Profilbild von minjo

minjo

aktives Lesejury-Mitglied
offline

minjo ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit minjo über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2023

Konnte mich leider nicht begeistern

Das Haus an der Herengracht
0

Zeitlich beginnt die Geschichte 1705 in Amsterdam, wo eine kleine Familie
mühsam den Anschein vor der Amsterdamer Gesellschaft aufrechterhält, immer noch wohlhabend zu sein, um die gerade 18 Jahre alt ...

Zeitlich beginnt die Geschichte 1705 in Amsterdam, wo eine kleine Familie
mühsam den Anschein vor der Amsterdamer Gesellschaft aufrechterhält, immer noch wohlhabend zu sein, um die gerade 18 Jahre alt gewordene Tochter Thea möglichst gut verheiraten zu können. Sie bewohnen ein äußerlich stattliches Haus an der angesagten Herengracht, doch die Familie kämpft seit Jahren darum, sich von vergangenen Skandalen zu befreien und wieder anerkannterTeil der feinen Gesellschaft zu sein. Doch Thea hat andere Pläne und verliebt sich in einen Kulissenmaler. Letztendlich muss sie sich jedoch entscheiden, ob sie ihrem Herzen folgt oder ihre Familie durch eine Heirat mit dem reichen Advokaten Jacob van Loos vor der drohenden Verarmung rettet.

Es gibt bereits eine Vorgeschichte über Nella, Thea's Tante, die in dem Buch "Die Magie der kleinen Dinge" beschrieben wird. Ich kannte die Vorgeschichte nicht und muss sagen, dass ich mir sicher leichter getan hätte, die Familienverhältnisse und vor allem die diversen Geheimnisse der Familienmitglieder sowie deren daraus resultierenden Verhaltensweisen zu verstehen. So tappte ich lange im Dunkeln und musste mir aus Andeutungen selbst einen Reim machen. Manches wird im Laufe der Geschichte zwar klarer, aber vieles bleibt bis zum Ende im Verborgenen. Die Geschichte wird aus der Perspektive der jungen und noch unerfahrenen Thea sowie deren Tante Nella erzählt. Thea ist die Tochter eines Farbigen namens Otto Brandt und der bei Thea's Geburt verstorbenen Amsterdamerin Marin. Um Otto Brandt's interessante Vergangenheit als Sklave auf einer Plantage in Surinam wird ein großes Geheimnis gemacht und man erfährt leider bis zum Schluss nichts näheres darüber - er bleibt im Wesentlichen eine Randfigur, der zuwenig Beachtung geschenkt wird. Ein weiteres "Familienmitglied" ist die Köchin und Hausangestellte Cornelia sowie der Kater Lucas.
Die Geschichte ist in der Gegenwartsform verfasst, was sich für mich bis zum Schluss leider nicht stimmig angefühlt hat, da es mir die Protagonisten und das Geschehen nicht näher gebracht hat. Die Autorin hat mit viel Liebe zum Detail das damalige Leben in Amsterdam beschrieben, wie man gelebt und gewohnt und was in den guten Häusern auf den Tisch gebracht wurde. Auch habe ich einiges über das gesellschaftliche Leben erfahren, welches sicher gut recherchiert wurde. Doch die Menschen selbst wurden eher distanziert beschrieben und so gelang es mir nicht, den Figuren wirklich näherzukommen und mitzufühlen. Erst ganz am Schluss wurden Thea und Nella "menschlicher" und dadurch spannender. Leider endete das Buch gerade dann, als es endlich begann, interessant zu werden.

Persönliche Meinung:
Das schöne, auf die Geschichte zugeschnittene Cover hatte mich neugierig gemacht, doch leider habe ich mir mit diesem Buch über weite Strecken sehr schwergetan. Das Verhalten von Thea und Nella konnte ich nur bedingt nachvollziehen, da diese beiden Hauptprotagonisten zu oberflächlich skizziert waren und viele Geheimnisse, die das Verstehen erleichtert und einem die Figuren näher gebracht hätten, nicht ausreichend aufgeklärt wurden. Der Schreibstil hatte etwas hölzernes und es kam keine echte Spannung auf, obwohl das Potential dafür dagewesen wäre. Erst ganz am Schluss, der den Beginn eines Neuanfangs für die ganze Familie einläutete, wurde es annähernd emotional. Dennoch blieben bis zum Ende viele Fragen unbeantwortet, was mich als Leser dann doch etwas enttäuscht und unbefriedigt hinterlässt. Vielleicht wird es einen dritten Teil geben, in dem die eine oder andere dieser Fragen beantwortet wird, allerdings hat die Autorin keinen Hinweis im Anschluss darauf gegeben, ob eine Fortsetzung geplant ist.

Durchaus interessanter historischer Roman mit viel Potential aber (zu) wenig Spannung, der letztlich mehr Fragen offenlässt als er beantwortet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.01.2023

Spannender neuer Fall aus Fjällbacka - Alte Sünden verjähren nicht

Kuckuckskinder (Ein Falck-Hedström-Krimi 11)
0

Zum Inhalt:
Das beschauliche Fjällbacka wird zum Schauplatz gleich zweier brutaler Morde.
Der bekannte Fotograf Rolf wird bei der Vorbereitung seiner neuen Ausstellung mit einer Nagelpistole erschossen ...

Zum Inhalt:
Das beschauliche Fjällbacka wird zum Schauplatz gleich zweier brutaler Morde.
Der bekannte Fotograf Rolf wird bei der Vorbereitung seiner neuen Ausstellung mit einer Nagelpistole erschossen und nur kurz darauf werden Peter und seine Kinder im Schlaf getötet. Hängen diese zwei Fälle miteinander zusammen und wenn ja, wie? Während Patrik Hedström mit seinem Team die Ermittlungen aufnimmt, wird seine Frau Erica, die eine erfolgreiche Krimi-Schriftstellerin ist, auf einen alten Fall im Stockholm der 80-er Jahre aufmerksam gemacht und beginnt erste Recherchen. Bald schon stellen Patrik und Erica fest, dass der damals ungelöste Mord mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängen. Alte Sünden aus der Vergangenheit kommen ans Licht und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.

Zum Buch:
"Kuckuckskinder" ist ein weiterer Fall der seit Jahren bestehenden erfolgreichen Serie von Camilla Läckberg. Die Hauptprotagonisten sind Patrik Hedström, Ermittler bei der Kripo Tanum und seiner Frau Erica, einer bekannten Schriftstellerin, die ihre Nase allzu gern in die Fälle ihres Mannes steckt und quasi backstage mitermittelt. Weitere bekannte Protagonisten sind die Kollegen von Patrik namens Martin, Paula, Annika, Gösta und der faule Dienststellenleiter Bertil. Und natürlich die Familie rund um Patrik und Erika: ihre drei kleinen Kinder, ihre Schwester Anna und die oftmals anstrengenden Eltern. Familiäre Angelegenheiten aller Protagonisten nehmen viel Raum ein, dadurch lernt man die Akteure gut kennen und kann ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen. Mir persönlich gefällt das sehr gut, wenn die Ermittler mit all ihren persönlichen Facetten viel Raum bekommen - ich finde sie dann umso autthentischer und die ganze Geschichte berührt mich mehr. Man muss die Serie übrigens nicht kennen, um gut mitzukommen. Der aktuelle Fall entblättert sich langsam, aber stetig, die Spannung steigert sich kontinuierlich. Bis fast zum Schluss ist es unklar, wer der Täter ist und die Auflösung birgt noch so manche Überraschung.

Persönliche Meinung:
Für mich war es ein Wiedersehen mit den bereits liebgewonnenen Figuren Patrik und Erica, die mir inzwischen wirklich ans Herz gewachsen sind, da sie so authentisch und mit Ecken und Kanten beschrieben sind. Auch schätze ich es, dass es etwas dauert bis zur Auflösung und sich die Teile Stück für Stück wie ein Puzzle zusammenfügen, bis man das komplette Bild sieht. Dies ist kein reißerischer, blutrünstiger, schneller Plot, bei dem jedes Kapitel mit einer Cliffhanger endet, sondern ähnelt eher einem genussvollen mehrgängigen Menü.
Da ich ein großer Schweden-Fan bin, freute ich mich auch hier wieder über viel Lokalkolorit.

Fazit:
Absoluter Lesegenuss für alle, die einen sehr guten nordischen Krimi zu schätzen wissen. Zum Inhalt:
Das beschauliche Fjällbacka wird zum Schauplatz gleich zweier brutaler Morde.
Der bekannte Fotograf Rolf wird bei der Vorbereitung seiner neuen Ausstellung mit einer Nagelpistole erschossen und nur kurz darauf werden Peter und seine Kinder im Schlaf getötet. Hängen diese zwei Fälle miteinander zusammen und wenn ja, wie? Während Patrik Hedström mit seinem Team die Ermittlungen aufnimmt, wird seine Frau Erica, die eine erfolgreiche Krimi-Schriftstellerin ist, auf einen alten Fall im Stockholm der 80-er Jahre aufmerksam gemacht und beginnt erste Recherchen. Bald schon stellen Patrik und Erica fest, dass der damals ungelöste Mord mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängen. Alte Sünden aus der Vergangenheit kommen ans Licht und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.

Zum Buch:
"Kuckuckskinder" ist ein weiterer Fall der seit Jahren bestehenden erfolgreichen Serie von Camilla Läckberg. Die Hauptprotagonisten sind Patrik Hedström, Ermittler bei der Kripo Tanum und seiner Frau Erica, einer bekannten Schriftstellerin, die ihre Nase allzu gern in die Fälle ihres Mannes steckt und quasi backstage mitermittelt. Weitere bekannte Protagonisten sind die Kollegen von Patrik namens Martin, Paula, Annika, Gösta und der faule Dienststellenleiter Bertil. Und natürlich die Familie rund um Patrik und Erika: ihre drei kleinen Kinder, ihre Schwester Anna und die oftmals anstrengenden Eltern. Familiäre Angelegenheiten aller Protagonisten nehmen viel Raum ein, dadurch lernt man die Akteure gut kennen und kann ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen. Mir persönlich gefällt das sehr gut, wenn die Ermittler mit all ihren persönlichen Facetten viel Raum bekommen - ich finde sie dann umso autthentischer und die ganze Geschichte berührt mich mehr. Man muss die Serie übrigens nicht kennen, um gut mitzukommen. Der aktuelle Fall entblättert sich langsam, aber stetig, die Spannung steigert sich kontinuierlich. Bis fast zum Schluss ist es unklar, wer der Täter ist und die Auflösung birgt noch so manche Überraschung.

Persönliche Meinung:
Für mich war es ein Wiedersehen mit den bereits liebgewonnenen Figuren Patrik und Erica, die mir inzwischen wirklich ans Herz gewachsen sind, da sie so authentisch und mit Ecken und Kanten beschrieben sind. Auch schätze ich es, dass es etwas dauert bis zur Auflösung und sich die Teile Stück für Stück wie ein Puzzle zusammenfügen, bis man das komplette Bild sieht. Dies ist kein reißerischer, blutrünstiger, schneller Plot, bei dem jedes Kapitel mit einer Cliffhanger endet, sondern ähnelt eher einem genussvollen mehrgängigen Menü.
Da ich ein großer Schweden-Fan bin, freute ich mich auch hier wieder über viel Lokalkolorit.

Fazit:
Absoluter Lesegenuss für alle, die einen sehr guten nordischen Krimi zu schätzen wissen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2022

Vorhang auf für Monsieur Lipaire und seine bunte Dilettantentruppe

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
0

Vorab: Das Cover und auch den Titel finde ich sehr gelungen, ein richtiger Eyecatcher, der neugierig macht und schon konkrete Hinweise daraufhin liefert, was den Leser zwischen den Buchdeckeln erwartet.

Guillaume ...

Vorab: Das Cover und auch den Titel finde ich sehr gelungen, ein richtiger Eyecatcher, der neugierig macht und schon konkrete Hinweise daraufhin liefert, was den Leser zwischen den Buchdeckeln erwartet.

Guillaume Lipaire - bzw. Wilhelm Liebherr - versucht das Beste aus seinem Leben nach der Trennung von seiner Frau zu machen und verdient sich neben seinem Job als Hausmeister im südfranzösischen Port Grimaud mit nicht ganz legalen Nebenvermietungen etwas dazu. Ansonsten lässt er es sich gutgehen und träumt davon, wieder zu Geld zu kommen. Als er jedoch in einer der Villen, die er betreut, eine männliche Leiche findet, hat er ein Problem, denn wenn er den Fund meldet, würde sein lukratives Nebengeschäft auffliegen. Also muss die Leiche weg und so wird sie kurzerhand mithilfe seines jungen Freundes Karim in der Bucht vor Port Grimaud versenkt. Doch damit fangen die Probleme eigentlich erst an und schnell kommen sie dahinter, dass die Leiche dabei war, eine örtliche Adelsfamilie um eine große Summe zu erleichtern. Kohle, die sie selbst ganz gut gebrauchen könnten ... Gemeinsam mit ein paar Gleichgesinnten, die sich alle mit kleinen Gaunereien über Wasser halten, versuchen sie, an das Geld zu kommen, bevor die Adeligen ihnen den Coup ihres Lebens vermasseln können.

Auf knapp 500 Seiten toben sich die mit dem Allgäuer Kultkommissar Kluftinger bekannt gewordenen Autoren Klüpfel und Kobr auf neuem Terrain und mit einer komplett neuen Idee aus. Sie wechseln dafür von der guten Seite des Kripo-Ermittlers auf die Seite der Leichtkriminellen. In einem sind sie sich aber treu geblieben: der Humor darf natürlich auch hier nicht zu kurz kommen und auch in Südfrankreich gibt es Fettnäpfchen en masse, in die Lipaire - der Hauptprotagonist - und seine kuriose Truppe in regelmässigen Abständen zielsicher tappen. Mit Lipaire selbst konnte ich mich leider bis zum Schluss nicht anfreunden, er ist mir zu glatt, unauthentisch, ein Schleimer, vor allem Frauen gegenüber bzw. allen, von denen er etwas haben will. Die weiteren Charaktere Karim, Jacqueline, Paul, Delphine und Lizzy sind unterhaltsam und entsprechen in jeder Hinsicht dem Anforderungsprofil: dilettantisch und unverbesserlich, aber durchaus sympathisch. Über die Nachvollziehbarkeit der Geschichte sowie der Handlungen einzelner Personen darf man sich bei dieser Geschichte nicht zu viele Gedanken machen: das Buch soll den Leser ja erheitern und unterhalten. Dennoch habe ich mich leider oft an sehr konstruierten Dialogen und hölzerner Ausdrucksweisen gestört, die einfach zu sehr gewollt-lustig daherkamen. Viele unnötig ausführliche Szenen hätte eine Überarbeitung und Kürzung gutgetan, um mehr Dynamik in die Story zu bringen. Hier hätte dem Buch ein finaler Feinschliff von einem erfahrenen Lektoren gutgetan.

Persönliche Meinung:
Es war höchste Zeit für einen Tapetenwechsel für die Autoren. Kluftinger ist auserzählt und sollte dringend in den Ruhestand geschickt werden oder den Heldentod sterben dürfen - die Fettnäpfchen werden zunehmend haarsträubender und Kluftinger wird nicht nur unglaubwürdiger sondern auch ins Lächerliche gezogen, viele Dialoge und Situationen ad absurdum geführt. Die Autoren haben sich gegenseitig überschlagen, um immer noch einen draufzusetzen und das fand ich im Lauf der Kluftinger-Entwicklung üer die Jahre immer überzogener.
Nun hat das Autorenduo also Monsieur Lipaire das Leben geschenkt und auch hier stellte ich fest, dass es allzu oft einfach zuviel des Guten ist und ich ertappte mich schon nach den ersten 100 Seiten, dass es mir zunehmend schwerer fiel, Situationen und Dialoge witzig zu finden und begann, mich zu fragen, ob die mit diesem Band begonnenene Reihe eine Art "Ocean's Eleven"-Serie auf Klüpfel/Kobr-Art werden soll? Zudem gab es mehr als deutliche Parallelen zu Louis de Funès. Insgesamt war die ganze Story sehr langatmig und aufgebläht, es dauerte lange, bis die Geschichte überhaupt in die Gänge kam, aber wirklich spannend wurde es bis zum Schluss nicht, es plätscherte entspannt dem Finale entgegen, ohne große Höhen und Tiefen. Dadurch fiel es mir schwer, dranzubleiben und die Geschichte wirklich bis zum Ende zu lesen. Eine Fortsetzung ist angekündigt - allerdings ohne mich als Leser.

Fazit: Ein nettes Katz- und Maus-Spiel an der idyllischen südfranzösischen Küste für unterhaltsame Lesestunden ohne Tiefgang - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.10.2022

Sehr gelungener Auftakt einer neuen Viveca Sten-Reihe

Kalt und still
0

Für die junge Stockholmer Polizistin Hanna kommt es knüppeldick: Zuerst macht ihr Chef ziemlich unmissverständlich klar, dass sie sich eine andere Dienststelle suchen soll und stellt sie mit sofortiger ...

Für die junge Stockholmer Polizistin Hanna kommt es knüppeldick: Zuerst macht ihr Chef ziemlich unmissverständlich klar, dass sie sich eine andere Dienststelle suchen soll und stellt sie mit sofortiger Wirkung frei. Zuhause erwartet sie der nächste Tiefschlag: ihr Freund beendet die Beziehung und gibt ihr eine Woche Zeit, aus der Wohnung auszuziehen. Im Ferienhaus ihrer Schwester in Nord-Schweden verkriecht sich Hanna und leckt ihre Wunden, doch das Verschwinden eines jungen Mädchens dort lässt sie nicht los und so rutscht sie mehr oder weniger in den laufenden Fall und ergänzt bald das Ermittler-Team um Daniel Lindskog, Anton und Raffe. Bald müssen sie erkennen, dass nichts so ist, wie es nach außen hin scheint...

Mit "Kalt und still" beginnt Bestseller-Autorin Viveca Sten eine neue, vielversprechende Serie mit der Hauptprotoagonistin Hanna Ahlander. Die Handlung spielt in Are, einem beliebten Skiort im Norden Schwedens. Mit Hanna hat die Autorin eine spannende Figur geschaffen: auf den ersten Blick wirkt sie sehr introvertiert und auf ihren Job fixiert, doch je besser man sie kennenlernt, umso mehr erwärmt man sich für sie, denn sie hat das Herz auf dem rechten Fleck und wehrt sich gegen Ungerechtigkeit und falsche Loyalität. Sie leidet darunter, den Erwartungen ihrer Mutter nicht gerecht zu werden und hegt große Selbstzweifel. Auch der Ermittlungsleiter Daniel Lindskog ist einer der Hauptfiguren und ist wie Hanna ein Charakter mit Ecken und Kanten. Man fühlt mit, wie er den Spagat zwischen junger Familie und der Auflösung dieses Falles hinzubekommen versucht. Hanna und Daniel ergänzen sich gut und es läuft wohl darauf hinaus, dass diese beiden künftig gemeinsam ermitteln. Auch die weiteren Figuren sind gut ausgearbeitet und das Zerbrechen der fiktiven Familie Halvorssen geht wirklich unter die Haut. Durch die Zeitform Präsens ist alles sehr direkt und unmittelbar und durch die kurzen Kapitel wird das Tempo der Geschichte deutlich forciert. Die Spannung baut sich langsam, aber stetig auf. Es ist kein Krimi, wo sich die Aktionen wild überschlagen, alles läuft etwas entspannter auf die finale Auflösung zu, aber das tut dem Lesevergnügen absolut keinen Abbruch.

Mir hat der erste Fall mit Hanna Ahlander sehr gut gefallen und ich habe mich bestens unterhalten gefühlt. Ich habe mitgelitten - sowohl mit Hanna und Daniel, als auch ganz besonders mit dem Schicksal der Familie Halvorssen: wie schnell kann eine bisher (scheinbar) intakte Familie aus dem Gleichgewicht geraten und zerbrechen.... Doch auch das Schicksal der Menschen, die unter falschen Versprechungen und voller Hoffnung ins Ausland gelockt werden und dort gnadenlos ausgebeutet werden, wird einem schmerzlich vor Augen geführt. Dies passiert ja nicht nur in Schweden, sondern überall, auch in Deutschland.

Ich freue mich schon auf den nächsten Fall dieser neuen Serie und hoffe sehr, dass Viveca Sten nicht allzu lange mit der Fortsetzung auf sich warten lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.08.2022

Alex Capus ist ein großartiger Geschichtenerzähler, aber ...

Susanna
0

Worum geht’s?
Susanna Faesch wird 1844 als jüngstes Kind einer gutbürgerlichen Familie in Basel geboren und zeigt schon früh ihren außergewöhnlichen Charakter. Als sie acht Jahre alt ist, verlässt ihre ...

Worum geht’s?
Susanna Faesch wird 1844 als jüngstes Kind einer gutbürgerlichen Familie in Basel geboren und zeigt schon früh ihren außergewöhnlichen Charakter. Als sie acht Jahre alt ist, verlässt ihre Muter ihren Vater und nimmt Susanna mit, um mit ihr ein neues Leben in New York mit dem Freund ihres Mannes, dem Arzt Karl Valentiny zu beginnen. Schon in jungen Jahren macht sich Susanna einen Namen in ihrem Viertel Brooklyn als Porträtmalerin. Sie heiratet und bekommt einige Jahre später ein Kind. Jahrelang lebt sie mit Valentiny und ihrer Mutter unter einem Dach, bis beide versterben. Mit Mitte 40 schließlich bricht Susanna mit ihrem Sohn zu einer Reise in den Mittleren Westen auf, wo sie die Bekanntschaft von Häuptling Sitting Bull macht, der die amerikanischen Ureinwohner zum Widerstand gegen die Regierung anführt, die immer größere Anteile ihrer Territorien für die Besiedlung durch Weiße freigibt.

Zum Buch:
Eines muss man Alex Capus lassen: er ist ein großartiger Geschichtenerzäler. Wobei sein Buch „Susanna“ nicht einfach eine Geschichte ist, sondern eine biographische Erzählung über das Leben von Susanna Faesch, die wohl bekannter unter ihrem Künstlernamen Caroline Weldon ist, den sie sich in mittleren Jahren zugelegt hat. Alex Capus' etwas antiquierter Schreibstil passt wunderbar zu dieser Erzählung und zu der Zeit des späten 19. Jahrhunderts, um die es hier geht. Die Perspektive wechselt gerade in der ersten Hälfte des Buches mehrmals, so lernt der Leser auch die Eltern von Susanna sowie Karl Valentiny näher kennen. Für die doch überschaubare Gesamtseitenzahl von 286 nehmen diese Exkursionen jedoch sehr viel Raum ein. Die Geschichte dümpelt über lange Strecken vor sich hin und erst, als es mit Susanna's Aufbruch gen Westen interessanter zu werden verspricht, nimmt das Buch ein geradezu abruptes und nicht sehr schlüssiges Ende. Über Susanna Faesch aka Caroline Weldon ist im Internet und zahlreichen Publikationen viel zu finden, sogar verfilmt wurde ihr eindrucksvolles Wirken für die Rechte der amerik. Ureinwohner. Umso weniger kann ich nachvollziehen, warum der Autor sich auf die erste Lebenshälte Susanna's konzentriert, die im Vergleich zu ihrem späteren Wirken als Bürgerrechtlerin doch wenig Ereignisreiches bietet. Er beleuchtet Susanna's Wesen und Leben von allen Seiten, doch wieviel davon ist Fiktion und wieviel Wahrheit? Hierzu hätte ich mir spätestens einen Epilog des Autors gewünscht, in dem er auf diese Punkte näher eingeht. Doch es findet sich weder ein Prolog noch ein Epilog. Das Covermotiv ist zwar sehr interessant, lässt den Leser aber genauso wie der Klappentext doch etwas anderes erwarten, als dann tatsächlich geliefert wird.

Persönliche Meinung:
Da ich bisher von Alex Capus nichts gelesen habe, war ich frei von Erwartungen und habe mich aufgrund der interessanten Leseprobe sehr auf das Buch gefreut. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, da er doch etwas besonderes ist. Leider wurde der weitere Verlauf der autobiographischen Erzählung dann aber zunehmend zäh und ich musste mich immer wieder motivieren weiterzulesen in der Hoffnung, dass es bald interessanter werden möge, sobald Susanna auf Sitting Bull trifft. Susanna Faesch ist mir leider nicht wirklich nähergekommen. Sie mag eine faszinierende Frau ihrer Zeit gewesen sein, aber leider ist der Funke nicht übergesprungen, dies zu vermitteln. Das Ende ist zudem wohl der künstlerischen Freiheit zum Opfer gefallen, denn in Wahrheit hat sich lt. historischer Quellen die Verbindung zu Sitting Bull anders zugetragen. Schade, aus diesem Buch hätte man mehr machen können und müssen!

Fazit:
Interessanter Schreibstil, aber das alleine tröstet nicht über die Tatsache hinweg, dass man über die „wahre“ Susanna Faesch/Caroline Weldon nicht wirklich viel erfährt und selbst davon ein großer Teil fiktiv sein dürfte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere