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Veröffentlicht am 18.04.2023

Einmal Hölle und zurück

Seventeen
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Seventeen ist der gefürchtetste Auftragskiller der Welt, er löste Sixteen ab, allerdings nicht wie üblich dadurch, dass er ihn ausgeschaltet hat, denn Sixteen ist verschwunden und niemand weiß, warum und ...

Seventeen ist der gefürchtetste Auftragskiller der Welt, er löste Sixteen ab, allerdings nicht wie üblich dadurch, dass er ihn ausgeschaltet hat, denn Sixteen ist verschwunden und niemand weiß, warum und wohin. Der nächste Auftrag für Seventeen wird es sein, seinen Vorgänger aufzuspüren und zu eliminieren, was sich einfacher anhört, als es ist, denn Sixteen trickst den Auftragskiller aus und plötzlich wird dieser vom Jäger zum Gejagten. Erschwert wird das Ganze zusätzlich dadurch, dass der Auftraggeber die Seiten gewechselt zu haben scheint. Seventeen muss dringend herausfinden, wem er überhaupt noch trauen kann.

Seventeen ist der Ich-Erzähler, ich bekomme aber durch kurze Wechsel der Perspektive zwischendurch auch immer wieder Einblick in parallel ablaufende Geschehnisse geboten. Der Fokus liegt allerdings überwiegend auf Seventeen, der mir bis zum Schluss seinen echten Namen nicht verrät, wie es sich für einen echten Auftragskiller gehört. Mit einem Grinsen im Gesicht folge ich der Geschichte, denn der Humor ist göttlich, und habe das Gefühl, einen Actionfilm in Buchform vor mir zu haben, was mir wahre Glücksgefühle beschert, weil ich solche Bücher sehr gerne lese, diese aber rar geworden sind. Dieses Buch wollte ich eigentlich nicht lesen, weil mich die Leseprobe nicht so richtig überzeugt hatte. Im Nachhinein frage ich mich, ob ich geistig umnachtet gewesen bin, weil mir dadurch fast dieser grandiose Thriller entgangen wäre. Der Autor steht nach Beendigung des Buches für mich auf einer Stufe mir Harlan Coben, Simon Kernick und Greg Iles, wenn es um rasante, spannende, dabei aber auch humorvolle Action- und Agententhriller geht.

Die Story ist nicht neu, aber durch die interessanten Charaktere, den lockeren Ton und den unglaublich spannenden Plot bin ich für Stunden gefesselt und höre nicht auf zu lesen, bis die letzte Seite erreicht ist. Man merkt, dass der Autor Drehbücher schreibt, was bei einem Agententhriller natürlich von Vorteil ist. Ich bin begeistert und möchte mehr davon, da trifft es sich gut, dass John Brownlow bereits an einer Fortsetzung schreibt. Der Titel wird, wenig überraschend, voraussichtlich Eighteen sein. Ich kann es kaum erwarten und freue mich drauf. Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 14.04.2023

Unverzeihlich

Lieblingstochter
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Dieses Buch handelt von häuslicher Gewalt und was dies mit einem Menschen macht. Die Ich-Erzählerin Jeanne schildert die Gewalt innerhalb ihrer Familie in einem Walliser Dorf in den 1970er Jahren. Sie ...

Dieses Buch handelt von häuslicher Gewalt und was dies mit einem Menschen macht. Die Ich-Erzählerin Jeanne schildert die Gewalt innerhalb ihrer Familie in einem Walliser Dorf in den 1970er Jahren. Sie beschönigt nichts und erfindet nichts hinzu, die Realität ist bereits grausam genug. Ganz langsam entfaltet sich vor mir ein Bild des Grauens, brechen die Dämme, kommen Dinge ans Licht, die mich abstoßen, entsetzen und emotional an meine Grenzen bringen.

„So war das damals eben.“ (Seite 174)

Jeanne kämpft gegen ihre Vergangenheit an, taucht darin ein, kommt hoch und geht wieder unter. In jeden Bereich ihres Lebens dringt das Gift ein, verpestet die Luft, erstickt die Gefühle, verhindert das Glück. War die erste Hälfte der Erzählung auf Sparflamme, entfaltet die Geschichte in der Mitte ihre Wucht und zeigt mir das ganze Leid. Das ist keine Achterbahn der Gefühle, das ist ein Höllenritt!

Das letzte Drittel hatte es in sich, ich nährte die Hoffnung auf ein gewünschtes Resultat, gab nicht auf, litt, wütete und weinte mit. Das Ende machte mich sprachlos, ich konnte nicht glauben, was da passiert. Ich kann mich auch irren, es könnte auch ganz anders sein. Dies muss jeder für sich interpretieren. Zum Glück.

Die Geschichte ist nicht autobiografisch, aber das Milieu. Das Schicksal von Jeanne steht hierbei stellvertretend für Viele. Schweigen ist keine Option. Highlight! Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es von mir.

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Veröffentlicht am 13.04.2023

Gelungene Fortsetzung

Die Klinik
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Ein junger Familienvater wird nach einem Fahrradunfall in der Klinik behandelt, als es ihm wieder besser geht, stirbt er unerwartet. Seine Witwe ist davon überzeugt, dass ihr Mann ermordet wurde und die ...

Ein junger Familienvater wird nach einem Fahrradunfall in der Klinik behandelt, als es ihm wieder besser geht, stirbt er unerwartet. Seine Witwe ist davon überzeugt, dass ihr Mann ermordet wurde und die Obduktion scheint ihren Verdacht zu bestätigen. Kriminalhauptkommissarin Franka Erdmann und ihr Kollege Alpay Eloglu nehmen die Ermittlungen auf und stoßen bald auf einige Ungereimtheiten im Klinikbetrieb.

Dies ist der zweite Teil der Buchreihe um Franka Erdmann und ihren unerfahrenen Kollegen Alpay Eloglu, und wie bereits mit dem Reihenauftakt, wurde ich auch hier bestens unterhalten. Wie von mir gewünscht, gab es hier ein wenig mehr Informationen zu Alpay, nachdem ich im ersten Band viel über Franka erfahren habe, aber bei weitem nicht genug. Ich bin mir sicher, in den weiteren Teilen mehr zum Background beider Ermittler erfahren zu können. Der Fall selbst war nicht neu, aber durch Sprünge in Vergangenheit und Gegenwart sowie Wechsel der Perspektive, wurde kontinuierlich eine Spannung aufgebaut, die mich förmlich durch die Seiten fliegen ließ. Bereits früh wurde eine mögliche Täterperson präsentiert, sodass ich als Leserin einen Vorsprung gegenüber dem Ermittlerduo hatte. Auch hatte ich irgendwann einen bestimmten Verdacht, der sich bestätigt hat; beides hat meinen Lesegenuss nicht schmälern können, die Art und Weise der Präsentation hat mir hierbei sehr gefallen.

Eine Fortsetzung, die mich überzeugt und mir eine abwechslungsreiche und spannende Unterhaltung geboten hat. Ich vergebe viereinhalb Sterne und empfehle das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Verstörend genial

Die marmornen Träume
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Im Berlin des Jahres 1942 sterben Frauen von berühmten und einflussreichen Nazi-Größen, ihre Körper werden verstümmelt, Spuren keine hinterlassen. Der SS-Offizier Franz Beewen wird mit der Ermittlung beauftragt, ...

Im Berlin des Jahres 1942 sterben Frauen von berühmten und einflussreichen Nazi-Größen, ihre Körper werden verstümmelt, Spuren keine hinterlassen. Der SS-Offizier Franz Beewen wird mit der Ermittlung beauftragt, was ihm nicht gefällt, denn eigentlich will er unbedingt an die Front, um gegen den Feind zu kämpfen. Bei den Ermittlungen stößt Franz auf den Psychiater Simon Kraus, der als Psychoanalytiker mit den getöteten Frauen zu tun hatte. Als dann auch noch die Psychiaterin Minna von Hassel in die Sache hineingezogen wird, merken die drei, dass sie zusammenarbeiten müssen, um das Böse zu stoppen.

Dies war mein erstes Buch des Autors und es wurde gleich ein Volltreffer! Der Erzähler durch die Geschichte widmet sich immer wieder einer der drei Hauptpersonen und informiert mich über Vergangenheit und Gegenwart, gibt Auskunft und beantwortet Fragen, die ich nicht gestellt, deren Beantwortung ich mir aber gewünscht habe. Nach und nach habe ich so ein Bild vor den Augen und bin in der Lage, gegenwärtige und auch vergangene Ereignisse besser zu verstehen und nachzuvollziehen. Durch die Sprünge zwischen den drei Akteuren, die sich oft überschneiden und immer ergänzen, habe ich das Gefühl, ich bin mitten im Geschehen drin, was der Erzählung eine persönliche Note gibt. Lediglich die Fülle an wirklich sehr vielen Fremdwörtern bremst meinen Lesefluss regelmäßig, hier wäre weniger tatsächlich mehr gewesen.

Die Suche nach der Täterperson gestaltet sich schwierig, da permanent gelogen, vertuscht und intrigiert wird, Fakten werden verschwiegen, die Wahrheit verdreht. Die Dynamik zwischen den drei Beteiligten begeistert mich hierbei am meisten; man kann nicht ohne einander, aber zusammen geht es oft ebenfalls nicht. Der feine, manchmal auch sehr bissige Humor tut hierbei sein übriges, das Buch zu einem Vergnügen zu machen, das mich vergessen lässt, wieviele Seiten noch vor mir liegen. Der Autor hat historische Gegebenheiten und Personen meisterlich in die Handlung eingebaut, den Fall interessant und mysteriös genug gestaltet und durch einige tolle und unerwartete Wendungen für Abwechslung gesorgt. Hervorheben möchte ich hierbei, dass Sprache und Ausdrucksweise der damaligen Zeit entsprechen, es also einige kritische Worte gibt, die heute undenkbar wären und dessen Benutzung mittlerweile nicht gewünscht ist. Für die Atmosphäre im Buch war dies unverzichtbar und trug genauso zum Gesamtbild bei, wie die vielen Gräueltaten, die das Schaffen der Nazis mit sich brachte, über die immer wieder ausführlich geschrieben wird.

Ein grandioser Thriller, ein Lesevergnügen der besonderen Art; kombiniert mit einem der dunkelsten Kapitel der Weltgeschichte ergab dies eine unwiderstehliche Mischung, die mir unvergessliche Lesestunden beschert hat. Für mich ein weiteres Highlight dieses Jahres. Fünf Sterne mit Sternchen gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 05.04.2023

Der Tanz des Deutschenmädchens

Als Großmutter im Regen tanzte
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Juni flieht vor ihrem gewalttätigen Ehemann auf eine kleine norwegische Insel in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern. Vor kurzem starb ihre Mutter, die ebenfalls dort gewohnt hat, und Juni fängt an, ...

Juni flieht vor ihrem gewalttätigen Ehemann auf eine kleine norwegische Insel in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern. Vor kurzem starb ihre Mutter, die ebenfalls dort gewohnt hat, und Juni fängt an, die Unterlagen ihrer Familie durchzugehen. Dabei findet sie Dokumente und Fotos, die ihre Großmutter in Zusammenhang mit einem deutschen Soldaten bringen. Es gibt kaum noch Familienmitglieder, die ihr Antworten geben könnten, aber diese und alle anderen Zeitzeugen mauern und verweigern die Auskunft. Bei ihren weiteren Nachforschungen kommt Ungeheuerliches ans Licht. Wer war ihre Großmutter und welche Gräuel hat sie erlebt?

Der einfache Schreibstil hat es mir von Anfang an leicht gemacht, in die Geschichte einzutauchen. Abwechselnd konnte ich die Bemühungen von Juni, die als Ich-Erzählerin fungierte, verfolgen, ihre Familiengeschichte Stück für Stück zu rekonstruieren und herauszufinden, was kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges passierte und wo ihre Großmutter eigentlich herkommt. Als diese gelebt hat, war die Vergangenheit ein Tabuthema, über das nie gesprochen wurde. Dazwischen gab es Rückblenden in die Vergangenheit, in denen die Geschichte von Tekla, der Großmutter von Juni, erzählt wurde. Diese Rückblicke fand ich persönlich fast noch spannender als die Gegenwart, obwohl diese immer schwerer zu ertragen waren. Ich fieberte regelrecht nach diesen Abschnitten, die Spannung war oft kaum auszuhalten.

Wieder einmal wurde ich durch ein Buch überrascht mit Themen, die mir vollkommen unbekannt waren. Natürlich habe ich gewusst, dass die deutschen Soldaten in den von ihnen besetzten Ländern sich in die Frauen dort verliebten und umgekehrt. Norwegen stand hierbei allerdings noch nie in meinem Fokus. Dass die Frauen mit einem abwertenden Ausdruck belegt, aus ihren Familien vertrieben und als Landesverräterinnen abgestempelt wurden, die man schnellstmöglich loswerden wollte und denen man die Staatsbürgerschaft aberkannt hat, das habe ich nicht gewusst. Als ob dies nicht tragisch genug wäre, hat sich die Autorin einem Thema zugewandt, das mich fast an meine Grenzen gebracht hat. Die Rede ist von Demmin im Osten Deutschlands und was dort nach dem Einmarsch der russischen Truppen Anfang Mai 1945 passiert ist, überstieg meine Vorstellungskraft so sehr, dass ich kaum glauben konnte, was ich da erfuhr. Ein weiteres Stück deutscher Geschichte, das mich mit Grauen erfüllt zurückgelassen hat.

Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr mich das Schicksal der Menschen berührt hat, welche Emotionen da über mich kamen. Auch die fiktive Geschichte von Tekla hat mich sehr bewegt; wie stark und zäh muss eine Frau sein, das zu überstehen und das Geschehene in ihrem Inneren einzuschließen für alle Zeit, wobei Tekla für mich stellvertretend für die Frauen steht, die die damalige Zeit überlebt haben. Danke für dieses wunderbare Buch und das Erinnern an Ereignisse, die nie vergessen werden dürfen. Dass es ein Highlight für mich geworden ist, und das trotz des Themas, brauche ich wohl kaum noch zu erwähnen. Lesenswert!

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