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Veröffentlicht am 01.06.2023

Modernes Mafia-Märchen mit Potential zum Blockbuster

City of Dreams
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Zum Inhalt:
In Providence, Rhode Island, begibt sich Danny Ryan mit seinem alten Vater, seinem kleinen Sohn und den letzten Überlebenden seiner Crew auf die Flucht. Seit einem missglückten Coup ist so ...

Zum Inhalt:
In Providence, Rhode Island, begibt sich Danny Ryan mit seinem alten Vater, seinem kleinen Sohn und den letzten Überlebenden seiner Crew auf die Flucht. Seit einem missglückten Coup ist so ziemlich jeder hinter ihnen her, die italienische Mafia unter Peter Moretti und das FBI an vorderster Front. In San Diego angekommen, begeben sie sich auf Tauchstation, um Gras über die Sache wachsen zu lassen, doch ein allerletzter Coup soll ihnen das Geld für einen Neuanfang liefern, was auch zunächst gelingt, bis zwei Mitglieder von Danny's Crew in Hollywood bei einer Filmproduktion über den Mafiakrieg mitmischen wollen und Danny sich einschalten muss. Doch dann begegnet er Diane, einem berühmt-berüchtigten Filmstar und verliert sein Herz an sie. Bald bekommt die Presse Wind von der Beziehung von Diane und Danny und beginnt, in seiner Vergangenheit zu graben. Die Schlagzeilen erreichen auch Providence und Mexiko und bald wird Danny von seiner Vergangenheit eingeholt ...

Zum Buch:
Dies ist der zweite Band einer Trilogie; Band eins erschien 2022 unter dem Titel "City on Fire". Das Buch ist in drei Hauptteile unterteilt, die jeweils von einem etwas düsteren, aber stimmigen Hintergrundbild und einem passenden Zitat aus Vergil / Aeneis eingeleitet werden. Die Perspektiven wechseln häufig, so dass man die Möglichkeit hat, alle wichtigen Charaktere kennenzulernen. Der Hauptprotagonist ist allerdings ganz klar Danny Ryan, aus dessen Perspektive auch überwiegend erzählt wird. Don Wilson hat für seine Buch die Zeitform Präsens gewählt, was ich erst ungewohnt, dann aber sehr angenehm empfand, da sie die Story so direkt und unmittelbar transportiert, dass man als Leser wirklich mittendrin ist. Auch die Sätze sind wie die Kapitel kurz und knackig, was gut zu dem hohen Erzähltempo passt und die Handlung immer schneller vorantreibt, bis es auf das scheinbar unausweichliche Ende zusteuert. Die Ausdrucksweise ist sehr direkt und oft auch recht obszön, das f-Wort kommt in gefühlt jedem dritten Satz vor, aber das ist wohl dem beschriebenen Milieu geschuldet.

Persönliche Meinung:
Ich habe bereits den ersten Teil "City on Fire" verschlungen und fand mich deshalb im zweiten Band gleich gut zurecht. Obwohl Mafia-Geschichten so gar nicht zu meinen bevorzugten Genres zählen, hat es mir diese tragische Geschichte irgendwie von Anfang an angetan. Die Hauptfigur, Danny Ryan, ist ein sehr interessanter Mann, der so gar nicht in das Klischee eines Mafioso passt. Die Romantikerin in mir fand natürlich die Love-Story mit Diane toll und hat auf ein Happy End gehofft, obwohl eigentlich schon klar war, dass es keines geben wird. Nicht alles fand ich schlüssig bzw. fand ich das eine oder andere auch zu konstruiert, aber vielleicht klärt sich auch dies in Band drei vollständig auf. Das Ende lässt zwar wieder einige Fragen unbeantwortet, umso mehr freue ich mich jetzt schon auf den finalen Showdown in Band drei, welcher hoffentlich spätestens in einem Jahr erscheint.
Der prägnante Schreibstil von Don Winslow passt perfekt zu dieser Story. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe jede Leseminute genossen. Mein Kopfkino kam nicht zur Ruhe und hat die Hauptrollen schon mit passenden Schauspielern besetzt ;) Die Filmrechte zu Band eins sind ja wohl schon verkauft und ich kann mir gut vorstellen, dass es ein cooler Blockbuster werden könnte.
Die Story und die Charaktere haben definitiv das Potential dafür!

Fazit:
Spannende Story und sehr vielschichtige, interessante Charaktere. Dazu mit Danny Ryan ein Hauptprotagonist, mit dem man sich schnell anfreundet, weil er im Grunde seines Herzens eine ehrliche Haut ist. Ein Buch, dass man kaum aus der Hand legen kann: spannend, brutal, tragisch und doch auch sehr emotional.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Wer träumt nicht von einem guten Leben am Meer?

Weniger ist Meer
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Christine Neder hat es geschafft. Als Reisebloggerin mit großer Reichweite in der Social Media Welt jettet sie um die ganze Welt, entdeckt die schönsten und entlegendsten Orte, berichtet ihren Lesern davon, ...

Christine Neder hat es geschafft. Als Reisebloggerin mit großer Reichweite in der Social Media Welt jettet sie um die ganze Welt, entdeckt die schönsten und entlegendsten Orte, berichtet ihren Lesern davon, dreht Destinationsvideos und lebt somit mehr aus dem Koffer als in ihrer Wohnung in Berlin. Doch nach und nach schleicht sich etwas ein, was ihr das Abschiednehmen von ihren Liebsten immer schwerer macht: die Sehnsucht, irgendwo dauerhaft "anzukommen, ohne dabei stehenzubleiben". Während ihrer Sommer-Auszeit in Portugal hat sie diesen Sehnsuchtsort schließlich gefunden: Aljezur! Auch ihr Partner Paul ist bereit, an der West-Algarve ein neues Leben zu beginnen. Doch zwischen dem Entschluss und ihrem eigenen Haus am Meer liegt noch ein langer Weg ... und Corona ... und ein Baby ...

Dieses Buch versteht sich nicht als Handbuch für Auswanderwillige, sondern eher als Begleiter und Inspirationshilfe, wie die Autorin gleich zu Beginn selbst schreibt. So stellte sie sich viele elementare Fragen, was ihr im Leben wirklich wichtig ist und animiert auch ihre Leser dazu, sich immer wieder selbst zu hinterfragen: was brauche ich wirklich, was kann ich ändern, wovon kann ich mich trennen? Dabei handelt es sich nicht nur um das Entrümpeln von materiellen Dingen à la Marie Kondo, sondern auch um verinnerlichte Glaubenssätze, die einen auf dem Weg zu einem von Ballast befreiten Leben blockieren. Man muss nicht gleich auswandern wollen, um die Gelegenheit zum entrümpeln zu nutzen, auch kleine(re) Änderungen können langfristig schon etwas bewegen und für mehr Klarheit und Zufriedenheit im Leben sorgen.

Persönliche Meinung:
Die erste Hälfte des Buchs ist gespickt mit elementaren Fragen und vielen klugen Weisheiten. Einige davon habe ich mir sogar aufgeschrieben, da ich persönlich etwas damit verbinde, wie z.B. "Angst beginnt im Kopf, Mut aber auch" und
"Freiheit beginnt da, wo die Angst endet". Dennoch, zur Mitte hin wurde es mir dann fast zu viel der Weisheiten und ich war fast schon etwas genervt bei Aussagen wie "wir sind keine Problemsucher, sondern Lösungsfinder". Alles schien der Autorin leicht zu fallen, wenn man nur '"committed" genug ist, um mit den Worten ihres Surfgurus Bernado zu sprechen. Sie ist ein echter Tausendsassa und immer voller neuer Ideen, leider ist sie jedoch nicht committed genug, die Sprache ausreichend zu lernen, um sich in der Landessprache gut verständigen zu können... schade! Die schönen Fotos im Mittelteil sind natürlich der Traum jedes Auswanderer-Träumers: die sehr attraktive und fotogene Autorin weiß als Social Media-Expertin selbstverständlich, wie man sich und die Natur perfekt in Szene setzt; aber es sind auch zauberhafte "ungeschminkte" Fotos dabei, die endlich auch die natürliche, private Christine Neder zeigen. Richtig berührt hat sie mich dann allerdings erst in der zweiten Hälfte des Buches, als sie über zwei kurz aufeinander folgende Schicksalsschläge berichtet und wie sie verzweifelt versuchte, damit klarzukommen. Ja, auch im Paradies bleibt man nicht von tragischen Ereignissen verschont. Ich habe mich in ihrem Bemühen, mit dem Trauma und der Trauer umzugehen, absolut wiedergefunden und fand ihre offenen Worte darüber sehr wohltuend.
Was ich ebenfalls als absolut positiv empfinde, ist, dass sie nicht nur die positiven Aspekte des Auswanderns anspricht, sondern ehrlich auch die weniger schönen Seiten aufzeigt, die langfristig zum Problem werden können.
Ich fand "Weniger ist Meer" authentisch und auch inspirierend, auch der flüssige und bildstarke Schreibstil hat mir gut gefallen, auch wenn es oft recht sprunghaft zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herging und der zeitliche rote Faden dabei manchmal etwas verloren ging.

Fazit:
Leseempfehlung für alle, die etwas in ihrem Leben ändern mögen und etwas Inspiration und Anreize zu schätzen wissen. Ob Weniger ist Mehr oder Weniger ist Meer - man muss ja nicht gleicht auswandern, aber das Buch macht definitiv Lust, sich mit dem Gedanken "was wäre denn, wenn..." mal näher zu befassen.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Die(ses Buch) spürst du ... Garantiert!

Die spürst du nicht
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Was das Cover und der Titel nicht geschafft haben, hat der Inhalt zwischen den Buchdeckeln dafür umso mehr - diese Geschichte hat mich schon auf der ersten Seite erfasst, in den Bann gezogen und nicht ...

Was das Cover und der Titel nicht geschafft haben, hat der Inhalt zwischen den Buchdeckeln dafür umso mehr - diese Geschichte hat mich schon auf der ersten Seite erfasst, in den Bann gezogen und nicht mehr losgelassen ...

Da ist zum einen natürlich die Story selbst, die tief berührt:
Es fängt ganz unverfänglich mit dem Beginn des Toskana-Urlaubs zweier gut situierter österreichischer Familien an, die sich auf ein paar entspannte Tage unter südlicher Sonne freuen. Zum einen Familie Strobl-Marinek: Mutter Elisa, eine wohl bekannte Politikerin und ihrem besserwisserischen Mann Oskar sowie der 14-jährigen Sophie-Luise und der 9-jährigen Lotte. Sophie-Luise hat durchgesetzt, ihre Schulkameradin Aayana, ein somalisches Mädchen, mitzunehmen, was ihre Mutter nach diversen Widerständen schließlich möglich macht. Das befreundete Ehepaar Melanie und Engelhart Binder und ihrem 9-jährigen Sohn Benjamin, erfolgreiche Winzer, sind ebenfalls mit von der Partie. Kurzum: aus dem entspannten Urlaub wird nichts, denn schon am ersten Abend kommt es zur Katastrophe.

Das Unglück selbst nimmt nur einen kleinen Teil der Geschichte ein, stattdessen geht es darum, was es bei den einzelnen Familienmitgliedern auslöst und wie sie damit umgehen und zurechtkommen. Dabei liegt der Fokus auf Elisa und ihrer Tochter Sophie-Luise. Während Elisa anfangs sehr darum bemüht ist, ihre außereheliche Liebesgeschichte zu verkraften und ansonsten das Unglück aus ihrer politischen Karriere herauszuhalten - was dank der sensationslüsternen Medien und deren oft nicht minder sensationslüsternen Leserschaft natürlich NICHT gelingt - merkt sie zu spät, dass ihre ansonsten als so patent und pflichtbewusst bekannte große Tochter Sophie-Luise in die Drogensucht abrutscht, weil sie sich komplett allein gelassen fühlt und seit dem Unglück von ihren Mitschülern ausgegrenzt und übel gemobbt wird. Sie findet Gehör im Internet, wo sie einen Jungen namens Pierre kennenlernt - doch Pierre ist nicht der, für den sie ihn hält und so ist das nächste Drama vorprogrammiert.
Dann ist da doch das Gewissen von Melanie Binder, die es nicht fassen kann, dass ihre Freundin Elisa aus Angst vor dem politischen Untergang nicht die ganze Wahrheit über das Unglück sagt und stattdessen vor Gericht deren "Schuld" auf sich selbst nimmt, um mit ihrem Gewissen weiterleben zu können.
Unweigerlich kommt im Verlauf des Buches die Frage auf, was eigentlich mit der Familie von Aayana ist und wie diese mit dem Verlust zurechtkommen. Nun, der Autor hat sich das bewusst bis zum Schluss aufgehoben und das nicht ohne Grund, denn deren Schicksal geht wirklich unter die Haut und berührt zutiefst. Ja, es ist die Geschichte einer fiktiven Familie, aber in der Realität passieren unsagbare Dinge wie diese täglich unzähligen Flüchtlingsfamilien und es wird kaum noch wahrgenommen. Deren Anwalt bringt es im Buch auf den Punkt, denn eigentlich ging es nicht nur um die große Frage "Was ist ein Menschenleben wert bzw. was kostet ein Leben?" sondern er gibt den Flüchtlingsfamilien eine Stimme, gehört zu werden: "Anders ist es bei denen da. Die sind zwar auch unter uns, aber nun scheinbar mitten unter uns. Sie sind unter uns in einem anderen Sinne: Sie sind darunter. Unter unserer Wahrnehmung. Unter unserem Interesse. Ihre Geschichte will hier keiner hören..."

Mich hat nicht nur die Geschichte selbst mitgerissen, sondern wieder einmal ist es der einmalige Schreibstil von Glattauer. Seine Gabe, mit Worten umzugehen und dabei zielsicher ins Schwarze zu treffen, fasziniert und begeistert mich total!
Sein Stilmix aus verschiedenen Elementen gibt dem Buch die besondere Würze: mal liest es sich wie ein Drehbuch mit wechselnden Dialogen und Blickrichtungen, dazwischen Pressetexte und Bekanntgaben incl. diverser Postings von Lesern, die von verständnisvoll über hämisch bis absolut menschenverachtend reichen - ein guter Querschnitt dessen, was täglich im Netz zu lesen ist. Zudem Plädoyers vor Gericht und diverse Interviews. Der Umfang von knapp 300 Seiten ist eigentlich zu wenig, um allen Facetten wirklich gerecht zu werden. Hier hätte es noch mindestens 100 Seiten benötigt, um noch mehr Tiefe zu erreichen. Dennoch:
Alles in allem ist es eine stimmige Geschichte, die einen als Leser nicht kalt lassen kann. Ich fand die Protagonisten so authentisch, dass ich das Buch mit Wehmut zu Ende gelesen habe, weil ich so gerne wissen würde, wie es mit So-Lu und ihrer Familie und natürlich Aayanas Familie und den Binders weitergeht.

Fazit:
Diese Geschichte geht unter die Haut und bleibt dort auch noch lange. Es ist nicht nur die Story selbst, auch die Schreibkunst von Daniel Glattauer ist ein wahrer Genuss.
Absolute Leseempfehlung!!!

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Veröffentlicht am 02.03.2023

Konnte mich leider nicht begeistern

Das Haus an der Herengracht
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Zeitlich beginnt die Geschichte 1705 in Amsterdam, wo eine kleine Familie
mühsam den Anschein vor der Amsterdamer Gesellschaft aufrechterhält, immer noch wohlhabend zu sein, um die gerade 18 Jahre alt ...

Zeitlich beginnt die Geschichte 1705 in Amsterdam, wo eine kleine Familie
mühsam den Anschein vor der Amsterdamer Gesellschaft aufrechterhält, immer noch wohlhabend zu sein, um die gerade 18 Jahre alt gewordene Tochter Thea möglichst gut verheiraten zu können. Sie bewohnen ein äußerlich stattliches Haus an der angesagten Herengracht, doch die Familie kämpft seit Jahren darum, sich von vergangenen Skandalen zu befreien und wieder anerkannterTeil der feinen Gesellschaft zu sein. Doch Thea hat andere Pläne und verliebt sich in einen Kulissenmaler. Letztendlich muss sie sich jedoch entscheiden, ob sie ihrem Herzen folgt oder ihre Familie durch eine Heirat mit dem reichen Advokaten Jacob van Loos vor der drohenden Verarmung rettet.

Es gibt bereits eine Vorgeschichte über Nella, Thea's Tante, die in dem Buch "Die Magie der kleinen Dinge" beschrieben wird. Ich kannte die Vorgeschichte nicht und muss sagen, dass ich mir sicher leichter getan hätte, die Familienverhältnisse und vor allem die diversen Geheimnisse der Familienmitglieder sowie deren daraus resultierenden Verhaltensweisen zu verstehen. So tappte ich lange im Dunkeln und musste mir aus Andeutungen selbst einen Reim machen. Manches wird im Laufe der Geschichte zwar klarer, aber vieles bleibt bis zum Ende im Verborgenen. Die Geschichte wird aus der Perspektive der jungen und noch unerfahrenen Thea sowie deren Tante Nella erzählt. Thea ist die Tochter eines Farbigen namens Otto Brandt und der bei Thea's Geburt verstorbenen Amsterdamerin Marin. Um Otto Brandt's interessante Vergangenheit als Sklave auf einer Plantage in Surinam wird ein großes Geheimnis gemacht und man erfährt leider bis zum Schluss nichts näheres darüber - er bleibt im Wesentlichen eine Randfigur, der zuwenig Beachtung geschenkt wird. Ein weiteres "Familienmitglied" ist die Köchin und Hausangestellte Cornelia sowie der Kater Lucas.
Die Geschichte ist in der Gegenwartsform verfasst, was sich für mich bis zum Schluss leider nicht stimmig angefühlt hat, da es mir die Protagonisten und das Geschehen nicht näher gebracht hat. Die Autorin hat mit viel Liebe zum Detail das damalige Leben in Amsterdam beschrieben, wie man gelebt und gewohnt und was in den guten Häusern auf den Tisch gebracht wurde. Auch habe ich einiges über das gesellschaftliche Leben erfahren, welches sicher gut recherchiert wurde. Doch die Menschen selbst wurden eher distanziert beschrieben und so gelang es mir nicht, den Figuren wirklich näherzukommen und mitzufühlen. Erst ganz am Schluss wurden Thea und Nella "menschlicher" und dadurch spannender. Leider endete das Buch gerade dann, als es endlich begann, interessant zu werden.

Persönliche Meinung:
Das schöne, auf die Geschichte zugeschnittene Cover hatte mich neugierig gemacht, doch leider habe ich mir mit diesem Buch über weite Strecken sehr schwergetan. Das Verhalten von Thea und Nella konnte ich nur bedingt nachvollziehen, da diese beiden Hauptprotagonisten zu oberflächlich skizziert waren und viele Geheimnisse, die das Verstehen erleichtert und einem die Figuren näher gebracht hätten, nicht ausreichend aufgeklärt wurden. Der Schreibstil hatte etwas hölzernes und es kam keine echte Spannung auf, obwohl das Potential dafür dagewesen wäre. Erst ganz am Schluss, der den Beginn eines Neuanfangs für die ganze Familie einläutete, wurde es annähernd emotional. Dennoch blieben bis zum Ende viele Fragen unbeantwortet, was mich als Leser dann doch etwas enttäuscht und unbefriedigt hinterlässt. Vielleicht wird es einen dritten Teil geben, in dem die eine oder andere dieser Fragen beantwortet wird, allerdings hat die Autorin keinen Hinweis im Anschluss darauf gegeben, ob eine Fortsetzung geplant ist.

Durchaus interessanter historischer Roman mit viel Potential aber (zu) wenig Spannung, der letztlich mehr Fragen offenlässt als er beantwortet.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Spannender neuer Fall aus Fjällbacka - Alte Sünden verjähren nicht

Kuckuckskinder (Ein Falck-Hedström-Krimi 11)
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Zum Inhalt:
Das beschauliche Fjällbacka wird zum Schauplatz gleich zweier brutaler Morde.
Der bekannte Fotograf Rolf wird bei der Vorbereitung seiner neuen Ausstellung mit einer Nagelpistole erschossen ...

Zum Inhalt:
Das beschauliche Fjällbacka wird zum Schauplatz gleich zweier brutaler Morde.
Der bekannte Fotograf Rolf wird bei der Vorbereitung seiner neuen Ausstellung mit einer Nagelpistole erschossen und nur kurz darauf werden Peter und seine Kinder im Schlaf getötet. Hängen diese zwei Fälle miteinander zusammen und wenn ja, wie? Während Patrik Hedström mit seinem Team die Ermittlungen aufnimmt, wird seine Frau Erica, die eine erfolgreiche Krimi-Schriftstellerin ist, auf einen alten Fall im Stockholm der 80-er Jahre aufmerksam gemacht und beginnt erste Recherchen. Bald schon stellen Patrik und Erica fest, dass der damals ungelöste Mord mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängen. Alte Sünden aus der Vergangenheit kommen ans Licht und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.

Zum Buch:
"Kuckuckskinder" ist ein weiterer Fall der seit Jahren bestehenden erfolgreichen Serie von Camilla Läckberg. Die Hauptprotagonisten sind Patrik Hedström, Ermittler bei der Kripo Tanum und seiner Frau Erica, einer bekannten Schriftstellerin, die ihre Nase allzu gern in die Fälle ihres Mannes steckt und quasi backstage mitermittelt. Weitere bekannte Protagonisten sind die Kollegen von Patrik namens Martin, Paula, Annika, Gösta und der faule Dienststellenleiter Bertil. Und natürlich die Familie rund um Patrik und Erika: ihre drei kleinen Kinder, ihre Schwester Anna und die oftmals anstrengenden Eltern. Familiäre Angelegenheiten aller Protagonisten nehmen viel Raum ein, dadurch lernt man die Akteure gut kennen und kann ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen. Mir persönlich gefällt das sehr gut, wenn die Ermittler mit all ihren persönlichen Facetten viel Raum bekommen - ich finde sie dann umso autthentischer und die ganze Geschichte berührt mich mehr. Man muss die Serie übrigens nicht kennen, um gut mitzukommen. Der aktuelle Fall entblättert sich langsam, aber stetig, die Spannung steigert sich kontinuierlich. Bis fast zum Schluss ist es unklar, wer der Täter ist und die Auflösung birgt noch so manche Überraschung.

Persönliche Meinung:
Für mich war es ein Wiedersehen mit den bereits liebgewonnenen Figuren Patrik und Erica, die mir inzwischen wirklich ans Herz gewachsen sind, da sie so authentisch und mit Ecken und Kanten beschrieben sind. Auch schätze ich es, dass es etwas dauert bis zur Auflösung und sich die Teile Stück für Stück wie ein Puzzle zusammenfügen, bis man das komplette Bild sieht. Dies ist kein reißerischer, blutrünstiger, schneller Plot, bei dem jedes Kapitel mit einer Cliffhanger endet, sondern ähnelt eher einem genussvollen mehrgängigen Menü.
Da ich ein großer Schweden-Fan bin, freute ich mich auch hier wieder über viel Lokalkolorit.

Fazit:
Absoluter Lesegenuss für alle, die einen sehr guten nordischen Krimi zu schätzen wissen. Zum Inhalt:
Das beschauliche Fjällbacka wird zum Schauplatz gleich zweier brutaler Morde.
Der bekannte Fotograf Rolf wird bei der Vorbereitung seiner neuen Ausstellung mit einer Nagelpistole erschossen und nur kurz darauf werden Peter und seine Kinder im Schlaf getötet. Hängen diese zwei Fälle miteinander zusammen und wenn ja, wie? Während Patrik Hedström mit seinem Team die Ermittlungen aufnimmt, wird seine Frau Erica, die eine erfolgreiche Krimi-Schriftstellerin ist, auf einen alten Fall im Stockholm der 80-er Jahre aufmerksam gemacht und beginnt erste Recherchen. Bald schon stellen Patrik und Erica fest, dass der damals ungelöste Mord mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängen. Alte Sünden aus der Vergangenheit kommen ans Licht und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.

Zum Buch:
"Kuckuckskinder" ist ein weiterer Fall der seit Jahren bestehenden erfolgreichen Serie von Camilla Läckberg. Die Hauptprotagonisten sind Patrik Hedström, Ermittler bei der Kripo Tanum und seiner Frau Erica, einer bekannten Schriftstellerin, die ihre Nase allzu gern in die Fälle ihres Mannes steckt und quasi backstage mitermittelt. Weitere bekannte Protagonisten sind die Kollegen von Patrik namens Martin, Paula, Annika, Gösta und der faule Dienststellenleiter Bertil. Und natürlich die Familie rund um Patrik und Erika: ihre drei kleinen Kinder, ihre Schwester Anna und die oftmals anstrengenden Eltern. Familiäre Angelegenheiten aller Protagonisten nehmen viel Raum ein, dadurch lernt man die Akteure gut kennen und kann ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen. Mir persönlich gefällt das sehr gut, wenn die Ermittler mit all ihren persönlichen Facetten viel Raum bekommen - ich finde sie dann umso autthentischer und die ganze Geschichte berührt mich mehr. Man muss die Serie übrigens nicht kennen, um gut mitzukommen. Der aktuelle Fall entblättert sich langsam, aber stetig, die Spannung steigert sich kontinuierlich. Bis fast zum Schluss ist es unklar, wer der Täter ist und die Auflösung birgt noch so manche Überraschung.

Persönliche Meinung:
Für mich war es ein Wiedersehen mit den bereits liebgewonnenen Figuren Patrik und Erica, die mir inzwischen wirklich ans Herz gewachsen sind, da sie so authentisch und mit Ecken und Kanten beschrieben sind. Auch schätze ich es, dass es etwas dauert bis zur Auflösung und sich die Teile Stück für Stück wie ein Puzzle zusammenfügen, bis man das komplette Bild sieht. Dies ist kein reißerischer, blutrünstiger, schneller Plot, bei dem jedes Kapitel mit einer Cliffhanger endet, sondern ähnelt eher einem genussvollen mehrgängigen Menü.
Da ich ein großer Schweden-Fan bin, freute ich mich auch hier wieder über viel Lokalkolorit.

Fazit:
Absoluter Lesegenuss für alle, die einen sehr guten nordischen Krimi zu schätzen wissen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere