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Veröffentlicht am 03.04.2023

Zu viel Drama, statt Thriller

Das Sanatorium
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Detective Inspector Elin Warner und ihr Lebensgefährte Will werden zur Verlobungsfeier von Elins Bruder Isaac in ein Luxushotel hoch in den Schweizer Bergen eingeladen. Das Fünf-Sterne-Hotel war früher ...

Detective Inspector Elin Warner und ihr Lebensgefährte Will werden zur Verlobungsfeier von Elins Bruder Isaac in ein Luxushotel hoch in den Schweizer Bergen eingeladen. Das Fünf-Sterne-Hotel war früher ein Sanatorium zur Behandlung von Tuberkulosepatienten und ein wenig von dem morbiden Charme ist auch nach dem Umbau übrig geblieben. Als Isaacs Verlobte Laure verschwindet, unternimmt Elin auf eigene Faust Ermittlungen, um sie wiederzufinden. Erschwert wird die Suche durch einen starken Schneesturm, der zu einem Lawinenabgang führt, was darin gipfelt, dass das Hotel evakuiert werden muss. Bevor der letzte Bus abfahren kann, gibt es einen erneuten Erdrutsch und die restlichen Gäste und Angestellten werden von der Außenwelt abgeschnitten. Als ein Mord geschieht, ist schnell klar, dass sich unter den eingeschlossenen Personen ein Mörder befindet.

Dieses Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits gab es viele Passagen, die interessant und durchaus spannend waren, andererseits gab es aber zu viele Kapitel, die so ausschweifend und ermüdend waren, dass ich mir eine rigorose Kürzung gewünscht hätte. Die Protagonistin Elin war hierbei ein Teil des Problems. Ihre Unsicherheit, ihre Rastlosigkeit und die Unfähigkeit, das eigene Potential anzuerkennen, sowie einige andere sprichwörtliche Baustellen ließen mich an vielen Stellen die Augen verdrehen. Es wurde immer wieder auf einigen Gegebenheiten rumgeritten, so dass ich es satthatte, auch nur eine weitere Seite zum Thema zu lesen. Dabei klang es toll; ein früheres Sanatorium, geheimnisvoll und mysteriös, eine verschwundene Person, ein Schneesturm, ein Mord und der Weg raus ist abgeschnitten. Hierzu noch so viele zusätzliche Komponenten einzubauen, wirkte konstruiert und überladen auf mich. Ich wollte zuletzt nur noch wissen, wie es ausgeht und bekam eine Lösung präsentiert, die mich zwar überraschte, aber auch enttäuschte. Damit habe ich nicht gerechnet und passend fand ich es persönlich ebenfalls nicht. Eine Andeutung zum Schluss lässt vermuten, dass dies noch lange nicht das Ende war. Es bleibt abzuwarten, was die Autorin sich für die Fortsetzung einfallen lässt.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Traurig oder schön, vielleicht beides

Der Inselmann
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Der zehnjährige Hans zieht mit seinen Eltern auf eine Insel, in die Einsamkeit Mitten auf dem See. Dort kümmert sich der Vater um die Schafe, die Mutter ums Haus und Hans hilft beiden dabei. Als der Schiffer ...

Der zehnjährige Hans zieht mit seinen Eltern auf eine Insel, in die Einsamkeit Mitten auf dem See. Dort kümmert sich der Vater um die Schafe, die Mutter ums Haus und Hans hilft beiden dabei. Als der Schiffer mit den Vorräten kommt und ein amtliches Schreiben mitbringt, wonach Hans in die Schule muss, wird es ernst für das Kind. Die Schikanen in der Schule und die Sehnsucht nach der Insel bringen Hans auf dumme Gedanken, das Unheil nimmt seinen Lauf.

„Auch diese Geschichte breitet sich aus in konzentrischen Kreisen, im Verschwinden begriffen, in ihrer Mitte ein versunkener Stein. Ist sie traurig? Ist sie schön? Ist sie beides?“ (Seite 23)

Die Handlung spielt vor unserer Zeit, was ich aus verschiedenen Anmerkungen schließe, wobei der Klappentext verrät, dass die Überfahrt Anfang der Sechziger stattgefunden hat. Warum genau die Familie auf die Insel zieht, bleibt im Dunkeln verborgen, ist aber auch nicht wichtig. Die schönen Sätze, einer Poesie gleich, zogen mich schon bald in ihren Bann. Manche Absätze las ich mehrmals, so gefesselt war ich von ihrem Charme. Es ist eine melancholische Erzählung, die Hoffnung nach Liebe und Glück tränkt die Seiten; nass von Tränen, gedacht und ungeweint. Familie, Freundschaft, Heimat sowie die Suche nach Zugehörigkeit und Einsamkeit, zusammengefasst in einen Roman, der mir schöne Lesestunden beschert hat und mich hoffen lässt auf viele weitere Werke nach diesem großartigen Debüt. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 01.04.2023

Unsichtbar sein

Seht mich an
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Frances Hinton ist jung, ledig und vermögend, sie lebt zusammen mit der früheren Hausangestellten ihrer verstorbenen Eltern in der elterlichen, für die beiden Frauen eigentlich viel zu großen Wohnung. ...

Frances Hinton ist jung, ledig und vermögend, sie lebt zusammen mit der früheren Hausangestellten ihrer verstorbenen Eltern in der elterlichen, für die beiden Frauen eigentlich viel zu großen Wohnung. Ihre einzige Abwechslung zum eintönigen Alltag ist ihre Stelle in der medizinischen Bibliothek, in der auch der charismatische Nick angestellt ist. Als Nick und seine Frau Alix eines Tages Frances zu sich einladen, beginnt für Frances eine aufregende Zeit, in der diese sich nicht mehr so unsichtbar fühlt. Als die Runde um James erweitert wird, der sich um Frances bemüht, wähnt sich diese am Ziel ihrer Träume. Zu spät merkt sie, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, und dass die Freundschaft mit Nick und Alix einen hohen Preis fordert.

Die Ich-Erzählerin Frances ist einsam, die Einsamkeit sickert aus jedem ihrer Sätze, fließt aus jedem Absatz und zieht sich durch das ganze Buch. Immer wieder schreit sie innerlich den titelgebenden Satz: Seht mich an! Und immer wieder scheitert sie kläglich in dem Bemühen, so zu sein, wie sie glaubt, dass andere es gerne hätten. Die toxische Freundschaft mit Nick und Alix ist für die junge Frau ein Lichtblick in ihrem ansonsten so tristen Leben. Erst langsam und zögerlich erkennt sie, welchen Preis sie für die Gesellschaft mit den beiden geselligen und augenscheinlich beliebten Eheleuten zahlen muss. Frances analysiert, reflektiert und hinterfragt ihr eigenes und auch das Verhalten aller anderen, die ihren Weg kreuzen, trotzdem kann sie nicht aus ihrer Haut.

Ich hätte sie so gerne geschüttelt, sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass ich sie sehe. Ich sehe dich! Das hätte ich gerne gerufen, obwohl ich nicht sicher bin, ob sie es mir geglaubt hätte. Lange dachte ich, ich wüsste, wie diese tragische Geschichte ausgeht, da gab es eine unerwartete Wendung und meine Vermutung stürzte zusammen wie ein Kartenhaus. Ich musste zusehen, was passierte, kommentiert durch die Protagonistin selbst, die wie immer treffend und punktgenau die Geschehnisse wiedergab. Ein grandioser Roman, der sicherlich nicht das letzte Werk der Autorin bleiben wird, das ich lese. Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Tradition verpflichtet

Zur See
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Die Familie Sander lebt seit fast 300 Jahren von der Seefahrt, weit in die Vergangenheit reicht ihre Spur. Hanne Sander arbeitet im Insel-Museum, das sich im ehemaligen Haus der Großeltern befindet, Jens ...

Die Familie Sander lebt seit fast 300 Jahren von der Seefahrt, weit in die Vergangenheit reicht ihre Spur. Hanne Sander arbeitet im Insel-Museum, das sich im ehemaligen Haus der Großeltern befindet, Jens Sander ist seit zwanzig Jahren nicht da. Die Kinder könnten nicht unterschiedlicher sein, zwei Söhne und eine Tochter und nur der Älteste hat die Tradition fortgesetzt.

Aus verschiedenen Blickwinkeln näherte sich die Autorin dem Inselleben an. Im Vordergrund stand die Familie Sander, aber auch der Pfarrer, andere Fischer und die ein oder andere Person auf der Insel wurden vorgestellt. Durch die beiläufige, manchmal etwas lakonische Erzählweise entstand eine ungeheure Nähe zu den Charakteren, fast schon einer Intimität gleich. Ich habe bald schon die meisten Personen ins Herz geschlossen, fand es ungeheuer spannend, einem voyeuristischen Zuschauer gleich, durch ihr Leben zu wühlen und zu entdecken, welche Geheimnisse sich verbergen hinter den Fassaden und Mauern. Hierbei gab es oft keine Chronologie, manchmal ergab sich erst durch einen Hinweis, ob ein Ereignis in der Vergangenheit lag, oder es sich um die Gegenwart handelte. Dies klingt verwirrend, war es aber nicht. Es passte gut zu der Art und Weise der Erzählung und hat eine Spannung erzeugt, die mich ganz wunderbar unterhalten hat.

Familie, Tradition, Fortschritt und Wandel, zusammengefasst in einem großartigen Roman über die Liebe zur See. Wieder einmal hat die Autorin mich eintauchen lassen in eine mir fremde Welt, hat mit meinen Emotionen gespielt und mich gedanklich entführt auf eine Insel in der Nordsee. Dafür gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Ausflug ins Ungewisse

Schere, Stein, Papier
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Adam Wright ist Drehbuchautor und mit Amelia verheiratet, die er nicht erkennt, da er an Prosopagnosie leidet, also gesichtsblind ist. Um ihre ziemlich eingefahrene Ehe zu retten, bricht das Ehepaar zu ...

Adam Wright ist Drehbuchautor und mit Amelia verheiratet, die er nicht erkennt, da er an Prosopagnosie leidet, also gesichtsblind ist. Um ihre ziemlich eingefahrene Ehe zu retten, bricht das Ehepaar zu einem Wochenendausflug auf, Amelia hat ein Wochenende in einer zum Gästehaus umgebauten Kapelle in den schottischen Highlands gewonnen. Dort angekommen mehren sich mysteriöse Vorkommnisse und durch einen Schneesturm sind die beiden vollkommen von der Welt abgeschnitten. Als dann auch noch ihr Hund verschwindet, ist ihnen klar, dass sie nicht alleine sind.

Amelia und Adam berichten abwechselnd aus ihrer Sicht über die Reise und ihren Aufenthalt in den gruseligen Räumlichkeiten. Dazwischen bekomme ich Briefe zu lesen, die Adams Frau im Laufe ihrer Ehe an ihn geschrieben, ihm aber nie zum lesen gegeben hat. Durch diese ungewöhnliche Erzählweise bekomme ich bereits früh den Eindruck vermittelt, dass vieles ungesagt bleibt und die restlichen Ausführungen nicht immer der Wahrheit entsprechen. Als sich plötzlich eine dritte Person zu Wort meldet, bin ich vollends verwirrt und weiß nun nicht mehr, was wahr und was gelogen ist. Dies steigert die Spannung ungemein, denn natürlich versuche ich, hinter das Geheimnis der beteiligten Personen zu kommen. Die Wendung, die die Geschichte dann nimmt, kommt so unerwartet, dass ich kaum glauben kann, was schwarz auf weiß vor mir steht. Ich bin verblüfft und kann nicht fassen, was ich zu lesen bekomme. Das ist schon perfide, was die Autorin da mit mir macht, ich liebe es! Die Auflösung ist unfassbar böse und das Ende überrascht mich dann vollends. Genial!

Dieser Thriller, in dem von Anfang an nichts so war, wie es schien, hat mir unterhaltsame und spannende Lesestunden beschert. Das für mich erste Buch der Autorin wird sicherlich nicht das letzte bleiben. Von mir gibt es dafür fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung.

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