Glaube ist Macht
After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021„After the Fire“ hat bei mir tiefen Eindruck hinterlassen. Zu Beginn wusste ich nicht, was auf mich zukommt. Es fiel mir etwas schwer in die Geschichte einzusteigen. Erst als mir bewusstwurde, in welchem ...
„After the Fire“ hat bei mir tiefen Eindruck hinterlassen. Zu Beginn wusste ich nicht, was auf mich zukommt. Es fiel mir etwas schwer in die Geschichte einzusteigen. Erst als mir bewusstwurde, in welchem Szenario die Geschichte spielt und um was es wirklich geht, konnte mich das Buch fesseln. Also die ersten fünfzig Seiten verliefen etwas schleppend bei mir. Danach verlief alles wie im Flug und ich konnte die Geschichte, gemeinsam mit Moonbeam, erleben. Hilfreich bei der Erzählung waren vor allem die Zeitsprünge zwischen „Danach“ und „Davor“. Somit wird von den Geschehnissen erzählt, die vor dem Feuer passiert sind, und von denen nach dem Feuer. Moonbeams Erzählungen werden einfach real, dadurch, dass der Leser sie hautnah in den „Davor“-Kapiteln miterlebt. Das bringt den Leser noch viel tiefer in die Legion hinein. Es passierten Dinge, bei denen mir schlecht geworden ist, weil ich sie einfach nicht begreifen konnte.
Hill hat einen Schreibstil, der den Leser langsam an sich zieht und dann nie wieder loslässt. Dabei schafft der Autor es ganze Zeit die Spannung aufrecht zu erhalten. Es ist egal, ob Moonbeam über einen ihrer Brüder spricht oder über das, was kurz vor dem Feuer geschah – die Spannung bleibt bestehen. Aber nicht nur die Spannung kann Hill gut aufrechterhalten. Er schafft es einen kleinen Funken Emotionen mit in sein Buch einfließen zu lassen. Dabei achtet er darauf, dass es nie allzu viel wird. Es wird zu keinem Zeitpunkt schnulzig oder zu emotional. Die Mischung ist genau richtig getroffen.
Was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass ich zu keinem Zeitpunkt wusste, wie die Geschichte ausgeht. Natürlich habe ich in meinem Kopf spekuliert, was noch passieren könnte. Allerdings war ich zu keinem Zeitpunkt auf der richtigen Spur. Am Ende lässt der Autor noch eine riesige Bombe platzen, mit der ich niemals gerechnet hätte. Vor allem, was Moonbeams Zukunft angeht, war ich über das Ende sehr erstaunt.
An dieser Stelle möchte ich kurz ansprechen, was für eine starke Protagonistin Moonbeam ist. Sie hat all diesen Schrecken erlebt und konnte sich trotzdem ihre eigene Meinung bilden. Dabei hat sie gelernt zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Ihr Mut und ihr wacher Verstand helfen ihr dabei die schwierige Zeit zu durchleben, aber auch diese Zeit zu einem späteren Zeitpunkt zu verarbeiten. Mit dieser Protagonistin hat Hill alles richtig gemacht. Sie war mir sehr sympathisch und ich hätte sie gerne persönlich kennengelernt.
Besonders hervor sticht die Thematik des Buches. Glaube, Macht, Manipulation. Es ist erschreckend zu sehen, was in dieser fiktiven Geschichte passiert, denn es kann ähnlich hier in der echten Welt passieren. Auf den letzten Seiten verweist der Autor auf eine ähnliche Legion, bei der sich eine Geschichte mit einigen Ähnlichkeiten abgespielt hat. Dazu habe ich mir einige Videos angesehen und ich muss zugeben, dass ich es erschütternd finde. Glaube ist Macht und das empfinde ich als gefährlich. Ich finde Bücher, die einen Bezug zum Glauben und zur Religion herstellen besonders interessant, weil ich mich damit nie groß auseinandergesetzt habe. Deshalb hat mir „After the Fire“ so gut gefallen. Es war erschreckend, emotional und laut.
Fazit:
Auf erschütternde Art und Weise zeigt „After the Fire“ wie viel Macht Glaube mit sich bringen kann. Eine mutige Protagonistin erzählt, wie sie das Leben in einer Sekte erlebt hat und wie alles zum Einsturz kam. Dieses Buch hat bei mir Eindruck hinterlassen, weil es auf so vielen Schichten aussagekräftig ist. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der gerne Jugendbücher mit starken, weiblichen Protagonisten liest.