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Veröffentlicht am 23.05.2022

Im Kampf gegen innere und äußere Dämonen

Racheengel
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Achtung: kann Spuren von Spoilern enthalten!
Nach dem grandiosen ersten Teil bin ich natürlich mit besonders großen Erwartungen in den zweiten Fall von Kommissar Brauner gestartet, und der Anfang verhieß ...

Achtung: kann Spuren von Spoilern enthalten!
Nach dem grandiosen ersten Teil bin ich natürlich mit besonders großen Erwartungen in den zweiten Fall von Kommissar Brauner gestartet, und der Anfang verhieß viel Gutes (nun ja...): Brauner ist irgendwie neben der Spur, trinkt zu viel, kommt unpünktlich zur Arbeit, raunzt die Kollegen an - was ist denn da bitte los? Der Fall hat mich auch sofort in seinen Bann gezogen: ein Leichenfund auf einem gruseligen alten Friedhof im Wald, der auf einen Ritualmord hindeutet. Das waren durchaus perfekte Zutaten für eine gelungene Fortsetzung.
Leider hat sich die Geschichte für mich am Ende nicht so entwickelt wie gehofft: es wurde zu wenig über die Hintergründe von Brauners aktuellem Verhalten geschrieben, und so wirkte auch sein Bemühen, sich mehr zusammen zu reißen, eher willkürlich. Dabei war der Kampf gegen (innere) Dämonen ein durchaus interessantes rotes Band, dass sich gleich in mehrfacher Hinsicht durch die Geschichte zog. Das Verhältnis zu seiner Tochter war mir zu vage und zu wenig greifbar - irgendwie hatte ich immer den Eindruck, es schwebt etwas zwischn den beiden im Raum, das aber nie konkretisiert wurde. Die beiden lebten eher schon wie in einer WG als in einer Familie nebeneinander her, man erfuhr kaum etwas über die Tochter, sie war halt da - was sich später allerdings noch als nützlich für die Handlung erweisen sollte.
Bei der Auflösung des Falles hatte ich dann auch leider mehr als einmal den Eindruck, dass die Polizei nicht gründlich genug ermittelt - einige Szenen fand ich daher nicht ganz glaubwürdig, allerdings kamen sie dem Verlauf der Handlung später zugute, was möglicherweise der Grund war.
Je weiter das Ende nahte, desto mehr schienen sich Brauner und seine Kollegen zu verzetteln, und nur im Alleingang verzeichnete Brauner dann größere Ermittlungserfolge. Das 'Finale' fand ich leider zu wenig originell, einzig die Hintergründe der Taten und die zugrunde liegenden historischen Wurzeln waren ungemein interessant und durchaus auch ein wenig unheimlich. Letztlich wies mir die Handlung aber zu viele Ungereimtheiten auf, so dass die Ermittlungsarbeit mehr als einmal einen eher zufälligen als geplanten Eindruck vermittelte.
Fazit: ein gut lesbarer Krimi, der für mich allerdings nicht an seinen Vorgänger heran reicht. Trotzdem werde ich der Serie noch weiter treu bleiben, denn grundsätzlich passt die Mischung aus Thriller mir leichten Anklängen von Horror.

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Veröffentlicht am 19.05.2022

Hochspannung mit unerwarteten Wendungen

Kaltherz
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Nur ein kurzer Moment, und alles ist anders: Clara Lipmann lässt ihre kleine Tochter nur wenige Minuten allein im Auto, doch als sie wiederkommt ist Marie verschwunden. Es gibt keine Lösegeldforderung, ...

Nur ein kurzer Moment, und alles ist anders: Clara Lipmann lässt ihre kleine Tochter nur wenige Minuten allein im Auto, doch als sie wiederkommt ist Marie verschwunden. Es gibt keine Lösegeldforderung, und der Fall wird nicht aufgeklärt. Schnitt: Lansky, problembeladene Polizisistin die mit ihrer schroffen und rücksichtslosen Art überall aneckt, wird in die Vermisstenabteilung versetzt, die von Theo Rizzi, ihrem Freund aus Kindertagen geleitet wird. Zufällig wird sie auf den Fall Marie Lipmann aufmerksam und entdeckt schon bald einige Ungereimtheiten, die damals möglicherweise übersehen wurden.
Lansky beginnt zu ermitteln und bringt damit nicht nur sich selbst in Gefahr.
Von der ersten bis zur letzten Seite liefert das Buch temporeiche Hochspannung, während die Handlung immer wieder eine neue Richtung wählt wie ein Haken schlagender Hase. Und so fliegt man nur durch die Seiten, während Lansky ein ums andere Mal in einer Sackgasse landet, nur um die Fährte wie ein Bluthund gleich wieder aufzunehmen. Der Autor versteht es, die Leserschaft ein ums andere Mal in die Irre zu führen, und am Ende ist alles ganz anders. Leider wurde mir das ansonsten spannende Verwirrspiel am Ende tatsächlich etwas zu viel, und so fand ich die Auflösung eher enttäuschend, zu nah dran und etwas unglaubwürdig. Fazit: ein hochspannender Katz-und-Maus-Thriller, der nicht nur mit den Akteuren, sondern vor allem auch mit der Leserschaft spielt.

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Veröffentlicht am 11.05.2022

Eiskalt und blutig

Aus dem Eis
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Das vorliegende Buch liefert eine Mischung aus Creature Feature, Science- und Action-Thriller, die zwar nicht ganz die Richtung einschlug, die ich mir anfangs vorgestellt hatte, aber im Gesamtbild einen ...

Das vorliegende Buch liefert eine Mischung aus Creature Feature, Science- und Action-Thriller, die zwar nicht ganz die Richtung einschlug, die ich mir anfangs vorgestellt hatte, aber im Gesamtbild einen spannenden, teils blutigen Unterhaltungsroman liefert.
Nach dem eisigen Prolog und dem Fund unbekannter Bakterien konzentriert sich die Handlung sehr schnell auf die kleine Stadt Grizzly Creek, in kurz darauf von einer Mordserie heimgesucht wird. Zudem ist sich die Biologin Jenny, die zur Untersuchung der Bakterien nach Grizzly Creek gekommen ist, sicher dass sie von einer merkwürdigen Kreatur verfolgt wird. Und was hat ihr kanadischer Kollege zu verbergen, der immer in eigener Sache unterwegs ist?
Es wird vieles richtig gemacht: das Buch baut Spannung auf, bringt ein paar unerwartete Wendungen und ein stimmiges, überzeugendes Ende. Leider ist der Weg dahin ein wenig holprig. Zum einen gibt es einige Logikfehler, die irritierend, aber meinerseits zu verschmerzen waren. Zum anderen konnte ich gerade mit der Hauptperson Jenny zu wenig anfangen und fand ihre erstaunliche Entwicklung im Verlaufe des Romans nicht ganz glaubwürdig, so dass sie mir in weiten Teilen fremd blieb. Viel besser gefallen haben mir diverse Einwohner von Grizzly Creek, die mir trotz ihrer Fehler auf Anhieb sympathisch waren, aber leider immer nur als temporäre Nebendarsteller auftraten. Schade auch, dass sich die Handlung im Hauptteil zu sehr vom Horror des 'Unbekannten aus dem Eis' entfernt hat. Diese Szenen waren natürlich meine Lieblingsstellen im Buch, und auch die Legenden zur Herkunft fand ich besonders faszinierend. Leider konzentrierte sich die Handlung dann aber längere Zeit auf Intrigen, heimliche Operationen und einige äußerst blutige Morde in Grizzly Creek, die zwar nicht störten, aber zumindest für mich längst nicht so spannend waren wie Anfang und Ende des Buches. Immerhin bot das Ende einen echten Paukenschlag und das gleich in doppelter Hinsicht. Sowohl Jennys unfassbare Entdeckung als auch die letzten Sätze des Buches haben mich völlig aus den Socken gehauen und in weiten Teilen versöhnt zurückgelassen. Fazit: obwohl ich mir mehr puren Creature-Horror und weniger Thriller gewünscht hätte, war die Idee des Buches sehr interessant, gut durchdacht und spannend geschrieben, so dass 'Aus dem Eis' ein unterhaltsames Lesevergnügen bot.

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Eigen und anders

Die dunklen Geheimnisse von Heap House
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Rein optisch macht das Buch einen altbackenen Eindruck - es sieht nicht im üblichen Sinne ansprechend aus, aber gerade das hat mich neugierig gemacht. Und genauso trostlos und deprimierend wie die Müllhalde ...

Rein optisch macht das Buch einen altbackenen Eindruck - es sieht nicht im üblichen Sinne ansprechend aus, aber gerade das hat mich neugierig gemacht. Und genauso trostlos und deprimierend wie die Müllhalde und der Ausdruck des Jungen auf dem Cover ist größtenteils auch die Geschichte, die eine wunderhafte (ich sage bewusst nicht wunderbare) Welt erschafft. Hier leben die Iremongers, die ihren Wohlstand auf dem Müll - und dem Elend armer Leute - der Stadt London gegründet haben. In Heap House, dem riesigen Wohnsitz der unzähligen Familienmitglieder, herrschen seltsame Sitten und Gebräuche, die einem die Haare sträuben und die Nase kraus ziehen. Mittendrin Clod Iremonger, der äußerlich nicht viel hermacht, aber ein ganz besonderes Talent besitzt: er kann Dinge sprechen hören. Und damit beginnt nicht nur seine eigene traurige, und zugleich faszinierende Geschichte, die uns in die entlegensten Winkel von Heap House führt und dessen dunkle Geheimnisse aufdeckt Mit jedem Kapitel lernen wir andere Bewohner kennen, allen voran Lucy Pennant, die gerade erst als neues entferntes Mitglied der Iremonger-Familie entdeckt und unverzüglich nach Heap House gebracht wurde. Doch Lucy fügt sich nicht das ihr auferlegte Schicksal, sie ist aufmüpfig und neugierig und widersetzt sich den Regeln. Und damit stellt sie nicht nur das triste Dasein von Clod völlig auf den Kopf, sondern bringt auch die Grundfesten von Heap Hause gehörig und wortwörtlich ins Wanken. Eine äußerst sonderbare und überraschende Geschichte, die mich wie die Müllmassen um Heap House unerwartet und völlig überrollt hat.

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Vampirische Weihnacht

Der unheimliche Weihnachtszirkus
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Bei diesem Buch war ich hin- und hergerissen zwischen Begeisterung und Enttäuschung. Pluspunkte: die Geschichte ist wirklich originell (ja, auch wenn es um Vampire geht) mit vielen ungewöhnlichen Details ...

Bei diesem Buch war ich hin- und hergerissen zwischen Begeisterung und Enttäuschung. Pluspunkte: die Geschichte ist wirklich originell (ja, auch wenn es um Vampire geht) mit vielen ungewöhnlichen Details und einm starken Finale. Die jugendliche Zielgruppe des Buches kann sich vermutlich auch gut mit Maxi identifizieren, aus dessen Perspektive die Handlung erzählt wird. Überzeugend fand ich Maxis Beziehung zum Großvater, den er sehr liebt, der ihn aber auch ein ums andere Mal mit seiner kauzigen Art zur Verzweiflung treibt. Maxi schwankt, ob er seinem Opa die fantastische Geschichte wirklich glauben kann, die dieser auftischt, und ob Opa wirklich in allen Punkte ehrlich zu ihm ist, und das kommt wirklich sehr realistisch und nachvollziehbar rüber. Auch der Rest der Familie - die besorgte Mutter, die nervige kleine Schwester, sowieso natürlich der beste Freund Alex, der voll hinter Maxi steht, werden glaubhaft dargestellt. Eine Prise Humor rundet die Schauergeschichte ab und gerade auch der weihnachtliche Aspekt wird vor allem am Ende auf eher ungewohnte, aber eindringliche Art in Szene gesetzt.
Leider gibt es aber auch Minuspunkte, die das Lesen erschwert haben: zum einen fehlt mir eine ausreichende Fehlerkorrektur, und so wird der Lesefluss regelmässig durch unnötige Fehler unterbrochen. Beispiel: das Krippenspiel wird jedesmal als 'Grippen-Spiel' geschrieben, selbst als Kapitelüberschrift - so etwas sollte nicht passieren. Mehrmals geschah etwas 'bereits schon', wo einer der beiden Ausdrücke gereicht hätte, um den zeitlichen Faktor zu verdeutlichen. Am meisten hat mich aber die ausschweifende Nutzung von Kursivschrift in Dialogen gestört, die wichtige Worte hervorheben soll, aber in der rauen Menge einen eher gegenteiligen Effekt hat - man verliert vor lauter Kursivschrift den Überblick über das eigentlich Gesagte.
Und so schwanke ich immer noch zwischen quasi Durchgefallen für die fehlerbehaftete Umsetzung, die ich gerade in Kinder- und Jugendbüchern nicht gut finde, und einer fast Bestnote für die Story, die etwas ausgefeilter und ausführlicher hätte sein können, insgesamt aber zu überzeugen wusste. Da für mich der inhaltliche Faktor positiv überwiegt, rettet dieser das Buch mit Wohlwollen auf drei Sterne.

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