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Veröffentlicht am 09.03.2020

Bewegend

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass
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Eine beeindruckende Geschichte über Rassismus, Familie und Selbstfindung.
Jessup geht zur Highschool, hat gute Noten und ist einer der besten Footballspieler seines Teams - der typisch amerikanische Junge ...

Eine beeindruckende Geschichte über Rassismus, Familie und Selbstfindung.
Jessup geht zur Highschool, hat gute Noten und ist einer der besten Footballspieler seines Teams - der typisch amerikanische Junge von nebenan, möchte man meinen. Allerdings lebt Jessup mit seiner Familie nicht in einem schicken Vorstadthaus mit Garten, sondern in einem Wohnwagen, denn die Familie ist arm. Sein Bruder sitzt wegen Mordes im Gefängnis, sein Vater wurde gerade erst daraus entlassen. Die Familie ist Mitglied der 'heiligen Kirche des weißen Amerika', und der Name sagt wohl schon alles: eine Mischung aus christlichem Glauben und Rassismus, der unter dem Tarnmantel des Stolzes auf die eigene Rasse und dem Unmut, diesen nicht laut aussprechen zu dürfen, daherkommt.
Inzwischen geht Jessup nicht mehr zur Kirche, er hat sogar eine farbige Freundin. Aber das traut er sich nicht offen zuzugeben, aus Angst seine Familie zu enttäuschen. Er ist gefangen zwischen den Werten, mit denen er aufgewachsen ist und die er nicht ohne weiteres ablegen kann, und seinen Zweifeln und den eigenen Erfahrungen, die ihm etwas anderes vermitteln.
Doch dann gipfelt eine Kette unglücklicher Ereignisse in einem schrecklichen Unfall, und aus Angst, aufgrund seiner Herkunft verurteilt zu werden, begeht Jessup einen großen Fehler und vertuscht die Sache. Dies bringt jedoch einen Ball ins Rollen, der unaufhaltsam auf eine Katastrophe zusteuert. Jessup muss sich letztlich entscheiden, auf welcher Seite er steht...
Beeindruckend fand ich, wie der Autor die Geschichte aus Jessups Sicht schildert und dabei mehr als einmal den Eindruck vermittelt, dass Jessup gar keine Chance haben kann, da er von vornherein als weißer Rassist abgestempelt und für schuldig befunden wird. Dies gibt den Wortführern der Kirchenbewegung natürlich erst recht Futter, die eine Benachteiligung der weißen Rasse in der heutigen Zeit sieht und gar einen umgekehrten Rassismus anprangert.
Ein ums andere Mal werden die innere Zerrissenheit und Unsicherheit von Jessup deutlich gemacht, und wie schwierig es ist sich von seiner Familie und dem gewohnten Umfeld zu lösen, dieses zu hinterfragen, zu kritisieren und seinen eigenen Platz im Leben zu finden. An einer Stelle fordrt Jessups Freundin ihn auf, sich endlich zu entscheiden, was eine ganz einfache Sache sei. Obwohl ich ihr beipflichten muss, kann ich verstehen warum es für Jessup aber nicht einfach ist, denn eine offene Entscheidung kann den Verlust seiner Familie und von allem was ihm wichtig ist bedeuten.

Ein Buch das zum Nachdenken anregt und das man so schnell nicht vergisst.

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Veröffentlicht am 05.03.2020

Lässt einen nicht mehr los

Die Unwerten
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Mit 'Die Unwerten' geht der Autor eine gewagte Kombination ein, denn als Kulisse für seinen Thriller dient die Zeit des Nationalsozialismus und die 'Aktion T4', unter deren Deckmantel die systematische ...

Mit 'Die Unwerten' geht der Autor eine gewagte Kombination ein, denn als Kulisse für seinen Thriller dient die Zeit des Nationalsozialismus und die 'Aktion T4', unter deren Deckmantel die systematische 'Vernichtung unwerten Lebens' betrieben wurde.

Hannah Bloch ist Halbjüdin, doch in den Fokus des Systems gerät sie, als sie in ihrer Klasse einen epileptischen Anfall erleidet - ein Grund sie auf die Liste der Aktion T4 zu setzen. Wie durch ein Wunder und mit Hilfe vieler vertrauter, aber auch neuer und unerwarteter Verbündeter schafft Hannah es jedoch mehr als einmal, ihrem Schicksal zu entfliehen und am Leben zu bleiben. Was Hannah auf ihrem Weg erlebt, ist sowohl ein unglaublich spannender Thriller als auch ein sehr erschütternder historischer Roman. Uneingeschränkte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 03.03.2020

Großartige Fabulierkunst

Die Dunkelheit der Drachen
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Die Erwähnung des Rattenfängers von Hameln, auf dessen Geschichte 'Die Dunkelheit der Drachen' lose aufbaut, hat mich letztendlich überzeugt das Buch zu lesen. Der Autor verwebt historische und fantastische ...

Die Erwähnung des Rattenfängers von Hameln, auf dessen Geschichte 'Die Dunkelheit der Drachen' lose aufbaut, hat mich letztendlich überzeugt das Buch zu lesen. Der Autor verwebt historische und fantastische Elemente gekonnt zu einer Bühne für ein spannendes Abenteuer voller magischer Momente. In vergleichbarer Manier ist mir solch großartige Fabulierkunst bisher nur von Kai Meyer untergekommen.

Hier gibt es eine Pfeifergilde, und mit ihren kraftvollen Liedern helfen die Pfeifer den Menschen und sorgen für Sicherheit. Doch dann entführt der Rattenfänger von Hameln nicht nur die vielen Kinder, sondern auch jede Menge Drachenkinder, was den fragilen Frieden zwischen Menschen und Drachen endgültig beendet. Die Helden des Buches sind der abtrünnige Pfeiferlehrling Flick Klarwasser, die in eine Ratte verzauberte Rena und der Drachengreif Barver. Gemeinsam wollen sie ihr jeweiliges Schicksal verändern und enthüllen dabei eine gewaltige Intrige, die die ganze Welt bedroht.

Abgesehen von der sagenhaften Action in diesem Buch beeindruckt der unbezwingbare Kampfgeist der drei ungleichen Freunde und ihre bedingungslose Loyalität. Egal wie ausweglos die Situation auch scheinen mag, sie halten zusammen und geben nicht auf.

Das Ende lässt viele lose Fäden hängen und macht eine Fortsetzung daher unabdingbar - ich hoffe der Autor lässt uns nicht zu lange darauf warten.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Nett

Der Wald der außergewöhnlichen Tiere
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Als ein paar Zootiere aus einem Zug ausbrechen und sich ein neues Zuhause suchen, müssen sie sich mit den Waldtieren arrangieren. Beide Gruppen begegnen sich anfangs mit Ablehnung, aber dramatische Ereignisse ...

Als ein paar Zootiere aus einem Zug ausbrechen und sich ein neues Zuhause suchen, müssen sie sich mit den Waldtieren arrangieren. Beide Gruppen begegnen sich anfangs mit Ablehnung, aber dramatische Ereignisse bringen alle schließlich doch zusammen.

1-Wort-Fazit: nett. Normalerweise benutze ich dieses alles-und-nichts-sagende Wort nicht so gerne, aber diesmal lag es mir sofort auf der Zunge, als ich überlegt habe wie ich das Buch beschreiben soll. Obwohl die Tiere durchweg Charakter hatten und gut gezeichnet waren, blieb mir die Geschichte zu beliebig und vorhersehbar. Für Selber-Leser, auf die das Buch abzielt, war es mir allerdings zu kindlich, zum Vorlesen fürs Kindergartenalter aber fast ein bisschen lang.

Gut gefallen hat mir, dass die Geschichte nur unter Tieren gespielt hat, die allerdings durchaus menschliche, und nicht nur positive Eigenschaften an den Tag legten. So eignet sich das Buch, um über das Gelesene zu sprechen und das eigene Verhalten anderen gegenüber zu reflektieren. Gerne hätte ich das Buch früher vorgelesen, da hätte es einfach besser gepasst. Daher würde ich das empfohlene Alter durchaus etwas heruntersetzen.

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Keine leichte, aber sehr lohnenswerte Krimikost

Darktown (Darktown 1)
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1948 wird in Atlanta die erste farbige Polizeieinheit gegründet, die in 'Darktown', dem Viertel der farbigen Einwohner, für Ruhe und Ordnung sorgen soll. Doch die Polizisten haben längst nicht dieselben ...

1948 wird in Atlanta die erste farbige Polizeieinheit gegründet, die in 'Darktown', dem Viertel der farbigen Einwohner, für Ruhe und Ordnung sorgen soll. Doch die Polizisten haben längst nicht dieselben Rechte wie ihre weißen Kollegen, sie dürfen nicht ins Hauptquartier, keine weißen Verdächtigen festnehmen, keinen Streifenwagen fahren. Zudem begegnen ihnen ihre farbigen Mitbürger mit Misstrauen und Ablehnung, so dass die Truppe zwischen allen Stühlen sitzt.
Als eine Frau ermordet aufgefunden wird, die kurz davor noch im Wagen eines weißen Mannes gesehen wurde, beginnen Lucius Boggs und Tommy Smith mit den Ermittlungen. Dabei stoßen sie auf Widerstand, vor allem aus den Reihen der Polizei, die den Fall so schnell wie möglich abhaken will. Doch die beiden geben nicht auf, ermitteln im Geheimen weiter, und bekommen unerwartete Hilfe.

Neben der kriminalistischen Handlung liefert das Buch einen beeindruckenden, bedrückenden Einblick in eins der dunkelsten Kapitel amerikanischer Geschichte, in dem der Hass regiert und Menschen in ständiger Angst leben müssen, weil sie der Willkür der anderen ausgesetzt sind. Das Buch ist ungemein spannend, gleichzeitig sehr schockierend und vor allem deprimierend. Keine leichte Krimikost, aber sehr lohnenswert.

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