, der Autor hat aber ein großes Talent dafür, die Einzelheiten verständlich zu erklären. Durch den Wechsel der Perspektive konnte ich beiden Seiten folgen, bekam Einblick in Gedanken und Gefühle vieler Personen. Dies war interessant und spannend zu verfolgen, stellenweise gab es dazu einen feinen Humor, der passend eingesetzt wurde. Bereits früh klebte ich an den Seiten, konnte und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Immer wieder gab es Neues zu entdecken, passierte etwas, das die Spannungskurve konstant oben hielt. Ich habe mitgefiebert und Daumen gehalten, war gespannt, wer die Nerven behält und wer unachtsam wird.

Lange Zeit dachte ich, ich wüsste, worauf die Geschehnisse zusteuern, als es eine Wendung gab, die so unerwartet und überraschend kam, dass ich kaum glauben konnte, was folgte. Als klar wurde, in welche Richtung es geht, war ich entsetzt. Dies also war das Ziel! Das dachte ich jedenfalls, aber so einfach war es natürlich nicht, denn trotzdem hat der Autor es noch mehrmals geschafft, mich zu verblüffen und baute Komponenten ein, die so raffiniert waren, dass ich nur staunen konnte. Die Auflösung war stimmig, das Ende brutal. Vielleicht war dies aber nicht der Abschluss, das wäre allerdings fatal! Volle Punktzahl und ein extra Sternchen gibt es von mir, eine Leseempfehlung versteht sich von selbst. Highlight!

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Vorhang auf

Böses Licht
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Am Wiener Burgtheater taucht mitten in der Inszenierung eines Stückes von Shakespeare eine Leiche auf. Der Tote ist der allseits beliebte Garderobier Ulrich Schreiber, dessen Tod Entsetzen und Unglauben ...

Am Wiener Burgtheater taucht mitten in der Inszenierung eines Stückes von Shakespeare eine Leiche auf. Der Tote ist der allseits beliebte Garderobier Ulrich Schreiber, dessen Tod Entsetzen und Unglauben auslöst, ein Grund für den Mord ist nicht erkennbar. Die Theaterwelt steht Kopf, da gibt es einen weiteren Toten, der diesmal eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Die Polizistin Fina Plank und ihre Kollegen tauchen ein in die Künstlerwelt voller schillernder Persönlichkeiten, in der es mehr Schein als Sein gibt.

Dies ist der zweite Teil der Buchreihe und ich würde empfehlen, die Reihenfolge einzuhalten, da es in beiden Büchern einen unbekannten Akteur gibt, der unerkannt und ungefragt seinen sprichwörtlichen Senf zu allem gibt. Wer das ist und was er damit bezweckt, habe ich selbst noch nicht herausgefunden, da seine Ausführungen voll kryptischer Andeutungen sind, die nicht immer verständlich erscheinen. Hinzukommt, dass auch Fina Plank eine gewisse Entwicklung durchmacht, die wenig Sinn macht, wenn man die Vorgeschichte nicht kennt. Dass ich den ersten Teil außerdem sehr empfehlen kann, versteht sich von selbst, weil ich sonst kaum die Fortsetzung hätte lesen wollen.

Wie bereits im ersten Teil wird der Fokus auch hier nicht alleine auf die Ermittlung gelegt. Es gibt eine weitere Person, die in die Geschehnisse verwickelt ist und deren Weg ich verfolgen durfte, wie bereits im Reihenauftakt geschehen. Dies lockerte die Geschichte ein wenig auf, zudem fand ich die Theaterwelt schon immer außerordentlich faszinierend. Mir war lange nicht klar, worauf die Story hinausläuft, die Auflösung war aber schlüssig und nachvollziehbar. Bemängeln möchte ich lediglich einige Ereignisse in der Ermittlergruppe selbst; gewisse Verhaltensweisen empfand ich als überzogen und nicht mehr zeitgemäß, es gibt genug Mechanismen heutzutage, die so etwas unterbinden. Ansonsten habe ich mich aber wieder sehr gut unterhalten gefühlt und finde auch, dass das Buch mit einem Kriminalroman die richtige Zuordnung gefunden hat. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 20.04.2023

Gehen oder bleiben?

Das Liebespaar des Jahrhunderts
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Nachdem mich der erste Teil der autofiktionalen Trilogie von Julia Schoch vor kurzem begeistert hat, war ich auf die Fortsetzung sehr gespannt und meine Erwartungen dementsprechend hoch. Diesmal ging es ...

Nachdem mich der erste Teil der autofiktionalen Trilogie von Julia Schoch vor kurzem begeistert hat, war ich auf die Fortsetzung sehr gespannt und meine Erwartungen dementsprechend hoch. Diesmal ging es um das Erlöschen der Liebe, um den Prozess, der dazu führt, die Gedanken und Erinnerungen, ein Resümee des Lebens. Dies ist in meinen Augen nur bedingt gelungen, denn trotz der Kürze des Buches war es für mich zu viel. Zu viel Bedauern, zu viel Wehleidigkeit, zu viel Kritik an sich selbst und dem Partner. Nun könnte das normal sein, wenn ein Kapitel nach dreißig Jahren zu Ende geht, aber ich hatte etwas anderes erwartet. Mir fehlte hier ein wenig der Kick, so richtig mitgerissen hat mich die Erzählung nicht.

Dies mag wahrscheinlich mit daran liegen, dass die Autorin versucht, allzu privates privat zu lassen, ich aber denke, dass ich dringend gerade das erfahren muss! So drehten wir uns also beide im Kreis und kamen uns nicht in die Quere, zusammengefunden haben wir so aber leider auch nicht. Schade, denn ich liebe den Schreibstil und schöne Sätze, die mich im ersten Band begeistert haben, findet man ebenfalls hier. Es war durchaus interessant, nicht dass wir uns falsch verstehen, aber für ein großartiges Leseerlebnis hat mir etwas gefehlt. So bleibt mir nur, auf den Abschlussband zu warten. Macht euch am besten selbst ein eigenes Bild.

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