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Veröffentlicht am 13.05.2024

Von Engeln und Dämonen

Ingenium
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Seit er bei einem Footballspiel ein Schädelhirntrauma erlitten hat, ist für Mike Brink nichts mehr, wie es war. Die kompliziertesten und komplexesten Rätsel stellen für ihn kein Problem mehr dar, Sprachen ...

Seit er bei einem Footballspiel ein Schädelhirntrauma erlitten hat, ist für Mike Brink nichts mehr, wie es war. Die kompliziertesten und komplexesten Rätsel stellen für ihn kein Problem mehr dar, Sprachen lernt er spielend leicht, indem er Grammatikbücher liest, und sein Gedächtnis lässt ihn alles behalten, sogar Dinge, die unwichtig sind. Als die Gefängnispsychologin Dr. Thessaly Moses ihn um Hilfe bittet, ist Mike erst skeptisch, handelt es sich bei der Patientin, um die es geht, um die vor einigen Jahren wegen Mordes verurteilte Jess Price. Mit einer seltsamen Zeichnung, die die Insassin gezeichnet hat, ködert die Psychologin Mike, der keine Ahnung hat, worauf er sich da eingelassen hat, bis es zu spät ist.

„Ich habe gelitten, aber es ist das Leiden eines Mannes, der sich eine eigene Folterkammer erschaffen hat. Ich glaubte, ich könnte wissen, was nicht gewusst werden sollte. Ich wollte Dinge sehen, geheime Dinge, und so lüftete ich den Schleier zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen und blickte direkt in die Augen Gottes. Das ist das Wesen des Rätsels: abwechselnd Schmerz und Vergnügen zu bieten.“ (Seite 16)

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den ersten Teil einer Reihe mit Michael - Mike - Brink, der einzigartige Fähigkeiten besitzt. Bisher ist lediglich ein weiteres Buch angekündigt, das bei uns im September erscheint, aber bereits jetzt wollte ich wissen, ob es danach weitergeht, habe also die Autorin angeschrieben und nachgefragt. Die sympathische Danielle Trussoni hat mir freundlicherweise mitgeteilt, dass sie zwar plant, einen dritten Teil zu schreiben, aber noch nicht weiß, wann dieser veröffentlicht wird. Mir persönlich reicht die Information, dass es mit dem nächsten Band noch nicht zu Ende geht!

Ich bin nicht so gut ins Buch gestartet, wie ich es angesichts des Klappentextes erwartet hätte. Das erste Kapitel enthielt einen geheimnisvollen Brief, der abrupt endet, und danach ging es fast sofort mit der Geschichte los, aber trotzdem kam bei mir zuerst keine große Lust auf die folgenden Seiten auf. Ich befürchtete schon, dass ich mich durchquälen oder das Buch sogar abbrechen würde, als das Unglaubliche geschah und die Story mich förmlich gefangen nahm. Dies passierte fast unmerklich, in einer Sekunde war ich mässig begeistert, in der anderen gefesselt und kaum in der Lage, das Buch aus der Hand zu legen. Es schien, als ob eine geheimnisvolle Macht eingeschritten wäre, die mich verzaubert hat, was übrigens wunderbar zum Thema passt. Einmal eingetaucht, kam ich erst wieder zu mir, als das Ende kam, und konnte kaum glauben, was dazwischen alles geschah.

Dieses Buch besticht durch interessante Einblicke in die Welt der Rätsel, behandelt aber auch Themen wie Religion, göttliche und mystische Wesen, andere Dimensionen sowie unerklärliche Vorkommnisse in dieser und einer anderen Welt. Es ist eine phantastische Reise in jahrhundertalte Mysterien, unfassbar spannend, die mir großen Spaß bereitet hat, obwohl ich ein rationaler Mensch bin und für diese Dinge selten zu begeistern. Ich bin sehr froh, meine Wohlfühlzone verlassen zu haben und in diese Welt eingetaucht zu sein, denn dieses Leseerlebnis war wirklich beglückend! Zugeben muss ich, dass ich ein oder zweimal nicht hundertprozentig verstanden habe, um was es geht, allerdings ist das nicht schlimm, denn so komplex manche Erklärungen sind, die Auflösung macht es wieder wett. Nun freue ich mich auf ein Wiedersehen mit Mike, wenn der nächste Teil mit dem Titel „Invictum: Das zweite Rätsel“ im bevorstehenden Herbst erscheint.

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Veröffentlicht am 10.05.2024

Das Feld der Kleinstadtgerechtigkeit

Ein grundzufriedener Mann
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In der ruhigen Kleinstadt North Bath leben allerlei skurrile Personen, eine davon ist Donald Sullivan, von allen nur Sully genannt. Wenn er nicht gerade einer Gelegenheitsarbeit nachgeht, die im allgemeinen ...

In der ruhigen Kleinstadt North Bath leben allerlei skurrile Personen, eine davon ist Donald Sullivan, von allen nur Sully genannt. Wenn er nicht gerade einer Gelegenheitsarbeit nachgeht, die im allgemeinen schwarz bezahlt wird, findet man ihn bei Hatties, während er seinen Kaffee trinkt, oder in der letzten Kneipe der Stadt an der Theke. Verantwortung ist ihm fremd, Glück ebenso und Pech sein zweiter Vorname. Als die Ehe seines Sohnes Peter zerbricht und dieser mit seinem Sohn Will bei Sullys Ex-Frau Vera Unterschlupf findet, nähern Vater und Sohn sich allmählich an.

Richard Russo hat mit dem vorliegenden Buch ein Bild von einem Amerika jenseits des Glamours gezeichnet. Eine heruntergekommene Kleinstadt, seit Jahrzehnten im Sterben begriffen, dazu ein Potpourri an Einwohnern jedes Alters und jeder Schicht, Freundschaften, Feindschaften und jede Menge spleeniger Charaktere ergeben mit der Suche nach dem großen Glück, dem manch einer der Bewohner nachjagt, eine Geschichte, die mich über 777 Seiten lang wunderbar unterhalten hat und doch kann ich nicht genug davon bekommen. Da ist Rub, der beste Freund von Sully und nicht die hellste Kerze auf der Torte, gelinde gesagt, der aber unermüdlich an dessen Seite steht und jede Arbeit verrichtet, die Sully besorgt, zufrieden damit, seinem Kumpel zu gefallen. Oder Carl, ein wohlhabender Bauunternehmer, der die miesesten Arbeiten an Sully delegiert, dessen Not er ausnutzt, der verheiratet ist mit der schönsten Frau der Stadt und trotzdem seinen Willi nicht im Hosenstall lassen kann. Der einbeinige Anwalt, starker Alkoholiker und kaum in der Lage, einen Rechtsstreit zu gewinnen, könnte das Bild abrunden, wenn es nicht noch viele andere Figuren gäbe, die ähnlich extravagant bis originell wären, allen voran Sully, der tragische Held. Sully hat viele gute Eigenschaften, aber zeigen kann er sie meistens nicht. Dennoch hat er, genauso wie die meisten Einwohner von North Bath, das Herz auf dem richtigen Fleck, denn wenn es darauf ankommt, kommt er zur Hilfe, allerdings nur, wenn er es vorher nicht vergisst.

Der großartige Schreibstil und das immense Talent von Richard Russo, der ein meisterhafter Geschichtenerzähler ist, machen das Buch zu einem Lesevergnügen der besonderen Art. Auf keiner einzigen Seite des Buches kam Langeweile auf, nie habe ich das Gefühl, eine Kürzung hätte der Story gutgetan. Im Gegenteil könnte ich weitere hundert Seiten lesen und bekäme trotzdem nicht genug. Mit einem feinen Humor und mit genügend Ironie gespickt, hält Russo der Gesellschaft einen Spiegel vor und lässt seine Figuren in Situationen schlittern, die alltäglich sind. Die Situationskomik lässt mich immer wieder auflachen, sogar wenn die Umstände eher tragisch, als lustig sind. Die Verzweiflung ist oft spürbar, wechselt sich ab mit Hoffnung und der Sehnsucht nach Glück. Am Ende bin ich traurig, dass die Reise zu Ende ist, aber auch glücklich, dass ich dabei sein durfte, und ganz besonders, dass es weitergeht mit North Bath und seinen Bewohnern, denn mit dem Folgewerk „Ein Mann der Tat“ geht es für mich dahin zurück. Ich kann es kaum erwarten und freue mich!

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Spannend und historisch interessant

Kopfgeld
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Die Journalistin Edith Marheinecke ist mit ihrer Kamera auf dem Weg zur Ausgabestelle, es ist Juni 1948, im Ruhrgebiet wird das neue Geld ausgegeben, die D-Mark ersetzt die Reichsmark. Unterwegs kann Edith ...

Die Journalistin Edith Marheinecke ist mit ihrer Kamera auf dem Weg zur Ausgabestelle, es ist Juni 1948, im Ruhrgebiet wird das neue Geld ausgegeben, die D-Mark ersetzt die Reichsmark. Unterwegs kann Edith nicht widerstehen und fotografiert, an Motiven fehlt es ihr hierbei nicht. Kurze Zeit später kommt sie zum Schauplatz eines Unfalls; ein Mann geriet vor eine Straßenbahn, schnell stellt sich heraus, dass er gestoßen worden ist. Auf dem Weg zurück zur Redaktion wird Edith überfallen, die kostbare Kamera wird ihr gestohlen, sie selbst bleibt zum Glück unverletzt. Die Frage ist, ob der Dieb es auf die Kamera, oder aber die Fotos abgesehen hat, die vielleicht zufällig etwas abbilden, was auf die Täterperson schließen lässt.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den dritten Teil einer Reihe mit der Journalistin Edith Marheinecke. Die Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden, wichtige Informationen zu der besonderen Frauenfigur, die Sabine Hofmann erschaffen hat, werden immer wieder eingestreut, aber nichts aus dem vorherigen Band verraten, das zur Aufklärung des Falls, um den es dort ging, beigetragen hat. Viele Beteiligte trifft man hier wieder, worüber ich mich sehr gefreut habe. Besonders das Wiedersehen mit den Beamten der Polizei habe ich genossen, Oberinspektor Dietrichs ist mein Favorit, wenn es um die auch hier durchgeführten Ermittlungen geht.

Das vorliegende Buch ist als Roman gekennzeichnet, dies wird der Geschichte aber meiner Meinung nach nicht gerecht, denn abgesehen von den akribisch recherchierten Fakten, was die damalige Zeit angeht, zeichnet sich dieser Teil der Buchreihe durch eine überraschend hohe Spannung aus, die sich durch das gesamte Buch zieht. Dabei gibt es verschiedene Erzählstränge, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, die sich aber im weiteren Verlauf aufeinander zubewegen, um sich erst zu kreuzen und dann in einer Auflösung zu münden, die keine Fragen offen lässt. Ich bleibe begeistert zurück und hoffe, dass ich nicht allzu lange auf den nächsten Band warten muss.

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Veröffentlicht am 06.05.2024

Verschließe deine Tür

Der Eindringling
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Ein Unbekannter bricht in die Wohnungen von Frauen ein, trinkt oder isst dort etwas, stiehlt mehr oder weniger wertloses Zeug und verschwindet unbemerkt. Keine noch so gute Sicherheitsmaßnahme und kein ...

Ein Unbekannter bricht in die Wohnungen von Frauen ein, trinkt oder isst dort etwas, stiehlt mehr oder weniger wertloses Zeug und verschwindet unbemerkt. Keine noch so gute Sicherheitsmaßnahme und kein Schloss kann ihn aufhalten, jede Alarmanlage überwindet er mühelos. Lincoln Rhyme könnte bei seiner Ergreifung helfen, wurde aber suspendiert, gegen ihn wurde eine Ermittlung wegen Beweisfälschung eingeleitet. Dazu heizt eine anonyme Person im Internet die Stimmung an, die Stadt ist in Aufruhr und der unbekannte Täter kurz davor, jemanden zu töten. Die Zeit drängt.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich bereits um den fünfzehnten Teil der großartigen Buchreihe mit Lincoln Rhyme und seiner Frau Amelia Sachs. Der im Rollstuhl sitzende Kriminalist und die toughe rothaarige Detective, die früher ein Mannequin war, ergänzen sich auch in diesem Band hervorragend, dazu gibt es natürlich ein Wiedersehen mit den üblichen Verdächtigen, die mir mal mehr und mal weniger ans Herz gewachsen sind. Die vorherigen Bücher muss man nicht zwingend gelesen haben, um der Geschichte folgen zu können, wenn etwas wichtig ist für den aktuellen Fall, wiederholt der Autor dies, um das Gedächtnis der Leserschaft aufzufrischen.

Wie bei Jeffery Deaver üblich, setzt dieser nicht auf blutige Schockeffekte, die gute alte Laufarbeit sowie das Sammeln und Auswerten von Beweisen stehen im Vordergrund. Es gibt mehrere, parallel laufende Erzählstränge, interessante Verwicklungen und natürlich auch einen Widersacher, der mit allen Wassern gewaschen ist. Mehrere Wendungen geben der Story die nötige Abwechslung, die Charaktere sind toll ausgearbeitet und an Spannung fehlt es nicht. Eigentlich, muss ich sagen, denn eine Besonderheit des Autors ist es, ungewöhnliche Szenarien zu kreieren, um die Leser zu täuschen, bevor er mit einer unerwarteten Wendung zur Stelle ist. Diese Vorgehensweise ist nun nach fünfzehn Büchern der Reihe ein wenig abgenutzt, da man dies erwartet, was dazu führt, dass das Überraschungsmoment fast gar nicht vorhanden ist. Dies möchte ich bemängeln, weil so der Ausgang jeder Situation von vornherein feststeht, was den Nervenkitzel ein wenig dämpft. Ansonsten aber war es wie üblich eine tolle Story, die mich sehr gut unterhalten hat, sodass ich bereits jetzt der Fortsetzung entgegenfiebere.

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