Plump, konstruiert, vorhersehbar ... enttäuschend
Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.Die forensiche Psychologin Evelyn Jancke hilft der Oldenburger Polizei bei der Ermittlung in einer Mordserie auf Campingplätzen in Norddeutschland. Bisher entkam der Täter immer unerkannt, doch schließlich ...
Die forensiche Psychologin Evelyn Jancke hilft der Oldenburger Polizei bei der Ermittlung in einer Mordserie auf Campingplätzen in Norddeutschland. Bisher entkam der Täter immer unerkannt, doch schließlich gibt es an einem Tatort einen Zeugen, mit dessen Hilfe ein Phantombild angefertigt wird. Als Evelyn Jancke dieses sieht, ist sie wie elektrisiert, denn sie glaubt, in dem Täter ihren seit zwei Jahren vermissten Bruder Fabian zu erkennen. Doch kann es sein, dass er - aus welchen Gründen auch immer - als kaltblütiger Mörder zurückgekehrt ist? Es gibt nur einen Weg, dies herauszufinden: sie muss ihn finden, bevor die Polizei es tut. Nicht gerade einfach, wenn der beste Freund ausgerechnet einer der ermittelnden Kommissare ist und selbst so einiges zu verbergen scheint ...
Zum Buch:
Arno Strobel hat sich als Thrillerautor in Deutschland einen Namen gemacht. Seine Geschichten sind natürlich so angelegt, zu schockieren und den Leser bis zum Ende bei der Stange zu halten. Um dies zu erreichen, werden im vorliegenden Buch neben einem sehr spannenden Prolog u.a. verschiedene Fährten ausgelegt und mysteriöse Anrufe und Nachrichten eingebaut. Ein manipulativer Psycho spielt ebenso seine Spielchen wie anscheinend Evelyns bester Freund und ehemaliger Lebensgefährte, der angeblich nur aus Sorge um sie so handelt. Die Spannung soll durch einen Perspektivwechsel zwischen der Hauptprotagonistin Evelyn und dem Täter noch erhöht werden. Die Kapitel sind angenehm kurz und enden häufig, wie das bei Thrillern eben üblich ist, mit einem Cliffhanger. Das Finale ist dann jedoch etwas unspektakulär und in der Nachfolge werden die drängensten Fragen aufgelöst.
Persönliche Meinung:
Selten hat mich die Hauptperson eines Romans von Anfang an so dermaßen genervt wie diese Evelyn Jancke. Ich weiß nicht, ob dies vom Autor so beabsichtigt war, aber zumindest hat er sich nicht gerade bemüht, sie mit sympathie- und empathiefördernden Eigenschaften auszustatten. Abgesehen von ihrer Art, das Verschwinden ihres Bruders mit regelmäßigen Abstürzen in den Oldenburger Bars inclusive Abschleppens diverser fragwürder Nachtgestalten zu kompensieren, hinterlässt sie auch beruflich keinen allzu guten Eindruck. Gerade als angeblich so profilierte und mit "messerscharfem Verstand gesegnete" erfahrene forensiche Psychologin springt sie über jedes noch so kleine Stöckchen, dass man ihr hinhält, was mich mit der Zeit immer mehr gegen sie aufgebracht hat. Sämtliche Charaktere sind so angelegt, dass man ihnen nicht trauen kann; das ist schon etwas zuviel des Guten und nicht gerade realistisch. Bei Evelyn selbst kann man sich irgendwann auch nicht mehr sicher sein, was man von ihr halten soll und ob die mysteriösen Dinge nicht doch nur in ihrer Vorstellung geschehen. Auch ihr guter Freund Gerhard Tillmann, ermittelnder Hauptkommissar in der Camper-SoKo, bleibt eine nebulöse Gestalt, der man weder trauen noch große Sympathie entgegenbringen kann. Dazu dann noch Jasper Kriebich, ein gutaussehender reicher Selfmademan mit Villa im besten Viertel, der wie der sprichwörtliche Ritter in weißer Rüstung (nur ohne Pferd) immer im richtigen Moment zur Stelle ist, todesmutig eingreift und nur auf jemanden wie Evelyn gewartet hat? Eine ordentliche Prise Märchen wurde der Mixtur somit also auch beigefügt. Eine große Überraschung war die Auflösung am Ende dann eigentlich nicht, es lief mehr oder weniger von Anfang an daraufhin zu. Ich fand die Motive sowohl von Tillmann aber auch die des Täters ziemlich plump und konstruiert, was mich letzten Endes doch ziemlich enttäuscht hat. Auch blieben nach wie vor einige Fragen offen, was ich persönlich nicht sehr schätze. Ich hätte von einem Bestsellerautor wie Arno Strobel doch etwas raffinierteres und ausgefeilteres erwartet, wenn ich ehrlich bin.
Fazit:
Nette Krimiunterhaltung mit der einen oder anderen Schwäche. Kann man durchaus zwischendurch einmal lesen. Man hat allerdings auch nicht viel verpasst, wenn man es nicht tut.