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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.01.2022

Ende klingt so endgültig…

Ende in Sicht
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Juli, fast sechzehn, ist ihr Leben leid und steht an einer Autobahnbrücke, um ebendieses zu beenden. Die neunundsechzigjährige Hella fährt dort gerade drunter, auf dem Weg in die Schweiz, um auf einem ...

Juli, fast sechzehn, ist ihr Leben leid und steht an einer Autobahnbrücke, um ebendieses zu beenden. Die neunundsechzigjährige Hella fährt dort gerade drunter, auf dem Weg in die Schweiz, um auf einem humanen Wege zu sterben. Juli fällt ihr im wahrsten Sinne des Wortes vor das Auto, sodass Hella keine andere Wahl bleibt, als das Mädchen mitzunehmen. Diese ungleichen Frauen gehen zusammen auf die Reise, aber das heißt noch lange nicht, dass sich daraus eine Freundschaft ergibt. Jede ist nämlich gleichzeitig mit ihren eigenen Dämonen beschäftigt.

Ich sitze hier und weine. So ein wunderbares, wunderbares Buch, das viel zu früh zu Ende ist. Darf ein Buch, das von suizidalen Gedanken und Depressionen handelt, komisch sein? Ja, unbedingt! Ronja von Rönne erzählt hier eine gleichermaßen traurige wie lustige Geschichte und das gelingt ihr unglaublich gut, obwohl der Grat hier sehr schmal ist. Zu schnell könnte man ins lächerliche oder geschmacklose abrutschen, aber das ist hier nicht einmal passiert. Die beiden Figuren sind so schön ausgearbeitet und beide habe ich ins Herz geschlossen; sei es die verantwortungslose Hella, die plötzlich lernt, was es heißt, eine schutzbedürftige Person an der Seite zu haben; sei es die pubertäre Juli, die ihren Platz in der Welt noch sucht und einfach nicht findet. Was die zwei auf ihrem Abenteuer erleben, ist eines meiner persönlichen Highlights dieses Jahr. Natürlich gibt es dafür fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung. Natürlich!

Triggerwarnung: Einsamkeit, Mobbing, Depression, Suizidgedanken

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Veröffentlicht am 21.01.2022

Ein Abenteuer in der Vergangenheit

Nagashino I: Durch den Nebel der Zeiten
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Kenshin ist ein ganz normaler fünfzehnjähriger Junge in der Pubertät, Schule interessiert ihn nicht wirklich, am liebsten spielt er Computerspiele, statt sich mit Schulbüchern abzugeben. Als er mit seinen ...

Kenshin ist ein ganz normaler fünfzehnjähriger Junge in der Pubertät, Schule interessiert ihn nicht wirklich, am liebsten spielt er Computerspiele, statt sich mit Schulbüchern abzugeben. Als er mit seinen Eltern ein historisches Schlachtfeld besucht, geschieht etwas seltsames und Ken findet sich plötzlich im Jahr 1575 wieder, also genau zu der Zeit, als die Schlacht von Nagashino kurz bevorstand. Zu seinem Glück findet er die Familie seines Vorfahrens, der in dieser Schlacht sein Leben verlor. Nun ist es an Ken, seinen Vorfahren zu warnen, aber bevor er dies tun kann, überschlagen sich die Ereignisse und Ken findet sich mitten in den Vorbereitungen zum Kampf.

Die Schlacht von Nagashino hat tatsächlich stattgefunden, das Buch bezieht sich auf historische Fakten. Ich muss zugeben, dass ich bisher noch nie davon gehört habe. Der Spruch, dass Lesen bildet, trifft hier also genau zu. Die Abenteuer von Ken haben mich unerwartet in ihren Bann gezogen und mir spannende Lesestunden beschert. Die damalige Zeit finde ich unglaublich interessant und ganz ehrlich, wen würden Samurai, Ninjas und japanische Schwerttechniken nicht faszinieren? Ich jedenfalls war und bin begeistert!

Der erste Teil ist bereits erhältlich, der zweite erscheint im Februar. Weitere Teile werden folgen, anscheinend sind der Fantasie der Autorin keine Grenzen gesetzt. Für Nachschub ist also gesorgt. Die Autorin empfiehlt das Buch ab 16 Jahren und da würde auch ich es ansiedeln. Bereits jetzt kann ich die Fortsetzung kaum erwarten und bin sehr gespannt, wie es weitergeht. Von mir gibt es fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.01.2022

Der Wahrheit auf der Spur

Perfect Day
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Seit vielen Jahren verschwinden immer wieder kleine Mädchen, der Mörder markiert den Weg zu ihren Leichen mit roten Schleifen. Als eines Abends der Vater von Ann, der renommierte Philosophieprofessor und ...

Seit vielen Jahren verschwinden immer wieder kleine Mädchen, der Mörder markiert den Weg zu ihren Leichen mit roten Schleifen. Als eines Abends der Vater von Ann, der renommierte Philosophieprofessor und Anthropologe Walter Lesniak in ihrem Beisein verhaftet und abgeführt wird, kann diese es nicht glauben. Sie nimmt sich vor, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen und begibt sich auf eine gefährliche Reise in die menschlichen Abgründe.

Schon der erste Satz im Buch hat mich gefangen genommen, der restliche Absatz führte dazu, das ich sofort fasziniert war. Auch wenn die Story anfangs etwas verworren war, wurde sie mit jedem Kapitel klarer. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich einer Lösung auch nur annähernd näher kam, denn die Autorin verstand es meisterlich, mich in die Irre zu führen, auf falsche Fährten zu schicken und immer wieder aufs neue zu verunsichern. Über die Ermittlung selbst erfuhr ich nichts; hier tappte ich völlig im Dunkeln. Das war einerseits sehr frustrierend, weil bei mir das Gefühl überwog, dass ich ein Recht auf diese Informationen hätte. Ganz schön anmaßend von mir, aber auch menschlich. Andererseits trug es dazu bei, dass ich vor Neugier fast geplatzt und durch die Seiten geflogen bin, weil ich es vor Spannung kaum noch aushalten konnte. Es ging einzig und allein um Gefühle und Taten der Tochter des Hauptverdächtigen, ob diese gerechtfertigt sind oder nicht, blieb in meinem Ermessen.

Eine Wahnsinnsstory, die ich so nicht erwartet habe. Eine Geschichte, die durch Informationen unterbrochen wurde, die ich bis zuletzt nicht ein- oder zuordnen konnte. Genial wurde ich an der Nase herumgeführt und war am Ende mehr als überrascht. Wieder einmal wurde ich perfekt unterhalten und bin begeistert. Von mir gibt es fünf Sterne und eine Leseempfehlung. Wer außergewöhnliche Thriller mag, sollte unbedingt zugreifen.

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Veröffentlicht am 11.01.2022

Hoffnung, Liebe, Menschlichkeit

Zum Paradies
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Mein erstes Buch der Autorin war „Ein wenig Leben“ und dieses gehört für mich zu den besten Büchern, die ich in den letzten Jahren, sogar Jahrzehnten gelesen habe. Das Folgebuch, das zeitlich gesehen davor ...

Mein erstes Buch der Autorin war „Ein wenig Leben“ und dieses gehört für mich zu den besten Büchern, die ich in den letzten Jahren, sogar Jahrzehnten gelesen habe. Das Folgebuch, das zeitlich gesehen davor erschienen, hier aber erst später veröffentlicht wurde, war nach Anfangsschwierigkeiten ebenfalls ein Highlight, wenn es mich auch nicht so lange beschäftigt hat wie „Ein wenig Leben“, über das ich noch viele Monate später nachgedacht habe. Entsprechend groß war meine Freude, als ein neues Buch angekündigt wurde, aber noch größer natürlich die Erwartung.

Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt, die ersten beiden Teile machen etwa die Hälfte des Werks aus, die dritte Erzählung ist die längste. Im ersten Teil, das im Jahr 1893 spielt, hat die Autorin ein Szenario erschaffen, das unglaublich, phantastisch und ungewöhnlich ist. Sie hat die Welt aufgeteilt und eine Fiktion erschaffen, die sie zwar nie vollständig erklärt, von der sie aber ausreichend erzählt hat, damit ich mir ein Bild davon machen konnte. Viel zu früh war dieser Abschnitt zu Ende.

Der zweite Teil ist im Jahr 1993 angesiedelt und fängt vielversprechend an, um dann kontinuierlich nachzulassen. Ich empfand diesen Teil als langatmig und uninteressant, die Seiten zogen sich und so richtig Freude hatte ich an dieser Erzählung nicht. Als in der zweiten Hälfte ein Brief vom Vater des Protagonisten abgedruckt wird, verlor sich die Autorin dermaßen in Belanglosigkeiten, dass ich nicht glauben konnte, dass diese Seiten von der gleichen Person verfasst wurden, von der der erste Teil stammt. Ich war erleichtert, als diese Erzählung abgeschlossen war.

Enttäuscht, aber mit großer Hoffnung machte ich mich an die zweite Hälfte des Buches, freute mich auf die dritte Story, die im Jahre 2093 spielt. Wieder war ich anfangs voller Neugier und Freude, war gefesselt von der Phantasie der Autorin. Die Hauptstory gefiel mir sehr gut, aber auch hier war es ein Briefverkehr, der die Erzählung immer wieder unterbrach, und der dazu führte, dass ich kurz davor war, das Buch abzubrechen und endgültig wegzulegen. Und da geschah es; das Buch nahm mich gefangen, die Worte, die Sätze, ganze Abschnitte lang war ich gefesselt und in die Geschichte vertieft.

Die Autorin ist eine begnadete Geschichtenerzählerin. Ausschweifend, aber niemals langweilig oder langatmig sind ihre Ausführungen. Der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt und ich verlor mich so oft in ihren Sätzen, habe ganze Absätze wiederholt, einfach weil es mir so viel Spaß gemacht hat, diese zu lesen. Der dritte Teil ist eine Dystopie, die erschreckend nah an unserer jetzigen Realität angesiedelt ist. Die Erzählung war bedrückend, erschreckend und beängstigend, dieses Szenario muss man schon aushalten können. Es war keine fröhliche Story, eher traurig und oft fast deprimierend, aber über allem schwebt die Aussage, dass Menschlichkeit, Liebe und Hoffnung das sind, was uns ausmacht.

Wieder einmal hat die Autorin mich überrascht und überwältigt, der dritte Teil des Buches gehört zum besten, das ich dieses Jahr gelesen habe. Grandios! Ein Meisterwerk! Ich komme aus dem Schwärmen nicht mehr raus und vergebe eine Leseempfehlung, empfehle aber unbedingt, ins Buch reinzulesen. Von mir gibt es zehn von fünf Sternen. Ein Highlight.

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Veröffentlicht am 22.12.2021

Die älteste Geschichte der Welt neu erzählt

Noch tausend Schritte bis Jerusalem
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Die Geschichte von Jesus und Judas aus der Bibel kennt wohl fast jeder. Jesus, der von Gott auf die Erde gesandt wurde, um für die Sünden der Menschen zu sterben, und Judas, einer seiner Jünger, ein Apostel, ...

Die Geschichte von Jesus und Judas aus der Bibel kennt wohl fast jeder. Jesus, der von Gott auf die Erde gesandt wurde, um für die Sünden der Menschen zu sterben, und Judas, einer seiner Jünger, ein Apostel, der ihn verraten hat. Der eine ein Heiliger, der andere ein Verräter. Was aber wäre, wenn das nicht die ganze Wahrheit wäre? Wenn es eigentlich ganz anders war?

Katja A. Freese erzählt die Geschichte von Jesus (hier Jeshua) und Judas neu, und dies tut sie entgegen allen Konventionen. Behutsam und respektvoll entwirft sie ein Szenario, das so oder so ähnlich passiert sein könnte. Anfangs aus der Sicht von Judas lässt sie mich daran teilhaben, was sich damals vielleicht zugetragen hat, als Judas und Jeshua aufeinander trafen, sich kennenlernten und wohin das geführt haben könnte. Später kommt auch Jeshua zu Wort, die Perspektiven wechseln, sodass ich beide Sichtweisen erfahre. Das ist aufregend, das ist spannend, das könnte man revolutionär nennen.

„Jeshuas Hand fuhr plötzlich leicht über meine und legte sie dann dicht neben mich. Ein Angebot. Ich nahm es an, konnte nicht anders und legte meine Hand halb auf seine, ankerte dort.“ Seite 120

Katja A. Freese hat eine Geschichte über die Liebe und den Mut, sie zu leben, geschrieben. Sie kann wahr oder auch unwahr sein, auf jeden Fall ist sie aber unterhaltsam und hat mir beim lesen angenehme Lesestunden beschert. Ich mag den Schreibstil und diese neue Sichtweise auf eine der ältesten Erzählungen der Welt. Von mir gibt es fünf Sterne.

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