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Veröffentlicht am 29.06.2021

Mord im Paradies

Tödliches Capri
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In „Tödliches Capri“ erzählt Fabio Paretta den insgesamt dritten Fall für Commissario De Santis. Dieser schon etwas ältere Kommissar aus Neapel wird auf die Nachbarinsel Capri beordert, wo einer der Kunststudenten ...

In „Tödliches Capri“ erzählt Fabio Paretta den insgesamt dritten Fall für Commissario De Santis. Dieser schon etwas ältere Kommissar aus Neapel wird auf die Nachbarinsel Capri beordert, wo einer der Kunststudenten der Villa Paradiso grausam ermordet wurde. Dass es dort auch sonst nicht nur paradiesisch zugeht, erkennt De Santis während seiner Ermittlungen schnell, die zusätzlich durch seine Kollegen aus Capri, Neapel und der Staatsanwaltschaft erschwert werden. So ist er meist auf sich allein gestellt und während er keine bahnbrechenden Beweise findet, tauchen immer mehr Verdächtige auf, die die Frage aufwerfen, ob der Mordfall am Ende sogar noch in Zusammenhang zu den unverschämten Graffitischmierereien in Capri stehen.


Es beginnt mit der Szene kurz vor der Ermordung, die aus der Ich-Perpektive des Opfers erzählt wurde. Das fand ich sehr mitreißend und interessant. Des Weiteren hat mir das Umfeld mit der Kunstakademie und Italien gefallen, obwohl die Landschaft noch bildlicher hätte beschrieben werden können, da die Atmosphäre nicht ganz bei mir ankam.
Es war spannend bis zum Schluss, denn der Ausgang und Mörder waren nicht vorhersehbar. Zusätzlich hat der Autor durch verschieden Ereignisse und viele Probleme weitere Spannungspunkte geschaffen, auch wenn es für mich dadurch etwas unübersichtlich war. Denn ich bin nicht nur etwas mit den italienischen Namen durcheinander gekommen, sondern habe den Sinn einiger Aspekte gar nicht verstanden. Ein Beispiel wäre da die Frauenbekanntschaft des Kommissars, die die Story nicht voran gebracht hat, aber vielleicht auch einfach nur als falsche Fährte diente. Der Kommissar war mir ebenfalls nicht ganz sympathisch und ich konnte seine persönlichen Gedanken nicht immer nachvollziehen.

Dies ist der dritte Teil einer Reihe, allerdings mein erstes Buch des Autors. Die Romane behandeln zwar alle abgeschlossene Fälle, aber ich würde klar empfehlen, mit Band 1 anzufangen, einfach damit man das Ermittlerteam besser kennt. So habe ich nämlich öfter meine Beziehung zu den Charaktere vermisst. Die Spannungen in eben diesem Team fand ich zu oberflächlich behandelt und haben das Buch für mich nicht bereichert.

Zuletzt kommt der Autor aber wieder zu einem logisches Ende, was ein schöner Abschluss eines fesselnden Kriminalromans ist, der für mich jedoch viele Passagen enthielt, dessen Sinn ich mir nicht ganz erschließen konnte.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Fette Leseempfehlung!

Fett – Das geheime Organ
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Durch das populärwissenschaftliche Fachbuch „Fett - das geheime Organ“ von den beiden niederländischen Medizinerinnen Mariëtte Boom und Liesbeth van Rossum habe ich Vieles verstanden und gelernt. Alles ...

Durch das populärwissenschaftliche Fachbuch „Fett - das geheime Organ“ von den beiden niederländischen Medizinerinnen Mariëtte Boom und Liesbeth van Rossum habe ich Vieles verstanden und gelernt. Alles hat sich rund um das Thema Fett und Adipositas gedreht.


Ich will nicht zu dick auftragen, aber dieses Buch ist phänomenal!
Angefangen bei dem fesselnden Schreibstil, der dazu geführt hat, dass ich immer weiterlesen wollte, obwohl es ein Fachbuch ist. Es war sehr kurzweilig und ich hatte so viele „Aha-Momente“, z.B. als ich gecheckt habe, warum es den Jo-Jo-Effekt bei Diäten gibt.

Dieses Fachbuch spricht aber keinesfalls fertige Mediziner an, sondern eher Leser ohne Vorwissen und ist auf jeden Fall auch für Menschen mit einem BMI im Normalbereich spannend und relevant. Es werden nämlich viele basic Informationen gegeben, aber oft haben die Autorinnen zusätzlich zu dem leicht verständlichen Grundgerüst noch tiefergehende Details geliefert, die man aber auch einfach überlesen konnte. Dadurch, dass ich nicht zu viel Input bekommen habe, konnte ich mir die neuen Sachen besonders gut merken.
Möglicherweise unbekannte medizinische Begriffe waren kurz erklärt, sogar die ganz einfachen und am Ende gab es noch ein Glossar.

Die Fettexpertinnen haben außerdem Vorurteile gegen Dicke aus dem Weg geräumt und sehr respektvoll einige Fallbeispiele erzählt. Diese Geschichten zwischendurch waren echt ansprechend und auch einer der Gründe, warum ich mir das Buch gekauft habe.
Zusätzliche Infokästen - die übrigens echt hilfreich und strukturiert waren - waren hier mal zur Abwechslung passend in den Text eingebaut, was sehr angenehm war.

Ab Seite 134 von fast 300 habe ich fidgeting betrieben und somit während des Lesens zusätzliche Kalorien verbrannt, was ein weiterer positiver Nebeneffekt des Buches ist haha.

Die letzten zwei Kapitel waren nicht mehr so stark, wie der Rest des Buchs und ich habe nicht mehr so viel mitgenommen. Trotzdem trübt das meinen begeisterten Blick auf das Buch nicht und alles was ich noch sagen kann ist: Fette Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 22.06.2021

Herzensbuch

Kissing Lessons
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Der Klappentext von „Kissing Lessons“ lässt einen normalen Liebesroman erwarten. Also bin ich trotz vieler guter Bewertungen mit mittleren Erwartungen an das Buch von Helene Hoang heran gegangen. Ich dachte, ...

Der Klappentext von „Kissing Lessons“ lässt einen normalen Liebesroman erwarten. Also bin ich trotz vieler guter Bewertungen mit mittleren Erwartungen an das Buch von Helene Hoang heran gegangen. Ich dachte, es wird nur ein lockeres Buch für zwischendurch - falsch gedacht!

Die 30-jährige Stella ist hübsch, schlau und erfolgreich im Job. Aber ohne Freund in Aussicht. Als Asperger-Autistin macht ihr der Umgang mit anderen Menschen Angst und aufgrund der wenigen sexuellen (und schrecklichen) Erfahrungen mit Männern, hat sie eigentlich nicht das Bedürfnis, neue Kandidaten kennenzulernen. Wenn da nicht ihre Mutter wäre, die sich endlich Enkelkinder wünscht und Stella sie nicht enttäuschen möchte. Der einzige Ausweg, den sie sieht, ist das Anheuern des Escorts Michael - denn Übung macht schließlich den Meister…

Erst da dachte ich „oha das Buch ist ja dick, was soll da alles passieren?“ aber es war gar nicht langweilig. Im Gegenteil, ich war total gefesselt!

Die Besonderheit der Protagonistin hat das ganze Buch besonders gemacht und hat mir einen ganz anderen Blick aufs Leben geschenkt. Ich finde, es sollte viel mehr Romane über Charaktere mit körperlicher oder geistiger Einschränkung geben. Vor allem, wenn die Autorin zeigt, dass es gar nicht immer eine Einschränkung sein muss. In diesem Fall fand ich auch noch besonders, dass bei der Autorin selber das Asberger-Syndrom diagnostiziert wurde und ich so wusste, dass die Protagonistin „echt“ ist.

Helene Hoangs Verständnis einer rücksichtsvollen und respektvollen Beziehung und ihre wertschätzenden Sexszenen fand ich toll, aber primär hat mich ihre Beschreibung von Stella und Michael gerührt, die, obwohl sie als als Callboy und Autistin von Vielen als minderwertig angesehen werden, als wirklich bewundernswerte Personen abgebildet wurden. Sie sind echte Vorbilder für mich! Besonders Stellas Entwicklung und ihr Denken hat mich immer wieder positiv erstaunt. Aber auch Michaels Stellenwert seiner Familie war mir sehr sympathisch und, dass seine Verwandten so öfter vor kamen, hat mich gefreut.

Das Alter von Stella, was mich zuerst etwas zweifeln hat lassen, ob ich mit ihr auf einer Wellenlänge sein könnte, hat mich überhaupt nicht gestört. Man kann es also ruhig schon ab 16 lesen, aber auch für erwachsene Leser ist es interessant. Ihr solltet jedoch wissen, dass die Geschichte ziemlich sexlastig ist.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen und, dass aus der 3.Perspektive erzählt wurde, ist mir erst nach der Hälfte des Buches klar geworden. Dass es mich also nicht gestört hat, muss ich fast nicht mehr erwähnen.

Ich habe schon so viele positiven Dinge genannt, aber ich muss auch noch kurz den interkulturellen Aspekt, den das Buch behandelt, hervorheben und dass es so humorvoll war, dass ich mehrmals (laut!!) lachen musste.


Fazit: Ein sehr wichtiger Roman, den ich nur sehr schlecht aus der Hand legen konnte und jedem von euch ans Herz legen kann!

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Veröffentlicht am 22.06.2021

Wer hat im Home Office die Hosen an?!

Unten Ohne – Geschichten aus dem Homeoffice
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In „Unten Ohne - Geschichten aus dem Homeoffice“ gibt der Spiegel Bestsellerautor Mark Spörrle 13 klischeebehaftete und unterhaltsame Stories zu dieser kräftezehrenden Arbeitsweise zum Besten. Der Autor ...

In „Unten Ohne - Geschichten aus dem Homeoffice“ gibt der Spiegel Bestsellerautor Mark Spörrle 13 klischeebehaftete und unterhaltsame Stories zu dieser kräftezehrenden Arbeitsweise zum Besten. Der Autor greift technische Probleme, Platzmangel, gestörte Arbeitsverhältnisse durch Familie, Nachbarn oder Haustiere auf und was eben noch alles zum Job von zuhause aus zählt.

Das ganze Buch wird von der gleichen Person erzählt, die mit Frau, Tochter und Hund im Homeoffice sitzen muss. Dass es so einen Zusammenhang zwischen den Kapiteln gab, hat mir gefallen und dem Buch eine gute Struktur gegeben. In einigen Aspekten habe ich meine eigene Aktivität im Home Office wiedergefunden und es war hilfreich, nochmal zu sehen, dass ich nicht die Einzige bin, der es so ergeht.
Ich habe zwar ein paar Kapitel gebraucht, um rein zu kommen, aber den Rest dann in einem Stück durchgelesen. Und das, obwohl es eigentlich auch gut Abschnitt für Abschnitt gelesen werden kann. Die Geschichten waren sehr lebhaft erzählt und ich musste viel öfter lachen, als erwartet. Man kann es leicht zwischendurch lesen, braucht nicht besonders viel Konzentration, bekommt Abwechslung, aber einen großen Mehrwert (neben einfacher Unterhaltung natürlich) habe ich für mich nicht aus dem Buch gezogen. Meine Bewertung beruht verständlicherweise auch auf dem Vergleich mit anderen Büchern aus dem Genre „Humor“ und nicht in Vermischung mit anderen Genres.
Die Illustrationen im Inneren fand ich zwar unnötig, aber sie waren schön bunt und haben das Buch - zusätzlich zum Hardcover - hochwertiger gemacht.
„Unten ohne“ eignet sich in aktueller Zeit bestimmt auch gut als Geschenk, mit dem ihr bei vielen Leuten punkten könnt.


Fazit: Ein Buch mit viel Witz, aber auch Realität, denn man kann sich leicht selber in den unterhaltsamen Anekdoten wiederfinden.

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Viel Input, gut geschrieben und sehr interessant!

Utopien für Realisten
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In „Utopien für Realisten“ erzählt der Niederländer Rutger Bregman in 10 Kapiteln von 10 seiner Visionen für die Zukunft. Wie kann man das Ende der Armut herbeiführen, ist eine 15-Stunden-Woche umsetzbar ...

In „Utopien für Realisten“ erzählt der Niederländer Rutger Bregman in 10 Kapiteln von 10 seiner Visionen für die Zukunft. Wie kann man das Ende der Armut herbeiführen, ist eine 15-Stunden-Woche umsetzbar und was wären die Vorteile eines bedingungslosen Grundeinkommens? Zu diesen Fragen und noch vielen mehr, hat Rutger Bregman recherchiert und sich ein Urteil gebildet, was er uns in diesem Sachbuch präsentiert.


Es ging direkt los mit einem positiven Anfang („früher war alles schlechter“) und ich habe verstanden, wie das Buch aufgebaut ist. Der Autor hat sich nämlich auf viele Studien oder Ereignisse aus der Vergangenheit bezogen und es war auch sonst ziemlich geschichtlich, was mir gut gefallen hat. Daher ist etwas Vorwissen empfehlenswert, damit man die Zusammenhänge (z.B. den der Industrialisierung) begreifen kann. Es wäre aber auch ein super Buch für den SoWi-Unterricht, falls das hier (zukünftige) Lehrer lesen!!

Der Schreibstil war humorvoll, schöne Zitate und krasse Fakten waren genau richtig eingebaut und der Autor hat echt gute Vergleiche gezogen. Mir hat gefallen, dass er auch immer andere Schriftsteller etc. zitiert hat, aber es waren mir doch irgendwann zu viele Namen, die er genannt hat. Die Sprache war ziemlich anspruchsvoll, weswegen es teilweise anstrengend war, aber dafür gab es schön viele Absätze, an denen man sich lang hangeln konnte. Dass jedes Kapitel nochmal extra mit einem passenden Zitat eingeleitet wurde, fand ich ebenfalls sehr nett.
Auch wenn ich nicht immer mit dem Autor einer Meinung war, war es gut geschrieben und darauf kommt es schließlich an. Außerdem kam er sympathisch, intelligent und reflektiert rüber.

Für einige seiner Thesen fand ich allerdings die Argumente nicht ausreichend. Ein paar ausgewählte Beispiele sind für mich nicht genug „Beweislage“, dafür war er zu überzeugt und auch zu überzeugend, finde ich. Und natürlich ist es auch eher einseitig geschrieben, da der Autor seine Meinung vertreten möchte.
Außerdem bezieht er sich wenig auf Deutschland, sondern viel auf die USA oder Afrika, vielleicht noch sein Heimatland und fasst ansonsten die „westlichen Länder“ oder „Europa“ zusammen. Das is ja an sich nichts schlimmes, aber da man die verschiedenen Sozialsysteme eben überhaupt nicht vergleichen kann, war es für mich z.B. beim bedingungslosen Grundeinkommen eher interessant als relevant.


Mein Fazit: Ein interessantes und lesenswertes Sachbuch, was mir viel Input geliefert hat, man aber nicht ohne kritisches Hinterfragen lesen sollte.

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